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Tote Kaimane am Strand Ihrer Majestät

[i]Warum haben 80%
aller Hedgefonds ihren Sitz auf den Kaimaninseln? Welches politische Ziel
steckt hinter den weltweiten Aktivitäten der „Heuschreckenfonds“? Ein
Hintergrundbericht.[/i]

Bei dem weltweiten Vorstoß zur Zerstörung souveräner
Nationen spielen die karibischen Inseln schon seit langem eine wichtige Rolle,
vor allem bei der Bedrohung der Vereinigten Staaten durch das britische Empire.
Vor einigen Jahrzehnten richteten die Briten Finanzzentren auf einsamen Karibikinseln
ein, um die explosionsartige Zunahme des Handels mit Rauschgift aus Südamerika
zu ermöglichen, dann benutzten sie die Erträge aus diesem Geschäft, um das
Finanzsystem der Vereinigten Staaten zu übernehmen. Das Endergebnis dieser
kulturellen, politischen und finanziellen Kriegsführung ist die größte
Finanzblase der Weltgeschichte: ein riesiges Spielkasino, das jetzt am Ende ist.

Das wichtigste dieser karibischen Steuerparadiese sind die
Cayman Islands (Kaimaninseln), eine britische überseeische Besitzung, die von
einem durch Königin Elisabeth II. ernannten Gouverneur verwaltet wird. Mit
einer Bevölkerung von nicht einmal 50.000 und einer winzigen Landfläche sind
die Caymans kaum mehr als eine Briefkastenadresse und Steueroase. Jedes Geld
ist hier willkommen, woher, danach wird nicht lange gefragt. Hier sind
haufenweise internationale Banken, Versicherungsgesellschaften und sonstige
Unternehmen angemeldet - vor allem aber etwa 80% sämtlicher Hedgefonds der
Welt. Auch wenn sie ihre Arbeit von Finanzplätzen wie New York oder Connecticut
aus tun, haben viele der größten Hedgefonds ihren Sitz nominell auf den
Kaimaninseln, weil sie die von den Briten geflissentlich gelieferten Vorteile
wie Steuervergünstigungen, laxe Regulierungen und Verschwiegenheit nutzen wollen.

Dieses System hat den langen wirtschaftlichen Selbstmord der
Vereinigten Staaten in den letzten Jahrzehnten nach Kräften gefördert, indem es
Deindustrialisierung, Deregulierung und Globalisierung vorangetrieben hat.
Allerdings trägt dieser „Erfolg“ auch den Keim der eigenen Zerstörung in sich.
Heute, wo das Weltfinanzsystem in Flammen aufgeht, sterben die Raubtiere der
Cayman Islands mit ihm.

Die Rauschgift AG

Der weltweite Rauschgifthandel würde ziemlich schnell an
seinen eigenen Bargeldmengen ersticken, wäre nicht ein beträchtlicher Teil des
Finanzsystems mit der Wäsche dieser Gelder befaßt. Deshalb wurden die
„Offshore-Geldzentren“ in der Karibik geschaffen, um den südamerikanischen
Drogenhandel zu fördern, und sie wuchsen mit ihm.

Die Einzelheiten, wie die Briten das Drogengeschäft in der
Karibik aufbauten und Kanada dabei als Basis benutzten, sind dokumentiert in
dem sehr erfolgreichen Buch von [i]EIR [/i]über die „Rauschgift AG“, [i]Dope
Inc[/i]. (Eine deutsche Ausgabe erschien unter dem Titel [i]Der gerechte Krieg -
Das Rauschgiftkartell besiegen.[/i]) Es beschreibt die Ansiedlung der von
England gesteuerten kanadischen Banken in der Karibik ebenso wie den Apparat
des organisierten Verbrechens, der aus der britischen Vorherrschaft im
Alkoholgeschäft während der Prohibitionszeit entstand.

Was man in den Vereinigten Staaten als organisiertes
Verbrechen kennt, ist großenteils ein Produkt der Prohibitionsgesetze der 20er
Jahre, als sich kriminelle Banden für den Schmuggel und Verkauf von Alkohol
bildeten. Der größte Lieferant war die Bronfman-Gang in Kanada, hinter der
britische Nachrichtendienstkreise standen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die
führende Figur des organisierten Verbrechens Meyer Lansky, der die Umwandlung
krimineller Kreise in eher „geschäftsmäßige“ Strukturen beaufsichtigte. Der
Aufstieg von Las Vegas und später Atlantic City als große Glücksspiel- und
Geldwäschezentren war zu weiten Teilen sein Werk. Hinter Lansky stand die
britische Special Operations Executive, die von Sir William Stephenson geleitet wurde.

Spätestens um 1960 begann Lansky mit der Umsetzung seiner
Pläne für ein „Hongkong West“ in der Karibik. Mit Unterstützung durch britische
Finanzkreise übernahm er die Mary Carter Paint Company und verwandelte sie in
den Vergnügungskonzern Resorts International. Auf den Bahamas - auch britisches
Territorium - baute er ein Kasino und benutzte dann eine Reihe von Skandalen,
um eine Vormachtstellung auf der Insel zu erlangen. In diese
Lansky-Machenschaften eingespannt waren die Banque de Credit Internationale von
Tibor Rosenbaum, die britische Killeroperation Permindex und die Reste von
Bernie Cornfelds Geldwäschegesellschaft Investors Overseas Service.

Als Deckmantel für den Lansky-Apparat wurde eine
Gesellschaft namens International Intelligence oder Intertel gegründet. Die
Vorstandsliste von Intertel hörte sich „wie eine Namensliste von britischem
Nachrichtendienst, Mafia und Mossad“ an, um [i]Dope Inc. [/i]zu zitieren; auch
einige hochrangige ehemalige Mitglieder der US-Dienste gehörten dazu. Intertel
war auch beteiligt, als Howard Hughes mehrere Kasinos in Las Vegas kaufte, was
ebenfalls Teil der Umwandlung der alten Mafia-Aktivitäten in „normalere“
Unternehmensstrukturen war.

Kronkolonien

Die Kaimans wurden im Vertrag von Madrid 1670 von Spanien an
England abgetreten und bis 1962 zusammen mit dem benachbarten Jamaika als eine
einzige Kolonie regiert. Dann wurde Jamaika Mitglied des britischen
Commonwealth und die Cayman Islands zu einem britischen Übersee-Territorium.

1993 wurde entschieden, die Kaimans im Rahmen der
Umstrukturierung des Weltfinanzsystems in ein bedeutendes
Offshore-Finanzzentrum zu verwandeln. Ein Gesetz über Anlagenfonds (Mutual Fund
Law) wurde verabschiedet, das die Gründung und/oder Anmeldung von Hedgefonds
und anderen Spekulationsfonds auf den Inseln sehr vereinfachte. Es wurde für
wesentliche Vorteile für Spekulanten gesorgt: geringe Anmeldegebühren, keine
Steuern, minimale Berichtspflichten und strenge Verschwiegenheit.

Das Ergebnis war vorhersehbar. Ende 2006 waren die Cayman
Islands der nominelle Sitz von mehr als 8000 Hedgefonds und ihre Banken hatten
1400 Mrd. Dollar an Einlagen. Damit sind die Inseln hinsichtlich des
Bankenwesens das viergrößte „Land“ der Welt, nach den USA, Japan und
Großbritannien. Sie wurden auch ein wichtiges Zentrum für Versicherungen, mit
etwa 30 Bio. Dollar Versicherungsvermögen der spekulativeren Art.

Die Aufsicht über das Finanzsystem der Caymans hat eine
Gruppe von Funktionären des Empire. Der königliche Gouverneur, Stuart Duncan
Jack, wurde von der Königin zum Ritter geschlagen (Commander des Royal
Victorian Order). Die Währungsbehörde der Inseln leitet Timothy Ridley, der als
Dank für seine Beiträge zum Aufbau der Hedgefonds und ihrer Infrastruktur in
den 90er Jahren ebenfalls zum Ritter (des Order of the British Empire)
geschlagen wurde. Das mit ihr verbundene „Zentrum für Wirtschaftswachstum“
(Center for Economic Growth) leitet Richard Rahn, ein Mitglied der extrem
freihändlerischen Mont-Pèlerin-Gesellschaft.

Der Aufstieg der Caymans und anderer Steueroasen wie z.B.
der Britischen Virgin Islands und der Bermudas ist auch mit der Idee des
„Weltkonzerns“ verbunden, die der frühere Lehman-Brothers-Bankier George Ball
formulierte. Ball stellte dieses Projekt des „Weltunternehmens“ auf der
Jahrestagung 1968 der Bilderberger-Gruppe vor, wo er eine führende Stellung
hatte. Die Idee war, anstelle der „veralteten“ Nationalstaaten die Welt über
Großkonzerne zu regieren. Dies war ausdrücklich mit einer malthusianischen
Politik verbunden. Das Zusammentreffen von „Überbevölkerung“ und
„Ressourcenknappheit“ auf der Welt erfordere ein effektiveres Management, als
es Nationen mit ihren politischen Abhängigkeiten leisten könnten, hieß es.

Hauptangriffsziel des Projekts „Weltunternehmen“ waren die
Vereinigten Staaten, deren unverwüstliches politisches System alle britischen
Vorstöße, die ehemalige Kolonie wiederzuerlangen, vereitelt hatte. Zu der Zeit,
als Ball seine Rede hielt, gründeten seine Lehman Brothers und das eng damit
verbundene Bankhaus Lazard Frères schon große Holdinggesellschaften bzw.
Konzerne, die ein Modell für das waren, was kam. Anfang der 70er Jahre leitete
der Bankier Felix Rohatyn von Lazard Frères eine Krisengruppe der New Yorker
Börse, die mehrere in Schieflage geratene Brokerfirmen umstrukturieren sollte.
Lazard und Rohatyn wurden die größten Spezialisten der Wall Street für
„Fusionen und Übernahmen“ von Unternehmen, was eine beschönigende Umschreibung
für den Aufbau von Kartellen ist. Gleichzeitig begann damals der Prozeß, den
John Perkins in seinem Buch [i]Geständnisse eines Economic Hit Man[/i]
beschreibt: Man trieb die Entwicklungsländer in Abhängigkeit von Schulden, um
ihre Politik steuern und ihre wirtschaftliche Entwicklung eindämmen zu können.

Die Zerstörung des US-Bankensystems

Die Institutionen der USA leisteten dieser Politik Vorschub.
Präsident Nixon beendete 1971 das System fester Wechselkurse, was den
Spekulanten Tür und Tor öffnete. Der entscheidende Mann war dabei George
Shultz, der dazu den Bankier und Manager Pete Peterson zum Leiter einer
Arbeitsgruppe machte, die für Nixon eine „Begründung“ für diesen Schritt
ausarbeitete. George Ball sorgte dann dafür, daß Peterson - dessen Vermögen auf
einem von Felix Rohatyn verwalteten Treuhänderkonto lag, während er in
Washington tätig war - Vorsitzender von Lehmann Brothers wurde. Später gründete
Peterson dann die Blackstone-Gruppe, eine der größten Private Equity Firmen und
heute ein sehr einflußreicher Anteilseigner an der Deutschen Telekom. Als
Blackstone vor kurzem an die Börse ging, trat Lord Jacob Rothschild in den
Aufsichtsrat ein.

Die Federal Reserve unter Paul Volcker vergrößerte den
Schaden noch, als sie 1979-80 die Zinsen in ungeheure Höhen schraubte. Damit
wurde es für gewöhnliche Unternehmen äußerst schwierig, zu expandieren, und der
Vorteil lag bei den Spekulanten. Der Kongreß tat das seinige dazu, indem er die
Steuergesetze zugunsten der Spekulation änderte und die Banken, insbesondere
die Sparkassen, deregulierte.

Das Ergebnis war absehbar: Die finanziellen Raubritter und
Heuschrecken gewannen mehr und mehr die Überhand und übernahmen zahlreiche
Unternehmen. Um diesem Schicksal zu entgehen, liefen viele andere Firmen
schutzsuchend den Investmentbanken in die Arme, die nur darauf warteten. Eine
sehr beliebte Methode, sich zu „schützen“, die ihnen diese Banken empfahlen,
bestand darin, sich dermaßen zu verschulden, daß niemand mehr die Firma kaufen
wollte. Als 1987 in New York die Börse krachte, waren die amerikanischen
Sparkassen nur noch ein Scherbenhaufen, das texanische Bankenwesen befand sich
in Auflösung, und das nationale Bankensystem war bankrott.

Ende 1989 begann die Federal Reserve (Fed) unter Alan
Greenspan systematisch die Zinsen zu senken, um dem Bankensystem Luft zu
verschaffen, Ende 1990 übernahm die Fed auch heimlich die Leitung von Citicorp,
der damals größten Bank in Amerika. 1991 vermittelte die Fed mehrere
Großfusionen, an denen sechs der zwölf größten Banken beteiligt waren, und sie
schloß die Bank of New England - das war der erste große Zusammenbruch einer
größeren Derivat-Bank. (Man brauchte ein Jahr, um die für Derivate kleine Summe
von 36 Mrd. $ abzuwickeln.) Unter Präsident George Bush senior wies das
Finanzministerium die staatlichen Bankaufseher an, faule Kredite zu ignorieren,
obwohl man nach dem Sparkassendesaster versprochen hatte, strengere Maßstäbe anzulegen.

Die Lage verschlechterte sich im September 1992, als
britische und US-Banken über George Soros’ Quantum Fund einen Devisenkrieg
gegen das Europäische Währungssystem (EWS) führten und dabei der von der Fed
geleiteten Citicorp und anderen bankrotten Banken Milliarden stahlen. So wurde
Soros fälschlich bekannt als „der Mann, der das britische Pfund kaputtgemacht
hat“; auch Joe Lewis, der kürzlich Bear Stearns aus der Patsche geholfen hat,
wurde für seine Profite aus diesen Machenschaften berühmt.

Mit dem Angriff gegen das EWS war die Ära der Hedgefonds
geboren, die großen Fonds wurden zum Rammbock gegen finanzielle und politische
Widerstände gegen imperiale Politik. Um diese Methoden zu erleichtern und auszuweiten,
machte man die Cayman-Inseln Ihrer Majestät zur Basis der Hedgefonds, von der
aus man weitere Vorstöße gegen Nationalstaaten unternehmen konnte.

Dieses System löst sich nun in Luft auf, und die einzige
Lösung besteht darin, den Kurs völlig umzukehren, Deregulierung und
Globalisierung rückgängig zu machen und zu den Prinzipien des souveränen
Nationalstaats zurückzukehren.

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