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Auch in Frankreich: Fin de siecle für den Euro

Auch in Frankreich läßt sich die öffentliche Debatte über das Ende des Euro, das unaufhaltsam näherrückt, nicht länger unterdrücken. Bisher vermied die offizielle französische Presse das Thema wie der Teufel das Weihwasser überhaupt. Am letzten Freitag sah sich  Präsident Sarkozy beim EU-Gipfeltreffen aber bereits genötigt, auf die anwachsende anti-Euro-Stimmung in der Bevölkerung zu reagieren, indem er es "unverantwortlich und unvorstellbar nannte", die Währungsunion zu verlassen.

Heute findet sich auf der Titelseite von [i]Le Figaro [/i]nun die bezeichnende Überschrift: "Was es Frankreich kosten würde, den Euro zu verlassen." In dem Artikel heißt es, bisher behaupteten die Banque de France und das französische Finanzministerium, es gebe keinen "Plan B" für den Ausstieg. Dann geht es um einen ausführlichen Bericht von Marc Cliffe/ Forschungsabteilung der ING Bank, in dem das undenkbare in Zahlen" dargestellt werden soll."  Darin werden die Folgen eines griechischen Austritts und dem völligen Auseinanderbrechen der Eurozone gegenübergestellt und für den letzten Fall ein Horrorszenario entwickelt.

Im wesentlichen behauptet das ING-Team, ein Auseinanderfallen der Eurozone würde die Lehman-Pleite in den Schatten stellen. Frankreich müsse, so Cliffe, beim Verlassen des Eurozone mit einem 10% Verfall seines Bruttosozialproduktes rechnen.  Deutschland und andere Schlüsselländer würden von einem deflationären Schock betroffen werden, während die neuen Währungen von Ländern wie Spanien und Portugal um 50% oder mehr im Wert kollabieren würden,  etc.

Parallel zur ING äußerte sich übrigens auch der Chefökonom der Commerzbank, Jörg Krämer in einem Interview für [i]DiePresse.com[/i]. Beide Herren gehören wohl nicht zufällig zu Banken der britisch-dominierten Inter-Alpha-Gruppe. Auch Krämer warnte vor den "hohen Kosten" einer Auflösung der Währungsunion und beschwor die "Schicksalsgemeinschaft des Euro". Man sei geradezu dazu "verdammt", zusammenzubleiben.

Nun, für die Banken der Inter-Alpha-Gruppe und die Rettung ihrer monetaristisch-imperialen Interessen mag das Wort von der "Schicksalsgemeinschaft" ja durchaus zutreffen.  Aber das heißt nicht automatisch, daß es eine solche zwischen Banken und Nationen geben muß, so daß z.B. das Schicksal Spaniens untrennbar mit dem Überleben der Banco Santander oder das Englands und Irlands an die Royal Bank of Scotland geknüpft wäre! Private Banken können und sollten pleite gehen, wenn sie sich verspekuliert haben, und nicht vom Steuerzahler belohnt werden  - Nationen aber können und müssen mit einer richtigen Wirtschaftspolitik, wie dem Trennbankensystem und einem neuen Kreditsystem souveräner Nationen gerettet werden. Und nur die Banken, die sich für die Zukunft einer soliden Politik im Interesse des Gemeinwohls verpflichten, werden dann staatlicherseits geschützt.

Einen Versuch, die Debatte über die Rückkehr zum Franc im Rahmen einer solchen Wirtschaftspolitik so lange wie möglich zu diskreditieren, stellt offenbar die Vorstellung des 12-Punkte-Plan zum Ausstieg aus dem Euro durch die LePen -Partei an diesem Wochenende dar. Er spiegelt, abgesehen von einigen nützlichen technischen Einzelheiten, die Version eines extremen Nationalmonetarismus wieder, die mit keinem Wort auf die gigantischen Schuldenberge eingeht, die abgeschrieben werden müssen. Schon gar nichts wird zur Wiederbelebung der physischen Wirtschaft gesagt. Stattdessen heißt es, nach einer ersten Aufwertungsphase des neuen Franc müsse es dann gezielte Abwertungen geben, um die Konkurrenzfähigkeit zu stärken. (Das aber würde u.a. zur massiven Senkung des Lebensstandards und einer weiteren Zerrüttung der Industrie führen, da sich dann alle Einfuhren verteuerten, d.R.). Man geht davon aus, daß dieser Plan von Marine LePen, die sich damit für die Präsidentschaft empfehlen will, in Wahrheit von bestimmten führenden Kreisen des französischen Finanzestablishments verfaßt wurde.  

In jedem Fall steht fest: auch in Frankreich ist der Geist aus der Flasche. Und in einem Land, in dem man weiß, daß nicht nur exzellenter Käse, Wein oder Cognac sorgfältiger Pflege bedürfen, dürfte die Rückkehr zu einer soliden Wirtschaftspolitik im Sinne Colberts oder DeGaulles eigentlich machbar sein. Den richtigen Repräsentanten dafür gibt es jedenfalls: Jacques Cheminade, Präsidentschaftskandidat der französischen Solidarite et Progres, der in den letzten Wochen immer stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt ist.  Cheminade fordert seit langem das Ende des Euro- und Maastricht-Systems, tritt ein für die Rückkehr zu den Prinzipien der DeGaullschen, dirigistischen Politik der Förderung der Realwirtschaft und für ein Europa der Vaterländer im Rahmen eines weltweiten Kreditsystem souveräner Staaten. Eine besondere Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit mit Deutschland, dessen Zukunft sich auch in diesen Wochen, ebenso wie die der anderen europäischen Staaten, entscheidet.

[i]Siehe auch: http://www.solidariteetprogres.org/[/i]

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