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Mehr Warnungen vor dem Crash im transatlantischen System

Für die Banken und Börsen in Europa, den USA und Japan war die zweite Februarwoche die bisher schlechteste in diesem Jahr. Der Zusammenbruch beschleunigt sich, obwohl die Zentralbanken verzweifelt versuchen, ihn unter Kontrolle zu bringen. Abwiegelnde Erklärungen, Liquiditätspumpen, Negativzinsen - keines der üblichen Mittel wirkt, der Berg wertloser Schulden wächst immer weiter.

Für unsere Leser ist das keine Überraschung, da wir diese Entwicklung vorausgesagt haben, doch nun fällt plötzlich auch einigen „Experten“ die Gefahr auf, so als hätten sie die ganzen letzten Jahre, als die Blase immer verzweifelter gestützt wurde, geschlafen. Besonders die jüngsten Warnungen aus London stechen hervor:

Der stellv. Chefredakteur des [i]Daily Telegraph[/i], Allister Heath, schrieb am 11. Februar: „Die Welt kann sich nicht noch einen Finanzkrach leisten - es könnte den Kapitalismus, so wie wir ihn kennen, zerstören.“ Und „keine entwickelte Nation könnte heute eine weitere umfassende Bankenkrise und eine ans Eingemachte gehende Rezession mehr stemmen“. Eine neue Bankenrettung mit Steuergeldern würde solche Wutausbrüche der Bevölkerung auslösen, daß das Überleben der freien Markwirtschaft bedroht wäre; es gäbe „einen Krieg gegen die City“.

Der Wirtschaftsredakteur des [i]Guardian[/i], Larry Elliott, schrieb zum freien Fall der Bankaktien in den letzten Wochen, das Vertrauen in die Fähigkeit der Zentralbanken, den Kollaps des Bankensektors aufzuhalten, schwinde dahin. Er zitiert dazu den Chefökonom der [i]Saxo Bank[/i], Steen Jakobsen: „Diese Woche geht vielleicht in die Geschichte des Finanzsystems ein als die Woche, in der die Steuerungsfähigkeit der Zentralbanken gestorben ist - die 2016er Version des Falls der Berliner Mauer.“

In einem weiteren durchsichtigen Versuch, die Märkte zu beruhigen, veröffentlichten die Notenbankchefs von Deutschland und Frankreich, Jens Weidmann und François Villeroy de Galhau, am 8. Februar einen Aufruf zur „Schaffung eines gemeinsamen Finanzministeriums für den Euro-Raum“, denn eine „stärkere Integration scheint der naheliegende Weg zu sein, um das Vertrauen in den Euro-Raum wiederherzustellen“. Die Euro-Länder müßten dazu „natürlich in erheblichem Maße Souveränität und Befugnisse auf die europäische Ebene übertragen“. Faktisch wäre es eine weitere Festigung der Bankendiktatur und der monetaristischen Politik, die ja erst zu dieser Krise geführt hat.

[h2]Sturz der Bankaktien: eine Systemkrise[/h2]

Gestern waren es die italienischen Banken, heute sind es die [i]Deutsche Bank[/i] und [i]Credit Suisse[/i], morgen ist es [i]Société Générale[/i] und übermorgen sind es die großen US-Banken: Der unaufhaltsame Kurssturz der Bankaktien um 30-40 Prozent seit Januar beweist, daß es keine isolierten Erklärungen gibt, sondern daß es sich um eine Systemkrise handelt, die ähnlich, aber schlimmer ist als die von 2007-08.

Wie wir berichteten, ist der Auslöser diesmal das Platzen der Öl- und Rohstoffblase, nachdem es damals die minderwertigen Hypotheken in den USA gewesen waren. Die meisten Banken, deren Aktien ausverkauft werden, sitzen auf faulen Krediten im Öl- und Rohstoffsektor. Mit Sicherheit gilt dies für die drei oben genannten Megabanken, die sich alle auf astronomisch hohe Kreditfinanzierung und Derivatwetten eingelassen haben.

So stand die Aktie der [i]Deutschen Bank[/i] nach einem Einbruch um über 40 Prozent seit Jahresbeginn am 11. Februar bei 14 Euro, was einem Gesamtkapitalwert von knapp 20 Mrd. Euro entspricht. Gegenüber der Bilanzsumme von 1,7 Billionen Euro ergibt das eine Verschuldungsquote (Leverage Ratio) von etwas über einem Prozent. Und der Nominalwert der Derivatwetten der Bank beträgt mehr als 54 Billionen Euro.

Die Aktie von [i]Credit Suisse[/i] ist um 43 Prozent eingebrochen. Beim aktuellen Kurs beträgt das Kapital der Bank 21,7 Mrd. Euro, bei einer Bilanzsumme von 836 Mrd., was einer Verschuldungsquote von etwas mehr als 2,5 Prozent entspricht. Noch wichtiger sind die Derivatwetten im Umfang von nominell 45 Billionen. Das heißt, wenn nur ein Tausendstel davon verlorengeht, ist das gesamte Aktienkapital aufgezehrt.

Beide Banken spekulieren im großen Stil mit hochriskanten Energieaktien und -anleihen, und gleiches gilt für die französische [i]Société Générale[/i], deren Aktie letzte Woche an einem einzigen Tag um 14 Prozent einbrach - seit Jahresbeginn sind es 36 Prozent. Die [i]Deutsche Bank[/i] gibt keine genauen Zahlen heraus, aber [i]Société Générale[/i] hat in dem Sektor cirka 24 Mrd. investiert, bei [i]Credit Suisse[/i] sind es etwa 8,3 Milliarden.

Auf der anderen Atlantikseite berichtet die Marktanalysefirma [i]Markit[/i], daß 26 Prozent aller „hochverzinslichen“ Anleihen als „notleidend“ (distressed) eingestuft sind. Das sind 26 Prozent von etwa 2 Billionen, also um die 500 Mrd. Dollar an notleidenden Krediten - zusätzlich zu weiteren 11 Prozent an „faulen Krediten“ (bad loans) im Umfang von 225 Mrd. Dollar. Noch vor einem Jahr lag der Anteil der „notleidenden“ Kredite bei nur 7 Prozent.

Die Verzweiflung der Märkte und der politisch Verantwortlichen ist berechtigt. Wir haben es oft erklärt: Im Rahmen der gegenwärtigen Kasinowirtschaft gibt es keine Lösung, das Kasino muß geschlossen werden. Die Lösung muß ähnlich aussehen wie die, die US-Präsident Franklin D. Roosevelt 1933 erfolgreich umsetzte: sofortige Einführung des Glass-Steagall-Trennbankensystems, Abschreibung toxischer Schulden, Einrichtung einer Pecora-Kommission zur Untersuchung der kriminellen Machenschaften der Banker sowie Schaffung eines neuen Kreditsystems zur Finanzierung von Investitionen in die Realwirtschaft.

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