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Erdbeben in Italien: Prävention fiel europäischer Sparwut zum Opfer

Das Erdbeben am 24. August in den zentralitalienischen Provinzen Rieti und Ascoli Piceno, das mindestens 290 Todesopfer forderte und 2500 Menschen obdachlos machte, ist eine Tragödie, aber es ist auch eine scharfe Anklage gegen die Haushaltspolitik der EU. Wenn man die nötigen Investitionen vorgenommen hätte, wären jetzt keine Opfer zu beklagen. Italien ist als Erdbebengebiet bekannt.

Durch die Halbinsel verläuft in Nord-Süd-Richtung die Spalte zwischen der afrikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte. In den letzten 2500 Jahren gab es mehr als 30.000 Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 4-5 auf der Richterskala, davon etwa 560 über Stärke 8.

Deshalb gibt es keine Rechtfertigung dafür, daß in den Städten in der Nähe des Epizentrums, Amatrice und Arquata del Tronto, so viele Gebäude einstürzten und so viele Menschen umkamen (in Amatrice allein 200 von 2600 Einwohnern). Die Gebäude sind zwar mehrere Jahrhunderte alt (die meisten wurden nach einem ähnlichen Erdbeben im 17. Jahrhundert aus Stein erbaut), man hätte sie aber mit moderner Technik sicher machen können und müssen. Daß das möglich ist, beweist die ähnlich weit vom Epizentrum gelegene Stadt Norci, in der keine Häuser einstürzten und es nicht einmal Verletzte gab. Wie der Bürgermeister von Norci erklärte, ist dies sorgfältigen Präventionsmaßnahmen im letzten Jahrzehnt zu verdanken.

Seit Jahrzehnten ist von einem nationalen Präventionsprogramm die Rede, aber eine Regierung nach der anderen machte nur leere Versprechungen. Schuld daran ist die Sparpolitik, die Italien unter dem EU-System aufgezwungen wurde. Berechnungen zufolge wurden in den letzten 40 Jahren 150 Mrd. Euro für Wiederaufbau nach Erdbeben ausgegeben, aber nur 1 Mrd. Euro (!) für Prävention. Man weiß zwar nicht genau, wieviel ein Programm kosten würde, um alle gefährdeten Gebiete sicher zu machen, aber auf jeden Fall wäre das Geld gut angelegt und würde Menschenleben retten.

Gleichzeitig sind wegen der Haushaltskürzungen die Programme zur Beobachtungen von Erdbebenaktivitäten skandalös zusammengestrichen worden. Es gibt heute nur noch acht solche Forschungsprogramme, 2010 waren es noch 29 gewesen.

Die wichtige Forschung an Vorwarnzeichen für Erdbeben wird sogar überhaupt nicht öffentlich gefördert. Dabei gibt es vielversprechende Ansätze, wie die Untersuchungen von Radonemissionen unmittelbar vor Beben durch Giampaolo Giuliani. Diese Messungen allein reichen zwar nicht für präzise Vorhersagen aus, aber Radon sollte ein Faktor in einem satellitengestützten Überwachungssystem mit mehreren Parametern sein.

Forscher wie Professor Pierfrancesco Biagi von der Universität Bari haben Anlagen mit Sensoren gebaut, die im Rahmen eines internationalen Forschungsnetzwerks ([i]International Network of Frontier Research on Earthquakes[/i]) wichtige Daten sammeln. Sie sind aber auf private Spenden angewiesen. Wie Prof. Biagi der Nachrichtenagentur [i]EIR[/i] berichtete, stand sogar einer seiner Sensoren in 30 km Entfernung vom Epizentrum des jüngsten Bebens. Er mußte ihn jedoch aus Geldmangel abbauen. Auch die drei verbliebenen Stationen in Italien sind wegen fehlender Mittel seit einiger Zeit abgeschaltet.

Regierungschef Renzi hat zwar erklärt, daß er mehr Geld für Prävention ausgeben will, aber die Befehle erteilt ein Anderer – bei der EZB in Frankfurt.

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