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„2008 ist zu spät“: Seymour Hershs Expose über Abu Ghraib könnte strafrechtliche Ermittlungen auslösen

17. Juni (LPAC) - Ein neues Exposé von Seymore Hersh im Magazin [i]New Yorker [/i]könnte eine Reihe von strafrechtlichen Untersuchungen der Folter in Abu Ghraib im Irak auslösen, die weiter gehen, als alle bisher erfolgten Ermittlungen, und den früheren Verteidigungsminister Rumsfeld selbst wegen seiner Dienstvergehen und Falschaussagen vor dem Kongreß zum Ziel von Ermittlungen machen könnten.

Auf der Grundlage von Exklusivinterviews mit dem Generalmajor Antonio M. Taguba (US-Army), der die erste Untersuchung der Mißhandlung von Gefangenen in Abu Ghraib durchführte, hat Hersh ein neues Kapitel der Ermittlungen über die Kriegsführung im Irak eröffnet, das möglicherweise den zaghaften demokratisch-dominierten Kongreß dazu bewegen könnte, seine Aufsichtspflicht ernst zu nehmen und die Regierung zur Verantwortung zu ziehen, was sie bisher verweigert haben.

Hershs Artikel, der in der Ausgabe des [i]New Yorker[/i] vom 25 Juni unter dem Titel „The Generals Report“ ([url:"http://www.newyorker.com/reporting/2007/06/25/070625fa_fact_hersh]http:/...) erscheint, macht klar, daß es viel zu spät ist, bis 2008 zu warten, um eine Säuberung, d.h. Amtsenthebung, im Weißen Haus zu machen. „2008 ist zu spät“ ist der mitreißende Slogan der LaRouche-Jugendbewegung, mit dem sie die Demokraten dazu mobilisiert, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Vizepräsident Dick Cheney durchzusetzen. LPAC hat dokumentiert, daß die rechtliche „Grundlage“ für die Folter und Misshandlung von irakischen Gefangenen aus Cheneys Büro kam.

Hershs längerer Artikel beinhaltet eine Menge von Einzelheiten, aber vor allem die Ereignisse vom 6. und 7. Mai 2004 zeigen ein schockierendes Bild des Zynismus und der Bosheit, die im Büro des damaligen Verteidigungsministers dominierten. Seine obersten Mitarbeiter, Paul Wolfowitz und Stephen Cambone, waren Anhänger des nach Amerika transplantierten Naziphilosophen Leo Strauss und leiteten das Ministerium auf der Grundlage seiner Bewunderung für jene Wahrheitsverdrehung, die Thrasymachos, der dafür bekannt ist, daß er Sokrates' Beweis für die Existenz der Gerechtigkeit ablehnt, in dem Platon Dialog „Der Staat“ verficht.

Was General Taguba Hersh erzählte, paßt wie die Faust aufs Auge in das Straussianische Profil, das LPAC in dem bahnbrechenden Buch „Children of Satan: The Ignoble Liars Behind Bush´s No-Exit War“ (Im deutschen erschienen als ein Serie von drei Broschüren), veröffentlichte.

Hersh beschreibt eine entscheidende Konferenz am 6. Mai 2004, bei der General Taguba Verteidigungsminister Rumsfeld zum ersten Mal begegnete. Taguba beschreibt das Treffen wie folgt:

„,Hier... kommt... der berühmte General Taguba vom Taguba-Bericht!' erklärte Rumsfeld mit Spott in der Stimme. An dem Treffen nahmen Paul Wolfowitz, Rumsfelds Stellvertreter, Stephen Cambone, Staatsminister im Verteidigungsministerium für Nachrichtendienstangelegenheiten, General Richard Myers, Vorsitzender des Vereinigten Generalstabes (Joint Chiefs of Staff) und General Peter Schoomaker, Generalstabschef der US Army, teil, zusammen mit Craddock und einigen anderen Beamten. Taguba, der den Augenblick fast drei Jahre später beschreibt, sagt traurig, er habe gedacht, sie wollten es wissen. ,Ich nahm an, sie wollten es tatsächlich wissen. Mir war das Milieu nicht bekannt.'

In dem Treffen behaupteten die Beamten, nichts über Abu Ghraib zu wissen. ,Könnten Sie uns beschreiben was vorgefallen ist?' fragte Wolfowitz. Jemand anderes fragte: ,Ist das Misshandlung oder Folter?' Zu dem Zeitpunkt, erinnert sich Taguba, habe er einen nackten Gefangenen mit Handschellen auf dem nassen Boden liegend beschrieben, dem ein Vernehmungsoffizier Dinge in das Rektum einführte. ER sagte: ,Das ist nicht Misshandlung. Das ist Folter.' Der Raum blieb still.

Rumsfeld schien insbesondere besorgt darüber zu sein, herauszufinden, wie der Geheime Bericht an die Öffentlichkeit gekommen sei. ,Herr General', fragte er, ,Wer denken Sie hat den Bericht durchsickern lassen?' Taguba antwortete, daß es möglicherweise ein führender Militäroffizier gewesen sei, der von der Untersuchung wußte. ,Das war bloß meine Spekulation', erinnert er sich. Rumsfeld sagte nichts....

,Da bin ich also', sagte Rumsfeld nach Tagubas Bericht, ,bloß der Verteidigungsminister, und wir haben immer noch keine Kopie ihres Berichtes gesehen. Ich habe die Fotos nicht gesehen, und soll morgen vor dem Kongress aussagen und über diese Dinge reden.' Während Rumsfeld sprach, sagte Taguba, ,sah er mich an. Das war eine Aussage.'

Rumsfelds angebliche Unwissenheit war eine Lüge, zeigt Hersh. ,Im besten Falle', sagt Taguba, ,befand sich Rumsfeld im Zustand der Realitätsverleugnung.' Taguba hatte mehr als ein Dutzend Kopien des Berichtes durch die verschiedenen Kanäle im Pentagon geschickt sowie an das Zentralkommando in Tampa, Florida, das den Krieg im Irak führte. Bis zu dem Zeitpunkt, als er in Rumsfelds Konferenzzimmer hineinmarschierte, hatte er Wochen damit verbracht, oberste Militärs über den Bericht zu informieren, aber er erhielt keinen Hinweis darauf, daß irgendeiner von ihnen, außer General Schoomaker, den Bericht tatsächlich gelesen hatten. (Schoomaker sandte Taguba später eine Nachricht, in der er ihn für seinen Ehrlichkeit und seine Führung lobte.) Als Taguba einen Generalleutnant drängte, sich die Fotos anzusehen, widersprach ihm dieser und sagte: ,Ich will nicht darin involviert werden, indem ich sie mir ansehe, denn was macht man mit der Information, wenn man einmal weis, was diese Bilder zeigen?'"

In seinem Auftritt am nächsten Tag leugnete Rumsfeld alles, und machte die haarsträubensten Aussagen. Hersh beschreibt:

„Taguba sagte: ,Ihr habt noch gar nichts gesehen, man sollte sich bloß mal den sicheren E-Mail Verkehr ansehen...' Und ,trotzdem behauptete Rumsfeld in seiner Aussage vor den Verteidigungsausschüssen des Senats und Abgeordnetenhauses am 7. Mai, er habe keine Ahnung von der weitverbreiteten Mißhandlung und Folter. ,Es bricht uns die Herzen, daß niemand gesagt hat: ,Halt, wartet, das ist schrecklich. Wir sollten etwas dagegen tun', sagte Rumsfeld den Kongressleuten. ,Ich wünschte, wir hätten früher schon mehr gewußt und wären in der Lage gewesen, Ihnen schon früher mehr zu sagen, aber das waren wir nicht, wir wußten nichts.“

Rumsfeld behauptete, daß der Taguba Bericht „meines Wissens nach nicht im Pentagon war; das heißt, niemand im Pentagon hat sie (die Fotographien) gesehen.“ Und später im Abgeordnetenhaus sagte er, „Ich habe sie bis gestern Abend um halb acht nicht gesehen.“

Abschließend fügte Rumsfeld dem noch hinzu: „Und das Ergebnis davon ist, daß jemand einen geheimen Bericht einfach an die Presse geschickt hat, und da haben wir den Schlamassel.' Der Artikel deutet darauf hin, daß Taguba glaubte, daß Rumsfelds Aussage „schlichtweg nicht der Wahrheit entsprach“, und daß er sich fragte, ob vielleicht Cambone oder so jemand die Fotos hatte und sie Rumsfeld vorenthalten hatte... aus Angst vor Rumsfeld berüchtigten Reaktionen auf „schlechte Nachrichten“.

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