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Afghanistan - Frieden durch Entwicklung! Helga Zepp-LaRouche im Interview

Helga Zepp-LaRouche wurde in ihrer Funktion als Vorsitzende des Schiller-Instituts am 3. Juli in der Sendung  "Asia Today" auf CGTN interviewt,  als Teil der Hauptberichterstattung über die Krise in Afghanistan.  Darin bezeichnet sie die Lage  nach dem Militärabzug als sehr ernst und forderte einen ganz neuen Ansatz. Hier einige Auszüge aus dem Interview .

Frage: Die Welt beobachtet jetzt, wie sich die Situation in Afghanistan entwickelt. Wir wissen, dass die Taliban mit dem Rückzug der ausländischen Truppen in die Bezirke vorgedrungen sind. Wenn die Vereinigten Staaten beobachten, was gerade in Afghanistan passiert, wie würden Sie Joe Bidens Politik gegenüber Afghanistan nach dem Abzug der US-Truppen charakterisieren? Er hat sicherlich weitere Unterstützung zugesagt.

Zepp-LaRouche: Ja, da bin ich mir nicht so sicher. Es ist offensichtlich, daß dies ein Sumpf ist. Zwanzig Jahre Krieg und verlorene Leben und verlorenes Geld für nichts. Ich denke, der Rückzug aus Afghanistan hat ähnliche Gründe wie die Reduzierung der Logistik durch die Vereinigten Staaten in anderen Teilen des Persischen Golfs. Meiner Meinung nach ist es zum Teil dieser Fokus auf den Pazifik, auf Russland, auf China. Es ist also nicht per se eine Afghanistan-Politik, sondern eher eine Politik, die von geostrategischen Überlegungen geleitet wird. Ich glaube, auch das ist ein Weg in die Katastrophe.“

Die Opiumproduktion sei in Afghanistan im letzten Jahr um 45% gestiegen und Afghanistan produziert  jetzt 85% des weltweiten Opiums.  Die Gefahr bestehe, daß die Taliban diese Produktion steigern, um ihre militärischen Operationen zu finanzieren. „Die vielen Süchtigen werden auf den Straßen der Vereinigten Staaten und Europas sterben. In Afghanistan gibt es 3,5 Millionen Drogenabhängige, aber das zeigt nur, dass man einen ganz anderen Ansatz braucht, um dieses Problem zu lösen.

Militärisch ist Afghanistan nicht zu gewinnen. Das hat die Sowjetunion bewiesen, die 10 Jahre lang versucht hat, zu gewinnen, und jetzt die Vereinigten Staaten und die NATO seit 20 Jahren. Ich denke, es ist höchste Zeit umzudenken, dass man einen ganz anderen Ansatz braucht als die Fortsetzung des Gleichen.“

Frage: Wie Sie sagen, wären 20 Jahre Krieg umsonst, wenn Afghanistan schnell wieder ins Chaos abrutscht; dorthin, wo es vor dem Krieg war. Manche befürchten, dass dies eher Realität wird, wenn die ausländischen Truppen weg sind. Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass das passiert? Daß Afghanistan noch tiefer in einen Bürgerkrieg abtauchen wird?

Zepp-LaRouche:  Wie ich schon sagte, wenn nichts unternommen wird, wird es ein Alptraum sein. Es wird mehr Terrorismus geben, der sich nicht nur in der Region, sondern auch darüber hinaus ausbreiten wird. Ich denke, es muß eine Änderung in der Herangehensweise geben. Die einzige Möglichkeit, die Situation zu stabilisieren, besteht darin, Afghanistan, aber auch der gesamten Region, dem Irak, Syrien, Jemen, all diesen Ländern, die durch die endlosen Kriege zerstört wurden, eine echte wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen.“

Die  Region sollte als ganzes betrachtet werden, denn sowohl das Problem des Terrorismus als auch das Drogenproblem betreffen alle  Länder -  die Vereinigten Staaten, Russland, China, Iran, Indien. Sie alle sollten für eine wirtschaftliche Entwicklungsperspektive zusammenarbeiten.  Dafür könne man die Belt and Road Initiative, die Neue Seidenstraße, ausbauen.  Der frühere Präsident  Karzai habe zum Ausdruck gebracht, daß die einzige Hoffnung für Afghanistan Entwicklung ist.

„Und der neue Name für Frieden ist Entwicklung, auch in Afghanistan. Also, mein Wunsch wäre, dass dies ein Thema einer Sonderkonferenz des UN-Sicherheitsrates werden könnte. Präsident Putin hat ja ohnehin gefordert, dass die ständigen Fünf des UN-Sicherheitsrates zusammenkommen sollten. Das wäre einer der dringenden Punkte; wie man verhindern kann, dass Afghanistan zu einer Quelle des Terrorismus, des Drogenhandels und einfach zu einem Albtraum für alle wird. Und wie kann man aufhören, in Begriffen der geopolitischen Konfrontation zu denken, und sich auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit konzentrieren? Ich denke, Afghanistan ist einer dieser absoluten Scheidewege - es ist ein Scheideweg, aber auch ein Scheideweg in der Geschichte der Menschheit.“

Hier finden Sie das BüSo-Weissbuch zu Afghanistan (zuerst veröffentlicht 2010), in dem wir damals bereits den Abzug der Bundeswehr und eine großangelegte wirtschaftliche Entwicklungsstrategie gefordert haben.

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