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Was der amerikanische Kongreß lernen muß: Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes

[pretitle]Was der amerikanische Kongreß lernen muß[/pretitle]

[title]Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes[/title]

[author]von Lyndon LaRouche[/author]

[date]22. Dezember 2006[/date]

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[i]Meiner Frau Helga zu unserem 29. Hochzeitstag poetisch gewidmet.[/i]

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Seit jenem berühmten Aufruhr von 1968, der damals Europa wie auch Amerika erfaßte, drücken sich die kurzlebigen Leidenschaften der heute tonangebenden „68er-Generation“ häufig darin aus, daß sie kein Verlangen mehr nach dauerhaften Ehen haben, sich nicht mehr um die Zukunftsaussichten der jüngeren Generationen kümmern und jegliches Interesse an Investitionen in die Zukunft anderer Nationen, ja sogar der eigenen Nation verloren haben. Da diese Generation in den USA den Senat und große Teile des Repräsentantenhauses beherrscht, hat folglich auch der Kongreß in letzter Zeit immer mehr die Vorstellung von einem Begriff verloren, von dem die zukünftige Existenz der USA abhängt: [i]dem Begriff des Investitionshaushaltes[/i].

Dies muß umgehend geändert werden.

Es fehlt jedes Verständnis dafür, was unverzichtbare Kapitalinvestitionen in die physischen Voraussetzungen des Fortschrittes sind. Die Bedeutung von Investitionen, die notwendig sind, um die USA und die zivilisierte Weiterexistenz der ganzen Welt zu retten, wird nicht mehr verstanden.

Manche ärgern sich vielleicht, wenn ich das anspreche. Aber denken Sie nach: Wie groß ist der Anteil an Kongreßabgeordneten, die meinen, jeder Dollar des öffentlichen Haushalts sei eine Ausgabe, die durch laufende Steuereinnahmen gedeckt sein müsse? Aus der Sicht eines kompetenten Wirtschaftswissenschaftlers bedeutet dies in der praktischen Wirtschaftspolitik im Prinzip eine ruinöse, schier unmenschliche Rücksichtslosigkeit.

Das veränderte Denken über Wirtschaftspolitik, das sich während der letzten vier Jahrzehnte im Kongreß breit gemacht hat, ist eine radikale Abwendung, ein radikaler Abstieg von dem Niveau an Kompetenz, das die Gründer der amerikanischen Republik auszeichnete. Es ist auch ein Niedergang gegenüber dem Verhalten, das vor mehr als einem Vierteljahrhundert noch als tauglicher Intelligenzquotient einer Mehrheit von Verantwortlichen in hohen Staatspositionen galt. Schuld daran ist zum großen Teil jene Schicht typischer karriereorientierten 68er, die einen Zustand des regelrechten Klassenkampfes zwischen Angestellten und Arbeitern ausriefen. Sie wendeten sich zunehmend gegen Landwirte, Industriearbeiter und die naturwissenschaftlichen Berufe. Viele von ihnen waren sogar gegen alles, was technologischen Fortschritt in Produktion und Infrastruktur repräsentierte. Der kulturelle Paradigmenwandel, den die 68er ausdrücken, wurde zur kulturellen Matrix, die den Werteverfall des letzten Vierteljahrhunderts beherrscht hat.

Die Generationen dieser Zeit haben digitale Computer lieben gelernt, jedoch vornehmlich als Quelle der Unterhaltung. Sie lieben den Unterhaltungswert von Computern so sehr, daß sie forderten, fähige Wissenschaftler, Ingenieure und Maschinenbauspezialisten durch diese unkreativen Idiotenmaschinen zu ersetzen, die lediglich die dem Benchmarking eigene Inkompetenz demonstrieren. Entsprechend haben wir erlebt, wie unbesonnen Computertechnologie eingesetzt wurde, um die individuellen kreativen Geisteskräfte des Entwicklungsingenieurs in der Weltwirtschaft zu eliminieren.

Formale Mathematik ist keine Kreativität; Kreativität ist eine souveräne Eigenschaft zur Innovation, die dem Selbstentwicklungspotential des individuellen menschlichen Geistes eigen ist. Diese Qualität läßt sich durch Mathematik nicht ausdrücken, nur durch die Entdeckung universeller physikalischer Prinzipien, wie zum Beispiel Johannes Keplers Entdeckung der universellen Gravitation, so wie sich auch Albert Einstein über die Arbeit von Johannes Kepler und Bernhard Riemann äußerte. Das ist der individuelle Schöpfergeist in der klassischen Kunst, wie zum Beispiel bei Leonardo da Vinci oder Johann Sebastian Bach. Wird diese individuelle Kreativität unterdrückt, erzeugt man eine Gesellschaft, die sich nur als „Orwellscher Alptraum“ oder als Phantasie der „Schönen Neuen Welt“ beschreiben läßt, wie sie der psychotische Geist eines Aldous Huxley hervorgebracht hat.

Auf diese Weise hat die herrschende Generation produktive Entwicklung und die dafür notwendige grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur gegen Einkünfte aus staatlich subventioniertem Glücksspiel eingetauscht - wie zum Beispiel im US-Bundesstaat Louisiana. Dort baute man lieber Spielkasinos als Schutzvorrichtungen gegen mehr oder weniger unvermeidliche Wirbelstürme der Stärke 3-5.

Diese Generation exportierte Industriebetriebe dorthin, wo die Löhne sehr niedrig waren und die Kosten für grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur größtenteils vernachlässigt wurden, wodurch immer mehr Gemeinden und sogar ganze Bundesstaaten in den Bankrott getrieben wurden. Diese Politik, „Outsourcing“ oder „Produktionsverlagerung“ genannt, hat letztlich die reale Pro-Kopf-Produktivität der Welt als Ganzer gesenkt. In Nordamerika und Europa ging mehr Nettoproduktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer der Erde verloren, als in Asien hinzugewonnen wurde.[sup]1[/sup]

Untersuchen wir den Niedergang der Lebensumstände in den USA seit der Amtseinführung von Präsident Richard Nixon. Man produziere animierte chronologische Darstellungen selbst einfachster statistischer Daten, die mehr oder weniger regelmäßig von Regierungen und anderen privaten Stellen, die sich mit Wirtschaftsforschung befassen, veröffentlicht werden. Man verfolge, wie sich die Arbeitsverhältnisse von produktiver Beschäftigung immer mehr zu ungelernten Dienstleistungen wie in der „Dritten Welt“ verschoben. Man verfolge den Rückgang der Einkünfte von Bundesländern und Landkreisen in diesen Jahrzehnten. Dieser ruinöse Trend der letzten 35 Jahre war kein Versehen, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen, die an der Wall Street und in der Londoner City getroffen und von dort den Regierungen aufgezwungen wurden. Dieser politische Trend hat die USA inzwischen in einen Zustand gebracht, wo sich die gesamte Wirtschaft am Rande des Abgrundes bewegt.

[subhead]Die heutige langfristige Politik[/subhead] Die Trends in der Gesetzgebung und den politischen Meinungen unter den oberen 20% der 68er-Generation haben im letzten Vierteljahrhunderts, seit Richard Nixon sein Amt antrat, die USA in den Bankrott getrieben. Diese Meinungsgewohnheiten sind heute leider unter den „regelmäßigen Wählern“ aus dieser Generation vorherrschend. Gleichzeitig sind die Bürger der unteren 80% der Einkommensgruppen, die die eigentlichen Opfer dieser Trends waren, darunter der Mehrheit derer, die nicht zu den „regelmäßigen Wählern“ gehören, ziemlich aufgebracht und werden es mehr mit jedem weiteren ruinösen Monat, der verstreicht.

Im Großen und Ganzen sind die Schuldigen aus der Nachkriegsgeneration nicht bewußt bösartig; abgesehen von wirklich üblen Fällen im Sinne eines Bertrand Russell oder H.G. Wells und typischen Neokonservativen erweisen sich selbst die Utopisten in den USA in den seltensten Fällen als willentlich bösartig. Die oberen 20% der 68er Generation waren Kinder, die zwischen 1945 und 1956 in eine Situation der Nachkriegszeit hineingeboren wurden, die manchmal das „Angestelltensyndrom“ oder auch die Zeit des „Organization Man“ der 50er Jahre genannt wird. Sie wurden großgezogen, damit sie die „Revolution der Angestellten“ machten - nicht weil sie wußten, was sie taten, sondern weil sie dazu abgerichtet wurden wie Seehunde im Zirkus.

Inzwischen ist es soweit, daß selbst mit dem Zutun ehrbarer Demokraten im US-Senat jüngste Gesetze das Land immer weiter in eine unproduktive Richtung und damit an den Rand eines höchst unheilvollen Bankrotts getrieben haben. Derweil geben sich dieselben Abgeordneten der Selbsttäuschung hin, praktizierte Güte bestehe im Austeilen von Gnadengeschenken an die Familien, die der Kongreß selbst ruiniert hat, weil er sich nicht um vernünftige Beschäftigungsbedingungen und sichere Renten in angemessener Höhe bemüht hat.

Dementsprechend ist aus diesen politischen Kreisen zu hören, die US-Regierung dürfe keine Investitionen tätigen, außer man kürze die Grundlage solcher Funktionen, deren Existenz von genau solchen Investitionen abhängt. Durch solche Torheiten zerstören die fehlgeleiteten Abgeordneten die Lebensgrundlage jener Menschen, denen sie glauben machen wollen, ihnen würde geholfen. Auf diese Weise haben selbst diejenigen, die zu den vielen wohlmeinenden Abgeordneten zählen, die US-Wirtschaft seit den 70er Jahren immer weiter zerstört.

Praktisch heißt das: Aus der Sicht eines fähigen Historikers, Wissenschaftlers und Ökonomen sind alle die gegenwärtig so beliebten Vorschläge für einen „ausgeglichenen Haushalt“ als verderblicher Ausdruck indoktrinierter Selbsttäuschung zu betrachten, als Ergebnis des Einflusses von „Sozialklempnern“, die unseren 68ern von Kindheit an ihre irrigen Denkgewohnheiten eingeimpft haben.

Aus bestimmten Gründen habe ich als Ökonom eine besondere Verantwortung, den Mitgliedern unserer Parlamente und anderer Institutionen solche bedrohlichen Fehler in Meinung und Tat aufzuzeigen. Die gesamte Generation und auch andere sind dermaßen von der kumulativen Wirkung jahrzehntelanger Indoktrination in einem wirtschaftlich ruinösen System durchdrungen, daß sie inzwischen selbst glauben, ein schlechtes gesamtwirtschaftliches Ergebnis infolge dieser Politik könne nur daran liegen, daß man die gleiche Politik nicht mit noch mehr Nachdruck verfolgt - also mit noch verheerenderen Folgen. Schuld ist also nicht ein Mangel an Informationen für die Abgeordneten, sondern die Ablehnung solcher Informationen, die den Ansichten, die uns seit 35 Jahren und länger ruinieren, zuwiderlaufen. Wie bei dem Mann, der immer wieder versucht, eine Plastikpuppe zu schwängern, ist das Ergebnis ihrer Anstrengungen um so ekelhafter, je fester sie daran glauben.

Seit der Errichtung der USA als Republik ist das Grundgesetz unserer Nation in der Präambel unserer Verfassung festgeschrieben. Die Sicherheit und das Gemeinwohl unserer Republik für die zukünftigen wie die heute lebenden Generationen zu fördern und zu schützen, ist das Prinzip, dem alle Aspekte der Verfassung und auch alle Verfassungszusätze untergeordnet werden müssen.

Man muß zugestehen, daß wir im Verhältnis zu der imperialen anglo-holländischen Macht in Europa nach 1763 nicht bloß als relativ schwache Nation begannen, sondern auch das Opfer von Querschlägern waren, die daher rührten, wie Londons Agenten Philippe Egalité und sein Komplize Jacques Necker, der mit A. R. Turgot eine Schlüsselrolle beim Ruin der französischen Monarchie spielte, die Französische Revolution inszenierten. Wir waren indirekt Opfer des Jakobinerterrors, der Kriege der napoleonischen Tyrannei und der umtriebigen Komtessen des berüchtigten Wiener Kongresses.

Erst nach dem Sieg über die Südstaaten-Konföderation, die Marionette des britischen Lord Palmerston, wurden die USA ein Souverän, der von fremden Mächten nicht mehr erobert werden konnte, und dies blieben wir bis zur verderblichen Präsidentschaft von George W. Bush. Seit der Ermordung Präsident Lincolns und noch mehr seit der Ermordung Präsident William McKinleys wurden die Verfassungsvorschriften für unser Präsidialsystem weiter geschwächt, wozu diese Morde sehr viel beitrugen. Dies unterwarf unseren Außenhandel der Vorherrschaft einer anglo-holländischen liberalen Finanzmacht, die auch tief in das inneramerikanische Finanzsystem hineinreicht.

Durch das Plündern des im Ersten Weltkrieg besiegten Deutschlands durch unsere Hauptschuldner, die britischen und französischen Finanziers, bereicherten sich die USA nur vorübergehend; doch schon Mitte der 20er Jahre befand sich unsere Wirtschaft dann in den Fängen der Depression, die 1929 sichtbar wurde.

Erst unter Präsident Franklin Roosevelt wurden die USA wieder wirklich souverän. Selbst Roosevelts inneramerikanischen politischen Gegnern gelang es erst nach der Ermordung John F. Kennedys, sein Währungssystem der festen Wechselkurse von Bretton Woods in Frage zu stellen. Der Mord an Kennedy und andere Attentate unterminierten uns, und die Ereignisse von 1968 und der Antritt der Regierung Nixon bereiteten den Boden für das Dollarsystem gleitender Wechselkurse und andere verhängnisvolle Torheiten, die in den letzten 35 Jahren die Realwirtschaft ruinierten und die unteren 80% der Familienhaushalte mehr und mehr ausbeuteten.

Die wichtigste langfristige Tatsache der Zeitspanne von 1763-2006 in der amerikanischen wie auch der Weltgeschichte ist, daß das Amerikanische System, wie es durch das Vermächtnis der Winthrops, der Mathers, Logans, Benjamin Franklins und der ersten Regierung von George Washington definiert wurde, dem anglo-holländischen System grundsätzlich entgegengesetzt ist. Das amerikanische Verfassungssystem und das anglo-holländische System sind nicht deckungsgleich, sondern tödliche Feinde, und das seit Februar 1763 bis heute.

Adam Smith schrieb ja nicht nur ein Werk, das er den [i]Wohlstand der Nationen [/i]nannte; es war ein ausgemachtes Propagandastück, das, wie Smith selbst erklärte, als Aufruf dienen sollte, die Kräfte hinter der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zu vernichten. Smith war ein Plagiator, der 1763 von Lord Shelburne persönlich den Auftrag erhielt, Pläne zu entwerfen, Frankreich und die englischen Kolonien in Nordamerika wirtschaftlich zu ruinieren.

Smith war kein Genie, sondern eher wie die Larve einer Köcherfliege; er sammelte Teilchen aus seiner Umgebung auf, um sich damit wie eine Puppe einen intellektuellen Schutzkokon zu bauen. Als Plagiator stützte sich Smith hauptsächlich auf die Sklavereilehre John Lockes, auf das Getöse des prosatanischen Helden der Mont-Pèlerin-Gesellschaft Bernhard Mandeville[sup]2[/sup] und auf die Zauberformeln des Feudalfanatikers Dr. François Quesnay und des anderen bekannten Physiokraten A.R. Turgot, von denen Smith vieles vom entscheidenden technischen Inhalt seines [i]Wohlstands der Nationen[/i]abschrieb.

Seit der Gründung der amerikanischen Republik waren das amerikanische System der politischen Ökonomie und das System des monetaristischen Wuchers, d.h. das venezianische Imperialsystem des anglo-holländischen Liberalismus, die Hauptfeinde im Bereich der Weltwirtschaft. Die Tatsache, daß Amerikaner und Briten manchmal Verbündete waren, hat diesen grundlegenden Gattungsunterschied der beiden widerstreitenden Systeme nie geschmälert.

Das Amerikanische System der politischen Ökonomie war im Prinzip eine Fortführung des antifeudalen Gesellschaftssystems, das auf dem Konzil von Florenz Mitte des 15. Jahrhunderts und durch die Errichtung der ersten modernen gemeinwohlorientierten Nationalstaaten, in Frankreich unter Ludwig XI. und in England unter Heinrich VII., begründet wurde. Die Politik der Plymouth-Siedler und des New England Commonwealth der Winthrops und Mathers war das Vorbild für das, was ungefähr ein Jahrhundert später die konstitutionelle Republik der USA werden sollte. Die Anstrengungen der Winthrops und Mathers lebten während des 18. Jahrhunderts durch Gottfried Wilhelm Leibniz wieder auf. Er hatte maßgeblichen Einfluß auf das wirtschaftliche und gesellschaftliche Denken einer Gruppe junger Erwachsener um Benjamin Franklin und George Washington - zum Beispiel Finanzminister Alexander Hamilton -, die nach 1763 die nationale Souveränität erkämpften und die amerikanische Bundesverfassung entwarfen.[sup]3[/sup]

Der ontologische Unterschied zwischen den beiden konkurrierenden Systemen, dem amerikanischen und dem anglo-holländischen liberalen System, besteht darin, daß das anglo-holländische liberale System auf dem monetaristischen Prinzip des Wuchers gründet, während das Amerikanische System der politischen Ökonomie von Anfang an auf den von Leibniz definierten Prinzipien der [i]physischen Ökonomie [/i]fußt.

Zugegebenermaßen nutzen beide Geldsysteme. Der funktionale Unterschied liegt darin, daß das verfassungsmäßige amerikanische System Geldprozesse in der Absicht nutzt und reguliert, die Bestimmungen der Verfassungspräambel zu verwirklichen. Das anglo-holländische liberale System, auch bekannt als das britische System des Strebens nach globalem Imperialismus, ist ein von finanzoligarchischen Räubern entworfenes und gesteuertes System im erklärten Interesse des Wuchers als solchem. John Locke, Bernhard Mandeville, Adam Smith, Jeremy Bentham, und die Haileybury-Schule generell sind typische Ausdrücke dieses monetaristischen Wuchersystems der modernen Liberalen.

Die USA konnten sich von der durch die Präsidenten Calvin Coolidge und Herbert Hoover erzeugten Katastrophe nur erholen, weil sich Franklin Roosevelt von der nahezu tödlichen Umarmung des britischen „Freihandelssystems“ durch die faschistoide Wallstreet-Bande freimachte. Roosevelt leitete eine Rückkehr zum Amerikanischen System der politischen Ökonomie ein, das in der Präambel der amerikanischen Verfassung impliziert ist.

[subhead]Der strategische Konflikt als solcher[/subhead] Der Konflikt zwischen den beiden Hauptsystemen der heutigen Welt, dem anglo-holländischen System und dem Amerikanischen System der politischen Ökonomie, läßt sich im Prinzip wie folgt zusammenfassen.

Das anglo-holländische liberale System - so wie die Mont-Pèlerin-Gesellschaft das fremde Eindringen (oder sollte man lieber „Vergewaltigung“ sagen) in amerikanische Angelegenheiten verkörpert - verlangt den „freien Handel“, der die ungehinderte Herrschaft des Wuchers durch schleimpilzähnliche Gruppierungen von Finanzbanditen bedeutet. Für solche räuberischen Übergriffe steht als Extrembeispiel heute das Hyänenrudel der „Hedgefonds“.

Das Amerikanische System der politischen Ökonomie definiert Geld nach unserem Verfassungssystem als Monopol der Bundesregierung. Das anglo-holländische liberale System und sein monetaristischer Freihandel definieren hingegen ein Hobbessches System, in dem jeder gegen jeden im Krieg steht. Das Kennzeichen des Hobbesschen Tiermenschen liegt im anglo-holländischen falschen Verständnis der „menschlichen Natur“, daß jeder des anderen Wolf sei. Das amerikanische System fordert, daß das Finanzsystem selbst geregelt werden muß, um zu verhindern, daß solche Übel wie das anglo-holländische System oder ähnliche Raubsysteme in unserer Republik oder in unseren Beziehungen mit anderen souveränen Nationen wirksam werden können. Franklin Roosevelts Politik veranschaulicht diese Unterscheidung auf die beste Weise.

Das nationale Ziel, jedenfalls das nationale Ziel intelligenter und aufgeklärter Patrioten, ist die Förderung des zunehmenden physischen Wohlstands pro Kopf und Quadratkilometer. Dies bedeutet für diejenigen von uns, die etwas von Wirtschaft verstehen, die Förderung von Wissenschaft und klassischer Kultur in der Entwicklung der Gesellschaft und des einzelnen. Die Förderung besserer Lebensumstände des einzelnen hängt davon ab, die Entdeckung höherer Prinzipien so umzusetzen, daß die Arbeitsproduktivkraft pro Kopf und pro Quadratkilometer steigt. Aus diesem Grund setzen sich intelligente Patrioten dafür ein, einbehaltene Gewinne in den technischen Fortschritt von Produkten und Produktivität zu reinvestieren, wozu sich am besten mittelständische Betriebe unter kreativer Führung eignen, die sowohl in den örtlichen Kommunen wie auch in der Wirtschaft als Ganzer wirken.

Dies bedeutet, daß man die Veränderungen der Produktivität und des Lebensstandards auf örtlicher und regionaler Ebene ständig beobachten sollte. Es bedeutet, in allen diesen Bereichen die Bedeutung des Wachstums der physischen Produktion pro Kopf und pro Quadratkilometer zu betonen. Es bedeutet, primär die physische Produktion in Landwirtschaft, Industrie und der damit zusammenhängenden Forschung und Entwicklung zu fördern. Diese grundlegende Betonung erfordert einen sich ständig verbessernden Standard im geistigen und gesellschaftlichen Leben. Die Nation wächst so durch die Entwicklung der gemeinsamen Mittel zur Verbindung und Koordination einzelner Kommunen zu einem dynamischen Ganzen zusammen - dynamisch im Leibnizschen Sinne, im Unterschied zur kartesischen, mechanistisch-statistischen Denkweise.

Für intelligente Ökonomen dürfte somit klar sein, daß reinvestierte Gewinne, die diesem Ziel dienen, sehr viel geringer besteuert werden sollten als bloßer Konsum oder große Gewinne, die in die Finanzspekulation geleitet werden.

Insgesamt muß wieder ein Regulierungssystem eingerichtet werden, das anstelle ruinösen „freien Handels“ wieder „fairen Handel“ ermöglicht, so wie es unter Franklin Roosevelt versucht wurde. Die Rückkehr zu Grundsätzen des „fairen Handels“ würde die ruinöse Wirkung der pro-monetaristischen Deregulierungsmaßnahmen in den verarmten und bald bettelarmen USA seit den 70er Jahren rückgängig machen. Weg mit den sogenannten liberalen Reformen von 1970 bis 2006, sie haben sich als ungeheurer Fehlschlag erwiesen!

Zunächst wollen wir nun in diesem Aufsatz die eben grob geschilderten verfassungsrechtlichen Argumente aus einem nationalen Blickwinkel betrachten. Weiterhin wollen wir die Anwendung der erwähnten dynamischen Prinzipien zur Lösung der amerikanischen Wirtschaftskrise besprechen. Danach kommen wir auf das Feld der internationalen Beziehungen zu sprechen.

Um eine Bilanz des oben Geschriebenen zu ziehen, sei die strategische Lage folgendermaßen beschrieben.

[head]1. Wissenschaft: Rettung einer Nation der Ungläubigen[/head]

Oberflächlich gesehen, scheint ein Investitionshaushalt eine einfache Frage der Kosten- und Finanzbuchhaltung zu sein. Doch die Prinzipien, die der kompetenten Gestaltung eines solchen Haushaltes zugrundeliegen, sind zutiefst wissenschaftlich und keineswegs gewöhnlicher Ausdruck finanzieller und ähnlicher Buchhaltung. Wissenschaftliche Komplexizität ist daher unvermeidbar: Während die Bereitstellung einer programmierten Anleihe eine relativ einfache mathematische Aussage ist, sind, wie ich später zeigen werde, die Prinzipien, die vorherbestimmen, ob die Vergabe sich so auswirkt, wie es beabsichtigt ist, eine viel tiefere wissenschaftliche Frage der [i]Dynamik,[/i] als sie irgendeine gängige Buchhalterpraktik beantworten könnte. Einen kompetenten Investitionshaushalt aufzustellen, ist deshalb eine Aufgabe im Bereich der Naturwissenschaft, nicht der reinen Buchhaltung. Um dazu die richtige naturwissenschaftliche Methode zu wählen, muß man bestimmte Grundannahmen, die für entsprechende Verhaltenseigenschaften des menschlichen Geistes spezifisch sind, genau beachten.

Erfahrungen mit Diskussionen über Wirtschaftspolitik in oder im Umkreis von Bewertungsfunktionen der Regierungspolitik zeigen uns: Die meisten Betrügereien, in die Gesetzgebungsverfahren hineingerieten, wie der Enron-Schwindel und ähnliche Phänomene, erinnern an die Geschichte der verbitterten Ehefrau, die ihren Kindern sagt: „Ihr bekommt diese Woche nichts zu essen, denn euer Vater hat wieder einmal seinen ganzen Wochenlohn in der Spielhalle durchgebracht, in die er auf seinem Nachhauseweg gelockt wurde.“ Das ist das „Narrengold“ des Glücksspiels, die krummen Dinger, sie sich „Finanzderivate“ und „Hedgefonds“ nennen. Deshalb wird sich dieses Kapitel mit der Natur der wesentlichen Grundannahmen befassen, die hier in Betracht gezogen werden sollten. Fahren wir also fort.

Die meisten Amerikaner heute sind heidnisch; auch die meisten von denen, die sich zum Glauben an Gott bekennen, glauben eigentlich nicht an den in der Schöpfungsgeschichte dargestellten Gott, der Mann und Frau im eigenen Bildnis geschaffen hat. Wenn das Wort „Gott“ ausgesprochen wird, denken die meisten nicht an den lebendigen Schöpfer des Universums, in dem wir leben, das der große, gute Albert Einstein als endlich, aber unbegrenzt beschrieben hat. Praktisch glauben die meisten auch heute noch an eine Gottheit, die eher dem bösartigen olympischen Zeus aus Aischylos’ [i]Der gefesselte Prometheus[/i] ähnelt. Die meisten neigen zu einem ähnlichen Glauben wie die Zöglinge Paolo Sarpis, wie Thomas Hobbes. Sie glauben an die Lehre des satanischen Jago aus Verdis Oper [i]Othello[/i], des Jago, der von dem grausamen und bösartigen Hobbesschen Gott spricht, dem er dient.[sup]4[/sup]

Der olympische Zeus versinnbildlicht einen schrecklichen Unterdrücker, der die ewige Folter des Prometheus anordnet, der den Olymp verärgert hatte, weil er den Menschen den Umgang mit dem Feuer (wie heute der Kernenergie) lehrte. Anders als T.H. Huxley und Friedrich Engels in Huxleys Zeit meinten, ist der Mensch kein Affe, auch kein Menschenaffe, sondern ein schöpferisches Wesen, dem das Potential, kreativ zu sein, innewohnt. Im Gegensatz zu Zeus’ furchtbarem Gesetz ist der Mensch ein Abbild des Schöpfers.

Das ist keine Fabel; das ist Geschichte. Es ist auch Theologie. Es ist auch Naturwissenschaft und das Wesen jeder kompetenten Lehre und Ausübung moderner Wirtschaftswissenschaft.

Für uns, die die Wahrheit über die Menschheit wissen, unterscheidet sich der menschliche Verstand von den Eigenschaften aller Tiere. Dieser Unterschied drückt sich im Schöpferischen des menschlichen Individuums aufgrund der einzigartigen Natur seiner Gattung aus; er drückt sich als Fortschritt in der Entdeckung und Anwendung naturwissenschaftlicher Prinzipien aus, wie der Kernspaltungs- und Kernfusionsforschung. Er drückt die wahre Natur der menschlichen Macht und der den Menschen aufgetragenen Mission in diesem Universum aus. In dieser Kreativität erkennen wir etwas Spirituelles, womit angedeutet werden soll, daß sie dem menschlichen Fleisch innewohnt, aber daß sie von einer höheren Seinsqualität eines hochwirksamen Wesens ist, höher als die eines bloßen Tieres, das wir vielleicht zur Ernährung essen. Der sterbliche menschliche Körper ist von der Empfängnis an Gastgeber und Diener eines persönlichen geistigen Wesens, welches die Befähigung zu wahrer Kreativität besitzt. Das ist die Mission, die der Schöpfer der Menschheit aufgetragen hat, um an dem fortgesetzten Werk universeller, [i]ontologisch antientropischer[/i] Schöpfung mitzuwirken.

Es gibt verwirrte unhd widersprüchliche Leute, die zwar die Sonne anbeten, aber die Prozesse der Kernspaltung und der Kernfusion, von denen die Existenz unseres Sonnensystems abhängt, hassen. Diese Unglücklichen sind Ausdruck eines ludditischen Hangs zur Perversion, die für so viele in den Reihen der Alt-68er in Amerika und Europa bezeichnend geworden ist, einer Perversion, die viel zu den um sich greifenden Übeln in den USA und der ganzen Welt beigetragen hat.[sup]5[/sup]

Der abergläubische Gnostiker glaubt an ein statisches Universum, das sich nicht entwickelt. Er mißversteht das Universum folglich als eines, dessen Vervollkommnung schon abgeschlossen sei. Für den gnostischen Heiden dieser Glaubensrichtung ist nun alles vorhersehbar, und alles, was kommt, praktisch unausweichlich. Dieser irregeführte Gnostiker glaubt deshalb, weil Gott ein vollkommenes Universum geschaffen habe, habe Gott folglich sogar seine Fähigkeit aufgegeben, das Universum nachträglich zu verändern. Philon von Alexandria und andere warnten implizit, nach Auffassung des delphischen Gnostikers habe Satan keine solchen rechtlichen, prinzipiellen Beschränkungen anerkannt, und somit hätten die Satan-Anhänger eine Lizenz erhalten durch die implizit entropischen statistischen Gesetze - falsche Gesetze, die, wie die tatsächlich satanischen Hedgefonds heute, dazu dienen sollten, dem Willen Gottes Fesseln anzulegen. Diejenigen, die auf diese Weise Vertrauen in Satans Macht setzen, sind große Narren.

Im Gegensatz zu dem brutalen Fatalismus solcher Gnostiker ist das Prinzip anhaltender, antientropischer Schöpfung, wie die Entwicklung des Sonnensystems aus einer einzelnen, sich schnell drehenden jungen Sonne bestätigt, eine Tatsache, im Gegensatz zu einem fixen, entropischen Universum. Das sich immer weiterentwickelnde, immer endliche, aber unbegrenzte Universum des Schöpfers ist ein antientropischer Prozeß ständiger Schöpfung, bei dem mitzuhelfen die Funktion und Pflicht der Menschheit ist. Wir bewegen uns nun zum Mars und darüber hinaus, um das, was wir dort draußen entdecken, besser bewältigen und entwickeln zu können. Die Wissenschaft zeigt uns, daß der Schöpfer ein vollkommen kreatives, aufgeschlossenes Wesen ist, das über eine nicht endende, antientropische Schöpfung regiert. Folglich ist es die uns zukommende Pflicht, jene universellen Missionen auszuführen, die die Hingabe des Schöpfers für uns bedeutet.

Unser Verständnis dieser und ähnlicher Fragen wurde besonders durch das russische Akademiemitglied W. I. Wernadskij gefördert. Er erbrachte den Beweis für drei unterschiedliche Phasenraum-Bereiche: den nichtlebenden Bereich, die Biosphäre und die Noosphäre. Diese drei dynamisch miteinander verflochtenen Phasenräume und die Prinzipien, die sie ausdrücken, sind Ausdruck der folgenden Erwägungen, die in Wernadskijs Beweis enthalten sind und von anderen wichtigen Entdeckungen gestützt werden.

Wernadskij faßte die Belege für lebende Systeme 1935-36 zusammen. Zwar stammen die chemischen Elemente, die an lebenden Prozessen teilhaben, aus dem gleichen Bereich wie die der nichtlebenden Materialien, doch die lebenden Prozesse, die mit der Biosphäre verbunden sind, drücken eine Grundeigenschaft spezifisch dynamischer Organisationsformen von Prozessen aus, die als solche nicht im Bereich der nichtlebenden Prozesse erscheinen. Ähnlich werden in gesellschaftlichen Prozessen zwar Stoffe des unbelebten Bereichs und der Biosphäre benutzt, diese werden aber durch ein dynamisches Prinzip wirksamer Intelligenz organisiert, das in keiner niedrigeren Ordnung lebender Prozesse auftaucht.

Ich wiederhole: Die empirischen Belege, die letztere Unterscheidung beweisen, definieren ein Prinzip der Intelligenz, das sich nicht in der Biologie findet, die wir mit niederen Lebensformen als der des menschlichen Lebens verbinden. Diese höhere Qualität wirksamer Intelligenz unterscheidet den Schöpfer und den einzelnen Menschen ontologisch von den Tieren, denen diese Qualität wirksamer schöpferischer Intelligenz fehlt.

Diese Art der Intelligenz ist die Natur der Menschheit und ihre Mission, wie sie in [i]Genesis 1 [/i]in eigenen Worten dargestellt ist. So läßt sich unser Verständnis des großen Prinzips, das in der Präambel der amerikanischen Verfassung verankert ist, verfeinern. [i]Der Menschheit Pflicht ist es nicht, sich dem Universum, so wie wir es vorfinden, anzupassen, sondern es antientropisch zu verbessern.[/i]Auf diese Weise soll sie der Vermittler, das Werkzeug des Schöpfers sein. Unsere Mission ist es, die Menschheit und die einzelnen Mitglieder unserer Gattung zu verbessern. Diese prinzipielle Mission geht jeden von uns an; wir haben die Aufgabe, die menschlichen Lebensbedingungen zu verbessern und das Prinzip des antientropischen Prozesses zu bewahren, damit die Menschheit nicht auf schlechtere Existenzbedingungen zurückfällt, als wir sie vorgefunden haben.

[subhead]Vernunft contra „Logik“[/subhead] Was wir bisher in diesem Kapitel behandelt haben, sollte erneut aufgegriffen werden, da hier die eigentliche Natur des Konfliktes zwischen Vernunft und Wissenschaft auf der einen Seite und formaler Logik auf der anderen deutlich wird. Hier kommt auch das große Prinzip zum Ausdruck, das der Nachfolger von Leibniz,. Gauß und Dirichlet, Bernhard Riemann, in seiner bahnbrechenden Göttinger Habilitationsschrift von 1854 [i]Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen [/i]dargestellt hat. In seiner Dissertation sowie in seiner späteren Behandlung der Abelschen Funktionen und in seiner Definition der Dynamik physikalischer Hypergeometrien legte Riemann die Grundlage zur Überwindung der größten Mysterien, die früher das Studium der Volkswirtschaft gewöhnlich vernebelt haben.[sup]6[/sup]

Der durchschnittliche Student von heute verläßt die Hochschule praktisch, ohne im geringsten zu wissen, daß wahren Prinzipien der Geometrie und Physik, die mit dem Namen [i]Sphärik [/i]verbunden sind, unter den Pythagoräern und der Schule Platons begründet wurden, bevor aus der sophistischen Lehre Euklids [i]Elemente [/i]hervorgingen. Die großen historischen Prinzipien Platons und anderer entstanden wieder als moderne Wissenschaft durch die grundlegenden Entdeckungen des Nikolaus von Kues und seiner Nachfolger in der Renaissance, wie Leonardo da Vinci, Johannes Kepler und deren Nachfolger wie Pierre de Fermat, Leibniz, Gauß, Dirichlet und Riemann - alles vor dem Entwicklungsprozeß von Albert Einsteins Lebenswerk. Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 ebnete so den Weg, daß Riemann selbst seine Vorstellung von der [i]Dynamik [/i]der physikalischen Hypergeometrien entwickeln konnte, worauf der konzeptionelle Rahmen einer fähigen modernen Wirtschaftswissenschaft als Teil der Naturwissenschaft grundsätzlich beruht.[sup]7[/sup]

Die Wurzel all dessen läßt sich indes auf Präzedenzfälle zurückverfolgen, die in ihrer Bedeutung der oben erwähnten Definition der Natur von Mann und Frau in [i]Genesis 1 [/i]ähneln.

Wenn wir unseren Bürgern eine wahre Wirtschaftswissenschaft aufzeigen, muß es uns gelingen, ihnen wieder eine Sicht der moralischen Realitäten praktischer Ökonomie zur persönlichen Identität als Bürger und Mensch zu machen. Um uns selber zu verstehen, müssen wir von dem engen, neokartesischen Statistik-Hokuspokus der heutigen Finanzmärkte abrücken. Die Beziehung des sterblichen Individuums zum Schöpfer und die Schöpfungsordnung als ganze müssen wieder zum Bezugspunkt werden, um die wahre Identität jedes einzelnen von uns im Rahmen des lebenden Prozesses ständiger Schöpfung zu definieren.

Diese Herangehensweise ermöglichte es dem Bürger, wieder ein festes geistiges Verständnis seiner persönlichen Beziehung zum Werk des Schöpfers zu entwickeln. Man muß dem Bürger helfen, zu erkennen, welche Bedeutung die kurze Zeitspanne seines Lebens für frühere und kommende Generationen hat. Wenn den Menschen auf diese Weise eine wißbare Idee der Unsterblichkeit ihrer leiblichen menschlichen Persönlichkeit faßbar gemacht wird, erlangt man das Gefühl einer unsterblichen Beziehung zwischen dem sterblichen Individuum und dem unsterblichen Schöpfer. Auf diese Weise fördert man ein moralisches Gefühl, das in den Bürgern einer Republik entstehen muß, wenn das Überleben und Gedeihen unserer Nationen für die nächsten Generationen gesichert werden sollen.

Bei den Investitionen, die jetzt getätigt werden müssen, wenn die Zivilisation auf diesem Planeten weiterbestehen soll, muß ein besonderer Schwerpunkt auf Realkapitalinvestitionen liegen, deren hochgerechnete „Lebensdauer“ ein viertel bis ein halbes Jahrhundert und sogar länger ist. Diese Zeitspanne reicht weit über die Lebenserwartung der heutigen Eltern junger Erwachsener hinaus, dennoch müssen die heute Lebenden diese Investitionen tätigen. Die einzige Versicherung, daß sich die Versprechungen der Zukunft für die Lebenden erfüllen werden, liegt darin, daß der Wille dazu fest im Bewußtsein und in der Arbeit der heutigen und zukünftigen Generationen verankert ist. Unsterblichkeit, nicht Besitzgier, ist das einzig ehrliche Motiv des wahren Bürgers einer Republik. Dieses Verständnis von Unsterblichkeit ist etwas anderes als Ruhm, selbst ein Mensch in verhältnismäßig kleinsten Umständen kann es erreichen.

Nochmals: Unsterblichkeit ist nicht Ruhm. Einige der teuersten unsterblichen Geister sind in ihrem Leben mit öffentlichen und privaten Verunglimpfungen überhäuft worden. Unsterblichkeit eines vollendeten Lebens drückt sich in seinem bleibenden Wert für die Menschheit aus. Wenn ein solcher Mensch in seinen Lebensumständen Verachtung, Verrat und Verdammung erfahren hat - wie etwa Jeanne d’Arc -, war sein Wert aus diesem Grund umso größer.

Eine „gesunde“ und damit „vertrauenswürdige“ Vorstellungen von Gewißheiten, die den Tod des sterblichen Individuums überdauern, hat an der gleichen Eigenschaft des Willens teil, die mit universellen physikalischen Prinzipien verbunden ist. Die Fähigkeit, zuversichtlich auf die zukünftigen Ergebnisse heutigen Handelns zu schauen, erfordert eine Beschäftigung mit dem Unterschied zwischen Ideen, die der Erfahrung einzelner Sinnesereignisse entsprechen, und Ideen im Zusammenhang mit wirksamen universellen Prinzipien, denen die Einzelereignisse untergeordnet sind. Keplers ursprüngliche Entdeckung der universellen Gravitation steht für den Begriff des universellen Naturprinzips in der modernen experimentellen Wissenschaft.

[i]Abbildung 1: Die paradoxen Implikationen des Ausgleichskreises[/i]
Mit Hilfe des Ausgleichskreises (gestrichelte Linie) stellte Kepler die Bewegung der gleichbleibenden Winkelgeschwindigkeit eines Planeten dar, der den Abstand zum Zentrum eines anderen Kreisen einhält, während er die Sonne (der Punkt neben dem Zentrum) umkreist. Eine Animation mit ausführlichen Erklärungen zum Ausgleichskreis findet sich auf der Webseite der LaRouche -Jugendbewegung [url:"http://www.wlym.com/%7Eanimations/part2/16/aside.html"]http://www.wlym.com/~animations/part2/16/aside.html[/url]. Vorstellungen, die universellen physikalischen Prinzipien in der Naturwissenschaft wie auch zulässigen Kompositionsformen der klassischen Kunst und ihren entsprechenden Darstellungsformen entsprechen, bilden das Gefüge der menschlichen Vernunft, die sich so von dem unvollkommenen, niedrigeren Bereich bloßer „Logik“ unterscheidet.

Universelle physikalische Prinzipien, deren ontologische Bedeutung Keplers Entdeckung der Gravitation als Prinzip des harmonischen Aufbaus des Sonnensystems verdeutlicht, haben in bezug auf Wahrhaftigkeit eine nachweislich höhere Autorität als bloße Sinneserfahrungen; aber da sie Prinzipien sind, deren wirksame Existenz experimentell schlüssig bewiesen werden kann, sind sie dennoch selber keine greifbaren Einzelobjekte der Sinneswahrnehmung im gewöhnlichen Sinn.

Entdeckte universelle Prinzipien gehören in eine Kategorie von Erfahrungen, die Kepler als erster definierte, als er die paradoxen Implikationen des [i]Ausgleichskreises[/i] untersuchte[i], [/i]der eine [i]ontologisch infinitesimale [/i]Reflexion jedes universellen Prinzips zeigte.[sup]8[/sup] Damit war das physikalische Infinitesimal entdeckt, eine Entdeckung, die Kepler im Experiment gelang und dann Leibniz zu eigenen Entdeckungen anregte: dem Infinitesimalkalkül und dessen Verfeinerung, die als das auf der Kettenlinien beruhende universelle Prinzip der geringsten Wirkung Ausdruck fand ([i]Abbildung 1)[/i].

Was Kepler, Fermat und besonders Leibniz als die entscheidenden Grundlagen der neuzeitlichen Physik entwickelten, wird in Riemanns Habilitationsschrift von 1854 weiter verdeutlicht: Nur entdeckbare universelle Naturprinzipien sind das Fundament wirklichen Wissens, und andere experimentelle Erkenntnisse sind jenen experimentell entdeckbaren universellen Naturprinzipien untergeordnet - Prinzipien, die für Riemann Ausdruck der Hypothesen sind, die der physikalischen Geometrie zugrundeliegen.

Zieht man in Betracht, daß dieses Wissen, im Gegensatz zu den Euklidischen Dogmen, in der griechischen Kultur vor dem Tode Platons reichhaltig entwickelt war, erkennt man zwangsläufig die Schwierigkeit, auf die selbst Akademiker mit fortgeschrittener Ausbildung an diesem entscheidenden Punkt stoßen. Diese Schwierigkeit beruht in der Regel auf dem Einfluß jener Irrtümer, die sich auf die Sophisterei in Euklids [i]Elementen[/i] zurückführen lassen. Euklids Betrug an der zutiefst antieuklidischen Geometrie, die implizit in Gauß’ und explizit in Riemanns Werk enthalten ist, ist noch heute die beste Illustration, wie die reine Logik zur Zerstörung menschlicher Vernunft führt.

[subhead]Euklids Betrug[/subhead] Das Erbe des Sophismus, welches in Europa und den USA fast durchgehend in der allgemein akzeptierten Wirtschaftslehre und damit verbundenen Rechtsprechung eingebettet ist, läßt sich direkt darauf zurückführen, daß Euklids [i]Elemente[/i]als Modell für den naturwissenschaftlichen Unterricht an den heutigen Schulen übernommen wurde. Der mechanistische Unsinn, den René Desartes und andere moderne Empiristen über die moderne europäische Wissenschaft gebracht haben, ist ein Beispiel hierfür. Der Geisteszustand, den diese Denkgewohnheit beim Normalbürger wie gebildeten Akademiker auslöst, ist für die meiste Inkompetenz in der Wissenschaft verantwortlich, welche sich auch darauf auswirkt, wie die Menschen allgemein und führende politische Kreise über „Wirtschaftswissenschaft“ denken.

Wie bei den meisten systemischen Irrtümern, die kulturelle Traditionen durchsetzt haben, sind seit dem alten Griechenland nach Platons Tod große Teile der Bildung und ähnliche Traditionen in der eropäischen Kultur „vererblich“ von dieser Altlast des Sophismus, genannt Euklidische Geometrie, durchwachsen. Sie ist bis heute eine wichtige Ursache der Unfähigkeit sogar sonst ganz normaler Menschen, kompetent über Wirtschaft nachzudenken.

Die eigentlichen Inhalte der europäischen Naturwissenschaft trifft man bereits in entwickelter Form im alten klassischen Griechenland. Diese Entwicklung war Ausdruck einer Wissenschaft, die auf eine Tradition des antiken Ägypten zurückging, die dann in Griechenland von den Pythagoräern als [i]Sphärik [/i]bezeichnet wurde. Das war die Methode Platons und seiner Schule und auch die Grundlage der weniger bekannten Tradition, die durch Heraklit und Thales weitergeführt wurde.

Um die antiken Grundlagen der modernen europäischen Wissenschaft zu verstehen, muß man sich zunächst mit den Prinzipien der [i]Sphärik[/i] beschäftigen, auf welchen alle kompetenten Richtungen der antiken griechischen Wissenschaften aufbauten, die jedoch mit Hilfe des sophistischen Gebräus der Euklidischen Geometrie schon damals wie auch später durch die Empiristen des 18. Jahrhunderts wie die vorsätzlichen Betrüger Voltaire, de Moivre, d’Alembert, Euler und Lagrange unglaubwürdig gemacht und verdrängt werden sollten. Unsere Beschäftigung mit dieser Frage beschränkt sich hier auf jene Aspekte, die ein gewichtiger Grund für das fehlgeleitete öffentliche Denken über Wirtschaft und eng damit verbundene politische Fragen sind.

Die antike Wissenschaft der [i]Sphärik [/i]läßt sich heute am besten verstehen, wenn man zumindest das [i]Mysterium Cosmographicum, [/i]die [i]Neue Astronomie [/i]und die [i]Weltharmonik [/i]von Johannes Kepler gemeistert hat.[sup]9[/sup] Die besondere Bedeutung für den Verweis auf diese Werke an dieser Stelle liegt nicht nur darin, daß Kepler dem Leser einen genauen Blick auf die Sterne und Himmelskörper gestatten, wie wir sie am Nachthimmel zu sehen glauben. Da wir uns auf einem Planeten befinden, der sich im Sonnensystem bewegt, das sich gegen die jenseitigen Sternenkonstellationen bewegt, ist viel Studium und strenges Denken erforderlich, bis der Beobachter tatsächlich weiß, was er in dem Sinnesschauspiel sieht. Es genügt nicht zu glauben, daß das Gesagte der Wahrheit entspricht; der Betrachter des nächtlichen Himmels muß die Entdeckung Johannes Keplers selbst noch einmal durchleben.

In dieser Hinsicht ist Kepler aus verschiedenen Gründen für die Geschichte der Wissenschaft ungewöhnlich wichtig. Am wichtigsten ist aber, daß er den Leser – und hoffentlich auch wichtige Mitglieder des amerikanischen Kongresses und ihre Mitarbeiter, die sich mit Fragen der nationalen und internationalen Wirtschaft beschäftigen – durch jeden Schritt seines jahrzehntelangen Entdeckungsweges leitet, so daß man nach gründlichem Studium seines Werkes in der Lage ist, jeden Schritt der einzelnen Entdeckungen nachzuerleben. Es ist wichtig, daß die politisch Verantwortlichen diesen Bereich nicht nur vom Hörensagen kennen, sondern die Konzepte als Grundsätze, als experimentelle Prinzipien und nicht bloß als wiederholbare Meinungen verstehen. So gesehen sind Keplers Schriften die beste Bildung, um strenges wissenschaftlichen Denken zu erfahren, insbesondere die Prämissen, die zum Verständnis der Dynamik erforderlich sind.

Um die Implikationen von Keplers Methode noch besser zu würdigen, muß man das überlieferte Wissen von den Methoden und Errungenschaften der alten Griechen nacherleben, die mit der Methode der [i]Sphärik [/i]zu tun haben. Diese Methode wird mit dem klassischen Begriff [i]dynamis [/i]bezeichnet, ein Begriff, dessen Bedeutung Gottfried Wilhelm Leibniz durch die Einführung des Begriffes [i]D[/i][i]ynamik [/i]repräsentierte, um so den Betrug des René Descartes aufzudecken.[sup]10[/sup] Riemanns Habilitationsschrift von 1854 erneuerte implizit die Prinzipien der [i]Sphärik[/i]; Riemanns Abhandlung über die Abelschen Funktionen führte dann direkt zum allgemeinen Prinzip der Dynamik, wie es in der Idee einer physikalischen (statt formalen) Dynamik von Hypergeometrien ausgedrückt wird.[sup]11[/sup]

In der Arbeit des Sophisten Euklids haben wir es demnach mit einer Verdinglichung der Theoreme zu tun, die schon von Euklids Vorgängern wie Thales und Heraklit und ganz deutlich den Pythagoräern und den unmittelbaren Kreisen um Platon entwickelt wurden. Die Ergebnisse des Prinzips der d[i]ynamis[/i], die die wissenschaftlichen Errungenschaften des klassischen Griechenland vor Euklid ausmachten, wurden von Euklid und anderen arglistig umformuliert, so daß sie nur noch als vermeintliche Produkte einer Reihe von Definitionen, Axiomen und Postulaten erschienen, welche implizit von einem „vierquadratigen“ linearen Universum ausgingen, wie es dann später von dem inkompetenten René Descartes aufgegriffen wurde. Euklid und die anderen behaupteten, daß nur das wahr sei, was sich durch Deduktion von einer Reihe von Definitionen, Axiomen und Postulaten ableiten ließe, wobei sie voraussetzten, daß das Universum eine einfache mechanische körperliche Ausdehnung einer Fläche sei, in welcher die Kugel, wie die elliptischen Funktionen zeigen, ein Mißverständnis ist – so als sei sie ein Produkt dieser mechanischen Ausdehnung einer Fläche zu einem Körper.

Die Definitionen, Axiome und Postulate wurden von Euklid und seinen Anhängern nie bewiesen; es wird einfach behauptet, sie sind selbstverständlich oder, wie man sagt, [i]a priori. [/i]Letztlich behaupten die Anhänger Euklids – wie auch jeder akademische Sophist oder andere moralisch degenerierte Mensch von heute – einfach: „Das ist derjenige und dasjenige, [i]woran ich zu diesem besonderen Anlaß mich zu glauben entschlossen habe.“[/i]

Das reale physische Universum hat keinerlei Ähnlichkeit mit den euklidischen Vorstellungen und Prämissen.

[subhead]Euklid und das neue oligarchische Modell[/subhead] Seit den Anfängen der europäischen Zivilisation sind die antiken Wurzeln der derzeitigen Weltkrise in einem sozialen Phänomen zu finden, welches zu historischen Zeiten als das „oligarchische Modell“ bekannt war, wie es z.B. durch die imperiale Systeme in Südwestasien verkörpert wurde. Der umfassend dokumentierte Kampf zwischen solchen Systemen und jenen, die ein System souveräner Nationalstaaten aufzubauen versuchten, wie diese Idee einer Republik durch das amerikanische System am besten beschrieben wird, ist der Kampf, den der Dichter, Historiker und Dramatiker Friedrich Schiller anhand des exemplarischen Konflikts zwischen dem republikanischen Vorgehen Solons im antiken Griechenland und dem Sparta des Lykurg beschrieben hat, welches die Bedingungen eines „oligarchischen Modells“ erfüllt.

Das Wesen des Kampfes gegen das „oligarchische Modell“, wie es in Asien verwurzelt und der europäischen Geschichte seit antiken Zeiten bekannt ist, wird von dem Dramaturgen Aischylos im Mittelteil seiner Prometheus-Trilogie [i]Der Gefesselte Prometheus[/i] behandelt. Die Folter des Prometheus, der von dem olympischen Zeus angeklagt wird, den Menschen nutzbares Wissen universeller physikalischer Prinzipien weitergegeben zu haben, findet sich auch in den erwähnten [i]Elementen[/i] von Euklid sowie in dem ähnlichen Beispiel von Descartes’ mechanistisch-statistischer Methode im Gegensatz zu der dynamischen Wissenschaftsmethode als moderner Fortführung der Pythagoräer, des Sokrates und Platons, wie dies in Nikolaus von Kues’ Schrift [i]De Docta Ignorantia[/i] und den revolutionären Entdeckungen der modernen Wissenschaft durch die Antireduktionisten Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann und anderen verkörpert ist.

Der euklidischen Sicht erhielt ihren modifizierten modernen Ausdruck in jenen Argumenten von Descartes, die Leibniz durch wissenschaftliche Beweise für die Notwendigkeit des dynamischen Prinzips demolierte, welches auf die antike [i]Sphärik [/i]der Pythagoräer zurückverfolgt werden kann.

Das fehlerhafte kartesische Modell geht als Auswuchs des Euklidischen Werks axiomatisch davon aus, daß abstrakte Teilchen in leerem Raum und leerer Zeit in zufälligen Stoßbewegungen aufeinanderprallen. Um die zerstörerische Wirkung der kartesischen mechanistisch-statistischen Methode in ihrer Bedeutung für die praktische Wirtschaftswissenschaft von heute zu verstehen, müssen wir an dieser Stelle kurzgefaßt auf den Gang von der antiken bis zur modernen europäischen Geschichte zurückkehren, wie diese zu jener mittelalterlichen Entwicklung führte, die man gewöhnlich als Europas[i] Neues Dunkles Zeitalter[/i] bezeichnet.

Es ist notwendig, die so definierten Konflikte als naturwissenschaftliche Frage zu behandeln. Um die Ursprünge des Konflikts im Rahmen der modernen Naturwissenschaft zu verstehen, muß man die Quelle des Konfliktes in der bis heute andauernden Rolle des oligarchischen Modells in der Gesellschaft aufsuchen. So gesehen müssen der Reduktionismus der antiken griechischen Reduktionisten, wie z.B. der Eleaten und Euklids, und der heutige Empirismus im wesentlichen als Methoden sozialer Kontrolle verstanden werden, um die Interessen des oligarchischen Gesellschaftsmodells zu fördern, so wie dieses Modell durch das anglo-holländische liberale System heute vertreten wird.

Diese Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist der globale Kernpunkt, der der kommenden großen Krise der Weltzivilisation zugrundeliegt.

Wenn wir diese Zusammenfassung an dieser Stelle des Aufsatzes anführen, ist es unser Zweck, die Quelle und Natur des prooligarchischen Denkens aufzuzeigen, welches die europäische Zivilisation während des gesamten Verlaufs ihrer Kultur wiederholt in große und tiefe Wellen und Perioden des wirtschaftlichen und ähnlichen Zusammenbruchs gestürzt hat.

Um die Probleme der Antike in eine heutige Perspektive zu rücken, sei folgenden Ansatz in Betracht gezogen.

Wie oben und in früheren Veröffentlichungen bereits angedeutet, entstand das anglo-holländische liberale Wuchersystem als modifizierte Form seines Vorläufers im Mittelalter, d.h. aus der gemeinsamen Herrschaft der venezianischen Finanzoligarchie und der normannischen Ritterschaft. Das eigentliche mittelalterliche System ist eng verbunden mit der immer stärkeren Rolle der Normannen in den Albigenserkreuzzügen und den als Normannenkriege bekannten Kreuzzügen. Es ist das Erbe des fürchterlichen, im Grunde antichristlichen Systems der Kreuzzüge insgesamt. Es ist sonst auch als das [i]ultramontane [/i]System bekannt. Dieses mittelalterliche System verfiel durch seine internen systemischen Fehler selbst dem Zerfall, der als das oben erwähnte [i]neue dunkle Zeitalter[/i] in Erscheinung trat.

Die Überreste normannischer Macht verblieb jedoch als regierende Kraft insbesondere in England bis zum Sturz von König Richard III. Die Thronbesteigung Heinrich VII. markierte zwar den Eintritt Englands in die moderne Geschichte, doch die kulturellen Effekte des mittelalterlichen Systems verblieben dort wie auch im Großteil Europas bis auf den heutigen Tag. Besonders wichtig für den Zweck dieses Aufsatzes ist die Feststellung, daß das venezianische System der oligarchischen Finanzherrschaft auch den Aufstieg der modernen Zivilisation im 15. Jahrhundert überlebt hat. Die widerlichen Überreste des normannischen und venezianischen Systems, die Kinder eines noch früheren, bösartigen Systems im Mittelalter, sind der Kern des äußeren wie auch inneren Hauptfeindes der amerikanischen Republik heute.

Die Überreste dieses System erlebten eine wichtige Evolution; sie entwickelten sich zu einer Form, die als parasitenähnliche Anpassung mittelalterlicher Relikte an die moderne europäische Zivilisation diente. Ein Ausdruck hiervon ist der moderne europäische Faschismus, der in Keimform im Rahmen der normannischen Kreuzzüge unter Spaniens bestialischem, antisemitischem Großinquisitor Tomás de Torquemada entstand. Torquemada war genauso ein Relikt dieser Kreuzzüge wie später auch das napoleonische System und dessen prosatanische Auswüchse, die als der moderne europäische Faschismus bekannt sind. Heute kleidet sich dieses systemische Prinzip des modernen Faschismus, das auf Tomás Torquemada und Napoleon Bonapartes politischen Schneider, den Martinisten Graf Joseph de Maistre zurückgeht, in Gewänder, die auch die Neokonservativen der Mont-Pelerin-Gesellschaft und des American Enterprise Institute tragen.

Die venezianische Seite dessen, was einmal das venezianisch-normannische Feudalsystem war, paßte sich in seiner Evolution ebenfalls an die Bedingungen an, die durch die Entstehung des Systems souveräner Gemeinwohlstaaten während der Renaissance des 15. Jahrhunderts definiert wurden, welches auch der Zweck hinter der Gründung der konstitutionellen Republik der USA war. Diese Form des Neofeudalismus erschien als die neue venezianische Partei unter der Führung von Paolo Sarpi, der sich bekannte Persönlichkeiten als seine persönlichen Lakaien heranzog, so den Betrüger Galileo Galilei, Sir Francis Bacon in England, Galileis Lehrling Thomas Hobbes und später René Descartes, John Locke und die Empiristen des 18. Jahrhunderts David Hume, Abraham de Moivre, Jean le Rond d’Alembert, Leonard Euler, Joseph Lagrange, Immanuel Kant und andere. Diese neue Art des venezianischen Systems ist heute bekannt als Empirismus oder Kantianismus, aber auch als extrem dekadenter Auswuchs wie der radikale Empirismus und besonders der logische Positivismus von Bertrand Russell und seinen heutigen Anhängern.

Wie schon oben festgestellt, wurde das Machtzentrum, in dem sich die empiristische neue venezianische Partei ausdrückte, Ende des 17. Jahrhunderts aus strategisch-historischen Gründen in das der neuen venezianischen Tyrannen des anglo-holländischen Liberalismus umgestaltet.

Wie ich diese Grundfrage einer kompetenten modernen politischen Ökonomie schon in zahlreichen früheren Veröffentlichungen ausführlich behandelt habe, liegt der Unterschied zwischen den einfachen aristotelischen Dogmen der mittelalterlichen Zeit und Sarpis neuer venezianischer Partei darin, daß Sarpi und andere im Gossendreck des mittelalterlichen Lebens herumwühlten, um die Figur des Wilhelms von Ockham wiederaufleben zu lassen. Insofern es sich dabei um das vermeintliche Wiederaufleben des ursprünglichen „Occam“ handelte, lag darin historisch gesehen die Quelle der schwersten Korruption der modernen Forschung und Lehre in Bereichen, die unter den etwas gebildeteren Nachläufern als physikalische Wissenschaft und als anglo-holländische (und ebenso als die Londoner „orthodox-marxistische“) Lehre der politischen Ökonomie gilt.

Daraus wurde das, was man unter herkömmlichen Akademikerkreisen als das „neue oligarchische Modell“ bezeichnen würde.

[subhead]Der moderne Sophismus[/subhead] Der Einfluß des Kardinals Nikolaus von Kues wird an seinen Werken deutlich, in denen er das Prinzip des modernen souveränen Nationalstaats definierte ([i]Concordantia Catholica)[/i], die moderne physikalische Wissenschaft begründete (beginnend in seiner [i]De Docta Ignorantia),[i] [/i][/i]das Vorbild für den Westfälischen Frieden von 1648 schuf ([i]De Pace Fidei[/i])und einen Plan entwarf, aus dem sich die Reise des Christoph Kolumbus zur Wiederentdeckung des Kontinentes auf der anderen Seite des Atlantiks entwickelte. Aus diesen Entdeckungen und ihren Ablegern entstand eine neue Gesellschaftsform, die an der Wissenschaft orientierte Entwicklung der Produktionskräfte im Rahmen der modernen am Gemeinwohl ausgerichteten, souveränen Nationalstaaten.

Als Antwort auf das Wiederaufleben des venezianischen Systems insbesondere nach dem Sturz von Konstantinopel führte die Idee des Cusaners für eine transozeanische Erkundung und Einbindung anderer Teile des Planeten außerhalb des europäischen Mittelmeerraums zu einem Entwicklungssystem auf dem amerikanischen Kontinent, aus dem dann die USA entstanden.

Mein verstorbener Mitarbeiter, der Historiker H. Graham Lowry, hat die wichtigsten Wendepunkte in der Entwicklung der europäischen Zivilisation in Nordamerika zusammengefaßt.[sup]12[/sup]

Wie die militärischen Schriften des Niccolò Machiavelli verdeutlichen, waren angesichts der überlegenen Macht von Städten und Staaten unter dem neuen Regierungssystem alle Versuche der mittelalterlichen Interessen, ihre Macht wiederzuerlangen, zum Scheitern verurteilt, [i]sofern die oligarchischen Kräfte nicht gewisse Zugeständnisse in ihren Verhaltensgewohnheiten machten.[/i] Hier liegt die Bedeutung des Einflusses der neuen venezianischen Partei Paolo Sarpis. Paolo Sarpi und die anderen standen vor der Wahl: wenn auf der einen Seite die Neofeudalisten nicht dem Druck nach wissenschaftlichem und technologischem Fortschritt nachgäben, waren sie zum Scheitern verurteilt. Wenn sie aber die höheren Prinzipien hinter dem wissenschaftlichen Fortschritt akzeptierten, wären sie als lebende Art durch die antiseptische Wirkung ihrer eigenen Handlung genauso dem politischen Untergang geweiht gewesen.

Empirismus hieß der Versuch Sarpis und anderer, dieses Paradox aufzulösen. Ihr Kompromiß bestand darin, bestimmte Entdeckungen selektiv zu nutzen – so wie die Empiristen im Namen Isaac Newtons der Führung des Sophisten Galileo folgten, um das Werk Keplers zu imitieren –, um weise zu erscheinen, während sie gleichzeitig alles daran setzten, die Erkenntnisse in Keplers eigentlicher Arbeit zu kastrieren. Die Sarpische Absicht war, die Methoden zu verschleiern, mit denen der wissenschaftliche Fortschritt eine Eigenentwicklung annehmen würde, so daß sich die unabhängige Bevölkerung nicht länger dem oligarchischen Regierungsmodell unterwerfen würde.

Diese neovenezianische Politik ist die Basis des Empirismus, wofür Sarpis Lakai Galileo steht, und die Anhänger Galileos wie Thomas Hobbes, Descartes, Locke, Hume, Kant und andere stehen für die Bemühungen der Empiristen, wissenschaftliche Entdeckungen durch empiristische Mystifizierung verbunden zu schwächen und zu kontrollieren.

Die pädagogischen Mechanismen, die eingesetzt werden, um den gewünschten empiristischen Einfluß zu erzielen, gründen sich auf die fehlerhafte Methode des euklidischen Modells von sogenannten „selbstverständichen“ [i]Apriori[/i]-Definitionen, Axiomen und Postulaten. Wie schon oben angedeutet, greift die kompetente physikalische Wissenschaft auf die Methode der [i]Sphärik[/i] zurück, wie sie von den Pythagoräern, Platon und anderen benutzt wurde. Sie toleriert keinerlei axiomartige [i]Apriori[/i]-Annahmen.

Solange, wie man die Wissenschaft in der Geschichte zurückverfolgen kann, gründet sich eine kompetente Wissenschaftsmethode auf den Begriff der [i]Universalien[/i]. Die Idee von Universalien entstammt vor allem den Himmelsbeobachtungen, besonders Beobachtungen, die bei der Astronavigation verwendet wurden. Die interessantesten antiken Belege hierfür beziehen sich auf die Ableitung bestimmter Zyklen des magnetischen Nordpols.[sup]13 [/sup]Die tieferen Implikationen dieses Ausgangspunktes zur Definition einer wirklichen „Bedeutung“ von „Universalien“ wurden schließlich durch Johannes Kepler in den richtigen Fokus gebracht, indem er zuerst das Prinzip der Gravitation für die Anordnung von Sonne, Erde und Mars und später die Zusammensetzung des Sonnensystems entdeckte. Wie die Konstruktion zur Würfelverdoppelung durch Archytas deutlich zeigt, ist das [i]ontologisch Universale[/i], wie Albert Einstein betonte, implizit so groß wie das endliche und unbegrenzte Universum, und drückt sich deshalb auch lokal als eine Mächtigkeit aus, die im Sinne einer ontologischen Existenz infinitesimal ist, eher als andersherum.

Experimentell begründete konzeptionelle Belege, die wie das Pythagoräische [i]Komma [/i]mit der Idee von Universalien verbunden sind, definieren das Universum implizit so, daß es nicht [i]aus,[/i] [i]sondern[/i] [i]durch[/i] universelle Prinzipien dieser Qualität zusammengesetzt ist. Das ist keine perfekte Reihe solcher Prinzipien, sondern eine Prinzipienreihe, die eine implizit [i]antientropische[/i] Entwicklung durchläuft. Jedes Ereignis in diesem Universum wirkt auf dieses Universum ein, und das Universum wirkt auf jedes Ereignis ein, wie dies Leibniz in seinen oben erwähnten antikartesischen Schriften über Dynamik verdeutlicht hat. Diese so definierte antientropische Eigenschaft des Universums wird daran deutlich, wie Kepler die problematischen Eigenschaften der implizit antientropischen Idee des Paradoxes des [i]Ausgleichskreises[/i] empirisch aufzeigt.

Prinzipien sind nicht etwas, was sich inmitten kartesischer Objekte befindet und diese paarweise miteinander verbindet. Sie sind wesentliche Materie, aus der das Universum als Universum zusammengesetzt ist. Es ist ein sich selbst entwickelndes Universum, in dem essentielle Wirkungen z. B. durch den menschlichen Wille ausgedrückt oder im Widerstand gegen wirksames willentliches Handeln erfolgt. Das ist das Wesen von [i]Dynamik[/i], wie sie sich in der bekannten Geschichte auf die Methode der Pythagoräer und Platons Kreise zurückverfolgen läßt.

Der Idee der [i]Dynamik[/i] ist der eigentliche Gegenstand der Wissenschaft der physischen Ökonomie. Die willentlichen Handlungen des Menschen in diesem Bereich sind durch diese Idee der Dynamik wirksam begrenzt. Das bedeutet praktisch, daß kompetente Ökonomie als Wissenschaft vom Gesamtprozeß ausgeht und dann fortfährt, um die Wirkungen lokalen Handelns oder Nichthandelns auf den Gesamtprozeß zu bestimmen.

In diesen Betrachtungen liegt die Bedeutung der Riemannschen Dynamik, die in physikalischen Hypergeometrien ausgedrückt ist.

[head]2. Die Dynamik des Wiederaufbaus der USA[/head]

Das Hauptmerkmal jeder Gesellschaftsform, die dem wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier Rechnung trägt, ist die in der Gesellschaft vorherrschende und praktizierte Betonung der souveränen kognitiven Kräfte des menschlichen Individuums. Diese Kräfte sind zumindest das Potential, das jedem individuellen menschlichen Geist zugehörig ist. Diese Kraft wird durch einen souveränen menschlichen Geist zum Ausdruck gebracht, eine Kraft des Universums, als solche der universellen Gravitation vergleichbar, welche sich in Wernadskijs [i]dynamischem[/i] Prinzip der [i]Noosphäre[/i] zeigt. Sie zeigt sich in ihrer Wirkung auf den individuellen menschlichen Geist, und in keiner anderen Art. Sie zeigt sich als Entdeckungsakt eines universellen physikalischen oder äquivalenten Prinzips, einer Kraft, welche den funktionellen Unterschied zwischen dem individuellen Menschen und allen anderen lebender Arten darstellt.[sup]14[/sup]

[i]Dies ist die spezifische kreative Kraft des individuellen menschlichen Geistes, von der jeder kompetente Begriff einer Ökonomie absolut abhängt.[/i][sup]15[/sup]

Dieser Begriff von Kreativität ist, wie wir diese Frage jetzt betrachtet wollen, das moralische und wissenschaftliche Prinzip, auf dem die Verpflichtung unserer Republik zur langfristigen Kapitalbildung durch den Staatshaushalt implizit beruht.

Diese Definition der Entwicklung der souveränen kognitiven Geisteskräfte unterstreicht den allerwesentlichsten Unterschied zwischen einer kompetenter Wirtschaftswissenschaft auf Grundlage dieses Begriffs der souveränen Kräfte des kreativen menschlichen Denkens, welche der Ausdruck für jedes wahre Prinzip individueller persönlicher menschlicher Freiheit ist, und der gegenteiligen Ansicht, welche implizit eine Gesellschaft definiert, die sich selbst dem Untergang weiht, wenn sie sich nicht rechtzeitig zur Änderung entschließt. Diese gegenteilige Ansicht basiert für gewöhnlich auf dem praktizierten Unsinn, welcher in den vergangenen vier Jahrzehnten nach Präsident Kennedy die Politik der USA immer mehr zu dominieren angefangen hat.

Es entbehrt nicht der Ironie, daß sich zu dem Zeitpunkt, als die USA triumphierend Menschen auf den Mond brachten, die Haupttrends moralischen und ökonomischen Denkens, wie sie in der 68er Revolte zum Ausdruck kamen, bereits jene krankhaften kulturellen Bedingungen hervorgebracht hatten, welche dann Anfang der 80er Jahre die Ursache dafür waren, daß sich in der amerikanischen Wirtschaft eine pathologische Änderung des vorherrschenden Prinzips vollzog – [i]ein Niedergang des kulturellen Paradigmas[/i], der mehr und mehr jene politischen Praktiken zerstörte, auf denen Kennedys Mondlandeprogramm basierte.

Diese Betrachtung eröffnet das vorrangigste und wichtigste, wenn auch nicht das einzige Prinzip einer heutigen Wissenschaft der physikalischen Ökonomie. Es ist gegenwärtig als dasjenige Prinzip beschreibbar, von welchem es an der gegenwärtigen historischen Weggabelung vollständig abhängt, ob ein weltweites „neues dunkles Zeitalter“ vermieden werden kann. Es gibt kürzlich wieder Anlaß zu der Frage, ob die gewählten Mitglieder des US-Kongresses fähig sind, gewisse alte Gewohnheiten dieses Gremiums zumindest soweit abzulegen, daß der Untergang, den die vergangene Politik heraufbeschworen hat, noch zu diesem späten Zeitpunkt unmittelbar drohender Katastrophe in geeigneter Weise umgekehrt werden kann. Diese Angelegenheit muß vorgebracht und fest im Fokus unseres Bewußtseins gehalten werden, damit wir nicht aus Furcht vor irregeführter öffentlicher Meinung kneifen und unsere Republik verlieren, indem wir wieder einmal unentschlossen sind, so wie wir letztendlich die Lebensbedingungen eines immer größeren Teiles unserer Bevölkerung im Laufe der letzten vierzig Jahre ruiniert haben.

Das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal wahrer Republiken, welches sich auch in der Präambel der amerikanischen Verfassung zeigt, besteht darin, daß es als übergeordnetes Prinzip tatsächlich in der politischen Praxis wirksam sein muß. Das allein definiert eine wahre Republik im Unterschied zu allen anderen Organisationsformen der Gesellschaft. Gesellschaftsformen, die auf dem anglo-holländischen Liberalismus basieren, sind typisch für Kulturen, die der amerikanischen Verfassungsordnung moralisch unterlegen sind und welche keine echten Republiken im speziellen Sinne der US-Bundesverfassung darstellen. Dieser Aspekt unserer Verfassung muß als das gleiche Anti-Locke-Prinzip von Gottfried W. Leibniz angesehen werden, welches die Kreise Benjamin Franklins, hier als Mentor Thomas Jeffersons, als das „Streben nach Glückseligkeit“ in die Unabhängigkeitserklärung der USA einführten.[sup]16[/sup] Diese und verwandte Verbindungen sind außerordentlich wichtig, da sie sich auf die politische Planung einer wirtschaftlichen Erholung beziehen, die für die akut bedrohte US-Wirtschaft so dringend erforderlich ist.

Wie ich im vorhergehenden Kapitel geschrieben habe, gründet die Wirtschaft der USA nicht auf den Prämissen der britischen (anglo-holländischen liberalen) Lehre, sondern auf dem Begriff der Leibnizschen physischen Ökonomie. So war die in der US-Verfassung verankerte Politik hinsichtlich der Natur des Geldes implizit schon in den Praktiken des Massachusetts Commonwealth vor 1689 enthalten. Leibniz’ „Streben nach Glückseligkeit“ stellte ein Konzept dar, welches schon früher durch Cotton Mather und dessen jungen Gefolgsmann Benjamin Franklin in Massachusetts eingeführt worden war, die beide den Ausdruck „Gutes tun“ mit der gleichen Bedeutung wie Leibniz’ „Streben nach Glückseligkeit“ benutzten.

Unglücklicherweise neigen unsere politischen Illiteraten heutzutage dazu, das „Streben nach Glückseligkeit“ als Jagd nach einem hedonistischen Prinzip zu verstehen. In Anbetracht der Ideologie, die heute genauer als „Baby-Boomer“-Ideologie definiert werden kann, sollte uns die gegenwärtige Bevorzugung des Hedonismus vor dem Gemeinwohl nicht überraschen. Tatsächlich betrifft das „Streben nach Glückseligkeit“ das vorweggenommene Ergebnis unseres Lebens und nicht die unmittelbare hedonistische Erfahrung. In unserer „Baby-Boomer“-Generation herrschen hedonistische und sophistische Überzeugungen vor, welche im inzwischen fortgeschrittenen Alter der Angehörigen dieser Generation eher als Abneigung und sogar Feindseligkeit gegenüber den heutigen jungen Erwachsenen äußert – jungen Erwachsenen der gleichen Alterspanne, die die Amerikanische Revolution und die Gestaltung der Verfassung 1776-1789 erkämpften oder direkt anführten.

Praktisch gesehen bezieht sich das „Streben nach Glückseligkeit“ auf ein sterbliches Individuum, das völlig bewußt in der Vorwegnahme des Ergebnisses seines oder ihres Lebens lebt, mit einer Vorstellung von „Ergebnis“, welches die Prüfung der Unsterblichkeit besteht: „Was wird mein Leben, so wie ich es gelebt haben werde, zum Wohlergehen der Menschheit beitragen?“ oder wie bei einem Kinde: „Was werde ich, wenn ich groß bin?“. Gute Taten als solche sind nicht ausreichend; wir tun Gutes, wenn wir uns der Zukunft verpflichten: „Welches notwendige Prinzip wird unser Einsatz im Namen der Zukunft befördern?“

Jede wirkliche Entwicklung eines persönlichen moralischen Charakters hängt von Überlegungen ab, die das Individuum befähigen, der Aussicht auf Folter zu trotzen – einer Folter, wie sie die Politik von Vizepräsident Dick Cheney intendiert – und dem Tod selbst zu trotzen: „Macht mit meinem Körper, was ihr wollt, ihr Schergen. Mich unbegründet einsperren? Mich foltern? Mich töten? Eure Zufügung von Schmerz kann mir meine unsterbliche Seele nicht nehmen! Ihr werdet mich nicht zu einem haßerfüllten Hobbesschen Tier machen, wie ihr es schon geworden zu sein scheint!“ So triumphierte Jeanne d’Arc schließlich auf einem Konzil der katholischen Kirche und auch durch den französischen König Ludwig XI. bereits im gleichen Jahrhundert – ein Triumph über Tod und Folter durch die brutale englische Ritterschaft.

Die Gründer unserer Republik, die im wesentlichen Christen waren (trotz der schlechten Moral einiger ihrer Nachbarn in den Kolonien und der Republik in entsprechenden früheren Zeiten), sahen sich selbst als Menschen, die – wie der überzeugte christliche Ökumeniker Leibniz selbst – sich an den Begriff des „Strebens nach Glückseligkeit“ hielten, wie Leibniz ihn in Opposition zu Locke definiert hatte; dies war für Leibniz, wie für die Gründer unserer Republik, ein Ausdruck tiefster Gewißheit über die Beziehung des sterblichen Individuums zur unsterblichen Persönlichkeit, die willentlich am Schöpfer teil hat.

Es sollte deutlich sein, daß solche Überlegungen über die Wurzeln der amerikanischen Verfassung sehr viel mit unserem Thema des Kapitalinvestitionshaushaltes zu tun haben. Leuten, deren moralische Sicht nicht über sterbliche Angelegenheiten hedonistischen Vergnügens und Schmerz hinausreicht, liegen Entscheidungen nicht am Herzen, die das Hauptinteresse jener sind, die ein Gefühl für die Wichtigkeit ihrer eigenen Seele haben. Daher fühlen sie sich ihren eigenen Beiträgen für die Zukunft nicht ernsthaft verpflichtet.

Leuten, die sich nicht auf das moralische Niveau des „Strebens nach Glückseligkeit“ nach Maßgabe der amerikanischen Verfassung erhoben und sich damit nicht der Autorität der Verfassungspräambel unterworfen haben, fehlt ein wirksames Gewissen in Hinblick auf eine effiziente Umsetzung der Zukunft und neigen daher zum sogenannten „hedonistischen Prinzip“. Die moralisch Verkrüppelten unter uns haben einen Hang zum Utilitarismus des Jeremy Bentham, des offen satanischen Chefs des „Geheimkomitees“ im britischen Außenministerium. Wie Aaron Burr, dem New Yorker Bankier, der ein Protegé des britischen Meisterspions Bentham war, kann man ihnen in lebensentscheidenden Fragen, die sie an zukünftige Generationen, unsere Nachfahren, weitergeben könnten, nicht trauen.

Die wahrhaft existentielle Krise, die jetzt die Vereinigten Staaten ereilt hat, erfordert Einstellungen, die sich über die nationalen Wirtschaftstrends der letzten dreieinhalb Jahrzehnte erheben. Diese Korrektur muß jetzt von den Bürgern und anderen relevanten Persönlichkeiten vollzogen werden. Das zukünftige Fortbestehen unserer Nation und die Bedeutung Ihres eigenen Lebens hängen davon ab, daß Sie diese Selbstverpflichtung in sich selber entdecken.

[subhead]Der arme Myron Scholes[/subhead] Die wichtigste praktische Frage, die sich jeder denkenden Person stellt, liegt darin, Moral im Zusammenhang mit Fragen unserer heutigen Lebenserfahrungen zu finden, und zwar [i]im Kontext dessen, was wir heute mit Blick auf die Zukunft tun, anstatt nur auf die Erfahrung des bisher Geschehenen zu reagieren.[/i]

Folglich stellt sich die entscheidende Frage, indem man einfach fragt: „Was ist diese Zukunft?“

Die Bedeutung von „Zukunft“ läßt sich in diesem Bezugsrahmen auf zwei miteinander unvereinbare Weisen behandeln. Der prinzipiell inkompetente Ansatz ist die statistische Sicht, mit der man die Zukunft zu betrachten versucht, als wenn sie irgendwie statistisch durch gegenwärtig wirksame Prinzipien bestimmt sei, anstatt die Zukunft als eine Verlaufsänderung zu sehen, die durch aufkommende neue Arbeitsprinzipien entsteht. Die einzig kompetente Herangehensweise ist die, welche ich weiter oben in diesem Aufsatz dargestellt habe – zum Beispiel die kompetente wissenschaftliche Untersuchungsmethode, die sich in der europäischen Kultur auf die pythagoräische Methode zurückverfolgen läßt, welche wiederum von der ägyptischen Astrophysik, der [i]Sphärik[/i], abgeleitet ist. Dies habe ich oben als dieselbe Methode definiert, der Johannes Kepler als Anhänger des Nikolaus von Kues und Leonardo da Vincis folgte, als er eine systematische Struktur für die moderne physikalische Wissenschaft schuf, mit der sich das endliche, aber unbegrenzten Universum als Ganzes untersuchen läßt.

Der fehlerhafte Ansatz etwa von René Descartes und seinen Gefolgsleuten unter den erklärten „Newtonianern“ ist die mechanistisch-statistische Methode, die auf einer modernen, empiristischen Lesart des alten Euklidischen Apriorismus fußt, nach der die Erde eigentlich flach ist.

Betrachten wir in diesem Zusammenhang die bekannten inkompetenten mathematischen Methoden eines Myron Scholes und Robert Merton, die mit der Finanzkatastrophe von August-September 1998 und dem gegenwärtigen Wiederauftauchen eines vielfach größeren Echos dieser Krise von 1998 im Zusammenhang stehen. Die Entwicklung von 1998 war und ist eine Krise, die darauf zurückzuführen ist, daß das gleiche verrückte System von Scholes und Co im gesamten Weltfinanzsystems noch heute beharrlich beibehalten wird.[sup]17[/sup] Diese Erfahrung mahnt uns, daß die Ansichten und Vorschriften des heute hegemonialen Wirtschaftsdogmas eine für die Welt insgesamt tödliche Inkompetenz und ein böses Omen für die Zivilisation als Ganze darstellt. Es repräsentiert ein korrumpiertes Wirtschaftsdenken, das nur vom Blickpunkt eines Leichenbestatters studiert werden sollte, aber niemals wieder menschliches Leben infizieren sollte!

Die morbide Statistikmethode, wie sie Scholes und seine Parteigänger verwenden, stammt eigentlich aus dem Erbe der Physiokraten und der Haileybury-Schule; methodisch entspricht sie einer radikal reduktionistischen Spielart der kartesischen Methode. Diese leitet sich aus antiken Euklidischen Sophismen her, die aber zu Füßen von René Descartes „britisch“ – oder war es „brutalisch“? – zu sprechen gelernt haben. Sie ist auch die britische Kopie von Descartes, die man „Newtonianismus“ nennt. Mit anderen Worten, die Wirtschaftslehre hinter den chronischen Fehlern von Myron Scholes ist eine radikal positivistische Version der gleichen inkompetenten, mechanistisch-statistischen Methode, die auf die gescheiterte Physik von René Descartes zurückgeht.[sup]18[/sup]

Wirkliche ökonomische Prozesse sind [i]dynamisch[/i] im Sinne der alten pytagoräischen [i]Sphärik[/i], [i]dynamisch[/i] im Sinne der Methode von Cusanus und Kepler; sie basieren daher auf dem gegen die Irrtümer des Kartesianismus geführten schlüssigen Beweis, wie er von Leibniz bei dessen Einführung des antiken Prinzips der [i]Sphärik[/i] in die moderne physikalische Wissenschaft, der [i]Dynamik[/i], geleistet wurde.

Bevor ich mit dem Argument selber fortfahre, ist es für den Leser dieses Aufsatzes wohl unumgänglich, daß ich hier einige warnende Worte zu einem wichtigen Aspekt wissenschaftlicher Methodik einschiebe.

Ich habe in diesem Aufsatz wiederholt den entscheidenden Unterschied betont, der im Bereich mathematischer Wissenschaftsaussagen zwischen rein formalen und tatsächlich ontologischen Konzeptionen gemacht werden muß.[sup]19[/sup] Diese meine Gewohnheit entwickelte sich in Keimform bereits Mitte der 30er, als ich mich ganz Leibniz zuwandte, und wurde später entscheidend für die Erkenntnisse, die ich aus den mir bekannten Schriften des Akademiemitglieds W.I. Wernadskij gewann, sowie für den weiter fortgeschrittenen Ansatz für eine Wissenschaft der physischen Ökonomie, die ich ausgehend von Leibniz etwa Mitte der 30er Jahre entwickelt hatte.

Wie ich bereits in vorhergehenden Abschnitten des Aufsatzes betont habe, müssen alle Ansätze in der Natur- wie der Sozialwissenschaft von oben nach unten und nicht von unten nach oben verlaufen. Dieser Ansatz, den ich von maßgeblichen Autoritäten aus einer Zeit von mindestens 3000 Jahren vor mir übernommen habe, erfordert eine von oben nach unten gerichtete Sicht der höheren funktionalen Rolle entdeckter universeller physikalischer Prinzipien, wenn diese Sicht auf den gleichen Tätigkeitsbereich angewendet werden soll, auf den man diese Begriffe selber anwendet. Wernadskijs Unterteilung physikalischer Erfahrungen in drei qualitativ verschiedene Phasenräume, einschließlich der Trennung des Lebens vom Nichtleben und menschlicher Erkenntnisfähigkeit von rein biologischer Erfahrung im allgemeinen, ist ein Beispiel für diese Herangehensweise. Dies gilt in weitestem Sinne für den gesamten Gegenstand der physischen Ökonomie als eigener ontologischer Forschungsbereich. Das ist der Schlüssel, um Entwicklung innerhalb des allgemeinen Zusammenhanges der Ökonomie zu verstehen.

Stets wird der untergeordnete Bereich als Ganzer durch die ontologische Unterscheidung einer physikalisch wirksamen Phasenraum-Trennung mit Hilfe eines physikalischen Prinzips definiert und begrenzt.

Diese Begrenzungen, die die äußeren Bereiche eines Phasenraum-Prozesses definieren, sind die Hauptbezugspunkte bei jedem kompetenten Versuch der Vorhersage in jedem System, welches in seinen Grundeigenschaften als dynamisch definiert werden kann.

Dies steht im Kontrast zum mechanistisch-statistischen Ansatz der meisten heute gelehrten und praktizierten, aber fehlerhaften Wirtschaftslehren. Mit diesem falschen Ansatz wird versucht, mögliche Unstetigkeiten eines Prozesses durch Extrapolation von Stoß-Wechselwirkungen (d.h. reine Statistik) zu definieren. Im wirklichen Universum, also anders als in der heute immer noch gelehrten Wirtschaftstheorie, sind es die Randbedingungen der dynamischen Eigenschaften des Phasenraumes, die auf die Prozesse einwirken, nicht aber die umgekehrte mechanistische, statistische Sicht des Phasenraums. Dies ist das „Geheimnis“ meines persönlichen Erfolges bei langfristigen und verwandten ökonomischen Vorhersagen, seit ich in einem ersten „Probelauf“ dieses Ansatzes kurzfristig eine Rezession 1956 prognostizierte. Dies ist auch der Grund dafür, warum ich seit dieser Zeit keine mechanistisch-statistische Vorhersage mache, die in der allgemein akzeptierten akademischen Wirtschaftslehre heute so verbreitet ist.

Die menschliche Gesellschaft ist, um die Betonung auf die richtige Stelle zu setzen, eine Reflexion des menschlichen Willens, eine Reflexion von Aktivitäten einer Art, wie sie im Tierreich fehlen und wie sie auch dort fehlen, wo Methoden Russelsscher Narren wie Professor Norbert Wiener und John von Neumann, verwendet werden. In einer Gesellschaft gibt keine „unvermeidlichen Folgen“, die man zurecht mit gewöhnlichen Vorhersageversuchen in Zusammenhang bringen könnte. Solange Menschen menschlich sind, sind an jede Vorhersage eine ganze Reihe von „Vielleichts“ gekoppelt; ohne diese „Vielleichts“ ist sie einfach nur inkompetent oder schlimmer. Alle Vorhersagen, die darauf gründen, „eine Zahl zwischen eins und zehn zu wählen“, lassen einen Prognostiker oder Fragesteller erkennen, den man unter Verweis auf Kants alten Witz als einen Mann ansehen muß der versucht, einen Ziegenbock zu melken, während ein anderer das Sieb hält.

Kompetente Vorhersagen lehnen also die heute gewöhnlich inkompetenten Meinungen über die Kraft genauso wie über den vermeintlichen Mangel an Kraft des menschlichen Willens ab. Was einen sozialen Prozeß tatsächlich begrenzt, sind die durch die entdeckbaren universellen physikalischen Prinzipien definierten Grenzbereiche, welche an dem Ort der Wechselwirkung zwischen voluntaristischer Rolle der Gesellschaft und dem physischen Universum wirken, mit dem die Gesellschaft wechselwirkt. Die universellen physikalischen Prinzipien, die als Eigenschaften eines Systems wirken, sind die Randbedingungen, die auf den Willen der Gesellschaft wirken und die in diesem Sinne, und nur in diesem Sinne, bestimmen, was und in welcher Weise „vorhergesagt“ werden kann.

Um diesen Punkt zu wiederholen und zusammenzufassen.

Wirkliche physische Ökonomien sind dynamische, keine mechanisch-statistische Prozesse. Das heißt, neben anderen Überlegungen, eine Vorhersage ist implizit Keplerisch ist, und zwar im Sinne des Orbits wie auch des Prüfbeweises für einen Ausgleichskreis, wonach das Universum nicht einfach repetitiv ist, sondern durch höhere universelle physikalische Prinzipien begrenzt ist, welche der Evolution des Universums oder jedem seiner Phasenräume einen geordneten Charakter geben.

Bei jeder kompetenten Vorhersage, einschließlich ernsthafter Vorhersage für ein gesamtes Wirtschaftssystem, wirkt deshalb das Prinzip, das den „Orbit“ des vorliegenden Systems bestimmt, auf das System ein, um eine bestimmte Randbedingung zu definieren. Wenn die Evolution des Systems sich dieser Randbedingung nähert, ändert sich das Verhalten des Systems durch diese Annäherung, welche ihrerseits einer Grenze zustrebt, über die hinaus das System in seiner gegenwärtigen Form nicht weiterbestehen kann. An diesem Punkt muß sich das System entweder ändern, oder es wird zusammenbrechen.

Diese Betrachtung repräsentiert den heute wenig bekannten, äußerst wichtigen Aspekt jeden Systems langfristiger Wirtschaftsvorhersage. Wir werden diesen Gegenstand hier noch einmal betrachten.

 

[head]3. Ein internationales System im Gedenken an Franklin Roosevelt[/head]

Ich wurde 1922 geboren und erlebte den Übergang von meinem Militäreinsatz zur Entlassung aus dem Dienst auf dem Kriegsschauplatz China-Burma-Indien. Für mich brachte das einige sehr persönliche und besondere Erlebnisse mit sich, die ich bis heute als prägend für die Änderungen meines Stands in dieser Zeit und den sich unmittelbar daran anschließenden Jahren empfinde. Vor allem bin ich seit dieser Zeit immer ein Patriot in der Tradition Franklin Roosevelts geblieben. Aus dieser Erfahrung heraus und aufgrund der Bedeutung, die Roosevelt für andere, z.B. einige OSS-Veteranen hatte, deren Geheimnisse ich später kennenlernte, beschäftigte ich mich immer mit bestimmten Grundzügen des Rooseveltschen Erbes, das ich heute mehr denn je als die bestimmenden Lehren betrachte, die die Leidenschaften wesentlicher Kreise meiner eigenen Generation prägten. Dazu gehört auch meine wichtige Erfahrung mit einer älteren Generation als meiner eigenen. Von diesem Blickpunkt überschaue ich, welche Zielrichtung unsere gegenwärtig sehr gebeutelte Nation in ihrer Sicht der Weltangelegenheiten einschlagen muß, die nicht nur unserem Land zugute kommt, sondern dem lebenswichtigen Interesse unserer gegenwärtig krisengeschüttelten Welt als Ganzer dient.

Als wichtigste aller dieser Erfahrungen weiß ich, daß sich an dem Tag, an dem Franklin Roosevelt starb, die Zukunft der Welt zum schlechten wendete. So habe ich beispielsweise verläßliche, wenn auch indirekte Kenntnis über ein Erlebnis des OSS-Chefs General Donovan, das zusammen mit anderen verstreuten Informationen und gesicherten Erkenntnissen diese Überzeugung bestärkt. Der Bericht über General Donovans Reaktion auf eine bestimmte Situation, in der er fast am Ende des Krieges ein Treffen mit dem Präsidenten betrübt verließ, ist typisch für die Gewißheit, die meine Gefühle in dieser Frage bestimmen; die Fakten der allgemeinen, geschichtlichen Wahrheit bestätigen dieses innere Wissen.

Präsident Franklin Roosevelt hatte die Absicht, wie dies sein Sohn als Augenzeuge verbürgte, die Gelegenheit des sich abzeichnenden Sieges zu nutzen, um dem britischen Empire und ähnlichen Unternehmungen ein Ende zu setzen. Damit sollten der Kolonialismus und ähnliches Beiwerk der modernen Geschichte generell beseitigt werden, um statt dessen ein System der Zusammenarbeit in einer Welt ausschließlich souveräner Nationalstaaten zu schaffen - Staaten, deren Freiheit und Entwicklung die USA mit technischer Hilfe aus ihrer eigenen großen Produktivkraft nach der Umorientierung vom Krieg auf die Aufgaben des Friedens fördern würde. Hätte der Präsident gelebt, wäre diese Mission erfolgreich gewesen; denn solange er am Leben war und Entscheidungen traf, wäre jeder Veteran, der in Übersee im Einsatz gewesen war und, wie ich, die Zustände in Teilen Asiens gesehen hatte, fast bis zum letzten Mann Roosevelts Aufruf zu einem solchen Unternehmen gefolgt. Diese Leidenschaft für die Bestimmung meiner Nation trieb mich an, als ich nach Ende des Krieges erneut in Indien war, und sie ist im wesentlichen dieselbe geblieben - für die Aufgabe, die unsere Republik in der gefährdeten Welt von heute übernehmen muß.

Das, was Präsident Roosevelt sich zum Ziel gesetzt hatte, wurde nicht verwirklicht. Winston Churchill repräsentierte die Seite des britischen Empires, der Holländer und anderer Kolonialmächte, die ein anderes Ziel vor Augen hatten, und leider teilte Präsident Roosevelts Nachfolger Harry Truman diese Sicht der Rekolonialisierung. Trotz einiger hervorragender Vorstöße der Generäle MacArthur und Eisenhower nach dem Krieg sowie einiger anderer prominenter Persönlichkeiten kamen wir vom Wege ab, und sind schließlich in dem ungeheuer gefährlichen Zustand gelandet, in dem wir und andere Staaten uns heute befinden.

Jetzt, nach mehr als 61 Jahren von nichts Halbem und nichts Ganzem, befinden wir uns wieder mitten in einer furchtbar unheilvollen Zeit weltweiter Krisen. Im Prinzip und vom Kern der Sache her stehen wir wieder am selben Entscheidungspunkt wie im Augenblick vor Präsident Roosevelts Tod. Die Umstände sind anders, aber die Aufgabe ist im Grunde genommen und von ihrem Wesen her dieselbe.

Der Plan, von dem ich jetzt ausgehe, sieht so aus.

Die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen China, Rußland, Indien, Deutschland und anderen Ländern im größten Teil Eurasiens deutet auf die Notwendigkeit eines großen, langfristig angelegten Programms zwischen Europa, der eurasischen Nation namens Rußland sowie Asien hin, um den teilweise leeren, aber auch bevölkerungsreichsten Kontinent der Erde zu einem Verbund wechselseitiger blühender Zusammenarbeit souveräner Nationalstaaten umzuwandeln. Es ist zu hoffen, daß dies mit dem Segen und der Unterstützung unseres Landes, der USA, geschehen möge.

Gleichzeitig bilden die USA den Angelpunkt für ein System der notwendigen Zusammenarbeit zwischen souveränen Nationalstaaten des amerikanischen Kontinents insgesamt, auch wenn es bei einigen von ihnen Zurückhaltung geben mag.

Wir in Amerika und Eurasien müssen uns gemeinsam für den afrikanischen Kontinent einsetzen und auch die etwas sonderbaren Australier und Neuseeländer mit ins Boot holen. Australiens Territorium ist großenteils öde oder ungenutzt, ein Kontinent, der weitgehend aus Wüste besteht, umgeben von riesigen Mengen Frischwassers. Mit Hilfe der Kernenergie sollte deshalb das unerwünschte Salz aus entsprechenden Teilen der angrenzenden Wasservorräte entfernt werden, wodurch auch in vernünftiger Weise dazu beigetragen werden kann, unser globales Klima zu steuern.

Wir werden daher - auf heutige Verhältnisse übertragen - das Ziel Franklin Roosevelts verwirklichen, nach dem Krieg eine Weltordnung souveräner Nationalstaaten zu schaffen, die für ihre gemeinsame Sicherheit und das Gemeinwohl zusammenarbeiten. Das war die Absicht des Präsidenten für die Organisation der Vereinten Nationen und für die globale Rolle des amerikanisch gestützten Bretton-Woods-Systems.

Die Aufgabe, die sich uns allen stellt, erfordert eine ziemlich revolutionäre Anstrengung. Die Weltbevölkerung ist auf weit über sechs Milliarden Menschen angewachsen, wovon die meisten extrem arm sind. Um das Niveau der Lebensbedingungen anheben zu können, ist ein Sprung im produktiven Potential erforderlich, ein Sprung, der wirksamen Fortschritt bei der Entwicklung und Anwendung der Kernspaltungsprozesse von Uran und Thorium voraussetzt, sowie die dringliche Entwicklung der viel potenteren Möglichkeiten der thermonuklearen Fusionstechnologien. Wir benötigen diese beiden Energiequellen dringend: Ohne die Kernspaltung wird der durch die nun zunehmende Erschöpfung der fossilen Wasservorräte wachsende Trinkwassermangel einen grausamen Tribut an Leben und Lebensqualität der Überlebenden fordern. Ohne die Entwicklung der Kernfusion und verwandter Technologien werden wir die Rohstoffprobleme, die uns in einem Viertel- bis halben Jahrhundert erwarten, nicht effizient lösen können.

Glücklicherweise sind all diese Probleme lösbar, vorausgesetzt, wir bringen den Willen dazu auf, diese Reform im Gedenken an Franklin Roosevelt zu verwirklichen.

Wenn wir dem zustimmen, wirft das einige Fragen auf, die nach Antworten verlangen. Die wichtigste Frage lautet dann: Warum der souveräne Nationalstaat?

[subhead]Warum der souveräne Nationalstaat?[/subhead] Wir haben es heute, besonders in West- und Mitteleuropa, mit Finanzkreisen zu tun, die, sogar in den USA selbst, in der Tradition von Montagu Norman von der Bank of England operieren, so wie diese Kreise in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts Adolf Hitler und die französischen Synarchisten unterstützten. Ihre Bemühungen zielen heute nach wie vor darauf ab, die Institution des modernern Nationalstaats abzuschaffen. Die von diesen einflußreichen Leuten vorgeschlagene Alternative, die bereits weit gediehen ist, nennt sich beschönigend „Globalisierung“.

Dieses Vorhaben ist in der Tat nichts anderes als eine neue Bezeichnung für Imperialismus, einen anglo-holländischen Imperialismus in der Tradition der Bilderberger, unter dessen Herrschaft Schwärme privater Finanzinteressen, Räuber wie die heutigen Hedgefonds, die Welt durchstreifen und ausplündern - bereit, Herden heranbrandender Massen verzweifelter armer und obdachloser Menschen von einem Ort erbärmlicher Kurzzeitbeschäftigung zum anderen und in einen frühen, elenden Tod zu treiben.

Diese Methoden kennen wir noch aus früheren Zeiten. In den Annalen der europäischen Geschichte gab es das System des Mittelalters, in dem eine Kaste bewaffneter Räuber, beschönigend als „normannische Ritter“ bezeichnet, auf den Wink einer imperialen venezianischen Finanzoligarchie eingesetzt wurde und ein ausgeplündertes Europa in den Höllenrachen eines „neuen finsteren Mittelalters“ des 14. Jahrhunderts stürzte. Der gegenwärtige Drang von Vizepräsident Dick Cheney, das reguläre Militär zu zerstören, wie dies durch die jüngsten und gegenwärtigen anglo-amerikanischen Operationen in Südwestasien geschieht, ziel darauf ab, reguläre staatliche Militäreinheiten durch Privatarmeen zu ersetzen, wie sie bereits eine Rolle beim räuberischen Vorgehen von Halliburton im Irak spielen. Diese anglo-amerikanische Superdummheit im Irak ist typisch dafür, was sich als die Wahrheit der „Globalisierung“ erweist: eine Verwirklichung des Traums von H.G. Wells' berüchtigter Phantasievorstellung [i]Things to Come [/i](„Von kommenden Tagen“).

Zugegebenermaßen gibt es noch immer nur relativ wenige, vor allem sehr finanzkräftige Räuber, die einen solchen Albtraum auch tatsächlich verwirklicht sehen wollen. Nichtsdestoweniger haben einige einflußreiche Fraktionen ähnliche, wohl ziemlich nebelhafte Träume davon, was aus der „Globalisierung“ werden könnte. Diese Art von Leuten protestiert: „Kann es denn keine ,Globalisierung' geben, die nicht von Anfang an so verkommen und bösartig ist, wie wir sie heute sehen?“ Die recht verbreitete Frage, der wir uns deshalb in Beantwortung utopischer Spekulationen über einen neuen, globalen „Turmbau zu Babel“ zuwenden müssen, lautet daher: Ist die Ära des Nationalstaates überholt, oder ist die einzige andere vorgeschlagene Alternative dazu etwas mindestens so Furchtbares, wie die Pläne des offen bösartigen Dick Cheney es vermuten lassen?

Um solche Fragen kompetent beantworten zu können, müssen wir uns wieder mit einigem aus der Geschichte der europäischen Zivilisation beschäftigen, der Grundlage all dessen, was wir heute sind.

Einen vergleichbaren Fall in der Geschichte der europäischen Zivilisation findet man, wenn man sich mit dem Kampf um die Errichtung eines Systems moderner souveräner Nationalstaaten beschäftigt, wie es beispielsweise Dante Alighieri in seiner grundlegenden Herangehensweise zur Wiederbelebung einer italienischen Hochsprache vorgeschlagen hatte. Italienisch war eine ältere Sprache als Latein, die seit den römischen Eroberungen als politische Verkehrssprache zum Zweck imperialer Herrschaftsausübung benutzt wurde. Die Verwendung des Italienischen wurde stark von der römischen Herrschaft beeinflußt, aber, wie die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt nachwiesen, stammt es nicht vom Latein ab. Man betrachte das spezifische Argument Dantes in seiner [i]De Monarchia[/i]. Dann wende man sich dem mehr als ein Jahrhundert später entstandenen Konzept zu, das Kardinal Nikolaus von Kues in seiner [i]Concordantia Catholica [/i]entwickelte, und woraus später der dem Gemeinwohl verpflichtete souveräne Nationalstaat erwuchs.

Um zu verstehen, um welche Themen es bei dem gerade beschriebenen historischen Faktenkomplex geht, muß folgende nähere Bestimmung vorgenommen werden.

Die frühen Christen sprachen kein Latein, welches sie haßten, genauso wie diejenigen Juden, die sich weigerten, die geprügelten Hunde des römischen Imperiums zu sein, so wie Bettelheim später die Bedingungen in den Nazi-Konzentrationslagern beschrieb. Latein bedeutete für sie die Peitsche des verachteten, aber gefürchteten römischen Unterdrückers. Die christlichen Apostel kannten praktisch kein gesprochenes Hebräisch - was es in der Tat damals nicht gab -, sondern man sprach Aramäisch oder eine Art Griechisch und unter den gebildeten Juden klassisches Griechisch der damaligen Ausprägung. Die Formulierung der christlichen Theologie erfolgte in dem klassischen Griechisch, wie man es mit den Schriften des Johannes und Paulus verbindet. Noch wichtiger als der Einfluß sprachlicher Konventionen ist die Tatsache, daß sich die entscheidenden Konzepte der christlichen und ebenso der jüdischen Theologie des Philo von Alexandrien aus systematischen Gründen der Art, die Cicero verstanden hätte, nicht im alten Latein ausdrücken lassen - Gründe, die ich im ersten Kapitel dargelegt habe; außer zu dem Maße, wie die in griechisch ausgedrückte christliche Theologie der Apostel das entstehende mittelalterliche Kirchenlatein der Westkirche prägte.

Der Versuch, ein lateinisches Imperium zu schaffen, war im Westen jämmerlich gescheitert, und wurde, nachdem der römische Kaiser Diokletian diesen Fehler erkannt hatte, unter seinem Schützling Konstantin durch ein System ersetzt, das auf der Muttersprache der führenden Christen, der damaligen griechischen Hochsprache beruhte. Als Reaktion auf das imperiale griechische Experiment des Kaisers Konstantin zur Schaffung einer Staatsreligion entstand die augustinische Alternative. Diese wurde aus Italien ins Spanien des Isidor von Sevilla vertrieben und gelangte von dort aus in den Bereich der irischen Mönche, denen es wundersamerweise gelang, die Angelsachsen (zumindestens zeitweise und zu gewissem Grade) zu christianisieren. Das wiederum brachte Karl den Großen als den großen Widersacher der Übel, die von Byzanz gepflegt und verbreitet wurden, hervor. Die selbstverursachte byzantinische Dekadenz eröffnete dem neuen Zentrum des Bösen, der finanzoligarchischen Seemacht Venedig, eine Position, aus der sie beständig an der Zerstörung all dessen arbeiten konnte, was Karl der Große aufgebaut hatte. Daraus erwuchs das [i]ultramontan [/i]regierte, „Kreuzzüge“ genannte System von normannischer Metzelei, Antisemitismus und Haß gegen die Moslems. All das führte in verhängnisvoller Weise in Europas sogenanntes „neues finsteres Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts.

Mit dem Aufkommen der europäischen Renaissance im 15. Jahrhundert, die sich um das große ökumenische Konzil von Florenz entwickelte, brach der Versuch, Latein zur Verkehrssprache eines neuen Turmbaus zu Babel zu machen, weitgehend in sich zusammen. Das Erbe der Wissenschaft und Literatur des klassischen Griechenland, das aus den Trümmern eines verzweifelten Byzanz und seinen Archiven herübergerettet worden war, gelangte nach Italien und konnte Westeuropa endlich aus der langen Finsternis des rohen Unverstands in die große Renaissance emporheben, auf der seither alle Errungenschaften der modernen europäischen Zivilisation, einschließlich der Geburt der Amerikas, aufbauten. Die große Masse der Bevölkerung Europas, der eine Rolle als Untertanen wie auf Francois Quesnays Feudalgütern zugewiesen war, so zu erheben, daß sie ihre Menschenrechte erlangen konnte, war ein Kunststück, das Dante Alighieris Programm erforderte, mit dem er die Sprachkulturen Europas in gebildeter Form wiederherstellte. Diese Erhöhung der Menschheitsrechte war ein Echo von Cusas [i]Concordantia Catholica[/i]. Diese Entwicklung im Kraftfeld des großen ökumenischen Konzils von Florenz gab den Anstoß zur Verwirklichung des Gemeinwohlprinzips des modernen souveränen Nationalstaats.

Diese kurze Zusammenfassung führt uns in der Folge zu dem entscheidenden Punkt, auf den es heute ankommt, einen Punkt, der die Verwendung von Sprache und den Zusammenhang dieser Überlegungen mit der Notwendigkeit betrifft, auf der Schaffung eines weltweiten Systems der Zusammenarbeit vollständig souveräner Nationalstaaten zu beharren.

[subhead]Die Bedeutung des Infinitesimalen in der Sprache[/subhead] Vor etwa sechzig Jahren eröffnete der berühmte William Empson mit seinem Buch [i]Seven Types of Ambiguity[/i] („Sieben Arten der Mehrdeutigkeit“) mir und vielen anderen Lesern einen neuen Zugang zum Verständnis eines gebildeten Gebrauchs der englischen Sprache. Man denke über seine dort entwickelte Argumentation von dem Bezugspunkt aus nach, den ein führender englischer Verfechter der Amerikanischen Revolution, Percy B. Shelley, in seinem umstrittenen, zuletzt veröffentlichten Hauptwerk darlegte, dem sehr klassisch gehaltenen [i]In Defense of Poetry [/i](„Zur Verteidigung der Poesie“) von 1821.[sup]22[/sup] Man betrachte die Folgerungen, die sich aus der Verbindung zwischen den beiden erwähnten Schriften von Empson und Shelley ergeben, vor dem Hintergrund der Tragweite der Entdeckungen Keplers, wie ich sie auf den vorhergehenden Seiten dargelegt habe. Dem Leser sollte sich beim Studium dieser Vergleichsquellen eine Vorstellung von der Natur einer ernsthaften Kommunikation tatsächlich wirksamer Ideen erschließen, sei es bei der Entdeckung universell gültiger Naturgesetze, der Komposition klassischer Polyphonie in der Tradition von J.S. Bach oder der Komposition und Erfahrung klassischer Poesie, die alle unter Zuhilfenahme von Sprache geschehen.

Denken Sie nach! Wenn Sie Poesie nicht so wie Schiller, Shelley, Mozart, Beethoven und Schubert verstehen, verstehen Sie nichts von Wissenschaft! Und wenn Sie nichts von Wissenschaft verstehen, so wie ich Keplers Werk dargestellt habe, dann wissen Sie nichts von Poesie oder vom klassischen Drama im allgemeinen. Sie mögen beidem ehrlich zugeneigt sein, und das ist sicher in diesen Grenzen gut für Sie. Aber solange Sie nicht verstehen, daß klassische Poesie und Wissenschaft als Einheit zusammengehören, müssen Sie noch ein richtiges Gesamtverständnis der weitreichenden Bedeutung eines wirklichen literarischen Sprachgebrauchs im klassischen Sinn erlangen. Deshalb habe ich unterstrichen, welche hervorragende Bedeutung darin liegt, schrittweise ein Verständnis der Tragweite des Singens der Bach-Motette [i]Jesu meine Freude[/i] mit dem Meistern entscheidender Konzepte in wissenschaftlichen Werken wie denen der Pythagoräer, Platons und seines Kreises sowie von Cusanus, Kepler, Leibniz und Riemann zu kombinieren. Bis wir das entscheidende gemeinsame Wirkungsprinzip wahrhaft klassischer Poesie und Polyphonie und ihrer wirksamen Verbindung mit der klassischen Wissenschaft herausragender Persönlichkeiten, die ich hier noch einmal erwähnt habe, erkennen, bleibt die Absicht menschlicher Sprache als solche verschwommen und mehr oder minder verborgen.

Wie Shelley in den Schlußbetrachtungen seiner [i]Verteidigung der Poesie[/i] hervorhebt, mag es zwar vorkommen, daß eine Bevölkerung die Historiker durch die Tiefe ihrer Einsichten in Erstaunen versetzt, aber meistens ist ihr das zugrundeliegende Prinzip keineswegs bewußt, dem sie ihren ungewöhnlichen Aufstieg aus der trüben Plackerei des Alltags zu einer solch vergleichsweise höheren moralischen und intellektuellen Qualität und Begeisterung des gesellschaftlichen Lebens verdankt. Die Aufgabe großer Dichter und ähnlich denkender Historiker ist es, uns Einblicke in diese erhabenen Momente der Geschichte zu gewähren, und zwar in einer Weise und mit einer Methode, die der von mir in der Wissenschaft identifizierten Herangehensweise entspricht.

Die praktische Konsequenz, die sich aus der Bedeutung dieses Sprachkonzepts für den Bereich der Wirtschaft ergibt, ist die Frage, ob eine Bevölkerung, wenn sie erst einmal von der trüben Aussicht wie der betroffen ist, mit der uns vierzig Jahre ständigen wirtschaftlichen und kulturellen Niedergangs umgeben haben, dazu in der Lage ist, sich von den erzwungenen, gewohnheitsmäßigen Verhaltensweisen kultureller Selbstzerstörung zu befreien. Die notwendige Veränderung ist vergleichbar mit der Lage von Gefangenen eines gerade befreiten Nazi-Konzentrationslagers, die entdeckt haben, daß die Tore nun offenstehen, die aber scheinbar nicht wagen, durch die unsichtbaren Tore ihres Geistes in die Freiheit zu schreiten. Hat man einmal eine Lösung gefunden, bleiben die Worte mehr oder weniger dieselben, aber die damit verbundenen Ideen haben sich gewandelt, sowohl von der Bedeutung als auch vom Geist her, mit dem sie benutzt werden. Daher stellt sich die Frage: Was ist der Unterschied?

Die Aufgabe der Ironie in der Sprache wie in der Naturwissenschaft, die die schöpferischen Geisteskräfte und damit die Besonderheit des menschlichen Individuums auszeichnet, tritt auch im Entdeckungsprozeß eines universell gültigen Naturgesetzes auf. So stieß Kepler, der sich auf dem Weg zur Entdeckung des universellen Prinzips der Schwerkraft mit der irrigen Vorstellung des „Ausgleichspunktes“ auseinandersetzte, dabei auf die Existenz einer scheinbar infinitesimal kleinen Größe, die eine besondere Art von Wirkung ausdrückt, die aus dem universell gültigen physikalischen Prinzip der Schwerkraft herrührt. Darin besteht beispielsweise in der Mathematik der Unterschied zwischen einem rein formal-mathematischen Konzept des komplexen Bereichs einerseits und der entsprechenden physikalischen Auffassung andererseits, wie sie im Werk von Leibniz und Riemann so deutlich hervortritt. Derselbe Begriff des scheinbar Infinitesimalen, der einem als Ausdruck der Dynamik begegnet, findet sich in der Idee der [i]ontologischen [/i]Unterscheidung von Punkt, Linie, Fläche und Körper in der [i]Sphärik[/i] der Pythagoräer ebenso wie im Werk Platons.

In der Polyphonie Bachs erscheint das [i]Pythagoräische Komma [/i]als eine kleine Größe, was vom praktischen Standpunkt auch stimmt; aber die [i]Existenz des Kommas ist ontologisch[/i], nicht metrisch. Genau wie beim Gebrauch klassischer Formen der Ironie in der Sprache findet man beim normalen Schreiben und Sprechen dieselbe Bedeutung des Kommas, worauf Empson in seinem Werk hinweist. Das entscheidende Merkmal der Hochsprache und sein Echo in der Schriftsprache ist das Auftreten von Interpunktionszeichen, entweder in Form des Kommas oder eines ähnlichen Zeichens, das unsere Aufmerksamkeit auf zwei oder mehr unterschiedliche Konzepte oder Handlungen lenkt, und zwar so, daß während des Sprechens durch die Ironie eben dieses Zusammentreffens bewußt eine Idee erzeugt wird, die nicht in den Worten liegt, aber dennoch notwendig vorhanden ist. Dieser Unterschied liegt in der notwendig ontologischen Natur der Ironie und ist keine reine Dekoration. Dieses Kennzeichen der Hochsprache, ob in Schriftform oder als gesprochenes Wort, erfüllt dieselbe Aufgabe wie bei der Mitteilung der Entdeckung eines grundlegenden oder entsprechenden Naturprinzips, das ontologisch und in bezug auf ein wirksames universelles Naturgesetz dargestellt werden muß, statt in einfach mathematisch formaler Art und Weise.

In diesem Sinne spiegelt sich in der wörtlichen Rede der Hochsprache immer die ganze Bandbreite der Sprache oder der verwandten Ausdrucksformen. Diese bildet im Geist des Sprechenden bei jeder Äußerung, die irgendeine prinzipielle Frage betrifft, den impliziten Bezugsrahmen. Wirkliche Ideen erscheinen als Ironien [i]kreativer Sprache[/i], deren Aufgabe es ist, neue Ideen und neue Konzepte zu vermitteln, statt einfach die alten wiederzukäuen. Deshalb geht es im Bereich der Ironie, so wie der Begriff hier verstanden werden soll, um einen Prozeß dynamischer Entwicklung, die der Verwendung von Sprache als solcher innewohnt.

Wenn wir daher zulassen, daß die Kultur des Nationalstaats als Prinzip abgeschafft und durch die „Globalisierung“ ersetzt wird, verdummen wir die betroffene Bevölkerung und senken ihre kulturellen Fähigkeiten auf das viehische Niveau, das der olympische Zeus aus Aischylos' Tragödie [i]Der gefesselte Prometheus[/i] als geistigen Zustand der Sterblichen herbeizuführen trachtete. Globalisierung ist im wesentlichen nur ein viehischer Ausdruck dessen, was die Griechen und andere Völker der Antike als das „oligarchische Prinzip“ kennenlernten. „Globalisierung“ und „menschliche Freiheit“ stehen sich unversöhnlich gegenüber, da „Globalisierung“ an sich die Menschheit ihrer imperialen Herrschaft unterwirft.

Menschen aus verschiedenen Sprachkulturen können dieselbe universelle Wahrheit kennen, aber dieses Wissen zu erlangen, erfolgt über die gesamte zugrundeliegende Sprachkultur und nicht im gewöhnlichen wörtlichen Sinne einer formalen mathematischen Äußerung. Viele von uns werden oft aufs neue durch diese Tatsache herausgefordert, so zum Beispiel, wenn Leute aus verschiedenen Sprachkulturen sich über wissenschaftliche Entdeckungen unterhalten, oder wenn man versucht, einem gebildeten Menschen einer anderen Kultur eine sehr lustige Begebenheit zu erzählen. Sprachübergreifende Witze sind besonders reizvoll, vor allem, wenn das zugrundeliegende Konzept als solches schon witzig ist, und vor allem dann, wenn sie von jemandem kommen, der dem großen, sehr mutigen und liebenswerten Francois Rabelais nacheifert. Daher ist die Verwandtschaft unter den Sprachkulturen, die die normale, gesunde Beziehung der Menschheit im allgemeinen auszeichnet, die Voraussetzung, um Brüderlichkeit und das Fortschreiten in der Beherrschung über das Universum durch die Zusammenarbeit aller Menschen zu befördern.

Um den wesentlichen Punkt zu vertiefen: Trunkenheit zeugt von Schwäche, aber exzessive Nüchternheit ist normalerweise fast ein Verbrechen, vor allem wenn es um die Ausübung von Wissenschaft, Kunst und Politik geht. Klassische Ironie ist eben einfach ein Ausdruck menschlicher Kreativität, mit der sich das kreative Individuum Langeweile, Niedrigkeit und eine daraus folgende Tendenz zur Dummheit vom Leibe hält. Jegliche große Kunst und Wissenschaft entstammt einem Widerspruchsgeist schöpferischer Fröhlichkeit, der Freude, sich mit einer wichtigen Aufgabe zur Lösung eines Problems zu beschäftigen, der Einstellung, daß Torheit immer lächerlich ist und aufgeblasene Kreaturen zu einem Verhalten neigen, über dessen Auftreten bei einem Menschen sich ehrliche Esel schämen würden. Ironie ist aufkeimendes Lachen und Ausdruck der schöpferischen Freude darüber, Teil der Menschheit zu sein. Vor übertrieben nüchternen Männern und Frauen sollte man sich hüten. Froh zu sein und selbst im Angesicht des Todes voller Liebe lachen zu können, heißt, gut zu sein. Abraham Kästners Student und Freund, Gotthold Lessing, würde dem zustimmen.

Der Turmbau zu Babel war schon immer, wie man in Pisa sieht, eine schlechte Idee.

[subhead]Die entscheidende Zusammenarbeit[/subhead] Die Mondlandung und die immer genauere Erforschung einiger paradoxer Merkmale der Marsoberfläche stehen stellvertretend für Erfahrungen, die uns zu einer emotional und intellektuell herausfordernden Rückschau auf unsere Erde als Ganze verholfen haben. Das hier auftretende Problem ist seiner Natur nach vergleichbar mit dem Konflikt in der Herangehensweise zwischen dem normalen Wirtschaftsprognostiker, der eine mechanistisch-statistische Extrapolation als seine Einschätzung kommender Zeiten abgibt, und meiner Herangehensweise. Ich beurteile die beobachtete Ereignisfolge unter dem Gesichtspunkt der Wirkungen, die bei der Annäherung an relevante Grenzbedingungen auftreten, um so vorherbestimmen zu können, welche Optionen mir die Zukunft in bezug auf gegenwärtig ablaufende Prozesse eröffnet.

So, wie wir heute in der Astrophysik, wie sie glücklicherweise durch Kepler entwickelt wurde, das Sonnensystem betrachten, müssen auch wir, wie in einem Rückblick aus der Zukunft, ein einheitliches und vereinigendes Konzept aller Optionen entwickeln, die für die Entwicklung des ganzen Komplexes dessen, was souveräne Kulturen dieser Welt sein sollten, zur Verfügung stehen. Wir müssen die Menschheit mit Gottes Augen betrachten. Sie wollen Ebenbild des Schöpfer sein? Dann nehmen Sie die Herausforderung an, sich selbst so zu sehen, wie es der Schöpfer dieses sich antientropisch entwickelnden Universums tut.

Wir müssen eine gemeinsame Mission bestimmen, die mindestens die inneren Planeten und den entsprechenden Teil unseres Sonnensystems umfaßt, und über die Prozesse nachdenken, mit denen die verschiedenen Nationen sich selbst entwickeln können, so daß sie befähigt werden, im Rahmen einer wohldefinierten Arbeitsteilung unter den verschiedenen Nationen des Planeten eine Aufgabe zu übernehmen. In diesem Sinne gilt es, einzeln zu arbeiten, jedoch für gemeinsame Ziele und Aufgaben zusammenzuwirken.

Aus diesem Grund müssen wir uns jetzt erneut mit dem Werk von Johannes Kepler beschäftigen. Kepler, ein überzeugter Anhänger des Nikolaus von Kues und zu einem gewissen, geringeren Grade auch Leonardo da Vincis, machte seinen Vorstoß zur Schaffung einer kompetenten Astrophysik auf der Grundlage gewisser entscheidender Fehler wichtiger Vorgänger wie Kopernikus und Tycho Brahe. Die moderne Zivilisation ist nicht das Produkt einer kopernikanischen Revolution, sie beruht auf den bahnbrechenden Arbeiten des Nikolaus von Kues und seines Schülers Johannes Kepler. Cusanus definierte, was ein Prinzip ist; Kepler entdeckte das Prinzip, das dem Sonnensystem zugrundeliegt, nachdem alle anderen daran gescheitert waren, das für die Lösung dieser Herausforderung entscheidende Element zu erkennen.

Wir müssen uns darauf konzentrieren, die jetzt fortschreitende Entwicklung der beiden Erwachsenengenerationen (über einen Zeitraum von jeweils fünfundzwanzig Jahren), von denen die erste gerade in Gang kommt, zu nutzen, um die Völker und ihre Lebensbedingungen so zu entwickeln, daß sie eine angemessene gleiche Ausgangslage - keine „Globalisierung“ - erlangen, die es ihnen ermöglicht, an den „gemeinsamen Zielen der Menschheit“ mitzuwirken, wie der verstorbene Wissenschaftler Edward Teller einmal sagte. Ein Bezugspunkt zur Erreichung dieses Ziels liegt in der klar auf der Hand liegenden Bedeutung der Kernspaltung und des Arbeitsgebiets der thermonuklearen Kernfusion für die Entwicklung jeder Kultur dieses Planeten, die der drohenden Gefahr eines mindestens so katastrophalen Absturzes in ein planetares finsteres Zeitalter, wie wir dies mit dem Fall von Westrom verbinden, entgehen wird.

Wenn die Zivilisation dem gegenwärtig drohenden kurzfristigen Absturz in ein finsteres Zeitalter entgehen kann, werden die nächsten beiden Generationen - diejenige, die jetzt gerade das Erwachsenenalter erreicht hat, und die auf sie folgende - in zunehmendem Maße die Angelegenheiten des Planeten für den Rest des Jahrhunderts, in das wir gerade eingetreten sind, in die Hand nehmen. Die Implikationen der Erforschung des relativ erdnahen Weltraums und einer Bandbreite von Technologien, die bei der Entwicklung der Kernfusion und darüber hinaus entstehen, werden die Vision bestimmen, mit der die Reise durch dieses Jahrhundert erfolgreich gemeistert werden kann. Wenn man die Geschichte der europäischen Zivilisation und ihrer Ausläufer über das letzte halbe Jahrtausend und besonders die innere Entwicklungsdynamik bestimmter grundlegender Entdeckungen in den Naturwissenschaften betrachtet, vermögen wir uns einen zukünftigen Bezugspunkt außerhalb des Sonnensystems vorzustellen, von dem aus wir uns in einer völlig rationalen Weise die zukünftigen Grenzbedingungen überlegen können, von denen die notwendige Entwicklung des Lebens auf der gesamten Erde in zunehmendem Maße bestimmt werden wird.

Dabei ist es im heutigen Stadium der geschichtlichen Entwicklung am wichtigsten, uns diese Denkweise zu eigen zu machen, anstatt detaillierte Antworten auf Fragen zu erhoffen, die durch eine solche Herangehensweise entstehen. Vor allem müssen wir uns vor dummen politischen Entscheidungen hüten, die dem Standpunkt dieser allgemeinen Überlegungen zuwiderlaufen. Unsere Überlegungen müssen sich darauf konzentrieren, das Potential des Planeten zu steigern, das sich in der Qualität der Entwicklung der kommenden Generationen ausdrückt, der Entwicklung der grundlegenden Infrastruktur jeder Nation sowie des Planeten als Ganzem. Daher müssen wir über die Notwendigkeit nachdenken, unsere Denkweisen zu verändern, an die wir uns als Nationen während der vergangenen zwei Generationen gewöhnt haben. Es gilt, das angestammte Denken des größten Teils unserer Bevölkerungen so zu ändern, daß sie die Bedürfnisse von mindestens zwei kommenden Generationen berücksichtigen. Wir müssen uns jetzt dazu durchringen, die darin enthaltene Verantwortung dafür zu übernehmen, daß der antientropische Entwicklungscharakter in der Praxis der gesamten Menschheit dieses Planeten sichergestellt ist.

Wenn das Notwendige unmöglich erscheint, müssen wir es möglich machen!

Man kann den Grenzbedingungen der einzelnen Kulturen, die die notwendige Autonomie nationaler Kulturen auf unserem Planeten definieren, nicht entfliehen. Aber diese Unterschiede sollten nicht die planetaren Ziele oder die Perspektiven der inneren Entwicklung der jeweiligen Nationen bestimmen. Statt dessen gilt es, den notwendigen Zielen gemeinsam wirksam zu dienen, obwohl bestimmte Unterschiede zwischen den Nationen die jeweils notwendige, eigene Souveränität ausdrücken. Typisch für diese unvermeidbare Herausforderung ist die Tatsache, daß die breitangelegte Entwicklung und Anwendung von Kernspaltungs- und thermonuklearen Kernfusionstechnologien praktisch und damit auch moralisch für die ganze Menschheit und alle Nationen notwendig ist. Einige Meinungsverschiedenheiten sind legitim; andere sind nicht tolerabel. Wir müssen den wirklichen Unterschied kennen, mit dem sich eine solche Unterscheidung treffen läßt.

Dieser sensible Punkt, der bei manchen Leuten auftaucht, wenn es um die Rolle des Souveränitätsbegriffs geht, läßt sich lösen, wenn man über die entscheidende Rolle der Wahrheit als Maßstab für Vernunft nachdenkt. Als amerikanische Republik besteht unsere Aufgabe nicht darin, anderen Nationen eine sogenannte „Wahrheit“ vorzuschreiben; das Verhalten der gegenwärtigen amerikanischen Regierung rechtfertigt sicherlich nicht, ihr das Privileg zu erteilen, einen „Regimewechsel“ in anderen Nationen zu diktieren. Soll der Wahrheit Autorität zukommen, müssen wir sie zuallererst auf uns selbst anwenden. Das ist der erste unverzichtbare Schritt, damit Wahrheit auch von anderen akzeptiert wird.

Wir müssen unsere Aufgabenorientierung für unsere Nation und uns selbst bestimmen. Dann müssen wir das anderen Nationen mitteilen und ihnen die Möglichkeit anbieten, mit uns zusammenzuarbeiten. Es gibt keine ernsthaften Zweifel daran, daß wir die beste Verfassung haben, die jemals für eine Nation entworfen wurde. Immer dann, wenn wir ihr gut gedient haben, hat sie uns gut gedient. Seit wir uns mit dem Sieg über das Konföderierten-Projekt des imperialen britischen Lord Palmerston als Weltmacht etablierten, gibt es keinen geschichtlichen Beweis des Gegenteils. Unsere Verfassung entstand als ein Destillat der gesamten europäischen Zivilisationserfahrung, die buchstäblich bis auf Solons Verfassungslehre zurückgeht. Wie Präsident Franklin Roosevelts Leistung bezeugt, war die gesamte Welt im wesentlichen dazu bereit, unsere Politik zur Wiederherstellung der Beziehungen zwischen souveränen Nationen in der Nachkriegszeit anzunehmen, hätten wir nicht selbst die von diesem Präsidenten repräsentierte Verpflichtung verraten.

Die heutige Welt könnte der heranbrandenden Gefahr einer allgemeinen Zusammenbruchskrise des Planeten nicht entkommen, es sei denn, die entscheidende Initiative dazu kommt von uns. Die vernünftigen Regierungen dieser Welt würden sich dem schnell anschließen, und zwar schon allein deshalb, weil dies einer klaren Einschätzung ihres dringenden und verzweifelten Eigeninteresses für das Überleben ihrer Nationen entspricht. Keine der heutigen Regierungen in West- oder Mitteleuropa, in Asien oder anderen Teilen Amerikas wäre von sich aus dazu in der Lage. Das ist unsere ureigenste nationale Mission im Auftrag der rechtmäßig souveränen Nationen der gesamten Menschheit.

Vor allem werden wir auf diesem Planeten weder ein Imperium errichten, noch zulassen, daß ein neues entsteht - auch nicht eines nach unserer eigenen Facon. Es liegt in der Natur unserer Bestimmung, angefangen von der Gründung der europäischen Kolonien in Nordamerika, die als Zufluchtsorte aus dem oligarchischen Europa in Nordamerika entsprechend den Prinzipien unserer Bundesverfassung geschaffen wurden, jede Art von Imperium auf diesem Planeten zu verabscheuen, unabhängig davon, ob diese durch eine Nation oder irgendeine andere Macht, und sei es unsere eigene, hervorgebracht werden. Was wir brauchen, ist eine nachbarschaftliche Welt, und eine Politik, die erklärt, daß wir mit all unserer Macht das Recht jedes Volkes auf diesem Planeten verteidigen werden, sich derselben Freiheit zu erfreuen.

Aber dafür müssen wir unsere Wege ändern - um wieder so weise wie unter der Führung von Präsident Franklin Roosevelt zu werden, und weise genug, diese Politik effektiv zu vertreten.

[head]4. Dringende gesetzgeberische Initiativen[/head]

Wenn der neue US-Kongreß am 4. Januar 2007 zu seiner Eröffnungssitzung zusammentritt, warten viele vertagte Aufgaben auf ihre Umsetzung, von denen die meisten so schnell wie möglich erledigt werden sollten. Alle diese Bemühungen drehen sich um das zentrale Thema, die erforderliche Form eines US-Investitionshaushaltes zu definieren und einzurichten. [i]Ohne einen solchen investiven Haushalt ist unsere Republik nicht länger überlebensfähig.[/i]

Der Grundsatz, der den Entwurf und die Anwendung eines wirklichen Investitionshaushaltes leitet, drückt die Prinzipien der physischen Ökonomie und nicht eines monetären Systems an sich aus. Auch wenn die Praxis des Investitionshaushalts vor allem in früheren Zeiten in anderen Bereichen der Haushaltsführung berücksichtigt wurde, ist das maßgebliche Prinzip im wesentlichen ein US-Markenzeichen. Sie war gängige Management- und Investitionsphilosophie in den USA seit 1861[sup]23[/sup], bis es zu den wüsten „Deregulierungs“- Reformen kam, die die Trilaterale Kommission unter Führung des nationalen Sicherheitsberaters der Carter-Regierung, Zbigniew Brzezinski, vorantrieb.[sup]24[/sup]

Um die technische Frage hiervon zu verdeutlichen, muß besonders hervorgehoben werden, daß der unter der Trilateralen Kommission eingeschlagene radikale und ruinöse Wandel der US-Politik ein Ausdruck davon war, daß Brzezinski schon Ende der 60er Jahre dafür eintrat, die amerikanische Wirtschaft von ihrer traditionellen Ausrichtung in die Phantasiewelt der „Informationstheorie“ und „künstlichen Intelligenz“ zu führen, was als Brzezinskis Idee eines „technotronischen“ Zeitalters hingestellt wurde.[sup]25[/sup]

Es sollte in diesem Zusammenhang hinzugefügt werden, daß mit der Verabschiedung der schlicht und einfach verrückten Kemp-Roth-Gesetze von 1982 und den wilden Verdrehungen, die in den Jahreswirtschaftsberichten der US-Zentralbank und des Weißen Hauses ausgekocht wurden, sich auch noch die letzten Überreste wirtschaftlicher Vernunft aus der vorherrschenden Staatsdoktrin und der allgemeinen Steuer- und Investitionspraxis verflüchtigten.

Die Weigerung des sowjetischen Generalsekretärs Juri Andropow, das am 23. März 1983 von US-Präsident Ronald Reagan unterbreitete Angebot einer Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) zu diskutieren, beschwor nicht nur den späteren Kollaps der Sowjetwirtschaft herauf, sie machte auch die praktisch letzte Möglichkeit zunichte, die amerikanische Wirtschaft wieder zu einem Wissenschaftsmotor zu machen, mit dem es möglich gewesen wäre, die in den 70er Jahren eingetretene wirtschaftliche Fehlentwicklung und ähnlichen Unsinn rückgängig zu machen.[sup]26[/sup]

Als Preis all dieser politischen Fehler hat unsere Republik schwer gelitten, besonders die Familien in den achtzig Prozent der unteren Einkommensklassen, und es besteht die unmittelbare Aussicht, daß sämtliche Familienhaushalte bald noch viel schlechter dran sein werden. Wenn wir nicht zu dem zurückkehren, was die politische Praxis eines Investitionshaushalts erfordert, gibt es keine Hoffnung auf die Erhaltung unserer Republik in der vor uns liegenden Zeit, und das führte auch den eurasischen Kontinent garantiert in ein neues finsteres Zeitalter. Der Wahnwitz nimmt schon zu lange seinen Lauf, um noch länger toleriert zu werden. Es ist Zeit, daß auch der US-Kongreß unsanft auf die Realitäten der gegenwärtigen globalen Situation gestoßen wird.

Soviel zum Hintergrund, jetzt zur Kernaussage des Investitionshaushaltes:

Der Anteil einer Investition, der innerhalb eines Haushaltsjahres als verwendet betrachtet werden kann, ist jener Anteil, der [i]physisch[/i] verbraucht wurde. Man darf die Investitionsbilanz nicht als laufende Kosten rechnen, nachdem das abgezogen wurde, was im entsprechenden laufenden Jahr verbraucht wurde. Wenn dementsprechend Staatsausgaben für Investitionsprojekte über eine Spanne mehrerer Jahre alle im selben Jahr gerechnet werden, in welchem die Ausgaben dieses Projekts bewilligt wurden, ist dies eine grob inkompetente Bewertung sowie eine Quelle potentieller Katastrophen, wenn derart törichte Praktiken fortgesetzt werden. Wenn wir weiter fortfahren würden, selbstverständlich so zu tun, als wären staatliche Gelder, die als Modernisierungsinvestition im öffentlichen oder privaten Sektor bewilligt wurden, laufende Ausgaben, wäre unsere Volkswirtschaft längst zu etwas viel Schlimmerem als einer Wirtschaftsdepression verurteilt, nämlich einem generellen Kollaps wie jenem, welchen das mittelalterliche Europa als „neues finsteres Zeitalter“ erlebte.

Wir müssen sofort das Kreditvolumen, das die US-Regierung als einzige Instanz bereitstellt, die dazu von unserem Verfassungssystem befugt ist, in einer Weise ausweiten, daß der gesamte für das jeweils folgende Jahr bewilligte Betrag erheblich jenen Betrag übertrifft, der im jeweiligen laufenden Haushaltsjahr verbraucht wurde. Das ist eindeutig eine verzwickte, aber unerläßliche Aufgabe - eine Arbeit, die man „in der bestmöglichen Art und Weise“ durchführen muß, wie sich mein inzwischen verstorbener, mutiger russischer Freund Professor Taras Muraniwskij auszudrücken pflegte, dessen Stimme ich immer noch im Kopf habe.

Die „bestmögliche Art und Weise“ bedeutet hier, daß die Zinsbelastung auf die ausgegebenen Geldmittel sehr moderat sein sollte, in der Größenordnung von 1-2% einfacher Verzinsung, und daß die Akkumulation zusätzlichen realen (physischen) Kapitals die dadurch geschaffene Nettostaatsverschuldung bei weitem übertrifft. Dies bedeutet wiederum, daß sich die Bewilligung entsprechender Staatsausgaben nicht auf „Dienstleistungen“ konzentrieren darf - außer als vorübergehende soziale Entlastungsmaßnahme im öffentlichen Interesse. Unter keinen Umständen darf in spekulative Anlageformen investiert oder dürfen nationale Einkommensströme in Glücksspiel, in den Drogenkonsum oder ähnliche Verschwendungen abgezweigt werden. Der Zuwachs realer, physischer Produktion des Landes muß die zunehmende Staatsverschuldung übersteigen.

Das bedeutet natürlich ein entsprechend starkes Gebot zur Erhöhung kapitalintensiver Investitionen, die wiederum die physische Produktivität der Volkswirtschaft als ganzer steigern. Die Investitionsbilanz zielt darauf ab, daß öffentliche Ausgaben für die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur eine Größenordnung von gut 50% erreichen, wozu besonderes Gewicht auf wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt in der physischen Produktion und damit einhergehenden Investitionen gelegt werden muß. Die Steigerung der physikalisch bestimmten Arbeitsproduktivkräfte sollte dabei absolut, nicht prozentual, gemessen werden und sollte technologischen Fortschritt statt Arbeitsintensität ausdrücken.

Die Entwicklung der Realwirtschaft sollte durch umfassende Investitionen in die Kernspaltung als Energiequelle gelenkt werden, womit sich vor allem ein massives Programm zur Wasserentsalzung einleiten läßt, um Schwächen der physischen Wirtschaft wie die Abhängigkeit von fossilen Wasservorräten zu überwinden und Grundwasserschichten wie beispielsweise diejenigen in der Region von Nord-Dakota bis hinunter nach West-Texas zu erhalten. Parallel dazu müssen wir uns auf die Einführung aller schon bekannten und potentiell entwickelbaren Technologien festlegen, die mit der umfassenden, möglichst schnellen Nutzbarmachung der Kernfusion sowohl als Kraftquelle für die Wirtschaft wie auch zur entscheidend wichtigen Vermehrung und sonstigen Verwendung sogenannter fossiler Rohstoffe in Verbindung stehen.

Die Ausweitung der Raumfahrt sollte im wesentlichen als Wissenschaftsmotor betrachtet werden, mit dem viele technologische Fortschritte vorangetrieben werden können, die zur Verbesserung der irdischen Wirtschaft gebraucht werden.

[subhead]Das Vorbild Roosevelt[/subhead] Um ein solches Programm zu verwirklichen, müssen wir zu einem Denkansatz zurückkehren, der „fairen Handel“ statt „Freihandel“ in der Wirtschaft ermöglicht, sowie zu einem Konzept von physischem und Finanzkapital, wie dies unter Franklin Roosevelt der Fall war.

Das Prinzip, von welchem der Erfolg eines solchen Programms abhängt, beruht darauf, die Zunahme der physischen Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer zu fördern, indem die Arbeitsproduktivkräfte durch wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt erhöht werden. Damit ist technologischer Fortschritt gemeint, der durch einen Wissenschaftsmotor in der Wirtschaft angetrieben wird, so, wie damals die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten bei der Vorbereitung und Organisation des Zweiten Weltkriegs den Sieg über Hitler errangen.

Wer ständig an solchen Maßnahmen herumkrittelt, sollte folgendes bedenken.

Hätte Franklin Roosevelt länger gelebt, wäre durch die Befreiung der Welt von den imperialen Hinterlassenschaften des Kolonialismus ein riesiger Kapitalmarkt für die Produkte einer umgerüsteten US-Kriegsproduktion geschaffen worden, die restlichen Kriegsschulden hätten in neue Kapitalbildung im In- und Ausland reinvestiert werden können, auch wenn dies mit zeitweiliger Austerität in Kombination mit einer allerdings gesunden Anhäufung von Realkapital einhergegangen wäre. Unsere Erfahrungen während der Truman-Regierung belegen den fortgesetzten Nutzen einer solchen Rooseveltschen Politik im Gegensatz zu einer prokolonialistischen Churchillschen Politik; unter Trumans falscher Politik war dieser Nutzen allerdings einfach nicht ausreichend.

Die Konzeption ist klar, wenn man die Tatsachen vom Standpunkt der physischen Ökonomie und nicht der bloßen monetaristischen Theorie betrachtet. Tatsächlich ist das monetaristische Denken die eigentliche Quelle schwerer Fehler bei der Beurteilung dieser Frage.

Das monetaristische Dogma geht davon aus, daß durch das Verleihen von Geld etwas erzeugt wird, was im Monetarismus als wirtschaftlicher Wert gilt. Doch wie sagte einmal John Kenneth Galbraith, als er über die Geldverluste während des Krachs von 1929 und danach sprach: [i]Es ist doch nur Papier[/i]. Unter dem US-Verfassungssystem, welches im wesentlichen ein physisches und keines auf Wucher basierendes Wirtschaftssystem ist, hängt der Wert des Geldes davon ab, was eine Regierung unternimmt, um mit dem Geld etwas anzufangen. Als Beispiel hierfür kann man sich klar machen, was die USA jetzt tun müssen, um einen tiefen Absturz des Dollars zu verhindern, der eine Kettenreaktion der gesamten Weltwirtschaft in ein „neues finsteres Zeitalter“ auslösen würde.

[subhead]Der neue US-Dollar[/subhead] Entsprechend dem monetaristischen Dogma gründete sich der Wert des US-Dollars seit 1945 im wesentlichen auf die Annahme, daß der zukünftige Wert des Dollars mehr oder weniger stabil bleiben würde. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war somit der US-Dollar weltweit praktisch die einzige stabile Währung, deren Wert an die Sicherheit eines Systems fester Wechselkurse gebunden war, welches sich nicht an einem Goldstandard, sondern einem ganz anderen Konzept, dem Goldreservestandard, orientierte.

Die Probleme dieses System waren hauptsächlich die Folge des schlecht durchdachten Kriegs der Vereinigten Staaten in Indochina einerseits und der Zerstörung der britischen Realwirtschaft unter der ersten Regierung Harold Wilson andererseits. Die Krise des Pfund Sterlings und des Dollars 1967-1968 traf mitten in die Explosion der 68er-Bewegung im Frühjahr 1968, als Angriffe der 68er auf „die Arbeiter“ das Kennedy-Erbe in der Demokratischen Partei zerstörten. Die US-Wahlen 1968 ebneten so den Weg für einen Sturmangriff des Radikalmonetarismus, der die gesamten 70er Jahre anhielt. Im Zuge dieses Ansturms entstand durch die Abwertung des US-Dollars und die Einführung eines Systems gleitender Wechselkurse 1971-1972, gefolgt von der Rambouillet-Konferenz 1975, ein neues internationales Währungssystem, das auf der Übereinkunft basierte, der US-Dollar werde die Rolle einer Reservewährung für das weltweite System gleitender Wechselkurse übernehmen.

Die zunehmende Schwächung und der schwindende Glauben an die weltweite Rolle des US-Dollars als eigentlicher Reservewährung droht unmittelbar in einen kettenreaktionsartigen Kollaps des ohnehin schon verrotteten nordamerikanischen und europäischen Systems zu münden; ein Kollaps dieser Bereiche würde den gesamten Planeten in ein globales neues finsteres Zeitalter stürzen. Zudem hat sich aufgrund der ausufernden hypothekenfinanzierten Wertpapiersektoren in den USA, Spanien und anderswo eine überkochende Finanzblase aufgebaut, die der wichtigste Auslöser einer generellen Implosion aller Weltfinanzmärkte werden könnte.

Die Möglichkeit eines monetären und wirtschaftlichen Kollapses dieser Art besteht weiter. Allerdings ließe sich die unmittelbare Gefahr dadurch bannen, wenn der wahrgenommene stabile Dollarwert mittel- bis langfristig aufrechterhalten werden kann. Nicht der monetäre Wert des Dollars steht zur Debatte, sondern die politische Wahrnehmung, daß die USA zusammen mit anderen Partnern entschlossen sind, den Dollar in seiner Funktion als eigentlicher Weltreservewährung für Abrechnungszwecke während einer oder mehrerer Generationen zu erhalten. Der nominelle Wert des US-Dollars ist demnach sein politischer Wert, der auf das Vertrauen gründet, daß Forderungen über diesen vor uns liegenden Zeitraum ausgeglichen werden können.

Um solche Garantien geben, und mehr noch, sie auch einzuhalten zu können, muß unter den führenden Nationen, die die wichtigsten Regionen der Welt verkörpern, ein System protektionistischer Abkommen und Maßnahmen errichtet werden. Bilaterale und multilaterale Übereinkünfte mit langfristigen, protektionistischen Zielen wären ein Bollwerk, mit dem sich der derzeit heranstürmende generelle Kollaps des Systems abwenden ließe.

Protektionistische Abkommen sind für zwischenstaatliche Beziehungen wichtig; eine scharfe Abkehr von derzeitigen „Freihandels“-Abkommen ist genauso unerläßlich, um innerhalb einzelner Volkswirtschaften die notwendigen Bedingungen für den Übergang von der sogenannten Dienstleistungswirtschaft zum kapitalintensiven Produktionsmodell zu schaffen. Diese Form des Protektionismus bedeutet keine Reduzierung des Welthandels; sie erfordert eine neue Kapitalstruktur für einen erweiterten, kapitalintensiven Welthandel mit technologisch fortgeschrittenen Handelsgütern.

[subhead]Erzeugung neuen Kredits[/subhead] Jedes staatliche Programm zur wirtschaftlichen Erholung braucht zur Initialzündung Investitionen in die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur mit Betonung kapitalintensiver Bereiche, wie der Energieerzeugung, besonders der Kernkraft, der Wasserversorgung, des Nahverkehrs, des Infrastrukturumbaus für die technologisch fortgeschrittene, mittelständische Landwirtschaft in traditionellen Agrarregionen sowie des Stadtumbaus. Die Kosten für ein Hochschulstudium müssen drastisch gesenkt werden, und die Grund- und höhere Schulbildung muß auf vermehrten Unterricht in wissenschaftlich-technologischen Fächern sowie klassischer Kultur umgestellt werden, wobei Klassen mit geringer Schülerzahl, wie vor ein oder zwei Generationen gängig, die Regel sein sollte.

Der Wiederaufbau besonders der kapitalintensiven Infrastruktur wird anfangs die Haupttriebkraft sein, um den bisherigen Trend von einer agroindustriellen zu einer „Dienstleistungs“- und Arbeitslosen-Wirtschaft umzukehren. Anreize zur vermehrten privaten Vertragsvergabe beim Aufbau der Infrastruktur werden dabei helfen, daß die USA ihre frühere Mission als führende agroindustrielle Volkswirtschaft der Welt wieder wahrnehmen wird.

Die generelle, langfristige Perspektive einer wirtschaftlichen Erholung und Entwicklung setzt die umfassende Nutzung der Kernspaltung sowie eine Orientierung auf zukünftige Technologien der Kernfusion voraus. Diese Spitzentechnologien sind Beispiele für „hohe Energieflußdichten“ in der Technologie und stehen damit in ihrer Anwendung am oberen Ende der Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer in der Gesamtwirtschaft.

Die neueste Umwelt-Modeerscheinung, die man nur als grünen Energieschwindel bezeichnen kann, drückt am besten das Denkproblem aus, das korrigiert werden muß, wenn ein Wirtschaftskollaps verhindert werden soll. Die Kernspaltung ist derzeit die effizienteste Energiequelle. In speziellen Verfahren lassen sich mit ihr vor Ort wasserstoffbasierte und ähnliche Kraftstoffe aus Wasser herstellen, wodurch die Abhängigkeit vom Öl samt dem Kostenfaktor seines Transports über lange und kostenträchtige Strecken entfiele; zudem sollte dieser eigentlich minderwertige Rohstoff besser als chemische Ausgangssubstanz zur Düngemittelproduktion Verwendung finden. Die Idee, aus Mais Treibstoff für Autos zu gewinnen, ist ein ausgemachter Betrug. Die Zweckentfremdung landwirtschaftlicher Nutzflächen für Äthanol- oder ähnliche Programme bedroht direkt die Nahrungsmittelversorgung, besonders wenn sie so verwirklicht werden, wie sie momentan geplant sind. Die tatsächlichen physischen Kosten rechtfertigen in keiner Weise die damit verbundenen Ansprüche, und wenn man sich in die Abhängigkeit einer derartigen Treibstoffherstellung begibt, würde dafür soviel nutzbares Land verbraucht, daß es zum Urgroßvater aller ökologischen Katastrophen werden würde, für welche die überlebenden Familien die Urheber dieses mörderischen, verheerenden Blödsinns für immer verfluchen werden.

Der wahrscheinlich interessanteste und wichtigste Aspekt der Kreditschöpfung für umfangreiche produktive Investitionen wird anhand der eurasischen Entwicklungsperspektive unter der politischen Herangehensweise deutlich, die ich hier entwerfe.

Im US-Verfassungssystem wird Kredit durch die gesetzliche Aufgabe der Regierung erzeugt, Zahlungsmittel in Umlauf zu bringen. Die Alternative dazu auf den Weltmärkten sind langfristige Vertragsvereinbarungen zwischen Nationen. Angesichts der Kooperationsaussichten zwischen europäischen und asiatischen Nationen sollten hier Großverträge mit Laufzeiten von einem Viertel- bis einem halben Jahrhundert im Vordergrund stehen, Verträge, die umfangreiche, langfristige Infrastrukturinvestitionen und Produktionsvorhaben umfassen. Auch hier wären Zinsbelastungen zwischen 1-2% auf langfristige Grundkredite empfehlenswert.

Angesichts der Bevölkerungsdichte und der Lebensbedingungen in Asien wird ein Großteil der ehemaligen Industriekapazitäten West- und Mitteleuropas mobilisiert werden müssen, um die Nachfrage zu decken. Wie man an den heute viel kleineren Tendenzen ablesen kann, wird das Gesamtprogramm für Eurasien den Strömen aus den Hauptstädten von Berlin über Moskau nach Peking und Delhi und anderen relevanten Hauptstädten folgen. Die USA sollten bei gleichzeitiger Kooperation über den Atlantik und Pazifik vor allem ihre Partnerschaft mit den wiedererstarkenden Nationen im Süden betonen. Zusammen sollten wir auf dem eurasischen und amerikanischen Kontinent eine Hauptverantwortung für die Rettung Afrikas übernehmen.

Ohne derartige Perspektiven gibt es keine konkrete Hoffnung für die heutige gefährdete globale Zivilisation. Zu dieser Mission brauchen wir politische Führer, die in einer bestimmten Art und Weise denken und die ihre Aufgaben auf die gleiche Art und Weise suchen und erfüllen. Wer leistet das, was zum Erreichen dieser Ziele notwendig ist, und wer ist im Sinne Friedrich Schillers „Patriot und Weltbürger“, ein wirklicher Führer, der sich einer Mission für sein eigenes Land und gleichzeitig für die ganze Menschheit verschreibt? Wir brauchen Männer und Frauen, die bei allem, was sie um ihrer Länder und ihrer Völker willen unternehmen, das Auge des Schöpfers über sich erkennen. Das Vertrauen in diese Mission und die Umsetzung dieser Aufgabe wird auch das notwendige Vertrauen der Bürger hervorbringen, um die Mission zum Erfolg zu führen. In diesem Sinne brauchen wir die große Krise, die unmittelbar bevorsteht, nicht zu fürchten. Mit einem wiederhergestellten Vertrauen der Menschen in ihre Regierungen sowie einem neuen Vertrauen der Menschen in die Bedeutung ihres eigenen Lebens wird es gelingen, uns und die Welt sicher durch den ungeheuerlichen Krisensturm führen, der jetzt von allen Seiten über uns hereinbricht.

 

[hr]

[h3]Anmerkungen[/h3]

1. Dies würde (oder wird) in den Kettenreaktionsfolgen eines baldigen Kollapses der amerikanischen Wirtschaft deutlich werden. Ein Kollaps der amerikanischen Wirtschaft bedeutete, daß die USA als Importeur der Welt, insbesondere aus Asien, wegfiele. Er bedeutete auch einen Kettenreaktionskollaps des gesamten Weltwährungs- und -finanzsystems, wenn dieses nicht unmittelbar durch ein System im Stile von Franklin Roosevelt ersetzt würde. Der Rückgang realer Produktivität durch solche kettenreaktionsartigen Effekte allein in Asien ließe die reale produktive Erzeugung pro Kopf auf der gesamten Welt absinken. Betrachtet man somit die Weltwirtschaft als Ganze im Zeitraum 1971-2006, wäre das produktive Potential der Menschheit im Laufe dieser 35jährigen Zeitspanne effektiv geschrumpft.

2. Bernhard Mandeville, [i]Die Bienenfabel[/i] oder[i] Private Laster, öffentliche Vorteile[/i], 2. Ausgabe, Frankfurt am Main, 1980.

3. Der Pariser Frieden vom Februar 1763 etablierte das anglo-holländische liberale System als Kern eines Weltimperiums, das sich an das mittelalterliche System der Partnerschaft zwischen der venezianischen Finanzoligarchie und den als antisemitische Schlächter und Moslemhasser bekannten normannischen Rittern anlehnte. Als die venezianische Finanzoligarchie im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts ihre Funktion als adriatische Seemacht einbüßte, machte es Sinn, daß sich jene Venezianer, die den Fußstapfen Paolo Sarpis folgten, nach Norden in die Seestützpunkte in England und den alten Hanseregionen von den Niederlanden bis in die Ostsee umzogen. Das System Sarpis und seiner Anhänger ist bis zum heutigen Tag als Liberalismus bekannt. Das hat nichts mit dem kindisch-romantischen Bild des britischen Imperiums als Produkt einer Monarchie zu tun; diese Monarchie ist seit Wilhelm von Oranien und ganz besonders seit 1714 stets das potentiell entbehrliche Instrument eines schleimpilzähnlichen Gebildes aus verbündeten und konkurrierenden Finanzoligarchen in der Tradition mittelalterlicher Bankiers wie dem Haus Bardi in Lucca gewesen. Die Idee der „Globalisierung“ zur Auflösung der Institution der modernen nationalstaatlichen Republik ist in ihrer Absicht eine ausdrückliche Kopie des mittelalterlichen Systems, das in der Mitte des 14. Jahrhunderts in ein neues finsteres Zeitalter abstürzte.

4. Dieser Monolog erscheint in einer zweiten Fassung der Oper nach einer Überarbeitung durch Verdi auf Anregung Boitos.

5. Was die Vorstellung des individuellen Menschen angeht, ist es die Torheit sogenannter „Fundamentalisten“, daß sie wie Descartes denken, Menschen seien nur Teilchen in einem Gas, die ständig aufeinanderprallen. Lebende Systeme sind niemals kinetisch, sondern immer dynamisch im Sinne des „Dynamik“ -Begriffes, wie wir ihm in den Arbeiten der Pythagoräer, Platons und Gottfried Leibniz’ begegnen. Eine Gesellschaft muß so gestaltet sein, daß sie den Bedingungen des menschlichen Lebens entspricht. Man kann eine schlechte Gesellschaft nicht einfach eins zu eins in eine gute umwandeln; man muß den Grundaufbau der Gesellschaft als Ganzer ändern, genauso wie das US-Verfassungssystem allen Überresten der europäischen Feudaltradition moralisch überlegen ist - sogar heute noch. Um menschliches Leben zu fördern, muß wissenschaftliche und verwandte Kreativität als grundgesetzliches Rechtsprinzip, worauf das Funktionieren einer Gesellschaft beruht, wirksam gefördert werden.

6. Einstein hat gegen Ende seines Lebens am Princeton-Institut in Gesellschaft von Kurt Gödel sein Argument gegen die reduktionistischen Sophistereien auf den berühmten Wissenschaftskonferenzen der 20er Jahre weiter ausgeführt. Er betonte, daß der Kern der Errungenschaften der modernen Naturwissenschaft in der Spanne zwischen den grundlegenden Beiträgen Johannes Keplers und Bernhard Riemanns ruhe. Gödels berühmte Demonstration der Absurdität der Grundprämisse von Bertrand Russells [i]Principia Mathematica [/i]im Jahre 1930 (was der wohl autistische John von Neumann und Leute seiner Art Gödel nie wirklich verziehen haben), zeigt die wichtigen Übereinstimmungen von Einstein und Gödel. Das Konzept der Dynamik, das sich in der Entwicklung von Einsteins Denken widerspiegelt, und die Sicht des gleichen Dynamikprinzips, das in der Arbeit Wernadskijs steckt, sind der Schlüssel, um heute die Wirtschaftswissenschaft als Teil der antientropischen Physik praktisch zu meistern. Die Unterscheidung zwischen bloß formalen und wirklich physikalischen Hypergeometrien ist für jede Darstellung von Bernhard Riemanns Werk ausschlaggebend.

7. Riemanns diesbezügliche Arbeiten sind von ihm selbst ausdrücklich mit dem Leibnizschen Begriff der [i]Analysis Situs[/i] in Verbindung gebracht worden. Untersucht man Riemanns Behandlung der [i]Analysis Situs, [/i]wie sie von Leibniz aufgebracht wurde, muß man darin zwangsläufig die Vorgeschichte dieses zentralen Dynamikbegriffs erkennen, wie er in der pythagoräischen Behandlung der Begrifflichkeiten von Punkt, Linie und Körper enthalten ist, die sich völlig von Euklids Definitionen unterscheiden. Hier spielt Heraklits berühmter Sinnspruch einer Rolle, welcher zu Platons Erörterungen in seinem [i]Parmenides[/i] paßt. Das gleiche ist implizit in der [i]De Docta Ignorantia[/i] des Nikolaus von Kues enthalten und durchzieht die Methode, mit der Kepler die moderne Astrophysik begründete.

8. Obgleich dies implizit schon in der Arbeit der Pythagoräer, Platons und anderer enthalten ist.

9. Johannes Kepler, [i]Mysterium Cosmographicum [/i](Das Weltgeheimnis), Hrsg. Max Caspar. C.H. Beck. München, 1938/1993. [i]Die Weltharmonik, [/i]herausgegeben und übersetzt von Max Caspar, R. Oldenbourg Verlag, München-Wien, 1982, [i]Neue Astronomie, [/i]Hrsg. u. eingel. von Fritz Krafft marixverlag, 2005.

10. Siehe Leibniz, [i]Specimen Dynamicum[/i] (1695). Siehe auch „Eine kurze Dokumentation…“ (1686), in[i] [/i]Gottfried Wilhelm Leibniz[i], Philosophische Schriften und Briefe[/i], wo die spezifische Kritik an der Methode von René Descartes dargestellt wird.

11. Wie die Arbeit von Erasthostenes veranschaulicht, wurden die Prinzipien der [i]Sphärik [/i]in Platons Akademie gut erhalten, mit dem Tode von Erastothenes und seines Mitarbeiters Archimedes und dem Aufstieg Roms zu imerialem Status, starb die europäische Wissenschaft bildlich aus, mit Ausnahme solcher Kaliphate von Bagdad und ihrem kulturellen Zenit mit Ibn Sina. Diese verloren gegangen Prinzipien wurden hauptsächlich von Kardinal Nicholaus von Cusas De Docta Ignorantia wiederbelebt. Seine Nachfolger waren u. a. Luca Paccioli, Leonardo Da Vinci und Kepler. Dies wird in den wichtigsten Elementen der Arbeit von Pierre de Fermat und Leibniz, wie auch in dem führenden Mathematiklehrer in der Mitte bis zum Ende 18. Jahrhunderts, Gauss’s Lehrer Abraham Kästner widergespiegelt. Es muß betont werden das die antike Methode der Sphärik bis zu der Astrophysik der Ägypter zurückreicht and als Basis für die Begründung der dieser Methode durch die Griechen diente. Es ist nicht nur fair aber genau auf den Punkt , zu sagen das Riemann die Prinzipien der anti- euklidischen Geometrie genau erkann t hat, wie diese schon sehr implizit in der Arbeit von Cusa, Leibniz, Jean Bernulli, Gauss, Dirichlet und anderer war.

12. Graham Lowry, [i]How the Nation was won, [/i]EIR, Washington, D.C. 1988.

13. Junge Mitarbeiter von mir haben eine Internetpublikation mit dem Namen [i]Dynamis[/i] gegründet. Die Dezember-Ausgabe 2006 enthält eine englische Übersetzung von Gauß’ Einleitung zu seiner Schrift von 1838 [i]Allgemeine Theorie des Erdmagnetismus[/i]. Zu finden auf [url:"http://www.seattlelym.com"]www.seattlelym.com[/url]. Die Bedeutung dieser Gaußschen Schrift wurde von Riemann und Dirichlet weiter ausgeführt.

14. Das ist dasselbe, als ob man sagte, der menschliche Geist könne diese antientropische Kraft des Universums „anzapfen“, während keine andere Art dieses Potential zeige. Klarheit in diese Frage brachte Wernadskijs strenge Definition der Biosphäre; die dynamische Unterscheidung der Biosphäre von der Chemie des nichtlebenden Bereiches zeigte, daß eine vergleichbare Phasenraum-Unterscheidung in der Funktion des Menschen bezüglich der Biosphäre besteht: die Noosphäre. Diese Feststellung spiegelt einen ähnlichen Begriff wider, den ich während der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm, ein Begriff, der sich für mich während des Jahres 1948 infolge meiner Reaktion auf die offensichtlichen Absurditäten, die der Hauptthese von Norbert Wieners [i]Kybernetik[/i] zugrundelagen, herauskristallisierte. Meine Ansicht über den Zusammenhang dieses Begriffes von 1948 mit der Wernadskijschen Konzeption der Noosphäre entstand ungefähr ein Jahrzehnt später, als mir allmählich die umfassendere Bedeutung meiner früheren Entdeckung der Bedeutung von Riemanns Prinzip zwischen 1952 und 1953 deutlich wurde.

15. Der heute weit verbreitete schlampige Gebrauch der Sprache, belegt allerlei Neuigkeiten mit dem Wort „kreativ“, die in keinerlei Beziehung stehen zum Gebrauch des Ausdruckes „kreativ“, um einen experimentell als gültig erwiesenen Beweis eines bestimmten universellen physikalischen Prinzips zu bezeichnen. Hier ist nur der strenge Gebrauch des Begriffs für die physikalischen Wissenschaften und die klassische Kunst zulässig.

16. Der Ausdruck „Streben nach Glückseligkeit“ wurde von den Gründern unserer Republik aus Gottfried Leibniz’ „Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand“ entnommen. Die Arbeit, in der Franklin u.a. diesen Ausdruck fanden, war von Leibniz als Teil seiner literarischen Auseinandersetzung mit John Locke über Prinzipien geschrieben worden. Der Tod Lockes hielt die Publikation von Leibniz’ „Neuen Abhandlungen“ damals zurück. Später sorgten dann aber die Kreise um den damals führenden Mathematiklehrer Abraham Kästner dafür, daß dieser Leibniz-Text über London zu Franklin gelangte. Anfänglich gab es Probleme bei der Überbringung, doch die Arbeit erreichte Franklin später.

Die „Neuen Abhandlungen“ sind ein wichtiges Element in Leibniz’ Schriften über Politik und für seine spätere Begründung der Wissenschaft der physischen Ökonomie um 1671-72 bis hin zur späteren Gestaltung des US-Verfassungssystem von Selbstregierung und jener Wirtschaftspolitik, die sich in der Arbeit von Alexander Hamilton widerspiegelt. Diese Verbindungen zu Leibniz’ Arbeit spielten eine entscheidende Rolle dabei, das US-Verfassungssystem in direkter und vollständiger Opposition zum Denken englischer Empiristen wie John Locke zu definieren.

A.G. Kästner wurde 1719 in Leipzig, also kurz nach dem Tode von Leibniz geboren. Relevante biographische Details sind für Forscher leicht zugänglich, so in der Neuauflage von Kästners „Geschichte der Mathematik“ (Georg Olms Verlag, 1970), mit einem Vorwort von Joseph Ehrenfried Hofmann. Kästner war der Sohn eines Juristen der Leipziger Universität; er wurde nicht nur als Mathematiker, sondern auch als bei der Wiederbelebung der klassischen Kultur in Europa zu einer enorm einflußreichen Persönlichkeit seiner Zeit. Kästner, der sich sein Leben lang dafür einsetzte, die Prinzipien im Werk von Leibniz und Johann Sebastian Bach zu verteidigen, ist auch als berühmter Lehrer und Freund von Gotthold E. Lessing bekannt, der zusammen mit Moses Mendelssohn jene kulturelle Bewegung in Gang setzte, die europäische Unterstützung für die amerikanische Sache möglich machte.

Kästners akademische Karriere brachte ihn schließlich als Professor für Mathematik und Physik an die Universität Göttingen, wo er auch Benjamin Franklins auf dessen Europareise empfing. Kästner begründete eine explizit antieuklidische Geometrie und ist in der Geschichte der Mathematik zusammen mit Zimmerman als eine der Schlüsselfiguren in der Erziehung von Carl F. Gauß bekannt. Leider ist Hofmanns Darstellung von Kästners Verteidigung von Leibniz gegen die Betrügereien von Euler, D’Alembert, Lagrange, Laplace und andere eine den Fakten entgegengesetzte Vermischung, wie sich daran zeigt, daß Kästners Student Gauß in seiner Dissertation von 1799 die Newtonianer gerade wegen ihrer Methode angreift, einer Dissertation über den „Hauptsatz der Algebra“, die erst später diesen Titel erhielt.

17. Myron Scholes ist zusammen mit Robert Merton der Autor der Black-Scholes-Formel, der das technische Verdienst zukommt, die LTCM-Katastrophe von 1998 verursacht zu haben. Black in der Black-Scholes-Formel ist Fisher Black, der 1997 gestorben ist.

18. Es war der in Paris lebende venezianische Geistliche Antonio Conti, der in der Tradition von Paolo Sarpi jene ideologische Entgleisung auf den britischen Inseln salonfähig machte, die dann als „Newton“ bekannt geworden ist. Conti, ein begeisterter Anhänger von Descartes, versuchte einen Weg zu finden, eine Geisteskrankheit, den Kartesianismus, von Frankreich nach England zu importieren, wo zu der damaligen Zeit alles Französische offiziell verhaßt war. Zu diesem Zweck suchten sich Contis englische Komplizen einen armen Pfuscher in schwarzer Magie, Isaac Newton, gewissermaßen als ihren Lockvogel aus. (Eine spätere Durchsicht von Isaac Newtons Alchemie-Manuskripten durch John Maynard Keynes brachte eine Menge schwarzer Magie und ähnlichen Zeugs zutage, die einen Aufenthalt im Irrenhaus gerechtfertigt hätte, aber keine Spur tatsächlicher wissenschaftlicher Arbeit! Nachdem er das abscheuliche Zeugs offengelegt hatte, zog Keynes eine Verbindung zwischen Newton und den babylonischen Priestern – besser wohl zu den Kredithaien des pythischen Apollokultes von Delphi – und schlug vor, die Kiste für immer unter Verschluß zu halten.) Daran ist nichts wirklich geheimnisvoll; die bruchstückhaften Fälschungen ausgewählter Arbeiten Keplers und anderer waren tatsächlich von Leuten geleistet worden, die sich auf die Betrügereien von Sarpis Lakai Galileo beriefen, woran auch Gestalten wie Hooke beteiligt waren. Durch den Trick, einem wissenschaftlichen Hohlkopf wie Newton die Urheberschaft über seine angeblichen Werke zuzuweisen, hatte man eine Person gewählt, die gar nicht in der Lage war, irgendwelche Erklärungen für seine angeblichen Entdeckungen abzugeben, und so ließ sich die Untersuchung der fälschlich Newton zugewiesenen Entdeckungen aus jedem öffentlichen Skandal heraushalten. Dies Prinzip funktioniert genauso wie bei einem Marktschreier, der behauptet, eine Plastikpuppe hätte eine Entdeckung gemacht, denn dann besteht keine Gefahr, daß die Puppe etwas sagt, was den, der die Behauptungen im Namen der Puppe gemacht hat, bloßstellen würde. Nichtsdestoweniger war es der Descartes-Konvertit Conti selbst, der mit der Hilfe von Abraham de Moivre und D'Alembert den Newton- Betrug in den Salons, die in Kontinentaleuropa wucherten, bis zu Contis Tod 1749 und darüber hinaus am Laufen hielt.

19. Typisch hierfür war 1941 meine Erfahrung beim Lesen von Teilen des Standardtextes über Riemannsche Physik von Luther P. Eisenhart, Princeton, welcher mich damals davon abhielt, mich näher mit Riemanns Arbeiten zu beschäftigen. Erst 1952-53 kam ich auf Riemann zurück, als ich bei meinem leidenschaftlichen Studium von Georg Cantors oft brillanten Arbeiten der 1880er Jahre, aber auch seinen fehlerhaften Arbeiten der 1890er Jahre auf problematische Aspekte gestoßen war. Meine eigene Sicht technologischer Umgestaltungen des Produktionsprozesses „vor Ort“, die mich dazu genötigt hatten, die „Informationstheorie“ Norbert Wieners und John von Neumanns als ontologischen Betrug abzulehnen, war entscheidend dafür, daß ich die Methodik Riemanns übernommen habe. Meine Rückbesinnung von 1952-53 auf meine früheren Erfahrungen mit von Eisenharts Text veranlaßten mich damals und bis jetzt, größten Wert auf den absoluten funktionalen Unterschieds zwischen bloßer Mathematik und der oft oberflächlich ähnlichen Mathematik zu legen, deren Gegenstand primär ontologisch und nicht im wesentlichen formal ist.

 

22. [i]In Defence of Poetry [/i]erschien erst 1840 in einer Sammlung von Essays und einigen Briefen, obwohl es schon 1821 fertiggestellt worden war. Um das Werk zu würdigen, ist es wichtig, es im Zusammenhang mit Shelleys Studien und der Entstehungszeit zu betrachten. Shelleys Erfahrungen decken sich für den entsprechenden Zeitraum mit der Aufeinanderfolge und den Kontrasten, wie sie in den Schriften Friedrich Schillers und Heinrich Heines zum Ausdruck kommen und von meiner Frau, der Cusanus- und Schiller-Expertin Helga Zepp-LaRouche, behandelt wurden.

23. Mit der Amtseinführung von Präsident Abraham Lincoln wurden die agro-industriellen und sozialen Bestandteile des Amerikanischen Systems von Henry C. Carey weitgehend in die amerikanische Bundespolitik übernommen, welche dieser Ende der 1870er Jahre dem deutschen Reichskanzler Bismarck persönlich und indirekt auch Japan empfahl. Die gleiche Politik nahm auch Mendelejew von der Jahrhundertausstellung 1876 in Philadelphia mit zum russischen Zaren Alexander III. Diese politischen Prinzipien waren zwar durch Franklin, Alexander Hamilton und andere bereits in die amerikanische Republik eingebaut worden, doch aufgrund der Rückschläge, die die strategischen Interessen der USA durch die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege sowie durch die Präsidentschaft Andrew Jacksons, der Wallstreet-Marionette des Martin van Burenschen Bankenschwindels, erlitten, verzögerten die Umsetzung der im US-Verfassungssystem vorgesehenen Wirtschaftspolitik bis zu den Entwicklungen unter Präsident Lincoln.

24. Das [i]Project for the 1980s[/i] des New Yorker Council on Foreign Relations von 1975-76 (Magraw-Hill, New York, 1977) entstand in Zusammenarbeit mit der Trilateralen Kommission, namentlich deren früheren Direktor (1973-76) und Präsident Carters Sicherheitsberaters Zbigniew Brzezinski, Außenminister Cyrus Vance und Miriam Camp.

25. Brzezinski war der Autor von [i]Between Two Ages: America’s Role in the Technetronic Era[/i] (Viking Press, New York, 1970) und [i]International Politics in the Technetronic Era[/i] (Sophia University, Tokio, 1971). In Hinblick auf die Spannungen, die beim Übergang von der „Industrieära“ zu einer Ära von Dienstleistungen, Automation und Kybernetik auftreten, schrieb er in dem Buch von 1970, daß die technotronische Revolution den Nationalstaat in eine „globale Stadt“ verwandeln werde - „ein nervöses, aufgewühltes, angespanntes und zerstückeltes Netz voneinander abhängiger Beziehungen.“

26. Als kenntnisreicher Insider dieser Entwicklungen kann ich feststellen, daß es zu diesen Veränderungen nicht nur in den USA, sondern in fast allen Ländern West- und Mitteleuropas gekommen wäre. Als Andropow es rundweg ablehnte, in offizielle Diskussionen mit Präsident Reagan einzutreten, besiegelte er nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern die Gegner der SDI in den USA machten sich umgehend daran, auch mir an den Hals zu gehen, was bestimmte Unannehmlichkeiten für mich und meine Mitarbeiter in den USA und Europa seit dem Frühjahr 1983 bis heute zur Folge hatte. Wirkliche Geschichte verläuft oft so.