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Ehem. Stabschef des NATO-Südkommandos Gen. Mini: Die NATO hätte aufgelöst werden müssen

General Fabio Mini, ehemaliger Stabschef des NATO-Kommandos Südeuropa*, hat in einem neuen Interview https://www.ilriformista.it/intervista-al-generale-fabio-mini-la-nato-e-diventata-unalleanza-offensiva-svezia-e-finlandia-se-ne-pentiranno-303109/ seine Ablehnung der NATO-EU-Politik zur Aufrüstung der Ukraine bekräftigt. "Man weiß nicht, an wen die Waffen gehen, aber auch nicht das Geld, die ganze Hilfe, die in die Ukraine fließt. Man weiß nicht einmal, wohin die Männer gehen."  Technisch gesehen befinde man sich "im Krieg." Mit Blick auf die Geschichte kommt Mini auf den strategischen Fehler zurück, der vor 30 Jahren gemacht wurde: "Wir hätten die NATO am Ende des Kalten Krieges auflösen sollen".

Diese Geschichte begann, so Mini, nicht mit dem 24. Februar 2022, sondern 1994, als die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Russland sich verpflichteten, als Garanten für die Sicherheit der Ukraine aufzutreten. Die Ukraine hatte sich verpflichtet, alle in ihrem Besitz befindlichen Atomsprengköpfe an Russland abzutreten. Sie konnte diese damals weder unterhalten noch verwalten. Russland kam ins Spiel, als die Ukraine "das dem Westen und der etablierten und wiederhergestellten, veränderten und vervielfältigten NATO am nächsten stehende Land" wurde. "Für Russland wurden damit sowohl die innenpolitische Ordnung als auch die internationale Positionierung der Ukraine wichtig. Deshalb hat der Krieg vom 24. Februar nicht an diesem Tag seinen Ursprung."

Zu Schweden und Finnland sagte Mini, diese hätten zwar historische Streitigkeiten mit Russland gehabt, stellten für dieses aber keine Bedrohung dar. "Es handelt sich nicht um eine existenzielle Bedrohung. Und das liegt daran, dass es sich um Länder handelt, die eine etablierte Kultur mit internationalem Charakter haben. Wenn man von einer Provokation sprechen kann, dann sollte man sich auf die NATO beziehen, die viel Druck gemacht hat. Und vor allem auf Großbritannien, das sehr darauf drängt, eine eigene Rolle zu spielen." Großbritannien kümmere sich nicht um Russland oder die Freiheit der Ukraine. "Was ihm wirklich am Herzen liegt, ist seine Schlüsselrolle im Nordatlantik, in der Nordsee, in der Ostsee und in der Arktis."

Mini sagte, selbst bei der "schwachsinnigen Unterstützung für Länder, die nichts mit der NATO zu tun haben, wie Moldawien und andere" spiele "Großbritannien das Spiel, sich etwas von der Macht zurückzuholen, die es in der ersten Phase des Kalten Krieges auch im NATO-Bereich hatte. Nach dem Fall der Berliner Mauer und ab '92 hatte es diese Rolle nicht mehr. Er [sic, laut der Übersetzung] musste seine Truppen aus Deutschland abziehen. Und nicht nur das. Großbritannien hatte kein nordeuropäisches Kommando mehr, das es früher hatte. Jetzt versucht es, die verlorene Macht wiederzuerlangen, und richtet dabei mehr Schaden an als Karl in Frankreich [ein italienisches Sprichwort, das sich auf Karl den Großen bezieht, Anm. d. Ü.]."

Wenn Schweden und Finnland "dem Druck der NATO nachgeben, ebenfalls Militärbasen, insbesondere Raketenbasen, auf ihrem Territorium zu errichten, selbst wenn sie diese als 'defensiv' ausgeben, dann wird das zu einem Problem, weil es zu einer Bedrohung wird. Sie wären die NATO-Länder, die Russland am nächsten sind." Mini fügte hinzu, daß er die Finnen und Schweden gut kenne. Diese hätten ein starkes Freiheitsgefühl und neigten überhaupt nicht dazu, sich irgendwem unterzuordnen. Am ersten Tag in der NATO würden sie feststellen, so Mini, dass sie nicht tun können, was sie wollen. "Und das wird kein guter Tag für sie sein." Selbst die NATO werde es "schwer mit ihnen haben".

Auf den Vorwurf der Mainstream-Medien, Mini sei "pro-Putin", sagte er:  "Sehen Sie, diese Sache mit den Etiketten ist ein Manöver von Schwachköpfen. Im etymologischen Sinne des Wortes: in baculum, Leute, die keinen Verstand haben und sich dann auf einen Stock stützen müssen. Diese Schwachköpfe haben weder einen Sinn für Dialog noch für Argumentation. Für sie sind sogar der Papst und sogar Kissinger pro-Putin".

Mini sieht in Verhandlungen den einzigen Ausweg aus dem Ukraine-Krieg. Solange aber "die EU weiterhin mit der NATO zusammenarbeitet", habe es "keinen Sinn, die Ukraine in die EU aufzunehmen".

*Fabio Mini ist General  (ret.) des Armeekorps der italienischen Armee und war Stabschef des NATO-Kommandos Südeuropa und Kommandeur der internationalen Mission im Kosovo. Er war Befehlshaber von mechanisierten Einheiten aller Ebenen und diente in den Vereinigten Staaten, China und auf dem Balkan. Er leitete die Verteidigungskommunikation und das Interagency Staff College. Er ist Autor zahlreicher Aufsätze und veröffentlichte kürzlich das Buch Ukraine: Krieg und Geschichte, das er zusammen mit dem Historiker Franco Cardini verfasste.

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