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Financial Times ärgert sich über verstärkte russisch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen

Die Rückkehr der russischen Regierungspolitik zu gezielten Investitionen in den Aufbau der eigenen Realwirtschaft bietet der deutschen Industrie große Chancen auf Aufträge. Besonders der Maschinenbau, der wegen der weltweiten Kollapskrise massivste Einbußen zu erleiden hat, kann vom wiedererstarkten Interesse Rußlands nur Vorteile haben, denn der Bedarf der Russen an Kapazitäten in allen Bereichen der  industriellen Produktion ist enorm. Experten schätzen, daß die deutsche Industrie zehnmal so viel nach Rußland liefern könnte, als sie es derzeit tut: Maschinen und andere deutsche Industriegüter im Wert von etwa 30 Milliarden Euro werden 2009 nach Rußland exportiert, das wiederum Erdöl und Erdgas und andere Rohstoffe in etwa gleichem Umfang nach Deutschland liefert. Die "große Abhängigkeit" der Deutschen von russischen Energielieferungen, die so mancher kritisiert, entspricht auch einer Abhängigkeit der Russen von deutschen Industriegütern. Es ist also sehr zu begrüßen, daß deutsche Direktinvestitionen in Rußland allein im ersten Quartal 2009 um 36 Prozent zugenommen haben.

Um diesen Trend politisch zu betonen, besuchte Rußlands Premierminister Putin am vergangenen Dienstag die neuerrichtete Autofabrik von VW und Skoda in Kaluga, die im kommenden Jahr mit der Vollfertigung von Autos beginnen wird und fast ausschließlich russische Arbeiter beschäftigt. Am Tag darauf, am  21. Oktober, traf sich Putin in Moskau mit einer Runde deutscher Industrievertreter, die, wie der Vorsitzende des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft Klaus Mangold es ausdrückte, die geballte Kraft von 500 Milliarden Euro Jahresumsatz darstellten.

Putin sagte, in den Bereichen Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, Maschinenbau, Autoproduktion, Bauwirtschaft und Energie seien massive deutsche Investitionen mehr als willkommen. Im Bereich Energie beispielsweise wollen Siemens und Rosatom ein Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung von Teilen für Atomkraftwerke errichten. "Die Beziehungen sind längerfristig ausgelegt und bewegen sich in einem Umfang, der alles übertrifft, was in England, Frankreich, in den USA oder Italien geschieht," sagte Mangold am Rande der Moskauer Gespräche.

Die Londoner [i]Financial Times[/i], die dies genau registrierte,  widmete der "neuen deutschen Ostpolitik" am 26. Oktober sogar eine ganze Zeitungsseite, die mit der Einleitung begann: "Rasch wachsende Beziehungen zu Rußland geben der deutschen Industrie eine Vorrangposition auf einem Markt von 140 Millionen Menschen - mit Rückendeckung aus einem Berlin, das sich bemüht, Arbeitsplätze zu sichern." Das hatte auch Putin in Moskau ausgedrückt, als er sagte, "neue Großprojekte sichern bestehende Arbeitsplätze in Rußland und Deutschland und schaffen neue." Den Londoner Finanzkreisen, deren Sprachrohr die [i]Financial Times[/i] ist, scheint das gar nicht zu gefallen. Die Zeitung schrieb: "Im Ostausschuß der deutschen Wirtschaft, so brüstet sich Deutschland, besitzt es die lautstärkste und unverfroren pro-russischste  Lobbygruppe mit den besten Verbindungen. Neben seiner politischen Arbeit bildet der Ausschuß auch russische Ingenieure und Manager aus, und er unterstützt Jugendaustauschprogramme."  

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