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Frankreich: Solidarite et Progres veröffentlicht Memorandum zu Coronavirus-Pandemie

Die französische Partei Solidarité & Progrès veröffentlichte am 31. März 2020 auf ihrer Internetseite das folgende Memorandum für den Umgang mit der Corona-Krise in Frankreich. Wir drucken sie im folgenden als Dokumentation ab.

Wesentliche Schritte zur Überwindung der COVID-19-Pandemie

Dieser am 23. März geschriebene und am 31. März aktualisierte Text wurde den wissenschaftlichen und gesundheitlichen Beratern des Präsidialamtes der Republik wie auch den Abgeordneten, Senatoren und Bürgermeistern Frankreichs zugesandt. Feuerwehrleute, Notärzte und Krankenschwestern werden ihn ebenso erhalten wie Industrielle und Unternehmer, die in strategischen Sektoren für diese Mobilisierung arbeiten. Jedem steht es frei, für eine noch massivere Verteilung zu sorgen.

Voraussetzung

Präsident Macron hat erklärt, Frankreich befinde sich im Krieg gegen COVID-19. Der Feind, den er auch so bezeichnete, hat seine Macht und seine Fähigkeit, die Grundlagen unseres Landes zu gefährden, unter Beweis gestellt. Die vom Präsidenten der Republik gezeigte Bereitschaft zur Bekämpfung der Pandemie wurde in der Hauptsache durch zwei wichtige Maßnahmen umgesetzt: die teilweise Ausgangssperre und die Schließung der Schulen.

Die starke Verbreitung von COVID-19 in den vergangenen zwei Wochen und die Zahl der Todesfälle (die bisher auf Todesfälle in Krankenhäusern beschränkt war) zeigen, daß diese Maßnahmen der Größe der Herausforderung nicht entsprechen. Die seither erfolgte Mobilisierung der Industrie ist sowohl verspätet als auch unzureichend. Der Krieg wurde zwar begonnen, aber wir schicken dazu eine Armee an die Front, die barfuß und mit Steinschleudern kämpfen soll.

I. Gesundheitsnotstand

Die Gesundheit der Bevölkerung hat Vorrang vor allen anderen Überlegungen. Es ist illusorisch zu versuchen, die Wirtschaft zu retten, ohne vorher Menschenleben zu retten.

Der Gesundheitsnotstand beginnt beim medizinischen Personal, das geschützt werden muß, weil es in direktem Kontakt mit der Krankheit steht. Sie sind die ersten, die eine komplette Ausgangssperre fordern, um eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden. Ihr Auftrag erfordert materielle Ressourcen, die ihnen unter allen Umständen zur Verfügung gestellt werden müssen: FFP2-Masken, Handschuhe, Schutzkittel, Schutzhauben, Ganzkörperanzüge und Brillen.

Auch wenn diese Ausrüstung den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann, darf man darüber nicht den Mangel an Material für die Patienten vergessen. Die späte, aber notwendige Luftbrücke nach China ist nur ein erster - unzureichender - Schritt, um diejenigen zu schützen, die geschützt werden müssen.

Masken, Handschuhe und Alkoholgel müssen allen Kategorien von Mitarbeitern, die mit der Öffentlichkeit in Kontakt kommen und dem Virus potentiell ausgesetzt sind, zur Verfügung gestellt werden:

- Helfern im Gesundheitswesen, Personal der Alten- und Pflegeheime;

- Polizisten, Gendarmen, Feuerwehrmännern, Sicherheitsbeamten;

- Kassierern, Ladenbesitzern, Lieferpersonal, Lkw-Fahrern;

- Müllsammlern, Reinigungskräften, Militärpersonal, das zur Unterstützung eingesetzt wird;

- Gefängnisaufsehern, Bestattungsunternehmern.

 

A. Der Einsatz in fünf großen Bereichen muß sichergestellt werden

1. Erkennen und Betreuen: mit Hilfe des gesamten öffentlichen und privaten Pflegepersonals. Der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonte die absolute Notwendigkeit von Tests, um auf dem Laufenden zu sein, die Entwicklung zu verfolgen und einzugreifen. Das nicht zu tun angesichts einer Pandemie, die sich tödlich ausbreiten würde, heißt kapitulieren. Für die Pflege müssen dringend zusätzliche Betten bereitgestellt werden, um die sich abzeichnende Überlastung zu vermeiden;

2. Die Ordnung schützen und aufrechterhalten: mit den lokalen Mandatsträgern, der Polizei, der Gendarmerie und der Feuerwehr;

3. Lebensmittelversorgung: mit Hilfe der örtlichen Behörden, den Angestellten von Handel und Vertrieb, den Lieferanten und Fernfahrern, wobei die Armee die Mittel koordiniert;

4. Sauberkeit und öffentliche Hygiene gewährleisten: mit der Müllabfuhr und den zuständigen Mitarbeitern der Stadtreinigung;

5. Medikamente entwickeln: mit Forschern aus dem öffentlichen und privaten Sektor, wobei das Pasteur-Institut zur Leitstelle wird. Dasselbe gilt für die Suche nach einem Impfstoff. Die internationale Gemeinschaft von Forschern und medizinischem Personal erteilt den Staaten eine Lehre.

 

B. Sofortmaßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung

Der am 21. März von der Nationalversammlung beschlossene Gesundheitsnotstand gibt der Regierung vollen Spielraum, um entschlossen zu handeln und alle Güter und Dienstleistungen zu beschlagnahmen, die zur Bekämpfung der Gesundheitskatastrophe benötigt werden. Dadurch ist sie in die Lage versetzt, die folgenden Maßnahmen zu ergreifen:

1. Schnellstmögliche Umsetzung der vollständigen Quarantäne. Um wirksam zu sein, muß dies mit der Einstellung von geschütztem Personal einhergehen, dessen Aufgabe darin besteht, die Versorgung und sogar die medizinische Überwachung der nicht kontaminierten Bevölkerung sicherzustellen. Ihre Reisen müssen, wie die des medizinischen Personals, vom Staat bezahlt werden oder der Staat muß ihnen eine Unterkunft in der Nähe ihres Mobilisierungsortes zur Verfügung stellen;

2. Aussetzung aller nicht notwendigen wirtschaftlichen Aktivitäten. Die entstandenen finanziellen Verluste müssen natürlich vollständig kompensiert werden;

3. Einstellung aller Reisen, Einstellung des öffentlichen Verkehrs;

4. Systematisches Screening der Bevölkerung, um kontaminierte Personen zu identifizieren;

5. Für die schwersten Fälle: strikte Trennung auf den Intensivstationen von den anderen Patienten;

6. Für andere Corona-Positive: Isolierung, nicht zuhause, sondern in speziell ausgestatteten Unterkünften (Kongreßzentren, Schulen, Stadien, Kasernen usw.).

 

C. Voraussetzungen für die Erfüllung der Aufgaben in den fünf großen Bereichen

1. Totale Quarantäne

Befund: Eine totale (und nicht nur teilweise) Quarantäne, wie in Wuhan in China durchgeführt und von vielen Angehörigen der Gesundheitsberufe gefordert, aber von der Regierung bisher abgelehnt wird, ist unverzichtbar, solange keine intensiven Reihenuntersuchungen möglich sind.

Wenn einige Länder, wie z.B. Südkorea, diese Art der totalen Eindämmung nicht angewandt haben, dann nur deshalb, weil sie sich von Anfang an für ein Massenscreening von Verdachtsfällen entschieden haben. Aufgrund unzureichender Vorhersagen und eines just-in-time-Ansatzes haben wir unsere Lagerbestände - vor allem bei den Screening-Tests - abgebaut, so daß wir nicht wie die Koreaner vorgehen konnten.

Empfehlungen: Totale Quarantäne und vorübergehende Aussetzung aller nicht lebensnotwendigen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie in China, Italien und Spanien. Beim derzeitigen Stand der Dinge kann nur eine vollständige Eindämmung die Ausbreitung des Virus stoppen und den Zustrom von Patienten in die Krankenhäuser begrenzen.

 

2. Systematisches Screening

Befund: Die eklatante Unzulänglichkeit des Screening-Testumfangs verschleiert das Ausmaß der Kontamination. Schlimmer noch, es bedeutet, daß scheinbar gesunde, asymptomatische Träger die Krankheit unwissentlich verbreiten können. Was wir mit Sicherheit wissen, ist, daß die offiziellen Zahlen von Coronavirus-Fällen falsch sind und dramatisch unterschätzt werden.

In China und Südkorea hat es die massive Screening-Strategie ermöglicht, die Krankheit durch Identifizierung der Verbreitungsgebiete genau zu kartieren.

Der derzeit in Frankreich vorherrschende Test ist der Nasen- und Rachenabstrich. Bisher haben die Rückmeldungen jedoch gezeigt, daß die Lungentomographie die zuverlässigste Screening-Methode ist.

In China wurde gerade ein IgM-Schnell-Screening-Kit (Immunglobulin M) vorgestellt, das den Nachweis mittels Nukleinsäure ermöglicht, ebenso wie ein Thermostat-Chip, der den Testern helfen kann, zwischen Coronavirus, Influenza-A-Virus und Influenza-B-Virus zu unterscheiden.

In Belgien, Deutschland, den Vereinigten Staaten, China und anderswo wird angekündigt, daß serologische Tests entwickelt werden, die in 15 bis 20 Minuten Ergebnisse liefern sollen. Es ist zu beachten, daß diese Tests nicht das Virus selbst, sondern nur das mögliche Vorhandensein von Antikörpern im Blut nachweisen. Allerdings haben Patienten im Frühstadium der Krankheit möglicherweise keine Antikörper im Blut. Obwohl diese Tests zwar positive Ergebnisse zuverlässig identifizieren, aber einen gewissen Prozentsatz „falscher Negative“ liefern, haben sie den Vorzug, daß sie verfügbar sind. Bis Besseres verfügbar ist, sollten sie mit gebührender Rücksicht auf ihre Eigenschaften verwendet werden.

Schließlich hat auch ein koreanisches Krankenhaus (H Plus Yangi) gerade ein System von Screening-Kabinen eingerichtet und ihre Kapazität von 9 auf 80 Proben pro Tag fast verzehnfacht.

Empfehlungen: Jeder sollte so schnell wie möglich untersucht werden, aber die Untersuchung des medizinischen Personals hat oberste Priorität.

Man darf mit dem Screening nicht bis zum Ende der Quarantäne warten, da unbedingt eine Kartierung der Krankheit erforderlich ist. Eine genaue Einschätzung der Verbreitung von COVID-19 und seiner territorialen Verteilung wird auch dazu führen, daß unsere Mitbürger den Ernst der Lage und die Notwendigkeit einer totalen Ausgangssperre besser verstehen.

Darüber hinaus müssen Personen, die positiv getestet werden, aber keine oder keine ernsthaften Symptome zeigen, in besonderen Unterkünften isoliert werden, wo sie betreut und medizinisch nachbehandelt werden müssen. Es muß um jeden Preis verhindert werden, daß sie andere anstecken.

Alles, was das Screening beschleunigt, sollte in Betracht gezogen werden. Die Identifizierung von französischen Unternehmen und Labors, die in der Lage sind, Tests anzubieten und durchzuführen, wird eine entscheidende Rolle spielen. Natürlich müssen wir auch, wie es derzeit schon der Fall ist, an Unternehmen im Ausland herantreten, die effektive und schnelle Tests produzieren, sei es in Deutschland, Großbritannien, China oder anderswo.

Wir dürfen uns nicht, wie die Regierungspolitik, auf eine teilweise Ausgangssperre verlassen, da sie unannehmbare Bedingungen für Kontamination und Mortalität schafft, während wir noch auf groß angelegte Untersuchungen mit serologischen Tests warten.

 

3. Öffentliche Hygiene

Befund: Obwohl die öffentlichen Behörden zu Recht auf „Vorsichtsmaßnahmen“ bestehen, ist die Desinfektion öffentlicher Räume bisher unzureichend oder gar nicht vorhanden. Mehrere Studien bestätigen jedoch, daß das Virus einige Stunden und manchmal auch mehrere Tage auf Außenflächen, insbesondere auf Kunststoff und Stahl, aktiv bleiben kann. Einige Städte sind aus Gewissenlosigkeit und/oder aufgrund „ökologischer“ Dogmen gegen den gezielten Einsatz von Bleichmitteln.

In Wuhan hat China Roboter zur Desinfektion der Straßen eingesetzt. In Italien und Spanien stellen die Obstbauern ihre Traktoren für die Reinigung des städtischen Raums zur Verfügung. Die Shanghaier Verkehrsbetriebe haben eine Bus-Waschstraße zu einer mit 120 UV-Röhren ausgestatteten Desinfektionsanlage umgebaut. Dieses neue Verfahren verkürzt die Dauer des Verfahrens von 40 auf 5 Minuten.

Empfehlungen: Die Regierung muß sich mit diesem Thema befassen und den lokalen Behörden präzise Richtlinien an die Hand geben. Die Straßenreinigung wird natürlich an vorderster Front stehen. Da man sich jedoch nur für eine teilweise Ausgangssperre für eine Öffentlichkeit entschieden hat, die keinen Zugang zu Masken oder Handschuhen hat, müssen Lösungen für die zahlreichen Übertragungsvektoren gefunden werden, die oft unbemerkt bleiben: Tastaturen in Geldautomaten, Aufzüge in Gebäuden, Parkscheinautomaten, Griffe von Einkaufswagen und Körben in Supermärkten usw.

 

4. Verpflegung

Befund: Die Frage stellt sich vorerst nur für Menschen, die aus welchen Gründen auch immer nicht ausgehen können. Für sie liegt die Lösung derzeit im „alleine klarkommen“ und lokaler Selbsthilfe. Wenn die Regierung eine totale Quarantäne beschließt, wird die Nachbarschaftshilfe nicht mehr ausreichen und es müssen Lösungen gefunden werden, um die gesamte Bevölkerung zu versorgen, ohne die Versorgung der Menschen an der „Frontlinie“ aus den Augen zu verlieren.

Viele kommerzielle Firmen haben bereits einen Hauslieferdienst. Seit Beginn der Beschränkungen hat sich die Lieferzeit jedoch verlängert und die Drive-in-Stellen sind überlaufen. Andererseits sind viele Menschen aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, diese Dienste zu nutzen.

Empfehlungen: Aufruf an Freiwillige, sich über die Bedürfnisse jedes Hauses in Kenntnis zu setzen. Wenn es nicht möglich ist, über Online-Dienste zu bestellen, stellt man Teams zusammen, die für andere einkaufen. Dies ist eine der Aufgaben, bei denen die Armee mit ihren logistischen Führungs- und Koordinierungskapazitäten (auch wenn diese stark reduziert wurden) Hilfe leisten könnte. In Absprache mit den lokalen Behörden (Regionen, Departements, Kommunen) sollten Kantinen von Großunternehmen und die großen Lieferdienste herangezogen werden, die über logistisches Knowhow verfügen und bereits angefangen haben, Hauszustellung zu organisieren. Andererseits wird es notwendig sein, leerstehende Hotels und Wohnungen für die Unterbringung von Gesundheitspersonal zu requirieren und damit lange Fahrten zu vermeiden, zumal die öffentlichen Verkehrsmittel geschlossen oder für eingesetztes Personal reserviert werden müssen.

 

5. Forschung und Behandlung

Befund: Die Debatte über die Verwendung von Chloroquin hat Interessen- und Personenkonflikte in einem sehr starren System offenbart, das die Unparteilichkeit der Medizin gegenüber den pharmazeutischen Labors in Zweifel stellt.

Empfehlungen: Bisher gibt es keine andere Behandlung als die der IHU in Marseille (Hydroxychloroquin in Kombination mit einem Antibiotikum). Wir dürfen nicht das Risiko eines Anstiegs der Todesfälle eingehen. Da diese Behandlung erfolgreich ist, muß sie mit dem Einverständnis des Patienten, nach dem empfohlenen Protokoll und unter strenger medizinischer Aufsicht durchgeführt werden. Natürlich müssen auch andere Behandlungsmethoden, die entwickelt werden könnten, geprüft werden, wobei wir uns gegen die pharmazeutischen Lobbys verteidigen müssen, deren Priorität auf dem Finanzsektor (Produkte, die Geld einbringen) statt auf dem Gesundheitssektor (Produkte, die notwendig sind, aber nur einen geringen Mehrwert haben) liegt.

Was die Unternehmen anbelangt, so müssen die französischen Labors, die in diesen Bereichen arbeiten, und sofern sie vielversprechende Maßnahmen entwickeln, staatliche Unterstützung erhalten. Unter denjenigen, die Reagenzien für Tests liefern können, dürfen wir die Universitäts- und Veterinärlabors nicht vergessen, die nur darauf warten, angefordert zu werden.

 

D. Wie gehen wir vor

1. Mobilisierung der Armee

Die Armee, insbesondere die „Reserve citoyenne de défense et de sécurité“ [Bürgerschutz- und Sicherheitsreserve] muß zur Verstärkung herangezogen werden, vor allem wegen ihrer Fähigkeit zur logistischen Koordinierung. Diese Truppe wird den Bau fehlender Gesundheitsinfrastruktur wie Krankenhäuser koordinieren, in der Größenordnung, die wirklich notwendig ist. Man vergleiche die Einrichtung eines 30-Betten-Feldkrankenhauses in Mulhouse, im Epizentrum der Krankheit, mit der Entscheidung Deutschlands, ein 1000-Betten-Krankenhaus in der Nähe von Berlin zu bauen.

Die Armee sollte nicht für Dinge eingesetzt werden, die sie nicht tun sollte oder nicht tun kann, da ihre Fähigkeiten seit mindestens 25 Jahren schrittweise reduziert wurden.

Auch die Reserven der Gendarmerie und des nationalen Bildungssystems müssen mobilisiert werden.

 

2. Mobilisierung der Industrie

Befund: Der dramatische Mangel an Schutzmasken, Beatmungsgeräten und anderen grundlegenden Ausrüstungsgegenständen wie Tupfer ist nur die Spitze des Eisbergs und hat Unternehmen bereits dazu veranlaßt, die Initiative zu ergreifen und ihre Ressourcen umzuschichten, um den Mangel auszugleichen. Es gibt in Frankreich Kräfte, die „noch nicht gespendet haben“. Viele von ihnen wollen zur Mobilisierung beitragen, wurden aber von den zuständigen Behörden nicht systematisch kontaktiert.

Empfehlungen: Der Staat muß eine ernsthaftere Erhebung aller Dienstleistungen und Unternehmen durchführen, die bereits die notwendige medizinische Ausrüstung herstellen oder dazu und zur Lieferung in der Lage wären. Natürlich sollten Laboratorien und Unternehmen mit der Fähigkeit zum sofortigen Handeln bevorzugt werden, wobei zu bedenken ist, daß die medizinische Krise schnell zu einem höherem Bedarf führen wird. Diese Erhebung sollte sich nicht auf sehr große Unternehmen beschränken, sondern auf mittlere und kleine Unternehmen ausgedehnt werden.

So reicht es beispielsweise nicht aus, einige wenige sehr große Unternehmen zusammenzuführen und eine Produktionsmenge nach deren Möglichkeiten festzulegen, sondern man muß zunächst den Bedarf entsprechend dem vorhersehbaren Verlauf der Epidemie quantifizieren und auf dieser Grundlage ein Maximum an nationaler Produktion organisieren, wobei man mit einer präzisen Importpolitik die Lücken füllt.

Für Unternehmen, die ihre Dienstleistungen anbieten wollen, muß ein klar identifizierter Ansprechpartner benannt werden.

 

3. Koordination

Diese Aufgaben unterstehen für den Bereich Gesundheit im Prinzip dem Operationellen Zentrum für Regulierung und Reaktion auf gesundheitliche und soziale Notfälle (CORRUSS), aber da einige von ihnen a priori außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs liegen (Forschung, Strafverfolgung), ist es notwendig, ihre Zentralisierung und Koordinierung, insbesondere mit der Armee und den Strafverfolgungsbehörden, auf die eine oder andere Weise ohne Verzug durch eine zentralisierte Mobilisierung in kürzester Zeit sicherzustellen.

Der von der Regierung eingerichtete Wissenschaftsbeirat und der Ausschuß für Analyse, Forschung und Expertise (CARE) sind zwei gute, wenn auch verspätete Initiativen, doch eine strengere Koordinierung ist notwendig, um wirklich vorausschauend zu handeln.

 

II. Physische Ökonomie

A. Wiederaufbau der eigenständigen Produktionskapazität

Befund: Die Produktion der für gesundheitliche Notfälle notwendigen Materialien kann heute in Frankreich nicht oder nur unzureichend gewährleistet werden. Diese Situation verdeutlicht den baufälligen Zustand unserer Wirtschaft.

Empfehlungen: Man muß eine eigenständige Produktionskapazität wiederherstellen - „koste es, was es wolle“. Konkret muß der Staat seine Rolle als Stratege wieder aufnehmen. Das am 21. März verabschiedete Notstandsgesetz ermöglicht dies. Er muß dieses Instrument nutzen, um die für die Mobilisierung notwendigen und derzeit bedrohten Unternehmen - Luxfer, Famar, usw. - zu retten.

Der Staat muß auch, wie oben erwähnt, sich an die Unternehmen wenden, die die Kapazität haben, alles zu produzieren, was uns derzeit fehlt.

Die Mobilisierung dieser „Kräfte, die noch nicht gespendet haben“, wäre die beste Garantie für die von Emmanuel Macron gewünschte Rettung der Wirtschaft. Wenn der Wille in allen Bereichen groß ist, muß ein gesundheitlicher Notstand es ermöglichen, sie zu unterstützen und bestimmte Bereiche zu koordinieren:

- Textil: Masken, Einweganzüge

- Chemie: Latexhandschuhe, Schutzbrillen oder Visiere

- Gebäude: modulare Konstruktionen

- Pharmazeutische Industrie: Tests, Medikamente

- Beatmungsgeräte, Sauerstoff

- Digitaltechnik, 5G, Telemedizin

 

B. Wiederaufbau der notwendigen Infrastruktur

Befund: Die Kapazitäten der Intensivbetten sind kurz vor der Überlastung. Von anfänglich 5000 wurden sie auf 10.000 und bald auf 14.000 erhöht, aber das ist immer noch unzureichend.

Empfehlungen: Bestehende Räumlichkeiten müssen requiriert und ausgestattet werden, wie es in Madrid mit dem Messegelände geschehen ist, und gegebenenfalls müssen temporäre Krankenhäuser in ausreichender Zahl gebaut werden, was die Mobilisierung von Unternehmen mit dieser Kapazität erfordert. In Frankreich haben wir mehrere Unternehmen, die über echtes Knowhow im Bereich des modularen Aufbaus verfügen und nur darauf warten, mobilisiert zu werden. Andererseits müssen die notwendigen Wasser- und Stromressourcen bereitgestellt werden, um ihren Betrieb zu gewährleisten.

In China ist es gelungen, mehrere hundert kleine Häuser im 3-D-Druckverfahren zu bauen, die jeweils in zwei Stunden hergestellt wurden.

Gleichzeitig ist es dringend notwendig, unsere Ressourcen für afrikanische Länder zu mobilisieren, die kein funktionierendes Gesundheitssystem haben. Für Frankreich ist dies nicht nur eine Frage der humanitären Verantwortung, sondern auch eine Frage unseres Selbstinteresses.

Würde man in Afrika ein Seuchenreservoir entstehen lassen, würde dies unweigerlich zu seiner Ausbreitung hierher führen. Insbesondere müssen wir mit den chinesischen Experten zusammenarbeiten, die dem Kontinent Hilfe leisten, vor allem durch die Lieferung von Vorräten wichtiger antiviraler Medikamente (Remsidivir, Chloroquin usw.) an Länder, die mit gefälschten Medikamenten überschwemmt werden.

 

III. Schlußfolgerung

Es liegt auf der Hand, daß diese Pandemie nicht nur eine Gesundheitskrise ist, die unsere Anfälligkeit gegenüber existentiellen Bedrohungen offenbart, sondern auch der Auslöser für eine Finanzkrise. So gesehen sind die in Frankreich und in Europa beschlossenen Maßnahmen notwendig, damit unsere Volkswirtschaften weiterhin funktionieren können und insbesondere die Finanzierung der Mobilisierung des Gesundheitswesens sichergestellt wird.

Diese Maßnahmen sind jedoch unzureichend, da sie nicht an der Wurzel des Problems ansetzen. Einerseits muß die Mobilisierung der Gesundheit notwendigerweise mit einer neuen Wirtschafts- und Währungsordnung einhergehen, von der alle Beteiligten profitieren. Das Gewicht der wichtigsten Staatsführer der Welt (Vereinigte Staaten, China, Rußland und Indien) ist notwendig, um dies zu erreichen. Bitte unterschreiben Sie dazu die Online-Petition des Schiller-Instituts.

Zu diesem Zweck muß Frankreich innerhalb des UN-Sicherheitsrates und unabhängig davon die Rolle eines Vermittlers, Inspirators und Katalysators spielen. Die Bereitstellung von Hilfe ohne Hintergedanken für den afrikanischen Kontinent muß auf unserem Fahrplan ganz oben stehen und unser Bewußtsein für den Ernst der Lage unter Beweis stellen.

Die Herausforderung besteht darin, sich auf die sehr schwierigen Wochen vor und nach der Krise vorzubereiten, indem sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene sichergestellt wird, daß sich das, was leider geschehen ist, unter den herrschenden Bedingungen krimineller Nachlässigkeit nicht wiederholen kann.

 

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