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Das grosse Geschäft mit dem Tod

Nach einem Bericht der New York Times lassen sich die Investmentbanken wieder so einiges einfallen, um erneut, frisch bestückt mit Steuergeldern, das grosse Geld zu machen.  Bei einem dieser Finanzinstrumente der Wall Street, auf die man nun verstärkt setze,  geht es darum,  "Lebensabfindungen" zu kaufen, also Lebensversicherungen, z.B. von kranken oder alten Menschen, die diese verkaufen, um damit an Bargeld zu kommen. Die Banken bündeln dann hunderte oder gar tausende Versicherungen zu Anleihen, welche dann an Investoren weiterverkauft werden, die die Auszahlungen beim Ableben der Versicherten erhalten würden.

Die Wall Street verspricht sich dem Bericht zufolge eine mehrfache Gewinnstrategie, weil die Banken für die Schaffung dieser Anleihen, den Weiterverkauf und den späteren Handel damit saftige Gebühren verlangen. Gegenwärtig würden neun Vorschläge für Lebensversicherungs-Wertpapiere von privaten Investoren und Finanzinstituten, einschliesslich der Credit Suisse,  geprüft. Bei einer Summe von $26 Bio. an zur Zeit gültigen Lebensversicherungen in den Vereinigten Staaten, gebe es einen "riesigen Markt". Credit Suisse hat ein Unternehmen übernommen, das Lebensabfindungen ausgibt und eine Gruppe dafür eingesetzt, um entsprechende Abschlüsse zu strukturieren, sowie eine weitere Gruppe, um diese Produkte zu verkaufen.

Die Investmentbank Goldman Sachs, dafür bekannt, sich nie ein lukratives Geschäft durch die Lappen gehen zu lassen, hat einen handelbaren Lebensabfindungs-Index entwickelt, um Investoren darauf wetten zu lassen, ob die Leute länger leben als erwartet, oder früher sterben als geplant. Der Index ist vergleichbar mit handelbaren Börsen-Indices, die Investoren erlauben, auf die Gesamtentwicklung des Aktienmarktes zu wetten, ohne selbst Aktien zu kaufen.

Die schon länger existierende Lebensabfindungs-Industrie, an der sich auch deutsche "Investoren" mssiv beteiligen, muss sich mit Betrugsvorwürfen herumschlagen. Kontrollbehörden einzelner US-Bundesstaaten kritisierten Händler, die Kranken und Alten lediglich deshalb nötigten, Versicherungen abzuschließen, um sie an Händler weiterzuverkaufen. Letzten April sagte der Ko-Autor eines Buchs über Lebensabfindungen, Stephan Leimberg, vor dem Sonderausschuss für Altersfragen des Senats aus. Diese "Räuber im Lebensabfindungs-Geschäft" hätten "das Motiv, die Mittel und, wenn sie nicht daran gehindert werden...die Möglichkeit", "einen Vorteil aus den Rentnern zu ziehen".

Andrew Terrel aber sieht in diesem Markt ein grosses Potential. Er war früher Vize-Chef Bear Stearns' Abteilung für Langlebigkeit und Sterblichkeit, die unbewertete Portfolios von Lebensabfindungen handelte, und arbeitete später für Institutional Life Companies von Goldman Sachs bei einem Projekt, das eine Handelsplattform für Lebensabfindungen eingeführt hatte.

Das einzige "Risiko" ist, daß Leute länger leben, als erwartet.  Den englischen Ausdruck "to make a killing" läßt sich wohl in diesem Zusammenhang getrost mit "über Leichen gehen" übersetzen. 

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