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Helga Zepp-LaRouche: Die Neue Seidenstraße führt in die Zukunft der Menschheit!

[title]Die Neue Seidenstraße führt in die Zukunft der Menschheit![/title]

[author]von Helga Zepp-LaRouche[/author]

[date]3. September 2014[/date]

Als Ende letzten Jahres beschlossen wurde, mit einer überarbeiteten Fassung des Programms der Weltlandbrücke - 23 Jahre nach dem ersten Vorschlag für die Eurasische Landbrücke - ein erneutes Konzept für eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert vorzulegen, war die Intention, nicht nur ein Konzept für den Wiederaufbau der Weltwirtschaft zu erarbeiten, sondern zugleich eine Kriegsvermeidungsstrategie für die akute strategische Krise zu präsentieren.[footnote]Dieser Aufsatz wurde als Einleitung zu einem neuen englischsprachigen EIR-Sonderbericht über die Weltlandbrücke mit dem Titel „Die kommende Kernfusionsökonomie auf der Basis von Helium-3“ verfasst, der in Kürze erscheinen wird. [/footnote] Denn in der Zwischenzeit ist die Gefahr, daß es zu einem beabsichtigten - oder auch versehentlichen - thermonuklearen Weltkrieg kommt, dramatisch gestiegen. Der von geopolitischen Motiven gespeiste Versuch, die Ukraine der EU zu assoziieren und damit faktisch in den Einflußbereich der NATO zu bringen, hat eine Eskalationskette in Gang gesetzt, die im schlimmsten Fall mit der Auslöschung der menschlichen Gattung enden kann.

Aber auch beinahe der gesamte Nahe und Mittlere Osten brennt; ausgelöst durch auf Lügen aufgebaute Kriege gegen sogenannte Schurkenstaaten wurde eine Saat der Gewalt ausgestreut, aus der eine millionenköpfige Hydra entstanden ist, die nicht nur einige der Wiegen der Zivilisation dem Erdboden gleich gemacht und dort die Hölle auf Erden geschaffen hat, sondern zudem zu einer existentiellen Bedrohung des Westens geworden ist.

Längst haben die Folgen dieser Politik des „Regimewechsels“ weite Teile Afrikas ins Chaos gestürzt und den Kontinent mit schrecklichen Kriegen und Bürgerkriegen überzogen. Aber auch am Pazifik brodeln geostrategische Konflikte, die das Potential haben, zum Auslöser nicht nur regionaler Kriege zu werden. Und da absolut nichts getan wurde, um die Gründe für den Lehman-Brothers-Kollaps 2008 zu beheben, sind die „Too-Big-To-Fail-Banken“ heute im Schnitt noch um 30-40% größer als damals, die Verschuldung noch massiver und die Derivatblase auf fast zwei Billiarden angewachsen, so daß eine neue Systemkrise jeden Augenblick stattfinden kann, dieses Mal angesichts der hier skizzierten strategischen Lage mit der Gefahr verbunden, ein Chaos auszulösen, das dann eine strategische Katastrophe unvermeidbar macht.

Insgesamt befindet sich die Welt also in einem so besorgniserregenden Zustand, daß man sich nur wundern kann, wie es die Verantwortlichen der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft nur zu diesem Punkt haben kommen lassen können. Papst Franziskus, der das weltweite Wirtschaftssystem als „unerträglich“ bezeichnet hat, formulierte es soeben in einem Interview mit der spanischen Zeitung La Vanguardia so: „Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben. Einen Dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen.“

So sehr der Papst recht hat mit dem Charakter des Systems, in diesem Fall unterschätzt er die satanische Energie des Systems der Globalisierung, das bereit ist, seine Privilegien mit allen Waffen zu verteidigen, die zur Verfügung stehen. Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg befinden wir uns in einer sehr ähnlichen geopolitischen Situation - nur daß es dieses Mal thermonukleare Waffen gibt, deren Einsatz die Menschheit auslöschen würde.

[h4]Es gibt eine Alternative[/h4]

Doch in der Zwischenzeit hat sich eine Alternative zu dem kollabierenden transatlantischen Finanzsystem herausgebildet, dessen Versuche, sich mit Hilfe von supranationalen Organisationen wie IWF, Weltbank, WTO, TPP, TTIP und ähnlichen monetaristischen Instrumenten der Globalisierung zu einem Weltimperium auszudehnen, einen Widerstand erzeugt haben, den man offensichtlich in dieser Form nicht erwartet hatte.

In weniger als einem Jahr hat sich eine Allianz von Staaten entwickelt, die mit riesigen Schritten eine parallele Wirtschaftsordnung aufbaut, die in ausdrücklicher Ablehnung spekulativer Profitmaximierung ausschließlich dem Aufbau der Realwirtschaft gewidmet ist. Diese neue Staatengemeinschaft, der inzwischen mehr als die Hälfte der Menschheit angehört, stellt ein Machtzentrum dar, das auf Wirtschaftswachstum und vor allem auf Spitzentechnologie basiert; ihm gehört die Zukunft, wie vor allem der Erfolg des chinesischen Mondprogramms zeigt, das auf der Idee basiert, große Mengen Helium-3 auf dem Mond für die künftige Kernfusionsökonomie auf der Erde abzubauen. Damit zeichnet sich eine wissenschaftliche und technologische Revolution ab, die die Energieflußdichte im Produktionsprozeß auf der Erde ebenso wie beim Treibstoff für die Raumfahrt um Größenordnungen erhöhen und damit eine völlig neue Phase in der Evolution der Menschheit einleiten wird.

Der erste Schritt in Richtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung war die Ankündigung des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping auf einer Konferenz in Kasachstan im Juli letzten Jahres, daß China in der Tradition der antiken Seidenstraße einen neuen Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel über Zentralasien bis nach Europa bauen wolle. Im Oktober folgte dann bei einer Reise nach Indonesien und Malaysia die Initiative Xi Jinpings, ganz Südostasien in den Ausbau der Maritimen Seidenstraße einzubeziehen.

Auf dem Gipfeltreffen zwischen dem russischen Präsidenten Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am 20. Mai in Shanghai und beim Staatsbesuch Putins in China anläßlich des 4. Gipfels der Konferenz über Interaktion und Vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA), der am 21. Mai in Shanghai stattfand, wurden umfangreiche Pläne für die Zusammenarbeit der beiden Großmächte unterzeichnet, darunter ein auf 30 Jahre angelegtes Erdgasgeschäft und weitere 46 russisch-chinesische Einzelabkommen. Am Ende des Gipfels äußerten beide Staatschefs in einer gemeinsamen Erklärung die Absicht, daß die beiden Länder eine neue Wirtschaftsarchitektur in der Asien-Pazifik-Region schaffen wollen; sie lehnen außerdem die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ab und wollen ihre Reaktion in wichtigen außenpolitischen Fragen, in denen sie übereinstimmen, möglichst weitgehend koordinieren.

Als Ziele der Zusammenarbeit wurden u.a. genannt: Steigerung der Wirksamkeit der Zusammenarbeit in Hochtechnologiebereichen, Prioritätsprojekte bei der internationalen Nutzung der Kernenergie, der zivilen Luftfahrt und im Kooperationsprogramm über Raumfahrt, Grundlagenforschung, Satellitenbeobachtung der Erde, Satellitennavigation sowie bei der Erforschung des Weltalls und der bemannten Raumfahrt. Eine weitere Militarisierung des Weltalls solle dagegen verhindert werden, und die einseitige Stationierung von Raketenabwehranlagen wurde als „destabilisierender Faktor auf der Welt“ verurteilt. Weitere Ziele seien innovative Forschung, Verbesserung der Agrartechnik und Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Ebenfalls wurde die Absicht geäußert, die internationale Finanzarchitektur zu reformieren.

Als historisch kann man das auf 30 Jahre angelegte russisch-chinesische Erdgasabkommen in einem Gesamtumfang von 400 Milliarden Dollar bezeichnen. Zusätzlich sollen die Zusammenarbeit in der Erdölbranche vertieft und gemeinsam Kohleminen in Rußland erschlossen, weitere Kraftwerke in Rußland für Stromlieferungen nach China gebaut und viele weitere Projekte in der Infrastruktur, Transport, Wasser und Naturschutz in Angriff genommen werden.

Von noch größerer Bedeutung ist Präsident Putins Unterstützung für die strategische Initiative Präsident Xi Jinpings, die neue Seidenstraße auszubauen. Im gemeinsamen Text heißt es dazu: „Rußland erkennt die enorme Bedeutung der chinesischen Initiative für den Bau des Seidenstraßen- Wirtschaftsgürtels und weiß besonders die Bereitschaft der chinesischen Seite zu schätzen, die russischen Interessen bei dessen Entwicklung und Realisierung zu berücksichtigen.“ Beide Seiten suchen weiter nach Möglichkeiten, die Perspektive des „Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtels“ mit der Konzeption der „Eurasischen Wirtschaftsunion“ zu verbinden. Zu diesem Zweck beabsichtigen sie, die Zusammenarbeit mit den relevanten Behörden bei der Realisierung beider Projekte zu vertiefen, insbesondere beim Ausbau von Verkehrswegen und Infrastruktur.

Am 20.-21. Mai wurden dann auf der 4. Gipfelkonferenz über Interaktion und Vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA) in Shanghai weitere Staaten in die Kooperation mit einbezogen. Am 16. Juli fand der 6. BRICS-Gipfel in Fortaleza in Brasilien statt, am folgenden Tag kamen die Staats- und Regierungschefs Lateinamerikas dazu, und somit waren auf diesem Treffen 48% der Menschheit repräsentiert.

Auf den Gipfeltreffen selbst sowie einer ganzen Reihe von multilateralen und bilateralen Gesprächen im Rahmen und am Rande dieses Gipfeltreffens verständigten sich die Staatschefs auf die Schaffung eines völlig neuen Wirtschafts- und Finanzsystems, das eine wirkliche Alternative zu der auf maximalem Profit weniger und der Verarmung von Milliarden von Menschen basierenden Kasino-Ökonomie des gegenwärtigen Systems der Globalisierung darstellt.

Unter den 72 Punkten der „Erklärung von Fortaleza“ ist die Ankündigung, eine neue Finanzarchitektur zu schaffen, der größte Paukenschlag. Den Anfang bildet dabei die Gründung einer zunächst mit 50 Milliarden Dollar Kapital ausgestatteten Neuen Entwicklungsbank (NDB) und eines Devisen-Reservepools (CRA) im Umfang von zunächst 100 Milliarden Dollar, der den partizipierenden Nationen helfen soll, sich gegen Kapitalflucht und sonstige finanzielle Kriegführung zu verteidigen.

Zuvor schon hatte China beschlossen, eine „Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank“ (AIIB) zu gründen, die zunächst mit 100 Milliarden Dollar Kapital ausgestattet sein soll und für die Teilnahme von anfangs über 30 Ländern offen ist.

In Xinhua wurde dazu Jin Liqun, unter dessen Leitung das chinesische Finanzministerium die Gründung der Bank in Gang setzte, zitiert: „Die Mittel der Asiatischen Entwicklungsbank und der Weltbank reichen bei weitem nicht aus, um den Hunger nach mehr Infrastruktur zu stillen... Die Bank wird einen neuen Finanzierungskanal für Entwicklungsländer eröffnen, besonders für solche mit niedrigem Einkommen... Im Oktober 2013 hat Chinas Präsident Xi Jinping bei einem Besuch in Indonesien eine Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank zur Förderung der Integration vorgeschlagen.“

Der Generalsekretär des Chinesischen Zentrums für Internationalen Wirtschaftsaustausch hob hervor, daß die AIIB eine offene und frei zugängliche Plattform sein solle, die nicht nur Nationen aus Asien willkommen heiße, sondern auch andere, wie die USA und europäische Länder. Inzwischen erklärten die ASEAN-Staaten auf einem Gipfel in Myanmar ihre Absicht, der AIIB beizutreten, einschließlich Südkoreas und Thailands, die dem Druck aus den USA widerstanden, dies nicht zu tun.

Im Verlaufe der hier erwähnten Gipfelserie wurde eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Staaten bei einer großen Anzahl von Projekten beschlossen, vor allem beim Ausbau der Kernenergie, so in Rußland, China, Indien, Brasilien, Argentinien, Südafrika, aber auch bei so bahnbrechenden Projekten wie einem von China finanzierten zweiten Panama-Kanal durch Nicaragua und einer transkontinentalen Schnellbahnverbindung von Brasilien nach Peru.

Die vielfältigen Projekte, die zwischen dieser Staatengemeinschaft in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Industrie, Landwirtschaft, Forschung und Bildung beschlossen wurden, haben eine Dimension erreicht, die die Investitionen, die in den vergangenen dreißig Jahren in den USA und Europa in den gleichen Bereichen getätigt wurden, bei weitem in den Schatten stellen. Die abschätzigen Bemerkungen Präsident Obamas, Rußland sei nur eine „Regionalmacht“ und China nur ein „Billigproduktionsland“, haben ebenso wie zahlreiche flugs angesetzte Seminare diverser Denkfabriken, die die angeblich geringe Bedeutung der BRICS-Staaten zum Thema haben, eher den Charakter des Pfeifens im Walde.

Denn in Wirklichkeit existieren inzwischen zwei auf völlig verschiedenen Prinzipien aufgebaute Wirtschafts- und Finanzsysteme. Das eine, das transatlantische System, versucht als imperiales Gebilde die Grenzen seines Machtbereichs durch supranationale, die Souveränität anderer Nationen bedrohende Strukturen immer weiter auszudehnen. Es forciert Regimewechsel gegen unliebsame Regierungen, besteht auf Unterwerfung unter einen „Konsens“ und bedient sich dabei Methoden, die zwar für eine gewisse Zeit eine Aura der Übermacht und ein Ohnmächtigkeitsgefühl bei der so dominierten Bevölkerung erzeugt, aber letztlich geht es ihm dabei so wie allen Imperien. In dem Augenblick, in dem die Aura der Macht verblaßt, sei es, weil das Finanzsystem des Imperiums bankrott ist, sei es daß die Menschen die Hohlheit der vorgegebenen Werte durchschauen, schwindet die Fähigkeit zur Einschüchterung.

Ganz anders die Prinzipien, auf denen das neu entstehende System der BRICS-Staaten und der mit ihnen assoziierten Ländern basieren. Der indische Premierminister Narendra Modi formulierte es auf der Plenarsitzung des Gipfels am eindrücklichsten:

„BRICS ist als internationale Institution einzigartig. Sie vereint zum ersten Mal eine Gruppe von Nationen nicht auf der Grundlage des vorhandenen Wohlstands oder gemeinsamer Identitäten, sondern des Zukunftspotentials. Schon die Idee von BRICS an sich ist also auf die Zukunft ausgerichtet.“

Er betonte, daß der hohe Anteil junger Menschen z.B. in Indien ein enormes Potential für die Zukunft darstelle, und er schlug die Gründung eines BRICS-Forums für junge Wissenschaftler und die Gründung von Sprachschulen vor, die „eine Sprachausbildung in allen unseren Sprachen anbieten.“ Modi appellierte an alle: „Exzellenzen, wir haben eine Gelegenheit, die Zukunft zu definieren - nicht nur für unsere Länder, sondern für die ganze Welt... Ich fasse das als eine große Herausforderung auf.“

[h4]Die Zukunft liegt im Weltraum [/h4]

Nikolaus von Kues, der Begründer der modernen Naturwissenschaft und einer revolutionären Wissenschaftsmethode, war schon im 15. Jahrhundert zu dem Schluß gekommen, daß jeder Mensch in seiner geistigen Entwicklung in der Lage sein müsse, quasi die gesamte Evolution des Universums in ihren wesentlichen qualitativen Entwicklungsstufen zu reproduzieren; von diesem Standpunkt sei es möglich, den notwendigen nächsten Schritt des wissenschaftlichen Fortschritts zu bestimmen. Diese notwendige nächste Entdeckung, die die Zukunft für die ganze Welt definiert, ist heute die Beherrschung jener Energiequelle, die der Menschheit auf Tausende Jahre in die Zukunft Energie- und Rohstoffsicherheit bescheren wird: die Nutzbarmachung der thermonuklearen Kernfusion auf der Basis von Helium-3.

Deshalb war der Erfolg der chinesischen Chang’e-3-Mission im vergangenen Dezember, bei der der Rover „Jadehase“ weich auf dem Mond landete, ein Meilenstein für das Erreichen dieses Ziels. Noch in diesem Jahr wird die Chang’e-4-Mission als Vorbereitung von Chang’e-5 im Jahr 2017 folgen, mit der dann die Phase eingeleitet wird, in der der Hin- und Rückflug zwischen Erde und Mond - die Vorbereitung für die künftige industrielle Erschließung des Mondes - beginnen kann. Damit rückt der Abbau des auf dem Mond in großer Menge vorkommenden Helium-3 für die Kernfusionsökonomie auf der Erde in greifbare Nähe.

Bei der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den BRICS-Staaten, vor allem aber zwischen Rußland, China und Indien spielt Helium-3 eine herausragende Rolle, weil dieser Treibstoff bei der Kernfusion im Unterschied zu Deuterium-Tritium keine energiereichen Neutronen, die sehr problematisch für das Reaktormaterial sind, sondern statt dessen positiv geladene Protonen produziert, was eine Revolution bei der Energiegewinnung ermöglicht. Anstatt wie herkömmlich Energie über Wasserdampf und Turbinen zu erzeugen, wobei große Energieverluste auftreten, wird es möglich sein, Energie direkt aus dem Fusionsprozeß abzuführen.

Aber auch Rußland plant laut der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, in mehreren Missionen zwischen 2016 und 2025 eine Basis für die industrielle Erschließung des Mondes aufzubauen. In der ersten Phase geht es dabei um die robotische Ausrüstung für Arbeiten auf dem Mond, also u.a. von mobilen Kränen, Baggern, Kabellegern etc. Nach der Landungssonde „Luna-Glob-1“ im Jahr 2015 und dem Orbitmodul „Luna-Glob-2“ im Jahr 2016 soll dann 2017 der schwere Landeapparat „Luna-Resource“, der gemeinsam mit der indischen Weltraumagentur entwickelt wird, die Mondoberfläche erreichen und u.a. ein indisches Mondfahrzeug auf den Mond befördern.

Diese Zusammenarbeit zwischen China, Rußland und Indien ist paradigmatisch für die neue Ära der Menschheit, in der wir, statt uns in geopolitischen Kriegen umzubringen, uns auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit konzentrieren werden. Mit der Schaffung von Energiesicherheit für mindestens 10.000 Jahre auf der Basis einer mit Helium-3 betriebenen Kernfusion und damit verwandten Technologien, wie dem Fusionsfackel-Verfahren, das Rohstoffsicherheit ermöglicht, indem Abfälle und Stoffe aller Art in Isotopen zerlegt und nach Bedarf zusammengesetzt werden können, erreicht die Menschheit eine völlig neue ökonomische Plattform auf der Basis einer sehr hohen Energieflußdichte. Mit dieser ökonomischen Plattform beginnt ein neues Zeitalter der Menschheit. Die Nutzbarmachung der Helium-3-Vorkommen auf dem Mond für die Fusionsökonomie wird der Impulsgeber sein, der alle Beziehungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf der Erde und im Sonnensystem revolutioniert.

Es ist offensichtlich, daß ein Verbleiben im geopolitischen Denken, das bereits zu zwei Weltkriegen im 20. Jahrhundert geführt hat, bei einem dritten, diesmal thermonuklearen Weltkrieg die Auslöschung der Menschheit zur Folge hätte. Anstatt im Aufstieg Chinas eine Bedrohung vermeintlicher eigener geopolitischer Interessen zu sehen und damit, wie der amerikanische Generalstabschef Dempsey wiederholt gewarnt hat, erneut in eine Thukydides-Falle zu tappen, brauchen wir eine neue Sichtweise, ein neues Paradigma, von dem aus die Entwicklungsperspektive der Menschheit als Ganzer betrachtet wird.

[h4]Eine neue kosmische Ordnung[/h4]

Der deutsch-amerikanische Weltraumpionier Krafft Ehricke hat in einem Aufsatz den langen Bogen der Evolution als eine Aufwärtsentwicklung beschrieben, bei der sich das Leben aus dem Meer mit Hilfe der Photosynthese in Form der Pflanzenwelt zunächst auf den Kontinenten ausgebreitet und dann allmählich zur Entstehung von biologischen Gattungen höherer Komplexität und zu Stoffwechselprozessen mit höheren Energieflußdichten geführt habe. Die menschliche Gattung, als bisher höchster Ausdruck dieser Evolution, habe zunächst an Küsten und Flußläufen gesiedelt, sich dann aber durch Straßen und Kanäle, schließlich durch Eisenbahnen und moderne Infrastruktur mehr und mehr die landeingeschlossenen Regionen der Kontinente erobert.

Dieser Prozeß ist noch nicht abgeschlossen - doch es ist das Ziel der in dieser Studie vorgelegten Weltlandbrücke, die infrastrukturelle Erschließung der Kontinente auf der Erde zu erreichen.

Krafft Ehricke sah in der Raumfahrt und der Kolonisierung des Weltraums die natürliche nächste Phase der Evolution der Menschheit; insbesondere die Industrialisierung des Mondes war für ihn das Sprungbrett für Exkursionen des Menschen in das Sonnensystem und potentiell darüber hinaus. Er war überzeugt, daß die Evolution der menschlichen Gattung erst mit der bemannten Raumfahrt gewissermaßen das Erwachsenenalter erreichen würde, und daß erst die „großartige Herausforderung des extraterrestrischen Imperativs“, wie Krafft Ehricke es nannte, den Menschen zu seiner eigentlichen Bestimmung erheben werde, nämlich sich in seinem Denken als Repräsentant der einzigen (bisher bekannten) kreativen Gattung auf verifizierbare universelle Prinzipien und nicht auf die trügerische Scheinwelt der Sinneseindrücke zu beziehen.

Damit macht die menschliche Gattung einen erheblichen Schritt nach vorne, um die Verhältnisse auf dem Planeten und im nahen Weltraum an die kosmische Ordnung anzugleichen.

Der vielleicht wichtigste Beitrag von Lyndon LaRouche besteht darin, daß er mit der Weiterentwicklung des Leibnizschen Begriffs der „physischen Ökonomie“ eine wirtschaftswissenschaftliche Theorie geschaffen hat, die den realen Entwicklungsgesetzen des physischen Universums entspricht. Einer seiner Grundgedanken besteht darin, daß es für die fortgesetzte Existenz der Menschheit unerläßlich sei, daß die relative, potentielle Bevölkerungsdichte auf der Grundlage steigender Energieflußdichten im Produktionsprozeß kontinuierlich zunimmt, weil es auf jeder beliebigen Entwicklungsstufe immer zu einer relativen Erschöpfung der Ressourcen kommt. Die gesamte Entwicklungsgeschichte der Menschheit, insbesondere die jüngsten zehntausend Jahre, in denen das Bevölkerungspotential sich von wenigen Millionen auf gegenwärtig über sieben Milliarden gesteigert hat, demonstriert die Korrelation des antientropischen Charakters der menschlichen Kreativität mit den wißbaren universellen Prinzipien des physischen Universums.

Interessanterweise beantwortet die Nutzung der Helium-3-Vorkommen auf dem Mond für die Fusionsökonomie auf der Erde auch die Kontroverse zwischen Platon und Nikolaus von Kues, ob die Ideen eine vom Menschen unabhängige, gewissermaßen schon im objektiven Universum vorgefundene Existenz besitzen, oder ob es erst die menschliche Kreativität ist, die diese Ideen erzeugt. Die Helium-3-Vorkommen auf dem Mond sind zunächst nur Ablagerungen von Isotopen in der oberen Schicht des Regolith. Erst die menschliche Kreativität bei der Beherrschung der thermonuklearen Kernfusion macht aus diesen Isotopen den Stoff, der die Kernfusionsprozesse auf der Sonne noch übertreffen kann!

Aber die Menschheit ist nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht an einem Phasenwechsel angekommen, sondern auch vom Standpunkt der Universalgeschichte, nämlich dem für das Überleben der Gattung notwendigen Ende der Geopolitik. Schon kurz bevor die Berliner Mauer fiel, schlug Lyndon LaRouche das Infrastruktur-Programm des „Produktiven Dreiecks Paris-Berlin- Wien“ vor, und damit den Plan, dieses Dreieck zum Wissenschaftsmotor und Ausgangspunkt für Entwicklungskorridore zur Transformation der damaligen Comecon-Staaten zu machen. Als sich die Sowjetunion 1991 auflöste und damit der Eiserne Vorhang verschwand, arbeiteten Teams des Schiller-Instituts dieses Programm weiter zur Konzeption der Eurasischen Landbrücke aus. Damit verband sich die Idee, die Bevölkerungs- und Industriezentren Europas und Asiens durch sogenannte Entwicklungskorridore zu verbinden und so den landeingeschlossenen Regionen Eurasiens die gleichen Standort-Bedingungen zu ermöglichen, die ansonsten nur Regionen mit Zugang zu Meeren oder Flüssen haben.

In den 23 Jahren, die seitdem vergangen sind, wurde diese Idee nicht nur auf unzähligen Konferenzen und Seminaren in Städten auf der ganzen Welt vorgestellt, sondern auch weiter zur Idee der Weltlandbrücke vervollständigt. Zu der Verwirklichung dieser völkerverbindenden Weltlandbrücke ist jetzt die realistische Perspektive hinzugekommen, die aus der Zusammenarbeit der BRICS-Staaten, Lateinamerikas und der ASEAN-Staaten erwächst, woran sich dringend auch die USA, Europa und Afrika beteiligen müssen.

Eine neue Strategie für die Menschheit bedeutet ab sofort die Fähigkeit, die menschliche Gattung als Einheit zu betrachten und die Einheit in dem Prozeß der gegenseitigen Entwicklung zu sehen. Dabei gibt es im Sinne Friedrich Schillers überhaupt keinen Widerspruch zwischen der Unantastbarkeit der nationalen Souveränität, die vom internationalen Völkerrecht und der UN-Charta garantiert ist, und der Vernunft des Weltbürgers, der das Interesse der Menschheit als Ganzer im Blick hat. Denn die Einheit liegt in der Höherentwicklung aller; die Konkordanz des Makrokosmos erfordert, wie Nikolaus von Kues gesagt hat, die maximale Entwicklung aller Mikrokosmen zu ihrem gegenseitigen Vorteil.

Dies bedeutet auch ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen den Staaten auf der Welt. Es bedeutet, daß alle potentiellen Bündnisse und Allianzen inklusiv sein müssen, daß es nicht Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen für einige Staaten geben kann, die andere ausschließen. Solange die Beförderung der gemeinsamen Entwicklung die Prämisse ist, muß trotzdem der Respekt für die Unterschiede des Niveaus der Entwicklung, der Geschichte, der Kultur und der sozialen Systeme und vor allem der nationalen Souveränität gelten. Das ist die cusanische Idee der Einheit in der Vielheit, und sie muß inspiriert sein von einer zärtlichen Liebe zur Idee der Völkergemeinschaft, zur Idee der Menschheit als kreativer Gattung.

Wir müssen lernen, auf diese Menschheit aus derselben Perspektive zu schauen, wie die Astronauten, Kosmonauten und Taikonauten es getan und so wunderbar beschrieben haben:

„Die Tatsache, daß die Evolution jetzt genauso im Weltraum wie auf der Erde ist. Der Mensch hat bewiesen, daß die Menschheit als Gattung willens ist, in einer Umwelt zu leben, die sich völlig von der unterscheidet, in der sie als Gattung entstanden ist. Mit einem Schutzschild des Lebens um uns herum, um das Leben darin zu schützen. Aber die Bereitschaft, nach draußen zu gehen, ist da. Wir haben es bewiesen. Die Kurve der menschlichen Evolution wurde verbogen.“ (Gary Kitmacher, NASA, 1999 in einem Vortrag über die Entwicklung der Internationalen Weltraumstation ISS)