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IPC-Bericht: „Dies ist ein sehr kostbarer Moment“

Die 124. wöchentliche Online-Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 17. Oktober begann mit optimistischen Worten von Helga Zepp-LaRouche: „Alle vernünftigen Menschen auf der Welt sollten sich über das jüngste Telefonat zwischen Präsident Trump und Präsident Putin freuen.“ Beide Präsidenten wollten sich bald in Budapest treffen. Sie hatte noch keine Informationen über Trumps Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj am selben Tag, sagte jedoch, über der Lieferung von Tomahawk-Raketen an die Ukraine stehe nun ein „großes Fragezeichen“. Sie erwähnte die Idee eines „Putin-Trump-Tunnels“ zwischen Alaska und Sibirien. Eine multinationale Erschließung Sibiriens wäre ein „unglaublicher Schub für die Weltwirtschaft“.   Dies bringe die Idee auf den europäischen Kontinent zurück, daß „Diplomatie der Weg zur Lösung von Konflikten ist“, so Zepp-LaRouche. Die Dynamik von Trumps Friedensplan für Gaza habe auf die Situation in der Ukraine übergegriffen.

Ali Rastbeen, französischer Staatsbürger iranischer Herkunft und Direktor der Académie Géopolitique de Paris, sagte zum Gaza-Friedensplan, die regionalen Akteure müßten ein Gleichgewicht zwischen Israels Sicherheit und Gerechtigkeit für die Palästinenser wahren. Er hob besonders den Iran hervor: „Der Iran hat geschwiegen, keine offizielle Erklärung… Das hat man seit 1979 nicht mehr gesehen.“ Dies sei eine große strategische Veränderung. „Der Iran wurde an den Rand gedrängt und projiziert seine Macht nicht mehr durch Stellvertreter…, eine erzwungene Neudefinition seiner Rolle… Sein Einfluß hat abgenommen zugunsten der arabischen Länder.“ Rastbeen betonte, mit dem Ende der Stellvertreterkriege beginne eine neue Ära. Regionale Macht im Nahen Osten werde nun an der Fähigkeit gemessen, zu verhandeln, für Stabilität zu sorgen und zu kooperieren.

Mossi Raz, ehemaliges Mitglied der Knesset und Direktor von Peace Now in Israel, konstatierte, weder die Hamas noch Israel könnten ihre Probleme mit Gewalt lösen, und der Druck der internationalen Gemeinschaft habe das Abkommen ermöglicht. Dessen Erfolg sei aber durch Mißverständnisse auf beiden Seiten gefährdet: Die Palästinenser seien verärgert, daß Israel weiterhin Palästinenser tötet, die Israelis seien verärgert, weil die Hamas nicht alle toten Geiseln übergab. Die internationale Gemeinschaft müsse weiter Druck auf beide Seiten ausüben, damit sie sich an das Abkommen halten und der Krieg nicht wieder ausbricht.

Dann wurde ein Ausschnitt aus Zepp-LaRouches Videointerview mit Dr. Hassassian, dem palästinensischen Botschafter in Dänemark,  gezeigt, der sagte, für einen Durchbruch in den Verhandlungen „läßt Präsident Trump gegenüber Israel seine Muskeln spielen“. Die Besatzung müsse enden, ein unabhängiger palästinensischer Staat in den Grenzen von 1967 sei für dauerhaften Frieden und Sicherheit notwendig. Zepp-LaRouche antwortete, dies sei „ein sehr wertvoller Moment“, um mit dem Oasenplan die gesamte Dynamik in der Region zu verändern. Hassassian stimmte zu: „Dies ist der richtige Zeitpunkt für Ihre Organisation, den Oasenplan voranzutreiben und zu vermarkten.“ Die Vorteile kämen nicht nur den Palästinensern, sondern der gesamten Region zugute.

Zepp-LaRouche sagte, Rastbeens Beschreibung eines Wandels von Ideologie zu Diplomatie im Iran sei ein interessanter Aspekt. Die wichtigste Veränderung werde jedoch die Perspektive wirtschaftlicher Entwicklung sein, das würde die Parameter völlig verändern. Statt Zwang brauche man eine „Politik des gegenseitigen Nutzens“. Raz unterstützte den Oasenplan, fügte jedoch hinzu, die wirtschaftliche Dimension sei ein wichtiger Faktor, aber nicht der einzige.

Tim Rush vom Schiller-Institut berichtete über eine Konferenz von Denkfabriken in Washington. Er intervenierte dort aus dem Publikum und verwies auf den Oasenplan und auf die Konferenz „Wasser für den Frieden” der Eisenhower-Regierung 1967, um zu veranschaulichen, daß diese Ideen eine lange Geschichte haben. Er erwähnte einen EIR-Artikel vom Juni 2024 „Als ‚Wasser für den Frieden‘ im Mittelpunkt der US-Politik stand: 1953-1968“. Co-Moderator Dennis Speed wies auf eine ähnliche historische Parallele hin, eine handgezeichnete Karte, die kürzlich vom russischen Botschafter in den USA geteilt und von der Kongreßabgeordneten Anna Paulina Luna veröffentlicht wurde. Sie zeigt eine „Kennedy-Chruschtschow-Weltfriedensbrücke” über die Beringstraße, einen Vorläufer von LaRouches Vorschlag des Beringstraßen-Tunnels in seinem Weltlandbrückenplan.

Diskussion

Ein Teilnehmer fragte, ob „Frieden durch Entwicklung“ wirklich so wünschenswert sei, da das Wachstum unseren „endlichen Planeten“ bedrohe. Zepp-LaRouche antwortete, es sei ein weitverbreitetes Mißverständnis, daß Wachstum immer linear und quantitativ sein muß, während das Schiller-Institut qualitatives Wachstum vorschlägt, wie z.B. die Entwicklung der Fusionsenergie, die China derzeit verwirklicht.

Speed fragte Raz nach der Aussage des Knesset-Sprechers Avraham Burg, Israels Vorgehen stehe im Widerspruch zur jüdischen Tradition. Raz betonte die Bedeutung von Diplomatie und Dialog. Zepp-LaRouche fügte hinzu, daß wir zu einem Dialog der Kulturen aufgerufen haben, auf der Grundlage der besten Traditionen jeder Kultur in Wissenschaft und Kunst, in denen sich die menschliche Kreativität ausdrückt. „Die Menschen haben die Vorstellung davon verloren, was eine Renaissance wirklich ist. Die Zusammenarbeit zwischen den Kulturen würde immer neue Entwicklungen anstoßen.“

Ein Teilnehmer fragte, ob wir von einem „neuen Bewußtsein“ sprechen, das man noch nie zuvor gesehen hat? Zepp-LaRouche antwortete, wir sollten sowohl unsere besten Traditionen wiederbeleben als auch Neues schaffen. Dies müsse sich von der heutigen Kultur der Verdummung genauso abheben wie die Renaissance vom Mittelalter, in dem Aberglauben und Barbarei herrschten.

Eine afrikanische Teilnehmerin unterstützte den Oasenplan, fragte aber, warum man den Tätern bei Völkermord und mörderischen Sanktionen vergeben solle? Zepp-LaRouche betonte, wir müßten die Wendepunkte in der Geschichte nutzen, an denen wir die Zukunft beeinflussen können. Gegenwärtig sähen wir das Ende von 500 Jahren Kolonialismus. Man dürfe nicht versuchen, anderen das westliche neoliberale Modell aufzuzwingen, sondern müsse die Einzigartigkeit verschiedener Kulturen respektieren. Wir müßten die Vorstellung beenden, daß Konflikte mit militärischen Mitteln gelöst werden können.

Raz sagte, man müsse den Oasenplan in andere Themen integrieren, die gelöst werden müssen, und bis alle gelöst sind, werde es Jahre dauern.

Es wurde auch nach Chinas verschärften Exportkontrollen für Seltenerdmetalle gefragt. Zepp-LaRouche antwortete: „Das kann den gesamten Militärisch-Industriellen Komplex zum Stillstand bringen.“ Chinas nächster Fünfjahresplan könnte eine Veränderung der Beziehungen zwischen den Nationen bedeuten - ein Modell auf der Grundlage von Souveränität, Nichteinmischung und Zusammenarbeit.

Eine Ecuadorianerin berichtete, wie die neue neoliberale Regierung dort die indigene Bevölkerung angreift, die gegen ungerechte Austerität protestiert. Co-Moderator Dennis Small sagte, Ecuador sei Teil eines größeren Musters: Die Neokonservativen seien bereit, Krieg gegen Venezuela zu führen, in Peru die Regierung zu stürzten (was mit einem inszenierten Skandal bereits passiert ist) und Argentinien finanziell zu retten, um ihre Kontrolle aufrechtzuerhalten.

Zepp-LaRouche erinnerte daran, daß das kommende Treffen zwischen Trump und Putin in Budapest wegen der akuten Gefahr eines Atomkrieges ganz entscheidend sei. Prof. Ted Postol habe diese Gefahr in der IPC-Sitzung der vergangenen Woche dargelegt. In der nächsten Sitzung werde er einen weiteren Vortrag halten: „Im Zeitalter der Atomwaffen können wir Krieg nicht als Mittel zur Konfliktlösung einsetzen“.    

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