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Kissingers NSSM 200

Der erste, der die „Überbevölkerung“ mit der nationalen Sicherheit der USA in Verbindung
brachte, war Henry Kissinger. Als damaliger Nationaler Sicherheitsberater
leitete er die Ausarbeitung des „Studien-Memorandum zur Nationalen Sicherheit
200“ (NSSM-200) mit dem Titel „Implikationen des weltweiten
Bevölkerungswachstums für die nationalen und Übersee-Interessen der Vereinigten
Staaten“, das nach seiner Fertigstellung am 10. Dezember 1974 als „streng
geheim“ eingestuft wurde.

Am 26. November 1975, als Kissinger zum Außenminister aufgestiegen war, veröffentlichte sein
Nachfolger als Nationaler Sicherheitsberater, Gen. Brent Scowcroft, das
„Entscheidungsmemorandum zur Nationalen Sicherheit 314“, mit dem NSSM-200 zur
offiziellen (aber geheimen) Politik der USA in Bevölkerungsfragen erklärt
wurde. Es folgen Auszüge aus NSSM-200:

[quote]

„Der Aktionsplan zur Weltbevölkerung wird sich nicht von selbst durchsetzen, und es werden
nachdrückliche Bemühungen der interessierten Länder, UN-Agenturen und anderer
internationaler Körperschaften erforderlich sein, um ihn wirksam zu machen. Die
Führung der USA ist wesentlich...

Die Unterstützung für Bevölkerungs-Moderation sollte ihr Schwergewicht primär auf
die größten und am schnellsten wachsenden Entwicklungsländer legen, in denen
ein besonderes politisches und strategisches Interesse der Vereinigten Staaten
besteht. Diese Länder sind: Indien, Bangladesh, Pakistan, Nigeria, Mexiko,
Indonesien, Brasilien, die Philippinen, Thailand, Ägypten, die Türkei,
Äthiopien und Kolumbien. Zusammen sind sie für 47% des gegenwärtigen Wachstums
der Weltbevölkerung verantwortlich...

Außerdem gibt es, [i]abgesehen von drastischen Maßnahmen, keine Möglichkeit, daß irgendein
LDC [weniger entwickeltes Land] seine Bevölkerung unterhalb der Verdopplung ihrer
gegenwärtigen Größe stabilisieren kann. Für viele wird es keine Stabilisierung
geben, bevor sie ihre gegenwärtige Größe verdreifacht hat[/i]...

Das Bevölkerungswachstum an sich wird bis zum Ende des Jahrhunderts und darüber
hinaus wahrscheinlich keine schwerwiegenden Beschränkungen für die globale
physische Verfügbarkeit von Brennstoffen und anderen Mineralien bedeuten...

Die wichtige potentielle Verbindung zwischen schnellem Bevölkerungswachstum und der
Verfügbarkeit von Mineralien ist eher indirekt als direkt. Sie ergibt sich aus
der negativen Wirkung des übermäßigen Bevölkerungswachstums auf die
wirtschaftliche Entwicklung und den sozialen Fortschritt, und damit für die
interne Stabilität in den übervölkerten und unterentwickelten Ländern...

Die wirklichen Probleme der Versorgung mit Mineralstoffen liegen nicht in ihrem grundlegenden
physischen Ausreichen, sondern in den politischen und wirtschaftlichen Fragen
des Zugangs, den Bedingungen für die Erschließung und Ausbeutung und der
Aufteilung des Nutzens zwischen den Produzenten, Konsumenten und den
Regierungen der Gastländer. In extremen Fällen, in denen der Bevölkerungsdruck
zu verbreitetem Hunger, Hungeraufständen und zum Zusammenbruch der sozialen
Ordnung führt, sind diese Bedingungen kaum förderlich für die systematische
Erschließung von Mineralvorkommen oder die langfristigen Investitionen, die für
deren Ausbeutung notwendig sind...“

[/quote]