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Die Medien als Faktor bei der Mobilisierung der Welt für Frieden und Entwicklung

María de los Ángeles Huerta del Río (2018 bis 2021 Abgeordnete im mexikanischen Bundeskongreß) sprach über dieses wichtige Thema bei der internationalen Konferenz des Schiller-Instituts gegen die Atomkriegsgefahr am 22.11. (link)

"Wenn man sich auf die traditionellen Medien als Instrument der Anti-Kriegsmobilisierung stützen will, muß man gründlich darüber nachdenken, zusätzlich zu den Strategien, die wir hier vorstellen und diskutieren. Es scheint mir notwendig, wenn wir eine weltweite Mobilisierung für Frieden und Entwicklung auf der Grundlage der hier gemachten Vorschläge organisieren wollen, daß wir einmal innehalten und gründlich darüber nachdenken müssen, was die Steuerung der Kommunikationsmedien durch die globalen Mächte bisher bedeutet hat.

Wenn wir über die traditionellen, privaten, kommerziellen Medien in der Welt nachdenken, können wir feststellen, daß sie von Anfang an als das fungiert haben, was der Italiener Antonio Gramsci als „ideologische Instrumente des Staates“ bezeichnet hat. Ich werde kurz darauf eingehen: Wenn wir an diese Medien als Instrumente der Herrschaft und der Legitimation der Machtstrukturen denken, dann wirken sie in dieser Art, weil die konventionellen Medien, besonders Radio und Fernsehen und die Printmedien, in das Denken der Öffentlichkeit kollektiv und individuell eindringen können.

Das bedeutet, daß die Durchsetzung wirtschaftlicher und politischer Modelle, die hochrangige globale Autoritäten erreicht haben, in den großen, globalen Medienketten stets einen sehr wichtigen Arm der Unterstützung hatten - nicht viel anders als im Zweiten Weltkrieg, als Hitler und die Nazis das praktizierten, indem sie Lügen ständig wiederholten, bis sie einen großen Teil der Bevölkerung davon überzeugt hatten, daß es die Wahrheit wäre.

Denken Sie daran, was jetzt vor sich geht und wie wichtig das ist: 80% der Fernsehzuschauer und Radiohörer in vielen Ländern der Welt werden ausschließlich von zwei oder drei Medienunternehmen bedient. Das geschieht weltweit. 70% des weltweiten Kommunikationsangebots liegt in den Händen von nur sechs Medienkonzernen – 70% der Informationsproduktion der Welt bei nur sechs Medienkonzernen! Was bedeutet das? Es bedeutet, daß sich der Rahmen eines Medienoligopols, der auf globaler Ebene besteht, auch auf nationaler Ebene in jedem Land wiederholt.

Meiner Meinung nach ist das eine globale Tragödie für die Bürger der Welt, denn dieses globale Medienoligopol hat schreckliche Folgen für die Art und Weise, wie diese globalen Mächte ihre wirtschaftliche, finanzielle und politische Vorherrschaft in der ganzen Welt ausüben, solange die nationalen Gesetze nicht radikal reformiert werden, was unbedingt getan werden muß. Die Gesetze sollten diese Macht auf globaler Ebene nicht zulassen, damit sie nicht in der Lage sind, eine solche Macht über die Kommunikation auszuüben.

Denn was bedeutet das? Sie können Narrative schaffen. Sie erfinden die Darstellungen, die die Menschen in Bezug auf Wirtschaft, Umwelt, Politik und alles andere irgendwann glauben. Alles wird durch Narrative entschieden und definiert, die von den Medienkonglomeraten weltweit verbreitet werden.

Wie ich bereits sagte: Solange keine nationalen Gesetze erlassen werden, die diese Realität in den einzelnen Nationalstaaten radikal verändern, wird es sehr schwierig sein, ein globales Bewußtsein für irgendein Thema zu erreichen - und ganz besonders für das Thema, mit dem wir uns hier beschäftigen, der Weltkrieg.

Das läßt sich auf jede Situation anwenden, denn sie beherrschen nicht nur die Produktion von Narrativen, sie monopolisieren auch die Zuschaueranteile auf globaler Ebene. Wenn man zum Beispiel an Länder wie Brasilien oder Mexiko denkt, gibt es im Fall Mexikos nur zwei Fernsehkonzerne, die 94% der Zuschauerzeit vereinnahmen, und in Brasilien ist es eine ähnliche Situation.

Es ist höchst unwahrscheinlich, daß wir eine bewußte Weltbürgerschaft entwickeln können, wenn wir diese Fesseln, die das globale Narrativ verzerren, nicht lösen.

Ich behaupte also, wenn wir Veränderungen in Wirtschaft, Finanzen und Politik herbeiführen wollen, dann müssen wir in der Lage sein, auf der Idee einer Weltbürgerschaft aufzubauen. Und dazu müssen wir uns auch so organisieren, daß wir diesen Schemata der Narrative entgegenwirken können, die uns einen realistischen Blick auf die Geschehnisse auf der Erde und in jedem Land der Welt verwehren.

Bisher ist die Regel, daß diese Mächte sich gegenüber den Mehrheiten mit Narrativen legitimieren können, die nur den Interessen dienen, die diese Hegemonie innehaben. So wurde beispielsweise viele Jahre lang der Neoliberalismus als das einzig Wahre, als das Nonplusultra dargestellt. Es gibt immer noch Menschen, die die neoliberale Politik als Option zur Lösung der finanziellen und wirtschaftlichen Probleme in der Welt verteidigen. Es gibt immer noch Menschen, die glauben, daß bestimmte wirtschaftspolitische Maßnahmen oder politische Maßnahmen im allgemeinen die einzigen sind, die den Planeten retten können. Wir als Weltbürger müssen uns fragen, ob das wahr ist, oder ob wir vielleicht die Logik in Frage stellen sollten, auf der dieses Narrativ aufbaut.

Darüber ließe sich viel sagen, leider haben wir nicht so viel Zeit. Aber wenn im letzten und vorletzten Jahrhundert die Hauptfeinde von Gleichheit und Gerechtigkeit die Besitzer der Produktionsmittel waren, so können wir heute sagen, daß das Problem nicht zuletzt auch darin besteht, wer die globalen Kommunikationsmedien besitzt.

Ich behaupte daher, daß wir als Menschheit nicht weiterhin blind gegenüber diesem weltweiten Phänomen sein dürfen. Wir können keine echte Weltbürgerschaft aufbauen, wenn wir als Nationalstaaten und Weltbürger nicht alles Notwendige tun, um dieser brutalen Macht der globalen Medienmonopole entgegenzuwirken. Wenn wir als Bürger in dem Kampf, den wir uns vorgenommen haben, erfolgreich sein wollen, dann müssen wir wirklich sehr gründlich über die Tatsache nachdenken, daß Informationen die kollektiven Wahrnehmungen auf dem gesamten Planeten bestimmen.

Wenn die Menschen durch verzerrte und unwahre Informationen beeinflußt werden, werden wir höchstwahrscheinlich nicht in der Lage sein, die kollektiven Maßnahmen zu ergreifen, die erforderlich sind, um dieses Informationsumfeld zu verändern, wo 70-80% der Bevölkerung an allem Lebensnotwendigen – Wasser, Strom usw. – Mangel leiden, und diese im Besitz von nur 1%, 2%, höchstens 3% sind, einer winzigen Minderheit. Es ist sehr besorgniserregend, daß wir immer noch solche materiellen Defizite haben.

Wir haben das Internet, die sozialen Medien zur Verfügung, über die wir beginnen können, einen Kurswechsel zu schaffen.

Wie lange muß dieser Krieg noch weitergehen? Wie lange werden diese Lügengeschichten noch vorherrschen, bis wir in der Lage sind, dieses Problem zu besiegen?"

 

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