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Melodien, die wir nicht hören – der elektrische und magnetische Wahrnehmungssinn des Menschen

[i]von Sky Shields[/i]

[list][i]Gehört sind Klänge süß, doch ungehört[/i]
[i]Noch süßer; drum spielt, Pfeifen, fort im Chor;[/i]
[i][b]John Keats, „Ode an eine griechische Urne”[/b][/i][/list]

Rufen wir uns noch einmal einige wichtige Faktoren ins Gedächtnis: Die Unmöglichkeit, dem Menschen nur „fünf einzelne Sinne“ zuzuschreiben, sowie die innige Verbindung zwischen verschiedenen Formen tierischen Lebens und den unglaublich komplexen Verflechtungen elektromagnetischer und anderer Phänomene, die wir hier „kosmische Strahlung“ nennen. – Auf dieser Grundlage wollen wir uns jetzt den äußerst interessanten Themen zuwenden, die im Laufe der nächsten Jahrzehnte menschlicher Entwicklung auf der Tagesordnung stehen werden.

Wie bereits an anderer Stelle in diesem Heft erwähnt, erfordert die erfolgreiche Ausbreitung des Menschen im Sonnensystem eine ganz neue Vorstellung des Verhältnisses zwischen biologischen Prozessen und ihrer elektromagnetischen Umgebung. Genauer gesagt, wir brauchen ein besseres Verständnis der biologischen Aspekte des Elektromagnetismus und die Einsicht, daß sich die Objekte in unserem Sonnensystem und darüber hinaus nicht im „leeren Raum“ bewegen. Das „Weltall“ ist vielmehr ein komplexes, sich ständig anti-entropisch weiterentwickelndes dynamisches System kosmischer Strahlung, welches in seinen Eigenschaften mit dem Zellplasma vergleichbar ist, dessen dynamische Eigenarten genauso schwer erklärlich sind und das deswegen viel zu oft zugunsten einer einfachen Analyse der in ihm enthaltenen Zellorganellen vernachlässigt wird. Weitere Erkenntnisse in diese Richtung werden wir jedoch erst bekommen, wenn die Menschheit erste Schritte zur Verwirklichung des NAWAPA-Projektes unternimmt und sich weiter polwärts fortbewegt.

[subhead]Den Kosmos wahrnehmen[/subhead]

Bereits seit Hunderten von Jahren gibt es Berichte von Menschen, die Polarlichter „hören“ können; dazu gehören Untersuchungen von Benjamin Franklin und Erörterungen in Alexander von Humboldts [i]Kosmos[/i]. Meistens werden diese Wahrnehmungen als knisterndes Geräusch oder statisches Rauschen, ähnlich wie trockene Blätter, beschrieben und gewöhnlich mit anderen Phänomen wie besonders hellen Polarlichtern und extrem kalten Temperaturen in Verbindung gebracht. Nur bestimmte Menschen sind offenbar in der Lage, solche Phänomene zu „hören“, [i]und mit keinem Aufnahmegerät lassen sich die beschriebenen Töne aufzeichnen[/i], was oft dazu führte, daß die Menschen belächelt wurden, sobald sie ihre Wahrnehmungen mitteilten. Der Effekt konnte jedoch inzwischen durch wiederholte Versuche mit Testpersonen bestätigt werden und wird seitdem nicht mehr angezweifelt. Die Ursachen bleiben jedoch unbekannt.

[box:source="(Foto: NASA)";caption="Bereits in alten chinesischen Chroniken, die über 1000 Jahre zurückreichen, gibt es Berichte, die den Vorbeiflug eines Meteors als Geräusch „wie ein Kranichschwarm“ beschreiben.";align="right"][attachment:1;width=250;height=240][/box]

Es gibt physikalische Gründe dafür, warum Polarlichter kein als Geräusch – d.h. als Luftschwingungen – wahrnehmbares Phänomen erzeugen können, denn der Bereich der Atmosphäre, in dem sie auftreten, ist viel zu dünn, um Schallwellen transportieren zu können. Daraus folgt zweierlei: etwas anderes als Luftschwingungen wird infolge der Interaktion der Sonne mit den Erdpolen weitergeleitet, und das, was der Mensch als Ton wahrnimmt, ist mehr als die Schwingungen, die von Aufnahmegeräten aufgefangen werden. Daraus ergeben sich offensichtliche Konsequenzen für den Unterschied zwischen digital aufgenommener Musik zu Live-Musik. Genauso interessant wäre, zu untersuchen, ob der Klang der menschlichen Singstimme ähnliche nicht-schwingende, möglicherweise elektromagnetische Anteile hat.

Genauso rätselhaft bleibt der verwandte Umstand, daß Menschen Meteore „hören“ können. Es gibt zum Beispiel in alten chinesischen Chroniken über 1000 Jahre zurückreichende Beobachtungen, die den Vorbeiflug eines Meteors als Geräusch „wie ein Kranichschwarm“ beschreiben.[footnote]http://www.gefsproject.org/electrophones/index_history.html[/footnote]

Auch Edmund Halley berichtete im Jahre 1719, daß verschiedene Beobachter gehört hätten, wie ein Meteor im Vorbeiflug ein „zischendes Geräusch verbreitete, als wenn er ganz in der Nähe gewesen wäre“. Doch aus dem Standort der Beobachter in Kombination mit dem Winkel, aus dem der Meteor gesichtet wurde, folgte, daß der Meteor sich in einer viel zu großen Höhe befunden haben mußte, als daß sein Schall zeitgleich mit seinem sichtbaren Erscheinen hätte eintreffen können. Tatsächlich beträgt die Höhe des Meteors an dem Punkt, wo solche Geräusche wahrnehmbar wären, etwa 130-160 Kilometer, was in etwa der Höhe der Ionosphäre entspricht. Sollte sich ein derartiger Schall in einer so dünnen Atmosphärenschicht ausbreiten können, würde es über fünf Minuten dauern, bis ein Beobachter auf dem Boden ihn hören könnte; dann wäre der Meteor längst aus dem Gesichtsfeld verschwunden. Das heißt, der Schall von Meteoren folgt nicht der Blitz-Donner-Regel, mit welcher wir die Entfernung zu einem Gewitter abschätzen können, da die Zeit zwischen dem Sehen eines Blitzes und dem Hören des Donners auf der Tatsache beruht, daß sich Schall langsamer ausbreitet als Licht. Für Meteore gilt offenbar, daß neben dem normalen Überschallknall, welcher erst mehrere Minuten nach dem Durchzug des Meteors hörbar wird, ein weiterer Schall hinzukommt, welcher simultan mit der Beobachtung des Meteors hörbar ist. Das bedeutet, daß sich in diesem Fall der Schall genauso schnell wie das Licht fortpflanzt und daß es sich hierbei – analog der Wahrnehmung von Polarlichtern und Mikrowellen-Geräuschen – um ein weiteres Phänomen direkter Wahrnehmung elektromagnetischer Strahlung handeln könnte. Aufgrund dieser ungeklärten Paradoxe versuchten selbst prominente Wissenschaftler, unter anderen auch Halley, solche Schallphänomene als Einbildung abzutun. Wie bei den Polarlichtern, so behaupteten viele, würde der überwältigende Eindruck eines solchen Anblicks – ein Feuerball am Himmel, bei dem die lautesten Geräusche mit den hellsten Erscheinungen zusammenzufallen scheinen – ausreichen, um sich eine Schallwahrnehmung einzubilden. Halley meinte außerdem, „andere glaubten, sie würden die Wärme seiner Strahlen spüren, und einige glaubten, oder schrieben zumindest, von ihr verbrannt worden zu sein“. Letzteres bestätigte Halley in seiner Überzeugung, diese Phänomene als Fiktion abzutun.

Bis heute sind derartige Berichte über Geräusche und körperliche Empfindungen im Zusammenhang mit Meteoren nicht abgerissen. Ein Bericht aus dem Jahr 1977 beschreibt einen warmen „Windstoß [...] gegen Ende der Geräuschdauer“; in anderen werden ähnliche fühlbare Phänomene beschrieben, wie zum Beispiel wahrnehmbare Veränderungen des Luftdrucks und Luftschwingungen[footnote]D. Vinkovic et al., „Global Electronic Fireball Survey: a review of witness reports - I.“ WGN, [i]Journal of the International Meteor Organization[/i], 2002.[/footnote] oder ein leichter elektrischer Schock.[footnote]M. Romig, D. Lamar, „Anomalous Sounds and Electromagnetic Effects Associated With Fireball Entry,“ ARPA Memorandum RM-3724-ARPA, 1963.[/footnote] Noch viel mysteriöser müßten Halley Berichte über spezifische Gerüche – nach Schwefel und Ozon – erschienen sein, welche gleichzeitig mit hellen Meteoren auftraten. Dieser Geruch zeitgleich mit dem Auftreten von Meteoriten in etwa 160 Kilometer Entfernung deutet auf elektrische Störungen hin, welche sich in der Form elektromagnetischer Wellen mit Lichtgeschwindigkeit in der Atmosphäre ausbreiten. Der Geruch von Ozon ist möglicherweise die Folge einer starken Ionisierung der Atmosphäre in der Nähe des Beobachters. Solche elektromagnetischen Effekte innerhalb der Atmosphäre sind alles andere als zufällig, sondern könnten eine wichtige Rolle bei der Organisation und Evolution der gesamten Biosphäre spielen. Mehr dazu weiter unten.

Die besonderen Eigenschaften solcher Geräusche verdeutlichen auch die Unmöglichkeit, daß sie nur in der Vorstellung existieren. Beobachter haben wiederholt berichtet, daß sie einen Meteor erst bemerkten, als sie durch ein Geräusch auf ihn aufmerksam wurden. Andere Beobachter berichteten, das Geräusch eines vorbeiziehenden Meteors sogar im geschlossenen Raum gehört zu haben. Einer beschrieb, daß er sich geradezu „gezwungen“ fühlte, vom Bett aufzustehen und ans Fenster zu treten, um genau in diesem Augenblick mehrere Meteore zu sehen und zu hören. Ereignisse dieser Art sind keineswegs Einzelfälle.[footnote]D. Vinkovic et al., a.a.O. [/footnote]

Auch von Hühnern und Hunden ist bekannt, daß sie vor dem Einschlag eines Meteors ein Alarmverhalten zeigen, obwohl sie den Meteor selbst nicht gesehen haben.[footnote]M. Romig, a.a.O. [/footnote] Dazu paßt das bekannte Verhalten von Hühnern und Hunden, kurz vor einem Blitzeinschlag aufzuschrecken; in mindestens einem Fall beobachtete ein Forscher, daß ein Hund noch vor dem Blitzeinschlag in die Richtung der Einschlagsstelle bellte.[footnote]A. McAdie, „Phenomena Preceding Lightning,“ [i]Monthly Weather Review[/i], 1928.[/footnote] Das weist ebenfalls darauf hin, daß bei einem Meteoreinschlag ähnlich wie beim Blitz ein elektromagnetischer Effekt auftreten muß.

Daß das Geräusch, welches bei Meteoren wahrgenommen wird, ebenfalls solche elektromagnetischen Eigenschaften aufweist, wird durch den Umstand gestützt, daß bei Blitzeinschlägen oft ein leises „Wit-“ oder „Klick-“Geräusch zeitgleich mit der Lichterscheinung hörbar ist, und zwar viel früher als der Donner den Beobachter erreichen würde. Abgesehen von einer direkten Wahrnehmung durch den Beobachter läge eine mögliche Erklärung hierfür in dem Phänomen der elektromagnetischen Transduktion, womit man ausdrücken will, daß Gegenstände in der unmittelbaren Umgebung des Hörers mit der durch den Meteor verursachten elektromagnetischen Störung mitschwingen und diese mit Hilfe der eigenen Mitbewegung in Schallwellen umwandeln. Das wäre ein etwas anderer Prozeß als ein direktes „Hören“ des elektromagnetischen Effektes, könnte aber vom Standpunkt der Fähigkeit der Biosphäre, mit derartigen Phänomenen in Resonanz zu treten, noch viel interessanter sein.

Allerdings gibt es mit den Details dieser Theorie einige Probleme. Wie im Falle der Polarlichter muß die tatsächliche Tonaufnahme eines Meteorgeräuschs erst noch aufgezeichnet werden. Deshalb läßt sich noch nicht sagen, ob der erzeugte Schall von „traditioneller“ Art ist und sich über Luftschwingungen fortpflanzt. Wie auch bei den Polarlichtern kommt es häufig vor, daß nur wenige Beobachter in einer Gruppe die Begleitgeräusche hören können, allerdings herrscht große qualitative Übereinstimmung unter jenen, die über Höreindrücke berichten, selbst wenn sie sich an gegenüberliegenden Stellen einer Stadt oder eines kleinen Landes befanden.

Gleichwohl ist klar, daß das, was in all diesen Fällen als Schall wahrgenommen wird (Feuerbälle, Polarlichter, Blitze, Erdbeben usw.), mit gravierenden Störungen des elektromagnetischen Feldes der Erde, möglicherweise sogar ihres gesamten elektromagnetischen Umfelds verbunden ist. Colin Keays Theorie basiert auf einer sehr interessanten Beschreibung von Plasmaturbulenzen, die ein Meteor beim Durchgang durch das äußerst aktive Plasma der Ionosphäre erzeugt. In dieser Höhe – 130-150 Kilometer über dem Boden – sind die Meteore zur gleichen Zeit zu beobachten, wie man ihre anomalen Geräusche wahrnehmen kann, und in der gleichen Region lösen die ionisierten Teilchen, die von der Sonne in die Erdatmosphäre eindringen, das als Polarlicht zu sehende und zu hörende Phänomen aus.

[subhead]Meteore als Organisationshelfer[/subhead]

Interessant in diesem Zusammenhang ist das Ereignis, welches am Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär – der sogenannten K-T-Grenze – „die Dinosaurier auslöschte“. Aus Fossilienfunden läßt sich in dieser Zeit ein „plötzlicher“ Anstieg des Elements Iridium ablesen, das sich gewöhnlich in Meteoriten findet. Aus diesen und anderen Gründen geht man heute allgemein davon aus, daß die Ausrottung der Dinosaurier zumindest teilweise die Folge des Einschlags eines gewaltigen Asteroiden war. Jedoch ist die Zu- und Abnahme des Iridiums in den fossilen Proben, so plötzlich diese im geologischen Zeitmaßstab (von etwa 100.000 Jahren) erscheinen mag, in Wirklichkeit viel langsamer verlaufen, als daß ein einziger Meteoreinschlag dafür verantwortlich sein könnte. Andere Hinweise lassen eher auf ein länger andauerndes Zusammenspiel mit einer außerirdischen Quelle schließen.[footnote]M. Wallis, “Exotic Amino Acids Across the K/T Boundary – Cometary Origin and Relevance for Species Extinction”, [i]International Journal of Astrobiology[/i], 2007. Wallis folgt hierin nicht meinem hier benutzten Argument, aber seine Arbeit ist in diesem und im folgenden Zusammenhang sehr interessant.[/footnote] Gleichzeitig deutet die Abfolge von Ausrottung und Entstehung neuer Arten darauf hin, daß etwas noch Ungewöhnlicheres während dieser gesamten Zeitspanne stattgefunden haben muß.[footnote]Eine interessante Übersicht über die strittigen Details zum Massensterben an der K-T-Grenze bietet N. MacLeod, „K/T Redux“, in [i]Paleobiology[/i], 1996. [/footnote]

[box:source="(Foto: NASA)";caption="Die geologische Transformation am Übergang zwischen der Kreidezeit und dem Tertiär (K-T-Grenze) ist sehr scharf und wird durch eine Schicht aus Iridium markiert, das extraterrestrischen Ursprungs sein soll.";align="right"][attachment:2;width=330;height=221][/box]

Für unsere Zwecke ist es auch wichtig festzuhalten, daß die K-T-Grenze ziemlich genau in den von Rohde und Muller entdeckten 62-Millionen-Jahre-Zyklus fällt, und zwar in eine Periode von 2 Mio. Jahren um die Zyklusmitte, die mit dem Durchgang unseres Sonnensystems durch die galaktische Ebene zusammenfällt.[footnote]S. Shields, „Kesha Rogers’ Victory Signals the Rebirth of a Mars Colonization Policy“, Executive Intelligence Review, 2010. Auf deutsch, „Kesha Rogers’ Wahlsieg oder: Warum wir den Mars besiedeln sollten“, in [i]Fusion[/i] 2/2010.[/footnote] Dies bedeutet, was immer die gewaltigen Veränderungen zur Zeit der K-T-Grenze verursacht haben mag, dieses Ereignis war keine zufällige Kollision, sondern Teil eines viel größeren, schöpferischen Evolutionsprozesses.

Angesichts der Sensitivität lebender Prozesse auf elektromagnetische Effekte, wie sie bei Meteoreinschlägen auftreten, ergibt sich die Frage, was die Folgen jener langfristigen Wechselwirkungen sind, wie sie sich zur Zeit der K-T-Grenze abgespielt haben. Eine interessante Diskussion über die potentiellen biologischen Auswirkungen elektromagnetischer Phänomene im Zusammenhang mit dem Einschlag eines Meteors fand in den Jahrzehnten nach dem mysteriösen „Tunguska-Ereignis“ in Sibirien vom 30. Juni 1908 statt.[footnote]Z.K. Silgadze, “Tunguska Genetic Anomaly and Electrophonic Meteors“, [i]Acta Physica Polonica B[/i], 2005.[/footnote]

Auch wenn die Belege nicht schlüssig sind, weist vieles darauf hin, daß das starke Pflanzenwachstum, wie es auch am Ort des „Tunguska-Ereignisses“ beobachtet wurde, positiv mit den gleichen niederfrequenten elektromagnetischen Phänomenen verknüpft ist, wie sie vermutlich durch elektrophonische Meteore (wenn auch bei höheren Intensitäten) erzeugt werden.[footnote]Über ungewöhnliche, elektrophonische Geräusche berichteten Beobachter des Tunguska-Ereignisses in bis zu 100 km Entfernung von der Flugbahn Objektes. Hierzu M. Romig, a.a.O. S. 13. [/footnote] Zudem wurde die Theorie aufgestellt, daß auch der Riesenwuchs während der Kreidezeit, welcher in geologischen Zeitbegriffen abrupt an der K-T-Grenze endete, mit diesem Phänomen zusammenhängt.[footnote]T. Nishimura, K. Mohri, M. Fukushima, „The Mystery of the Dinosaurs: The Earth’s Electromagnetic Field May Explain Their Giantism and Extinction“, [i]Viva Origino[/i], 2009.[/footnote]

In diesem Zusammenhang ist der Hinweis interessant, daß nach Ablauf weiterer 62 Millionen Jahre seit der K-T-Grenze eine erneute einschneidende evolutionäre Veränderung eintrat: das Auftreten des [i]homo habilis[/i], des werkzeugherstellenden Menschen. Dieser evolutionäre Schritt überschneidet sich mit den ersten Anzeichen einer entstehenden Noosphäre – der Kontrolle der Biosphäre durch die willensgelenkte Kreativität des schöpferischen menschlichen Individuums innerhalb weiträumiger intergalaktischer Prozesse. Weitere Untersuchungen werden feststellen müssen, ob dies Zufall war oder nicht.[footnote]Noch mehr Interessantes ergibt sich, wenn man sich die 62 Millionen Jahre zwischen der K-T-Grenze und dem Auftreten des [i]homo habilis[/i] betrachtet. Genau in der Mitte, als unser Sonnensystem erneut die galaktische Ebene kreuzte, findet sich eine scharfe Singularität, die dem plötzlichen Entstehen eines Eispanzers in der Antarktis, dem Massenaussterben fast aller Arten auf diesem Kontinent und dem Beginn des Oligozäns entspricht. Damit korreliert ist ebenso ein Bombardement durch Meteore, wozu auch jener Bolide zählt, dessen Einschlagskrater jetzt tief unterhalb der Chesapeake Bay östlich von Washington, D.C. liegt.[/footnote]

[box:source="(Foto: NASA)";caption="Wie die meisten großen Krater auf der Erde ist auch der Chicxulub-Krater auf der Yukatan-Halbinsel (im Bild) nicht sichtbar, weil er von der unglaublich aktiven Biosphäre vollständig überdeckt wurde. Nur auf dieser Gravitationskarte ist er als Schwereanomalie zu sehen. Auch der Krater unter der Chesapeake Bay in der Nähe von Washington, D.C. ist unsichtbar, auch wenn er für die sehr spätere Bildung dieser Bucht vor 18.000 Jahren verantwortlich sein mag.";align="right"][attachment:3;width=350;height=317][/box]

Überraschend sollte all das aber nicht sein. Die Orientierungsfähigkeit von Tieren und physiologische Funktionen im allgemeinen – die zentralen Themen in diesem Heft – sind eng mit solchen langfristigen Zyklen und elektromagnetischen Effekten verbunden. Ebenso ist die Biosphäre kein passives Element bei diesen Effekten. Es gibt Grund zu der Annahme, daß die meisten Störungen des Erdmagnetfelds auf großräumige Strömungen in den Weltmeeren zurückzuführen sind.[footnote]G. Ryskin, “Secular variation of the Earth’s magnetic field: induced by the ocean flow?“, [i]New Journal of Physics[/i], 2009.[/footnote]

Weiter kann davon ausgegangen werden, daß bis zu einem Drittel der Bewegung innerhalb der Ozeane nicht auf Wind oder Wärmekonvektion, sondern auf die Bewegung großer Mengen verschiedener Meeresbewohner zurückzuführen ist.[footnote]LPAC-TV, “The Cosmic Implications of NAWAPA,” http://larouchepac.com/node/16848.[/footnote] Viele dieser Lebewesen folgen wahrscheinlich Zugrichtungen, die ihrerseits durch das Erdmagnetfeld vorgegeben sind (dessen Quelle noch unbekannt ist), wie zum Beispiel die an anderer Stelle erwähnten Haie und Seeschildkröten. Im übrigen sei darauf hingewiesen, daß die Ozeane und die Atmosphäre unseres Planeten ausschließlich aus Lebensprozessen entstanden sind und ihre Zusammensetzung keinesfalls zufällig ist. Im Ergebnis müssen wir somit mehr denn je erkennen, daß die Biosphäre zum größten Teil ein elektromagnetisches Phänomen ist.

Die Atmosphäre, deren Ladungsunterschiede so auffällige Phänomene wie Blitze erzeugen, ist gänzlich das Ergebnis lebender Prozesse. Auf ähnliche Weise ist die durch Leben entstandene Atmosphäre ein aktives Element bei der Entstehung der Polarlichter und der Meteoriteneffekte, die wir diskutiert haben. Ohne die Mitwirkung lebender Prozesse gäbe es bei der Kollision von Meteoriten mit der Erde keine großflächigen elektromagnetischen Effekte, und die sichtbaren Polarlichter würden nicht existieren. Man könnte sogar vermuten, daß es ohne Leben das einzigartige und aktive Magnetfeld der Erde, dessen Quelle immer noch gänzlich unbekannt ist, nicht geben würde.

Wir müssen uns darüber klar werden, daß die elektromagnetischen Effekte mindestens genauso beabsichtigt sind wie etwa die Säugetierentstehung, die auf einer komplexen Serie evolutionärer Ereignisse beruhte, die zur Entwicklung einer stickstoff- und sauerstoffreichen Atmosphäre führten.

[subhead]Den Kosmos wahrnehmen[/subhead]

Denken wir in diesem Zusammenhang an die Beziehungen, die Wernadskij zwischen dem Unbelebten, dem Belebten und der Noosphäre definiert hat. In dem Maße, wie die Noosphäre schrittweise ihre bewußte Kontrolle über die Biosphäre erweitert, wird der gesamte Bereich, der früher zur Biosphäre gehörte, jetzt der anti-entropischen, bewußt schöpferischen Kontrolle des Menschen unterworfen. Das bedeutet, daß die bewußte Steuerung der elektromagnetischen Effekte auf intergalaktischer Ebene unwiderruflich mit dem menschlichen Schicksal verbunden und Teil der menschlichen Natur ist. Erste Anfänge dieses Prozesses werden bereits darin sichtbar, daß dieselben elektrophonischen Effekte, welche wir diskutiert haben und die bisher nur das Ergebnis von Meteoreinschlägen waren, auch beim Eintritt künstlicher Himmelskörper in die Atmosphäre beobachtet werden.[footnote]A. Verveer, P.A. Bland, A.W.R. Bevan, „Electrophonic Sounds From the Reentry of the Molniya 1-67 Satellite Over Australia: Confirmation of the Electromagnetic Link“, [i]Meteoritics & Planetary Science[/i], 2000.[/footnote]

Die Polarlichter sind noch offensichtlicher mit diesen großräumigen elektromagnetischen Phänomenen in der Atmosphäre verbunden, und die Ähnlichkeit der beiden erwähnten Typen elektrophonischen Hörens sowie die anderen Ähnlichkeiten zwischen den ungewöhnlichen Schallereignissen im Zusammenhang mit Polarlichtern, Blitzen und Meteoren bringen uns dazu, bei allen ganz ähnliche elektromagnetische Störungen der Erdatmosphäre und des Erdmagnetfelds zu erkennen.

Es gibt eine Vielzahl weiterer Phänomene mit genau den gleichen Eigenschaften, die uns letztlich dazu zwingen, den Begriff „Sinneswahrnehmung“ neu zu fassen. Wir müssen also unsere Vorstellung korrigieren, wir seien mit einer festen Anzahl von fünf verschiedenen Sinnen ausgestattet, deren Funktionsweise wir vollständig begriffen haben. Es gibt vielfältige Gründe für die Annahme, daß das, was wir „Hören“ nennen, viel mehr ist als die Erfassung von Luftschwingungen.

Zum Beispiel berichten Arbeiter in der Nähe von Mikrowellentürmen häufig von klickenden oder knackenden Geräuschen, die von keinem mechanischen Gerät aufgezeichnet werden konnten, das für die Aufnahme von Luftwellen geeignet ist. Dieser Effekt, auch Frey-Effekt genannt, wurde intensiv untersucht, doch seine Ursache ist nach wie vor ungeklärt. (Gewöhnlich wird behauptet, der Frey-Effekt sei die Folge wärmebedingter Ausdehnungen im Bereich des Innenohres, doch diese Vermutung ist nicht gesichert.) Auch die amerikanischen und sowjetischen Militärs studierten den Effekt im Rahmen ihrer Versuche, nicht-tödliche oder weniger tödliche Waffensysteme zu entwickeln. Insbesondere wurde darüber nachgedacht, daß der Effekt zur Kommunikation oder vorgetäuschten Telepathie benutzt werden könnte, indem man aus der Ferne direkt im Kopf eines Menschen Töne erzeugt.

Eine Möglichkeit, die intensiv geprüft wurde, war der Versuch, Symptome der Schizophrenie zu erzeugen, wobei die Zielperson (vorzugsweise ein hochrangiger Politiker eines feindlichen Staates), glauben sollte, er würde ständig „Stimmen hören“. Offiziell wurde nur bekannt, daß es gelungen sei, die Zielpersonen undeutliche Worte hören zu lassen. So müßte man einen Menschen schon wortwörtlich in einen Mikrowellenherd stecken und ihn also umbringen oder schwer schädigen, bevor er vollständige Sätze hören würde.

Das mag nur eine Schutzbehauptung sein, doch ist nicht ausgeschlossen, daß subtile Höreffekte durch diese Art von Strahlung ausgelöst werden können, die in der menschlichen Wahrnehmung eine fundamentale Rolle spielen dürfte. Ebenso können Menschen, die bestimmten statischen elektrischen Feldern ausgesetzt sind, Töne unterschiedlicher Frequenzen hören und Sinnesempfindungen auf der Haut spüren.[footnote]H.C. Sommer, H.E. von Gierke, „Hearing Sensations in Electric Fields“, [i]Aerospace Medicine[/i], 1964, and T. Moore, „Vibratory Stimulation of the Skin by Electrostatic Field: effects of Size of Electrode and Site of Stimulation on Thresholds“, [i]American Journal of Psychology[/i], 1968.[/footnote] Menschen mit Hörschädigungen im hohen Frequenzbereich haben offensichtlich Schwierigkeiten, im Radiofrequenzbereich zu hören. Es scheint nur ein einziges Experiment gegeben zu haben, welches dieses Phänomen genauer untersucht hat, und es findet sich auf einer privaten Webseite. Der Experimentator versuchte, den wahrgenommenen elektromagnetischen Ton durch normale Methoden der Schallerzeugung zu reproduzieren, und berichtete, daß der Hörer, der den Ton wahrnahm, aussagte, diesem würde im Vergleich zu dem elektromagnetisch erzeugten Ton „irgendetwas im Hochfrequenzbereich fehlen“.[footnote]http://www.bibliotecapleyades.net/scalar_tech/the_hum/ingalls.htm[/footn... Er merkte außerdem an, daß es schwierig sei, experimentell festzustellen, ob das Nervensystem von der Strahlung direkt stimuliert werde, da alle Geräte, die zur Messung von Aktivitäten im Nervensystem benutzt werden, selbst elektromagnetisch arbeiten und somit genauso von dem verwendeten elektromagnetischem Impuls beeinflußt werden, was es schwierig macht, eine möglicherweise auftretende Stimulation des Nervensystems festzustellen.

Im allgemeinen ist die bewußte Wahrnehmung solcher Effekte weitaus weniger interessant als die unbewußten Aspekte derartiger Empfindungen. Das Beispiel des Hörens von Mikrowellen zeigt, daß unhörbare Empfindungen ständig auf niedrigem Energieniveau erzeugt werden müssen, und die von Polarlichtern ausgehenden Geräusche, wie immer sie entstehen, werden wahrscheinlich von allen Beobachtern gehört, nur liegen sie bei den meisten unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Könnte dies unsere Wahrnehmung dauerhaft beeinflussen, ohne daß wir es bemerken?[footnote]Selbst herkömmliche Schallwellen auf unhörbaren Frequenzen können intuitive Effekte auslösen, obgleich man sie nicht bewußt wahrnimmt. Infraschall von 18 Hz liegt gerade unterhalb der menschlichen Hörschwelle, doch kann er bei Versuchspersonen nachweislich Gefühle von Angst und banger Ahnung auslösen, obwohl sie nichts „hören“. [/footnote]

Daran wird deutlich, welch schwerwiegender Irrtum einem unterläuft, wenn man rein kognitive Phänomene wie die Verständigung über Schall mit Hilfe abiotischer Meßgeräte und Meßverfahren definieren will – ein unausgesprochener Reduktionismus, der letztlich unhaltbar ist.

[subhead]Melodien, die wir nicht hören[/subhead]

Auch die kulturellen Implikationen dieser Untersuchung dürfen nicht übersehen werden, denn die Organisation der menschlichen Gesellschaft hängt von der Fähigkeit ab, profunde moralische, wissenschaftliche und kulturelle Ideen weiterzugeben. Es gibt keine physisch faßbare Struktur, die man „Nationalstaat“ oder „Kultur“ nennen könnte. Die Grenzen einer Nation oder einer Gesellschaft werden nicht im physischen Sinne gezogen, sondern sind eine Vorstellung in den Köpfen der Menschen. Wenn diese Idee zerstört wird, zerfällt auch die Nation und die menschliche Gesellschaft im allgemeinen. Um die Idee eines Nationalstaates zu erhalten, braucht man eine einheitliche Sprachkultur und die Mittel, sie weiterzuentwickeln: ein öffentliches Bildungssystem, aber vor allem die Künste und die künstlerische Komposition. Ein Kollaps des künstlerischen und kulturellen Niveaus einer Gesellschaft wird sich deshalb immer als Kollaps der physischen und ökonomischen Bedingungen einer Gesellschaft ausdrücken. Es ist die besondere Fähigkeit des Ökonomen Lyndon LaRouche, diese Beziehungen zu untersuchen.

Wenn eine Sprache ihre Fähigkeit verliert, Ironien auszudrücken, oder die Gesellschaft diese nicht mehr erkennen kann, leidet die Wissenschaft, denn die Grundlage für wahre wissenschaftliche Kreativität ist die Fähigkeit, die Ironien und Paradoxe des Universums zu erkennen und kreativ auf sie zu reagieren – im Gegensatz zur trockenen, logischen Deduktion. Aber eine solche Fähigkeit hängt davon ab, die subtilen Ironien der menschlichen Sinneswahrnehmung zu erkennen, die, wie wir gesehen haben, viel nuancierter sind, als es auf den ersten Blick erscheint.

Wenn beispielsweise das Hören (wie die oben erwähnten Untersuchungen klar zu zeigen scheinen) eine elektromagnetische Komponente hat, auf die Menschen bewußt wie auch unbewußt reagieren, was geht bei digitalen Aufnahmetechniken (vielleicht sogar bei jeder Art Aufnahmetechnik) von klassischer Musik verloren? Es wurde wiederholt gezeigt, daß der bloße Kontakt mit klassischer Musik in der Kindheit einen dramatischen Einfluß auf die kognitiven Fähigkeiten des menschlichen Individuums ausübt, und die Geschichte zeigt fraglos, daß die aktive Ausübung klassischer Musik eine notwendige Vorbedingung für wahren wissenschaftlichen und politischen Genius ist.

Die Komposition klassischer Musik wurde über die Jahrhunderte von wissenschaftlicher Forschung zum Bau von Instrumenten begleitet, welche die menschliche Singstimme nachahmen. Der menschliche Stimmapparat selbst erzeugt vielleicht sogar eine elektromagnetische Komponente.[footnote]siehe hierzu Aaron Halevys Beitrag „The Sounds of a Cosmic Chorus“ http://www.larouchepac.com/node/17173.[/footnote] Wieviel von diesen Nuancen geht bei der Aufnahme einer klassischen Komposition verloren? Ganz zu schweigen von der Musik, die vollständig mit digitalen Instrumenten gespielt wird und damit noch nicht einmal ansatzweise die Funktion der menschlichen Singstimme nachahmen kann.

[box:caption="Der menschliche Stimmapparat selbst erzeugt wahrscheinlich eine elektromagnetische Komponente. Wieviel von den Nuancen geht bei der digitalen Aufnahme einer klassischen Komposition verloren? Im Bild der Belcanto-Sänger Luciano Pavarotti in St. Petersburg.";source="Foto: www.kremlin.ru";align="right"][attachment:4;width=360;height=240][/box]

Auch wenn eine menschliche Singstimme moderne Musik vorträgt, wird jede Nuancierung dadurch digital reduziert, daß heutige Sänger (im Gegensatz zu denen der klassischen Belcanto-Methode) für ihre Darbietungen ein Mikrofon benötigen.[footnote]Ein amüsantes Beispiel für die heutige Mikrofon-Abhängigkeit sieht man in Videos, in denen der Belcanto-Sänger Luciano Pavarotti an der Seite „moderner“ Sänger wie Bryan Adams auftritt.[/footnote] Dies ist aber immer noch einen riesigen Schritt entfernt von jener jüngsten Entwicklung des sogenannten „Auto-Tunings“, wodurch der schräge Gesang eines modernen Sängers digital auf die gewünschte Tonhöhe gebracht wird.

In einer Studie der RAND-Corporation[footnote]M.F. Romig, D.L. Lamar, “Strange Sounds From the Sky”, [i]Sky and Telescope[/i], 1964.[/footnote] über das menschliche Hören elektrophonischer Meteore wurde festgestellt, daß Berichte über solche Geräusche in der jüngerer Zeit weniger geworden seien. Dafür werden drei Gründe genannt:

1. Öffentliche Meinung. Da die Menschen durch die Beschreibungen in den gängigen Physikbüchern immer „gebildeter“ würden, vertrauten sie immer weniger ihrer eigenen Beobachtungsgabe und neigten dazu, immer sofort eine scheinbar plausible Erklärung für ungewöhnliche Phänomene zu finden oder aber diese ins Lächerliche zu ziehen. Das ist eine der Nebenwirkungen des „Lernens“ aus „Lehrbüchern“.

2. Da Menschen in bestimmten Wahrnehmungsbereichen immer mehr Lärm ausgesetzt seien, verlören sie ihre Fähigkeit, feine Unterscheidungen wahrzunehmen und würden für bestimmte subtilere Klänge taub.

3. Menschen verbringen ihre Zeit heute lieber „online“ am Computer oder sitzen vor dem Fernseher, während frühere Generationen eher ihre Zeit an der frischen Luft verbrachten.

Die Vorstellung, daß jeder Klang, aber nicht nur Klang, eine elektromagnetische Komponente hat, ist nach dem Gesagten überhaupt nicht seltsam. Aber wenn diese elektromagnetischen Effekte aufgrund ihrer Feinheit nicht als Klang wahrnehmbar sind, als was nehmen wir sie dann wahr? Als Vorahnung? Als schlechte Stimmung? Als Depression? Als Gefühl von Beklommenheit und Gefahr? Als subtile Vorahnung, daß große Veränderungen bevorstehen? Als Verlangen, über den Winter nach Süden zu fliegen und sich auf einem anderen Kontinent zu paaren?

Was geschähe, wenn diese Sensitivität verloren ginge?

Die taubblinde Helen Keller ist in diesem Zusammenhang ein interessantes Beispiel. Sie war in der Lage, eine eigene Identität jenseits ihrer Sinneswahrnehmung zu entwickeln, was zweifellos ihren eigenen kreativen Fähigkeiten zuzuschreiben ist. Ihre Entwicklung ist aber auch ein Beispiel für den Einfluß einer organisierten menschlichen Gesellschaft und der Arbeit ihrer Lehrerin, Anne Sullivan,
der es gelang, Helen in sehr jungem Alter bestimmte sozial vermittelte Konzepte beizubringen.[footnote]Siehe auch den Beitrag von Meghan Rouillard „Helen Keller: Mind over Instrumentation“ http://www.larouchepac.com/node/17207.[/footnote] Was würde passieren, wenn jedermann zu dieser Zeit hätte weder sehen noch hören können noch ein platonisches Menschenbild wie Anne Sullivan gehabt hätte? Wir drohen heute in eine vergleichbare Situation zu geraten.

[subhead]NAWAPA: Der Mensch als kosmisches Wesen[/subhead]

Die größere Beweglichkeit der Menschheit, die durch NAWAPA möglich werden wird – in Richtung der Pole über die Beringstraße und die Darién-Lücke – wird es uns erlauben, einige dieser Fragen viel, viel tiefgründiger zu beleuchten. Nicht zuletzt zeigt unsere gesamte Untersuchung die Notwendigkeit auf, daß Menschen in den unterschiedlichsten Gegenden präsent sein sollten, um sie zu studieren. Daß es die verschiedenen Arten elektrophonischer Töne tatsächlich gibt, konnte nur durch die Beobachtungen einer Vielzahl gebildeter Menschen gesichert werden. Eine ebensolche Bevölkerungsdichte mit einer ebensolchen wirtschaftlichen Entwicklung benötigen wir in den unerschlossenen Gebieten der Arktis und letztlich auch im interstellaren Raum.

Nur mit sehr viel Glück werden die von uns konstruierten Meßgeräte mehr als das liefern, wonach wir sie gefragt haben, und das heißt auch, daß wir von ihnen nicht viel mehr erwarten können als die Bestätigung einer Theorie, die bereits in die Konstruktion des Gerätes einging. Auf die Frage „Was für eine Art Gestein ist dieses Kind?“ würden wir vielleicht eine Antwort bekommen, aber wird diese uns irgendwie weiterhelfen?