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Ist die menschliche Gattung unsterblich, oder ist sie dümmer als die Tiere?

von Helga Zepp-LaRouche

Eröffnungsrede bei der internationalen Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 8. Mai.

Ich grüße Sie alle, wo auch immer Sie auf der Welt sein mögen. Ich sage Ihnen, daß wir diese Konferenz des Schiller-Instituts mit einem dringenden Appell an so viele Menschen wie möglich durchführen, damit sie helfen, die Richtung zu ändern, in die sich die politische Situation im Moment bewegt. Denn wir befinden uns auf einem Kurs, der in einem sehr kurzen Zeitraum - viel kürzer, als es wahrscheinlich irgend jemandem bewußt ist - auf einen Kurs der potentiellen Auslöschung der Zivilisation hinausläuft.

Es ist nicht klar, woher die größere Gefahr kommt: die Gefahr eines thermonuklearen Krieges, die Gefahr einer außer Kontrolle geratenen Pandemie in Kombination mit einer Welthungersnot, oder ein neo-malthusianischer Virus, der die Gehirne so vieler Menschen befallen hat, bei denen nicht klar ist, ob sie eher darauf aus sind, die Industriegesellschaft zu zerstören, oder ob sie willige Instrumente für die geopolitische Konfrontation mit Rußland und China sind.

Beginnen wir also mit der Gefahr eines thermonuklearen Krieges. Dabei geht es nicht nur um einen einzelnen Punkt, eine einzelne strategische Krise als Auslöser. Es geht um die gesamte Spannung der Vereinigten Staaten, des „globalen Britannien“, der NATO und zunehmend auch der Europäischen Union gegenüber Rußland und China. Sie ist so groß geworden, daß jede der Krisen rund um den Globus zum Auslöser werden könnte. Das könnte eine Krise mit Rußland wegen der Ukraine sein, die außer Kontrolle gerät, oder mit China wegen Taiwan.

Es ist alarmierend, und es sollte Sie alle alarmieren, daß jetzt mehr und mehr Leute warnen - sogar so unwahrscheinliche wie Henry Kissinger, der nicht gerade ein Freund unserer Organisation war, was mit seinem berüchtigten Papier NSSM-200 zu tun hat, das er schrieb, als er 1974 Nationaler Sicherheitsberater war. Damit war er der Feind und Gegner von allem, wofür Lyndon LaRouche und seine Bewegung standen. Aber selbst Kissinger warnt jetzt, daß die Spannungen zwischen den USA und China für die ganze Welt so gravierend werden, daß sie zu einem Armageddon-ähnlichen militärischen Zusammenstoß führen könnten, der die Menschheit innerhalb kurzer Zeit auslöschen würde. Dies sagte er vor etwa einer Woche.

Dann hat der Kommandeur des Strategischen Kommandos der USA, Admiral Charles Richard, kürzlich im Februar dem Pentagon mitgeteilt, daß sie die Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges von „nicht wahrscheinlich“ auf „sehr wahrscheinlich“ ändern sollten. Er wiederholte das vor kurzem vor dem Kongreß.

Erst vor zwei Tagen erschien in der New York Times ein Artikel von Peter Beinart, der sagte, daß Bidens Politik gegenüber Taiwan verantwortungslos ist, daß wir sehr nahe an einem Krieg sind, vor allem weil die Demokraten die Ein-China-Politik schon letztes Jahr aufgegeben haben; Biden empfängt jetzt Abgesandte aus Taiwan, so wie er es zu seiner Amtseinführung getan hat. Dann zitiert der Artikel den Historiker Graham Allison, der die Gefahr einer „Thukydides-Falle“ sieht, indem er sagt, man müsse davon ausgehen, daß China eher bereit wäre, in den Krieg zu ziehen, als den Verlust Taiwans zu akzeptieren.

In Anbetracht der Geschichte Chinas ist dies sehr wahrscheinlich. Wenn es zu einem solchen Krieg käme, würden die USA angesichts der Tatsache, daß China 39 Luftwaffenstützpunkte rund um die Region von Taiwan hat, die USA aber nur zwei, jeden konventionellen Krieg verlieren. Wenn sie auf die Idee kämen, regionale Atomwaffen einzusetzen, bestünde die Gefahr, daß es zu einem globalen Atomkrieg käme.

Wer das nicht glaubt, dem rate ich, die Abhandlungen von Ted Postol über den Unterschied zwischen konventionellem und thermonuklearem Krieg zu lesen, in denen es um die Logik geht, daß alle Atomwaffen eingesetzt werden, sobald jemand eine einsetzt. Und er sollte auch hören, was Tulsi Gabbard kürzlich in einem Interview mit Tucker Carlson sagte: daß diese geopolitische Konfrontation mit Rußland völlig verrückt ist. Rußland habe Tausende von Atomwaffen, die in einem Konflikt jede Stadt in den USA in weniger als 30 Minuten treffen würden. Das würde unerträglichen Tod und Leid über das amerikanische Volk bringen; Millionen würden ihr Leben verlieren, und das Fleisch würde von ihren Knochen verbrannt werden. Das wäre das Ende der Welt, und das könnte viel früher kommen, als man denkt.

Auch die australische Presse warnt, daß Taiwan ein Auslöser für einen katastrophalen Krieg sein könnte, und dies sei keine Frage des Ob, sondern des Wann. China sei aus keinem anderen Grund zum Feind geworden, als daß es wagte, die USA als mächtigste Volkswirtschaft in den Schatten zu stellen.

Am 21. März sagte Admiral Philip Davidson, der Chef des Indo-Pazifik-Kommandos der USA, wir müßten absolut darauf vorbereitet sein, einen solchen Krieg zu kämpfen und zu gewinnen, sollte der Wettbewerb in einen Konflikt umschlagen. Dann sagte der Kommandeur der US-Pazifikflotte, Admiral John Aquilino, der Admiral Davidson in seiner Position ersetzen wird, daß wir einem solchen Krieg viel näher sind, als die meisten denken. Und McMaster, der ehemalige Nationale Sicherheitsberater von Trump, sagte im wesentlichen, die gefährlichste Zeit sei seiner Meinung nach die Zeit zwischen dem Kongreß der Kommunistischen Partei Chinas später in diesem Jahr und den Olympischen Winterspielen in Peking im nächsten Jahr. Das ist also in der Tat sehr nah. Der taiwanesische Verteidigungsminister hat bereits angekündigt, daß sie jetzt Langstreckenraketen in Massenproduktion herstellen werden, die tief in das Innere des chinesischen Festlandes eindringen können.

So könnte die Situation um Taiwan der Auslöser für einen Weltkrieg sein. Aber es könnte auch die Situation um die Ukraine sein. Mit den Entwicklungen in der Ukraine gab es in den letzten Jahren eine Eskalation einer unglaublichen Dämonisierung von Präsident Putin. Aber das hat nichts mit der Krim zu tun, denn wie Putin richtig sagte: Wenn es nicht die Ukraine gewesen wäre, dann hätten sie einen anderen Grund gefunden.

Das Narrativ dessen, was mit Rußland, der Ukraine und der Krim vor sich geht, ist völlig falsch. Es hat alles nicht mit der „Annexion“ der Krim begonnen, sondern mit dem EU-Assoziierungsabkommen für die Ukraine Ende 2013, das aus guten Gründen abgelehnt wurde. Das hat dann schnell zu den Demonstrationen auf dem Maidan geführt, die eskalierten und im Februar 2014 in einen Putsch mündeten, an dem Victoria Nuland entscheidend beteiligt war, die jetzt wieder in einer hohen Position im US-Außenministerium ist. Darauf folgte die Entwicklung, daß die Menschen auf der Krim dafür stimmten, Rußland beizutreten.

Jetzt halten sich gerade [US-Außenminister] Blinken und Nuland in der Ukraine auf. Das ist ein sehr gefährliches Spiel, denn sie sind dort, um den Bau von US-Basen in der Ukraine voranzutreiben, um die Forderung der Ukrainer nach einem NATO-Beitritt zu unterstützen. Das geht dann bis zu einem Punkt, an dem Putin kürzlich gesagt hat, daß die Menschen im Westen keine „roten Linien“ überschreiten sollten, denn wenn es dazu käme, wäre die Antwort „asymmetrisch, schnell und hart“. Rußland ist eine nukleare Supermacht, und das könnte, wenn es zu einer solchen Antwort provoziert würde, zur Auslöschung der Menschheit führen.

Scott Ritter, der damals warnte, daß die „Massenvernichtungswaffen“ im Irak eine freie Erfindung waren, kommentierte kürzlich die großen Manöver Defender Europe 2021, die gerade an der russischen Grenze stattfinden. Er sagte im wesentlichen, dies zeige nur, daß die NATO den russischen Truppen in konventioneller Hinsicht absolut unterlegen sei. Deshalb bestünde die Gefahr, daß es im Falle eines Konflikts zu einer nuklearen Auseinandersetzung kommen könnte. 2016 gab es eine Studie der RAND Corporation mit dem Titel „Krieg mit China - das Undenkbare denken“. Darin heißt es kurz gesagt, daß es besser wäre, den Krieg mit China jetzt zu führen als erst in zehn Jahren, weil China aufholt und einen solchen Krieg später wahrscheinlich gewinnen würde.

Dieselbe RAND Corporation veröffentlichte 2019 eine Studie mit dem Titel „Rußland überdehnen - von vorteilhaftem Terrain aus konkurrieren“, ein 354seitiges Werk, in dem sie beschreiben, wie man Rußland wirtschaftlich, militärisch und propagandistisch überfordern sollte. Nummer eins: einen Wirtschaftskrieg führen; den Ölexport behindern; den Export von Erdgas blockieren; den Bau von Pipelines wie Nord Stream II blockieren; die Sanktionen eskalieren; die Abwanderung von Fachkräften eskalieren. Dann die Situation mit der Ukraine eskalieren; Kriegswaffen in die Ukraine bringen; die Rebellen in Syrien unterstützen; Lukaschenko stürzen; Rußland im Südkaukasus mehr abverlangen; eine Farbrevolution in Moldawien anstreben. Den Wahlprozeß in Rußland diskreditieren, wie mit Nawalny; Unruhen in Rußland auslösen, eine Farbrevolution anstreben. Bomber und Raketen an der Grenze stationieren, um permanenten Streß für Rußland zu verursachen; Rußland in ein teures Wettrüsten locken.

Wenn man sich diese „Studie“ anhört, hat man das exakte Drehbuch für so ziemlich alles, was in den letzten zwei Jahren passiert ist.

Kriminelle, mörderische Sanktionen

Diese Konferenz wurde eigentlich durch den dringenden Appell von Kardinal Mario Zenari aus Syrien ausgelöst. Er hat einen Aufruf veröffentlicht, in dem er sagte, daß wir als Ergebnis der Kombination von zehn Jahren Krieg - in dem die Vereinigten Staaten mit Al-Kaida, Al-Nusra und ISIS verbündet waren; das sind meine Worte, nicht seine -, der darauf abzielte, die rechtmäßig gewählte Regierung Syriens zu stürzen, der Pandemie und den sogenannten Caesar-Sanktionen jetzt eine Situation haben, in der mehr als 90 % der syrischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben.

Ich sollte nur anmerken, daß die Caesar-Sanktionen auf der gleichen Art von Betrug basieren, die wir als Vorwand für alle diese endlosen Kriege gesehen haben, wie die chemischen Waffen, die angeblich von der syrischen Regierung eingesetzt wurden, was ein Betrug der Weißhelme war, oder die Babys, die 1991 angeblich aus den Brutkästen gerissen wurden, was eine Lüge war. Dann gab es 2003 die „Massenvernichtungswaffen“ im Irak; Yellowcake aus Niger, aber das war alles eine komplette Lüge.

Einseitige Sanktionen wie diese Caesar-Sanktionen sind vom Standpunkt des Völkerrechts gesehen völlig illegal; darüber werden wir gleich von Professor Köchler hören. Die einzige Art von Sanktionen, die erlaubt wären, wären solche, die vom UN-Sicherheitsrat beschlossen werden. Ansonsten sind unilaterale Sanktionen eine Form der Kriegsführung, die sich gegen die Armen, die Alten, die Kinder richtet. Es ist die Idee, den Schmerz der Bevölkerung durch den Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten so hoch zu treiben, daß sie schließlich einen Aufstand verursacht und einen „Regimewechsel“ durchführt.

Brian O'Toole, der ein Senior Fellow beim Atlantic Council und ein ehemaliger Berater des US-Finanzministeriums ist und für die CIA gearbeitet hat, ist ein Experte für die sogenannte „Verhaltensökonomie“. Er sagte, dies sei eine Strategie, um den „Schmerzgrad“ zu erhöhen - was für ein irrsinniger Ausdruck. Für Rußland seien bisher nur 10% dieses Schmerzgrads erreicht, und es wäre wichtig, das auf 70% hochzutreiben, indem man Rußland von SWIFT, der Verbindung zum internationalen Finanzsystem, abschneidet und die Sberbank von Finanztransaktionen abschneidet.

Für Syrien bedeutet eine Fortsetzung dieser Caesar-Sanktionen den Tod von vielen Tausenden, vielleicht Millionen von Menschen. Aber die Leute, die das durchführen, sagen buchstäblich: „Na und?“

Ich übertreibe nicht! [Die frühere US-Außenministerin] Madeleine Albright sagte in einer 60 Minutes-Sendung mit Leslie Stahl über die halbe Million Kinder, die im Irak als Folge der Sanktionen gestorben sind - das waren Kinder unter 5 Jahren! -, das sei eine „sehr schwere Entscheidung“ gewesen, aber der „Preis“ sei es wert!

Weltweite Hungersnöte und Pandemie

David Beasley, der Leiter des UN-Welternährungsprogramms, hat gerade einen Dokumentarfilm über die Hungersnot im Jemen gedreht, der Hunger Ward (Hungerstation) heißt und den ich jedem ans Herz legen möchte. Er zeigt, wie es im Jemen kleine Mädchen gab, deren Arme so dünn wie mein Finger waren. Sie hatten hohle Augen und ihre Haut war wie Pergament, weil sie am Verhungern waren. Ich denke, Frau Albright sollte jede Nacht Alpträume haben, in denen jedes dieser 500.000 sterbenden Kinder aus dem Irak sie anschaut und sie verfolgt. Sie schauen sie mit ihren sterbenden Augen an, und das würde so lange weitergehen, bis diese Frau eine menschliche Regung hat.

Die Situation ist noch viel schlimmer, denn laut dem neuen Bericht, den das UN-Welternährungsprogramm veröffentlicht hat, 2021 Global Report on the Food Crisis, sind 55 Länder in extremer Nahrungsnot. In Syrien gibt es jetzt wegen der Sanktionen, des Krieges und der Abwertung ihres Pfundes eine sehr große Anzahl von Menschen, die von Nahrungsmitteln abhängig sind. Die Lebensmittelpreise sind von Dezember 2019 bis 2020 um 236% gestiegen. Das bedeutet, daß insgesamt in all diesen Nationen - 40 Nationen - 34 Millionen Menschen in den kommenden Monaten akut vom Hungertod bedroht sind.

Beasley rief bei SIPRI, dem Stockholmer Institut für Friedensforschung, alle Länder dazu auf, dringend Unterstützung zu mobilisieren, um ein Massensterben von Millionen Menschen abzuwenden. Tatsächlich ist es eine Zahl von Menschen, die sehr schnell so hoch sein wird wie alle Todesfälle des Zweiten Weltkriegs. Er erwähnte, daß die UN-Sicherheitsratsresolution 2417 im Jahr 2018 einstimmig verabschiedet wurde, und daß diese Resolution ganz klar besagt, daß Hunger nicht als Kriegswaffe eingesetzt werden darf. Im Moment gibt es 155 Millionen Menschen in akuter Ernährungsunsicherheit. Diese Menschen sind in Ländern wie Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien, Haiti, Nigeria, Südsudan, Sudan, Syrien, Jemen, Simbabwe.

Die COVID-19-Pandemie in Indien hat offiziell bereits 238.000 Todesfälle verursacht. Aber laut Experten ist die Zahl 5-10 mal höher, weil nur die Menschen gezählt werden, die in Krankenhäusern sterben, nicht aber diejenigen, die auf dem Land sterben. Die wenigen Flugzeugladungen an Hilfe, die von anderen Ländern geschickt werden, sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Leiter der afrikanischen Seuchenbehörde CDC sagte, daß sie entsetzt sind, wenn sie nach Indien schauen, weil der größte Teil der Impfstoffe, die nach Afrika kamen, dort produziert wurde, und jetzt, wo die Krise in Indien explodiert, sind sie besorgt, daß kein weiterer Impfstoff kommt. Es ist auch klar, daß wir ein Massensterben in Brasilien und an vielen anderen Orten sehen.

Bankrottes Finanzsystem

Wenn man dieses Bild als Ganzes betrachtet, und das ist es, was wir tun müssen, dann rächen sich jetzt die vergangenen Fehler. Wir sind jetzt genau an dem Punkt, den Lyndon LaRouche 1971 vorausgesagt hat, als Präsident Nixon das alte Bretton-Woods-System zerschlug und einen Kurs der liberalen Geldpolitik einschlug. Lyndon LaRouche sagte damals, wenn man diesen Kurs fortsetzt, wird es zu einem Punkt kommen, an dem die Gefahr einer neuen Depression, die Gefahr eines Krieges und die Gefahr eines neuen Faschismus drohen. Mein verstorbener Mann hatte auch absolut recht, als er bereits 1973 warnte, daß die IWF-Auflagen dazu führen würden, daß neue Pandemien kommen und dies schließlich eine existentielle Bedrohung für die Zivilisation würde.

Das Finanzsystem ist dabei, zu explodieren. Wir haben es mit einer Situation zu tun, in der nach der Systemkrise 2008 nichts getan wurde, um die Ursachen zu beseitigen - nur „quantitative Lockerung“ und das Pumpen von Geld in Billionenhöhe. Jetzt sehen wir das Potential eines Ausbruchs von Hyperinflation, wie er 1923 in Deutschland stattfand. Im Jahr 1923 druckte die Reichsbank Geld, um die Kriegsschulden und die Reparationen zu bezahlen. Zuerst sah man keine große Veränderung, aber dann, im November 1923, brach es los. Es war die komplette Enteignung der Lebensleistung des Volkes.

Die Bank of America hat soeben einen Bericht herausgegeben, der besagt, daß wir gerade eine vorübergehende Hyperinflation haben. Das sehe man daran, daß alle Rohstoffpreise steigen, aber dies werde sich bald in einem Anstieg der Verbraucherpreise niederschlagen. Eine „vorübergehende Hyperinflation“, das ist so, wie ein „bißchen schwanger“ zu sein. Aber daß die Hyperinflation das notwendige Ergebnis dieser ganzen Politik der fortgesetzten Spekulation in der letzten Zeit ist, das wissen alle großen Akteure.

Das ist der wahre Grund, warum sie darauf wetten, eine letzte Superblase zu erzeugen, indem sie auf den „Great Reset“ setzen, die Große Transformation der Dekarbonisierung der Weltwirtschaft, den „Grünen New Deal“. Das ist die Illusion, daß es irgendwie ihre Gewinne und ihr System retten würde, wenn sie jetzt in den nächsten zehn Jahren weitere 60 Billionen Dollar in das Finanzsystem pumpen. Aber das würde nur wieder einen gigantischen Vermögenstransfer von den Armen zu den Reichen bedeuten.

Dies ist bereits am Horizont zu erkennen. Es geschieht, weil die EU den Grünen New Deal umsetzt, so wie die Biden-Administration. Während damit den sogenannten fortgeschrittenen Ländern „nur“ die Deindustrialisierung droht, bedeutet es für die Entwicklungsländer ein Massensterben zusätzlich zu den bereits erwähnten Krisen. Der indische Energieminister Singh sagte kürzlich, der Green Deal sei vielleicht für die Industrieländer in Ordnung, aber absolut nicht für die Entwicklungsländer. Alleine in Afrika haben 800 Millionen Afrikaner keinen Zugang zu Strom. Es würde - das sind jetzt meine Worte - eine massive Reduzierung der Bevölkerung bedeuten, und es ist auch klar, daß das ihre Absicht ist.

Eine globale Lösung

Was ist zu tun? Es gibt eine Lösung, aber es ist wichtig, alle diese Probleme auf einmal anzugehen, denn wenn man eine systemische Krise hat wie die, die ich hier beschreibe, mit diesen verschiedenen Elementen, dann reicht es nicht, ein wenig von dieser und ein wenig von jener Krise zu lösen. Man muß ein völlig anderes System schaffen.

Präsident Putin hat im Januar 2020 ein dringendes Treffen der ständigen fünf Mitglieder des UN-Sicherheitsrates (P5) gefordert. Ich denke, das ist es, was jetzt unbedingt geschehen muß. Ein solches Gipfeltreffen sollte einberufen werden wegen der Gefahr eines Dritten Weltkriegs, einer außer Kontrolle geratenen Pandemie, einer Welthungersnot, der Gefahr eines Zusammenbruchs des Finanzsystems. Er muß zu einer sofortigen Umsetzung des folgenden Programms führen:

Angesichts der Pandemie ist der einzige Weg, diese und zukünftige Pandemien zu stoppen, die Schaffung eines Weltgesundheitssystems, das heißt eines modernen Gesundheitssystems in jedem einzelnen Land. Denn wenn man die Pandemie nicht stoppt, selbst im ärmsten Land der Erde, dann wird sie zurückkommen. Es wird neue Varianten geben, neue Stämme, die schließlich die bereits verteilten Impfstoffe obsolet machen könnten.

Wir befinden uns also in einem Wettlauf mit der Zeit. Wir sollten in jedem Land das tun, was in Wuhan getan wurde, als die Pandemie ausbrach. Baut Krankenhäuser! Das kann man mit dem Pionierkorps der Armee machen, mit Hilfsorganisationen. In einer Woche kann man ein Krankenhaus für tausend Menschen bauen. Dann brauchen diese modernen Krankenhäuser gut ausgebildete Ärzte und Krankenschwestern. Man braucht viel sauberes Wasser; 2 Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Man braucht viel Strom; ohne Infrastruktur geht das nicht. Der Aufbau eines modernen Gesundheitssystems in jedem Land kann und muß also der Anfang sein, um die Unterentwicklung der Entwicklungsländer endgültig zu überwinden.

Wir brauchen ein Programm zur weltweiten Armutsbekämpfung, genauso, wie es Franklin D. Roosevelt mit seiner Forderung nach Bretton Woods beabsichtigt hatte, die aber wegen seines zu frühen Todes nie umgesetzt wurde. Aber jetzt brauchen wir genau das. Es muß mit einer globalen Glass-Steagall-Bankentrennung beginnen, der dann die Schaffung eines Hamiltonschen nationalen Bankensystems in jedem Land folgen muß. Wir brauchen ein Kreditsystem, das dann zu einem Neuen Bretton-Woods-System werden kann.

Dann können wir die Ausdehnung der Neuen Seidenstraße nach Südwestasien finanzieren. Die Möglichkeit, das Sterben und Verhungern in Syrien, Jemen, Afghanistan, Irak zu überwinden: Die Lösung liegt auf der Hand. Als Präsident Xi Jinping 2015 in Saudi-Arabien, Iran und Ägypten war, hat er angeboten, die Neue Seidenstraße in die gesamte Region zu verlängern. Dieses Programm - und das Schiller-Institut hat ein umfassendes Programm für die gesamte Region ausgearbeitet - kann in einer solchen Sitzung der „P5“ des UN-Sicherheitsrates umgesetzt werden. Es wird vereinbart, und dann arbeiten alle großen Nachbarn Südwestasiens - Rußland, China, Indien - zusammen, und die Vereinigten Staaten und die europäischen Nationen erklären sich bereit, beim Wiederaufbau dieser Region, die durch diese endlosen Kriege zerstört worden ist, mitzuwirken. Dann sollte natürlich die Neue Seidenstraße mit dieser internationalen Zusammenarbeit, einschließlich anderer Länder wie Japan, Indien, Südkorea, am Wiederaufbau Afrikas beteiligt sein.

Wir müssen die geopolitische Konfrontation durch ein Crash-Programm der Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Fusionsenergie ersetzen, wo in der letzten Zeit große Durchbrüche erzielt wurden. Wenn wir erst einmal die Fusionskraft haben, werden wir eine sichere Energiequelle für die gesamte Menschheit haben, und wir werden auch das Problem der begrenzten Rohstoffe in den Griff bekommen, weil man mit dem Verfahren der Fusionsfackel Isotope trennen und neue Rohstoffe schaffen kann.

Wir brauchen eine internationale Zusammenarbeit im Weltraum. Anstatt die geopolitische Konfrontation in den Weltraum auszuweiten, sollten wir eine internationale Zusammenarbeit haben, um ein Dorf auf dem Mond und bald eine Stadt auf dem Mars zu bauen. Wir sollten auf die Leiterin der Marsmission und Leiterin des Energieministeriums von Abu Dhabi, Frau Al-Amiri, hören, die schon vor einigen Jahren eine schöne Rede gehalten hat. Sie zeigt dort mit ihrem Finger in die Höhe und sagt, die Leute sollten auf das schauen, was am Ende ihres Fingers ist, um zu sehen, was der Himmel ihnen sagen wird.

(Video-Clip) Sarah Al-Amiri, die Leiterin des wissenschaftlichen Teams der Raumfahrtbehörde und stellvertretende Projektleiterin der Marsmission der Vereinigten Arabischen Emirate: Das Hubble-Weltraumteleskop wurde auf eine Region gerichtet, die so klein ist [sie zeigt es mit dem Finger]. Und es kam dieses Bild heraus. Die Lichtpunkte, die Sie auf diesen Bildern sehen, sind keine Sterne, es sind Galaxien. Es gibt Hunderte von Milliarden von Sternen in jedem dieser Punkte in dieser kleinen Region des Himmels, auf die wir schauen. (Ende des Videos)

Helga Zepp-LaRouche: Nun, das Hubble-Teleskop hat entdeckt, daß es mindestens zwei Billionen Galaxien gibt. Ich möchte, daß Sie sich diesen Gedanken wirklich zu Gemüte führen und dann darüber nachdenken, wie dumm es wäre, wenn wir als menschliche Gattung - die einzige Gattung, die aufgrund unserer schöpferischen Vernunft potentiell unsterblich sein kann - uns selbst durch eine thermonukleare Zerstörung vernichten würden. Ich denke, wir sollten den Ehrgeiz haben, nicht dümmer zu sein als die Tiere, denn es gibt keine Tierart, die jemals ein solches Verhalten zeigen würde. Ich danke Ihnen.

Frau Zepp-LaRouche ist Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts sowie Bundesvorsitzende der BüSo.

Eine Übersicht über die Themen und Diskussionen der Konferenz finden Sie hier.