Am Abend des 4.5. genehmigte das israelische Sicherheitskabinett Pläne zur „Eroberung und Besetzung“ des Gazastreifens. „Kein rein und raus mehr“, erklärte Ministerpräsident Netanjahu, es solle eine vollständige Übernahme geben. Reservisten der Streitkräfte (IDF) werden bereits einberufen, und das Kabinett ratifizierte auch eine IDF-Aufsicht über die Lebensmittel in Gaza, wonach nur von Israel zugelassene kommerzielle oder andere Lebensmittelverkäufer in IDF-kontrollierten Zentren arbeiten dürfen.
Unterdessen wird die palästinensische Bevölkerung vor den Augen der Welt ausgehungert. Seit 65 Tagen gelangen keine Lebensmittel und Hilfsgüter aus dem Ausland mehr in den Gazastreifen. An den Grenzen stehen 3000 UN-LKW mit lebensrettenden Hilfsgütern und warten auf die Einreiseerlaubnis, die nun offenbar endgültig verweigert wird. Die Knappheit an Nahrung und Wasser treibt immer mehr verzweifelte Zivilisten dazu, UN-Lagerhäuser und Geschäfte zu plündern.
Israelischen Medienberichten zufolge will die Regierung mit der Umsetzung ihres Plans warten, bis US-Präsident Trump seine geplante Reise in die Region vom 13.-17.5. beendet hat. Er reist nach Katar, den Emiraten und Saudi-Arabien und will dort angeblich auch Geschäfte besprechen.
Die Proteste und Gegenstimmen innerhalb Israels sind beachtlich. Es wird berichtet, daß viele Reservisten den Einberufungsbefehl verweigern. Das Forum der Familien von Entführten und Vermißten veröffentlichte am 5.5. eine Erklärung, in der es den neuen Plan zur Eroberung des Gazastreifens als „Smotrich-Netanjahu-Plan“ zur Aufgabe der Geiseln und als „Aufgabe der nationalen Sicherheit“ verurteilt. Die Regierung entscheide sich gegen den Willen von 70% der Bevölkerung „für Territorium statt für Geiseln“. Laut Times of Israel befürwortet in allen Umfragen eine große Mehrheit der Israelis ein Abkommen für die Freilassung aller Geiseln aus Gaza, auch wenn es das Ende des Krieges bedeuten würde.
Der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ami Ajalon, warf Netanjahu letzte Woche öffentlich vor: „Die Wahrheit ist, daß unsere Geiseln in Gaza zugunsten der messianischen Ideologie der Regierung und eines Premierministers namens Benjamin Netanjahu aufgegeben wurden, der verzweifelt versucht, sich aus persönlichem Gewinn an die Macht zu klammern.“ Ajalon verwies auf die etwa 150.000 Israelis, die Petitionen und Briefe mit der Forderung nach der Beendigung des Krieges unterzeichnet haben, darunter tausende Militär- und Geheimdienstangehörige. Ajalon ist ehemaliger Oberbefehlshaber der israelischen Marine.
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