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Präsident Putin: Der einzige universelle Wert ist der Schutz des menschlichen Lebens

Die Jahrestagung des einflußreichen russischen Waldai-Diskussionsklubs, die vom 18.-21.10. in Sotschi stattfand, war dem zentralen Thema gewidmet, dem sich die Welt heute gegenübersieht: „Globale Umwälzungen im 21. Jahrhundert: das Individuum, die Werte und der Staat“. Der russische Präsident Putin befaßt sich in seiner Rede am letzten Tag mit dem systemischen Charakter der heutigen Krise auf einer tieferen kulturellen Ebene.

Nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems vor etwa drei Jahrzehnten „gab es diejenigen, die sich nach dem Ende des Kalten Krieges als Sieger fühlten... und glaubten, den Olymp erklommen zu haben“, doch sie „stellten bald fest, daß auch dort der Boden unter ihnen wegfiel, und diesmal waren sie an der Reihe, und niemand konnte ,diesen vergänglichen Augenblick aufhalten‘, egal wie gerecht er schien“.

Angesichts von Globalisierung, Regimewechsel-Kriegen und Coronavirus „können nur souveräne Staaten wirksam auf die Herausforderungen der Zeit und die Forderungen der Bürger reagieren. Dementsprechend sollte jede wirksame internationale Ordnung die Interessen und Fähigkeiten des Staates berücksichtigen und auf dieser Grundlage vorgehen, und nicht versuchen zu beweisen, daß sie nicht existieren sollten... Denn es ist klar, daß es im Falle einer echten Krise nur noch einen einzigen universellen Wert gibt, nämlich das menschliche Leben, und wie er dies am besten schützt, entscheidet jeder Staat auf der Grundlage seiner Fähigkeiten, seiner Kultur und seiner Traditionen.“

Auf die Frage, was die Welt einen könne, wenn jedes Land seine eigenen Traditionen habe, antwortete Putin:: „Wissen Sie, was der Trick ist? Der Trick ist, daß es natürlich eine große Vielfalt gibt und jedes Volk auf der Welt anders ist. Dennoch gibt es etwas, das alle Menschen eint. Schließlich sind wir alle Menschen, und wir alle wollen leben. Das Leben ist von absolutem Wert.“ 

In der Frage des Umgangs mit Ungerechtigkeit griff der Präsident implizit den kulturellen Verfall im Westen an: „Der Kampf für Gleichheit und gegen Diskriminierung hat sich in einen aggressiven Dogmatismus verwandelt, der an Absurdität grenzt, wenn die Werke der großen Autoren der Vergangenheit - wie Shakespeare - nicht mehr an Schulen oder Universitäten gelehrt werden, weil ihre Ideen als rückständig gelten. Die Klassiker werden für rückständig und ignorant gegenüber der Bedeutung von Geschlecht oder Rasse erklärt... Der Kampf gegen rassistische Handlungen ist eine notwendige und edle Sache, aber die neue ,Cancel-Kultur‘ hat sie in eine ,umgekehrte Diskriminierung‘ verwandelt, das heißt in umgekehrten Rassismus. Die zwanghafte Betonung der Rasse spaltet die Menschen weiter, während die wahren Bürgerrechtskämpfer gerade davon träumten, Unterschiede zu beseitigen und sich zu weigern, Menschen nach ihrer Hautfarbe zu trennen.“

Zur Veranschaulichung dieses Gedankens hatte er ein Zitat von Martin Luther King ausgewählt: „Ich habe einen Traum, daß meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben werden, in dem sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden.“ Putin kommentierte: „Das ist der wahre Wert... Jeder von uns ist ein menschliches Wesen. Das ist es, was zählt.“

Dagegen sei die Diskussion über Gender-Rechte oder Geschlechtsumwandlungen für Kinder zu einer „Phantasmagorie“ geworden. „Jeder, der es wagt, zu erwähnen, daß es Männer und Frauen tatsächlich gibt, was eine biologische Tatsache ist, riskiert, ausgegrenzt zu werden.“ Solche Versuche seien nicht neu. Einige „sowjetische Kulturträger“ in den 1920er Jahren „erfanden eine Art Neusprech, in dem Glauben, sie würden ein neues Bewußtsein schaffen und auf diese Weise die Werte verändern. Und wie ich bereits sagte, haben sie einen solchen Schlamassel angerichtet, daß es einen manchmal immer noch erschaudern läßt.“

Wie die moralischen Ressourcen der Menschheit für ein globales Paradigma der Kooperation mobilisiert werden können, darum geht es bei der nächsten internationalen Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 13./14. November. Hier erfahren Sie mehr.

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