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Relevantes über die BüSo-Phobie des Wiesbadener Kurier

Der Wiesbadener Kurier versteht sich, wie aus der Vergangenheit sattsam bekannt, als Vormund der Wiesbadener Wähler. Er maßt sich an, zu bestimmen, welche Fragen im Wahlkampf eine Rolle spielen und zu welchen Themen die Kandidaten sich äußern sollen. Doch da die BüSo und ihre Kandidaten sich nicht an diese Spielregeln halten, steigt beim Wiesbadener Kurier jedesmal der Blutdruck, wenn die vom Kurier veranstaltete Kandidatendebatte näher rückt.

Dabei gilt es nicht nur, immer neue Vorwände zu finden, warum gerade der BüSo-Kandidat nicht eingeladen werden könne. Diesmal mußte hierfür eine Umfrage herhalten, bei der nicht, wie sonst üblich, der zu erwartende Stimmanteil der Kandidaten an den tatsächlich abgegebenen Stimmen, sondern bezogen auf die Wahlberechtigten insgesamt angegeben wurde. Und dieser Anteil liege, so der Kurier, beim BüSo-Kandidaten unter 1% - zuwenig, um nach den Kriterien des Kurier zu den „relevanten Kandidaten“ zu zählen.

Es stellte sich für den Kurier aber auch die Frage, wie verhindert werden könnte, daß bei der Kandidatendebatte „unangebrachte“ Fragen gestellt werden, die die vom Kurier verhängte politische Käseglocke lüften könnte. Vom Finanzkrach will man ebensowenig wissen wie von der Weltwirtschaftskrise - was hat die denn mit Wiesbaden zu tun? - oder vom drohenden Irankrieg. Das fällt jedoch schwer, wenn sich ein gutes Dutzend BüSo-Unterstützer im Saal befinden, die sich fleißig zu Wort melden und just das tun, was der Kurier um jeden Preis verhindern will, und wenn draußen vor dem Saal ein weiteres Dutzend BüSo-Anhänger mit Umhängern und Gesang gegen die Realitätsflucht des Wiesbadener Establishments demonstrieren.

Also schuf sich der Kurier einen eigenen Veranstaltungssaal, gut gegen den unerwünschten Lärm der Außenwelt abgeschirmt, und nur halb so groß wie in der Vergangenheit, was einerseits der Priorität entspricht, die die Masse der Bevölkerung dieser Wahl zuschreibt - man erwartet eine Wahlbeteiligung zwischen 20 und 25% -, andererseits den Vorwand liefert, von den Interessierten eine Anmeldung zu verlangen, unter denen dann die „knappen“ Plätze ausgelost würden. Auf diese Weise konnte man die Anmeldungen vorsortieren und unerwünschte Gäste im Vorfeld unauffällig fernhalten. So bestand das Publikum zum größten Teil aus Unterstützern der drei geladenen Kandidaten, oder Mitarbeitern des Kurier. Da man offenbar damit rechnete, daß es der BüSo trotzdem gelingen würde, Anhänger ins Publikum zu schmuggeln - zurecht, denn es waren wieder ein knappes Dutzend BüSo-Mitglieder im Saal - waren die Moderatorinnen und offenbar auch ein Teil des Publikums darauf vergattert, sämtliche Wortmeldungen abzuwürgen, die nicht „zum Thema“ gehörten.

Das führte zu einem lustigen Phänomen, das sich im Lauf des Abends etwa achtmal wiederholte: Eine Person erhielt das Mikrophon, nach drei Worten kam den Moderatoren der Verdacht, daß es sich - oh Graus! - wieder um einen BüSo-Anhänger handelte, und sofort hagelte es Zwischenrufe, um den Versuch einer Fragestellung unmöglich zu machen, während die armen Praktikantinnen des Kurier versuchten, den Fragestellern das Mikrophon wieder zu entreißen.

Trotzdem wurden mehrere Fragen hörbar, die nicht dem vorgefaßten Konzept des Kurier entsprachen, etwa, warum denn Herr Hartmann von der BüSo nicht zu den relevanten Kandidaten gehöre? Oder, angesichts der Tatsache, daß sich schon bei der letzten Oberbürgermeisterwahl zwei Drittel der Wähler der Stimme enthielten, worin denn die Relevanz der eingeladenen Kandidaten bestehe? (Hier gab es bei dem Wort „Relevanz“ einen solchen Tumult, daß es mehrere Minuten dauerte, bevor die Frage zuende gesprochen werden konnte.)

Diese Fragen wurden selbstverständlich ebensowenig beantwortet wie die an die Kandidaten gerichtete, warum sie - lügen, indem sie ihren Wählern alles mögliche versprechen, während das Finanzsystem zusammenbricht. Im Zusammenhang mit dem Bau eines muslimischen Gebetsraums erklärte ein BüSo-Mitglied, man müsse die Diskussion hierüber im Zusammenhang mit der Kriegspolitik und Kriegspropaganda der US-Regierung sehen, und warf den Medien vor, diese Aufregung ebenso zu orchestrieren wie diese Kandidatendebatte, bei der alle unerwünschten Wortmeldungen abgewürgt würden. Schließlich, beim Thema „Kinderbetreuung“, bedankte sich einer der Gäste beim Kurier: „Es ist wichtig, daß Kinder gut erzogen werden, und wir dürfen nicht vergessen, daß wir alle hier Kinder des Hauses Nassau sind. Und Sie erweisen wirklich uns allen einen wichtigen Dienst, wenn sie einen solchen gefährlichen Gegner des Hauses Nassau wie den Herrn Hartmann hier nicht zu Worte kommen lassen, denn er könnte ja vielleicht die Menschen zum Denken bringen und dazu bewegen, daß sie bei der Wahl ihre Stimme abgeben.“

Natürlich haben alle diese Interventionen, wenn man die Berichterstattung des Wiesbadener Kurier zugrunde legt, gar nicht stattgefunden. Denn der Kurier weiß, daß die Bevölkerung es richtig findet und respektiert, wenn man vor falschen Autoritäten keinen Respekt zeigt. Sie weiß, daß Wiesbaden keine respektable Tageszeitung hat, und insofern ist es auch ziemlich irrelevant und eher von klinischem Interesse, was und wie der Wiesbadener Kurier über Kandidaten berichtet, die sich vom Kurier irrelevante Themen vorschreiben lassen.

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