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Schillerfest in Dresden, Januar 2009

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Am 31. Januar 2010 fand in Dresden ein kulturpolitisches Ereignis besonderer Art statt: der wohl größte Deutsche, der jemals gelebt hat, unser Dichterfürst Friedrich Schiller, wurde anläßlich seines 250. Geburtstags mit Gedichten, Szenen und Gesang ausgiebig gefeiert. Eröffnet wurde das Fest mit einer Erinnerung an die Bedeutung, die die „Station“ Sachsen im Leben und Wirken des Dichters gehabt hatte, denn wie so viele andere große Künstler hatte auch er Schwierigkeiten, mit seinem Beruf das nötige Geld zu verdienen. Daher kam die Einladung von Christian Gottfried Körner wohl wie eine göttliche Fügung, denn hiermit gewann er nicht nur einen großzügigen Gönner, sondern auch einen teuren Freund, der seine humanistischen Ideale teilte. Schiller schrieb selbst in einem Brief an eine Freundin:

„Wenn ich mir denke, daß in der Welt vielleicht mehr solche Zirkel sind, die mich unbekannt lieben und sich freuen, mich zu kennen, daß vielleicht in hundert oder mehr Jahren - wenn auch mein Staub schon lange verweht ist, man mein Andenken segnet und mir noch im Grabe Tränen und Bewunderung zollt - dann, meine Teuerste, freue ich mich meines Dichterberufes und versöhne mich mit Gott und meinem oft harten Verhängnis.“

Unser Schiller wäre wohl ebenso glücklich, wenn er sehen würde, wie wir zweieinhalb Jahrhunderte nach seiner Geburt ihm eben jene Bewunderung zollen - und von seinen Werken zu (Freuden-)Tränen gerührt werden. Und niemals war Schillers Werk so nötig wie heute, wie die Präsidentin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, in ihrer Eingangsrede über die derzeitige Weltlage deutlich machte: auf der einen Seite die beängstigend schnell zunehmende Verrohung und Erschlaffung der Bevölkerung, auf der anderen Seite die immer perversere Dekadenz der vermeintlichen Elite der Gesellschaft. Als Reaktion auf ähnliche Erscheinungen zu seinen Lebzeiten entwickelte Schiller die bewußt anti-kantianischen Konzepte des Erhabenen und des Empfindungsvermögens, und entwarf damit einen Leitfaden, der uns aus dem heutigen Dilemma herausführen kann.

Mit diesem Paukenschlag war das Fest in vollem Gang; es folgten die Königinnen-Szene aus Maria Stuart, die Balladen Die Bürgschaft und Die Kraniche des Ibykus, das Duett zwischen Carlos und Rodrigo aus dem von Verdi vertonten Schiller-Drama Don Carlos, die Gedichte Der Handschuh, Die Worte des Glaubens und Die Worte des Wahns, das von Schubert vertonte Lied Thekla: Eine Geisterstimme, ein Wahlkampfbericht aus NRW über den Kampf für die deutsche Seele heute und nicht zuletzt ein persönlicher Appell an alle Teilnehmer, diese Ideen von Schiller nicht nur zu konsumieren, sondern selbst zu verkörpern und weiterzutragen. Der unumstrittene Höhepunkt der Veranstaltung aber war die Aufführung des größten Meisterwerkes klassischer Kompositionskunst: Beethovens Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“, der Schlußsatz seiner 9. Sinfonie! Also: Nun kommt die Schillerzeit!

Ihr Karsten Werner