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Schnell viele neue Wohnungen bauen!

[author]Von Rainer Apel[/author]

Wohnraum ist schon vor der großen Flüchtlingswelle für mehr und mehr Deutsche unerschwinglich geworden: alleinerziehende Mütter, Empfänger von Hartz IV und Sozialhilfe, sozial schlecht Abgesicherte plötzlich ohne Arbeitsplatz, Geringstverdiener und andere – mittlerweile umfaßt das einige Millionen Bürger in Armut oder in „hohem Armutsrisiko” in diesem Land. Etwa 350.000 Deutsche sind derzeit obdachlos, die Zahl wird in zwei oder drei Jahren bei einer halben Million liegen.

Seit der Jahrtausendwende sind mehr als eine Million Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung herausgefallen und nicht ersetzt worden, jährlich kommen noch einmal 60.000 hinzu. Bereits vor dem Wohnungsgipfel der Bauwirtschaft bei der Bauministerin in Berlin am 22. September lag die Forderung von Experten nach Neubau von jährlich 400.000 Wohnungen, davon 80.000 mit sozialer Mietpreisbindung, über mehrere Jahre vor, um die Lücke zu schließen. Insgesamt fehlen im Land, so einige Experten, sogar vier Millionen Wohneinheiten – ein Mangel, der sich über Jahrzehnte angestaut hat. Und jetzt, mit den vielen Flüchtlingen, die menschenwürdigen Wohnraum brauchen, müssen noch mehr Wohnungen gebaut werden.

Ist Deutschland damit nicht völlig überfordert, kann nicht funktionieren, was einfach nicht geht?

Definitiv überbelastet ist Deutschland mit der exzessiven neuen „Energieeinspeisungsverordnung”, die 2016 in Kraft treten soll und den Neubau von Wohnungen um bis zu 10 Prozent verteuert. Wo sonst in Europa leistet man sich solchen Unsinn? Außerdem die Lärmbelastung: Bauen ist laut, der Bürger wird rebellieren! Viele werden übrigens, muß man ironisch anmerken, den Lärm gar nicht mitbekommen, weil sie 24 Stunden am Tag verstöpselt sind (Ohrhörer von Smartphone usw.). Aber zurück zum Ernst der Lage: Ist der Bausektor überhaupt in der Lage, so viele neue Wohnungen zu errichten, und das in kurzer Frist?

Die Bauwirtschaft hat beim besagten Berliner Wohngipfel vorgeschlagen, in großem Umfang Bauteile und -elemente industriell vorzufertigen, so daß die Grundmontage vor Ort zügig vorangeht und die Handwerker für die Innenarbeiten so schnell wie möglich mit ihrer Tätigkeit beginnen können.

Aber die Kosten des Ganzen, die Kosten, was ist damit? Nun, eines muß von Anfang an klar sein, nämlich daß die Mindestlöhne auch bei einer Notlage wie dieser gezahlt werden und nicht etwa Flüchtlinge, die man beim Bau gleich mitbeschäftigt, für zwei oder drei Euro pro Stunde Hilfsdienste leisten. Das andere sind wertmäßige Abschreibungen für die Wohnungen zur Entlastung der Eigentümer, und dann natürlich das Allerwichtigste, billige Langfristkredite für die Baufinanzierung. Vielleicht käme man mit Kosten von 10 Milliarden Euro pro 400.000 neuerrichteter Wohnungen hin – das könnte Deutschland schaffen, am besten durch ein Programm, das über mehrere Jahre von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert würde. Die Bausparkassen und Sparkassen könnten mitmachen, man könnte sogar staatlich abgesicherte Bau-Sonderbonds auflegen und mit dem Geld der Bonds-Käufer zusätzliche Mittel mobilisieren. In Ägypten hat man das gemacht, um den Bau des Zweiten Suezkanals zu finanzieren. So wie dort der Kanal ist ein Sonderwohnprogramm vom geschilderten Umfang eine nationale Aufgabe, ein patriotisches Unternehmen.

Wäre übrigens der gesamte Bankensektor so strukturiert wie die KfW und der Bereich der Sparkassen, bräuchte sich niemand graue Haare wegen der Finanzierung wachsen lassen. Bis etwa 1970 waren deutsche Bankiers – auch die von der Deutschen Bank – kaum vom Spekulationsvirus infiziert, es wurden klassische Kredite vergeben, auch mit den Pfandbriefen wurde nicht der Unsinn getrieben, der nach 1990 eingerissen ist. So schaffte das 1945 völlig zerbombte Deutschland den in aller Welt bestaunten Wiederaufbau in nur 15 Jahren, das berühmte „Wirtschaftswunder” eben, rückte wieder an die Spitze der wichtigsten Industrienationen vor, wurde Exportweltmeister.

Wenn sich die deutschen Eliten von heute nur endlich entschließen könnten, den Spekulationsspuk der letzten 20, 25 Jahre zu beenden, die Banken zu trennen und wieder einen realwirtschaftlichen Finanzsektor zu errichten, wäre über ein klug strukturiertes Produktivkreditwesen mehr Geld da, als Deutschland selbst im Lande verbauen kann. Statt in gesamt Europa, vor allem in Griechenland, die Bürger mit unwirksamen „Stabilisiert den Euro”-Programmen zu foltern, hätte Deutschland endlich die Chance, ein großzügiges Land zu werden, das in sinnvolle Projekte vor allem entlang der Neuen Seidenstraße aber auch in Nahost und in Afrika investieren könnte. Wer heute eine Industrieanlage, eine Maschine, Eisenbahnelektronik und dergleichen aus Deutschland importiert, wird vermutlich auch die nächste, modernere Generation dieser deutschen Exportgüter kaufen – ein gutes Geschäft auch für Deutschland, wenn auch auf längere Sicht. „Zukunft” ist aber eben nicht nur das, was die nächsten sechs Monate oder drei Jahre passiert, und das können auch unsere bisher kurzatmigen Politiker lernen. Die BüSo hätte einige Vorschläge, was man da machen kann …

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