Pfarrer Munther Isaac, palästinensischer Theologe und Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bethlehem hat seiner diesjährigen Weihnachtspredigt den Titel gegeben „Christus liegt noch in den Trümmern“. Die Predigt, die er am 20. Dezember gehalten hat, wurde weltweit ausgestrahlt. Sie ist eine eindringliche Botschaft, dass diejenigen standhaft bleiben, die „Nein zur Entmenschlichung“ sagen, die sich weigern, „die Tyrannei des Herodes und seiner modernen Entsprechungen“ zu akzeptieren, in der Gewißheit, dass Gottes Güte und Gerechtigkeit siegen werden.
Es folgen Auszüge (seine vollständige Predigt finden Sie hier):
„440 Tage sind vergangen. 440 Tage ununterbrochener Bombardierungen. Ohne Unterbrechung. 440 Tage Hunger. Dazu 17 Jahre Belagerung und Gefangenschaft. Zehntausende getötet. Verwundete. Für immer behindert. Eingesperrt. Verhungert. Mehr als 17.000 Kinder wurden getötet“, beginnt er.
„Aber es waren auch 440 Tage des Widerstands und sogar der Schönheit. Ich denke an unsere Helden in Gaza: die Ärzte, die Sanitäter, die Retter, die Freiwilligen – diejenigen, die alles für ihre Mitmenschen opfern und geben. Ich denke an jene, die Schulen in Zelten errichtet haben. Die den vertriebenen Kindern Musik vorspielen, um ihnen ein Lächeln inmitten von Schmerz und Zerstörung zu schenken. An die Köche, die Massen von Mahlzeiten zubereiten. Und die Kleinsten, die sich um ihre Geschwister kümmern. Der Verlust ist enorm. Aber wir haben weder unseren Glauben noch unsere kollektive Menschlichkeit verloren. Das ist die Schönheit, von der ich spreche …
Wir müssen gegen die wachsende Apathie kämpfen. Wir dürfen uns nicht ausruhen oder müde werden. Wenn wir das tun, geben wir nicht nur die Menschen in Gaza auf, sondern auch unsere eigene Menschlichkeit … Gleichgültigkeit [gegenüber dem Völkermord] ist Verrat an der Menschlichkeit. An Ihrer und der von Gaza …
In Palästina treffen Kolonialismus, Vorherrschaft, die Logik des Rechts des Stärkeren, Militarismus, Rassismus und religiöser Fundamentalismus aufeinander. Palästina ist eine menschliche und moralische Frage.
...Denken wir an das Jesuskind – das Kind von Bethlehem. ... Dieses Kind hat den Thron des Herodes erschüttert. Während die einen von ihrem „Römischen Reich“ sprechen oder Herodes als „groß“ verherrlichen, sind wir Christen diejenigen, die von einem Kind singen, das von Flüchtlingen geboren wurde, die einem Massaker entkommen sind. Und wir können nicht beides anbeten. Ich bete, dass das Bild des Kindes in den Trümmern tief in unseren Herzen und Gedanken verwurzelt bleibt.
Wir nehmen unsere Berufung in dieser verwundeten Welt und in diesem verwundeten Land an. Wir bestehen darauf, das Bild Jesu in jedem Opfer von Unterdrückung, Ausgrenzung und gewalttätigen Ideologien der Herrschaft und des Imperiums zu sehen. Wir werden weiterhin Gottes Güte und Gerechtigkeit verkünden.
Lasst uns in unserer Standhaftigkeit mit Augen des Glaubens sehen, um zu erkennen und zu glauben, dass jeder Herodes vergehen und jeder Cäsar verblassen wird, denn Imperien haben ein Verfallsdatum. Und lasst uns daran denken, dass die Sanftmütigen und nicht die Mächtigen die Erde erben werden.“
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