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Westerwald-Taunus-Tunnel: Bundesregierung verhindert wichtiges Projekt im Rheintal

Haben die legendären Schildbürger, die ein Fundament für ein Haus nicht bauen, solange kein Dach vorhanden ist, heutzutage Nachkommen? Sieht man, was „Experten“ dem Bundesverkehrsministerium einflüstern, muß man diese Frage bejahen. Die kommen in einer Studie zum Schluß, der Bau eines Eisenbahntunnels von St. Augustin bei Bonn nach Wiesbaden-Schierstein zur Verlegung des Bahngüterverkehrs von der bisherigen Rheintaltrasse rechne sich nicht, weil das derzeitige Gütervolumen auf dieser Strecke nicht groß genug sei. Aber wie kann es überhaupt groß genug sein, wenn die 150 Jahre alte Trasse allein schon wegen der engen Tunnel gar nicht die Kapazität für schnellen Güterverkehr hat? Warum auch sollte jemand den Bahntransport mit Zuggeschwindigkeiten von maximal 60 km/h wollen, wenn LKWs schneller sind?

Der“Westerwald-Taunus-Tunnel“ (WTT), für den sich neben Bürgerinitiativen vor Ort auch die BüSo* eingesetzt hat, wäre eine mehrfache Alternative zu der heutigen Trasse: Güterzüge könnten 160 km/h fahren, lärmfrei, wetterunabhängig. Mit der WTT-Lösung würde das chronische Nadelör im Rheintal beseitigt, das ein Hindernis für den modernen Güterschnelltransport auf dieser zentral wichtigen Strecke der großen Bahntrasse Rotterdam-Genua darstellt. (Eine ausführliche Beschreibung finden Sie hier).

Die neuen Schildbürger sehen einen Sinn für den WTT erst dann, wenn das Gütervolumen sich verzehnfacht—eine solche Verzehnfachung wird es aber erst geben, wenn dieser Tunnel gebaut ist. In Österreich, wo man den Brennerbasistunnel gebaut hat und in der Schweiz, wo der Gotthardtunnel gebaut wurde, versteht man die Dinge so, daß erst eine Trasse vorhanden sein muß, ehe das Verkehrsvolumen sichtbar zunimmt. Nicht so in Deutschland, das in zahlreichen Projekten der Infrastruktur im europäischen Vergleich stark hinterherhinkt.

Hätten diese Neu-Schildbürger sich im 19. Jahrhundert durchgesetzt, wären die meisten Bahnstrecken nie gebaut worden. Und genau das droht der deutschen Bahnpolitik für die kommenden Jahrzehnte, wenn nicht endlich ein Umdenken, besser gesagt die Rückkehr zum wirklichen Denken, einsetzt.

Der Güterverkehr auf der großen Trasse von Rotterdam nach Genua wird sich, wenn der WTT nicht in absehbarer Zukunft gebaut wird, andere Wege suchen – außerhalb Deutschlands, von den Niederlanden über Belgien und Frankreich zur Schweiz und weiter nach Italien. Oder aber der Güterverkehr auf der Straße wird noch weiter zunehmen.       

2017 veröffentlichten die Landesvorsitzenden der BüSo in Rheinland-Pfalz, Barbara Spahn und Alexander Hartmann (Hessen) dazu eine Erklärung: http://archiv-bueso.de/content/sagt-ja-zum-bau-des-westerwald-taunus-tunnels