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Die Frage des Prinzips: Das Projekt „Genesis"

[pretitle]Die Frage des Prinzips[/pretitle]
[title]Das Projekt „Genesis"[/title]
[author]von Lyndon LaRouche[/author]
[date]14. März 2008[/date]

[i]Wir beziehen uns hier auf Arbeiten aus dem Umkreis von Carl Woese u.a., besonders auf „Collective evolution and the genetic code" (Kollektive Evolution und der genetische Kode) von Kalin Vetsigian, Carl Woese und Nigel Goldenfeld, Fachbereich Physik und Mikrobiologie und Institut für Genombiologie der Universität von Illinois in Urbana-Champaign, 16. Mai 2006. [/i]

[i]Mein kritischer Beitrag beschränkt sich hier auf bestimmte hochwichtige Fragen der Erkenntnismethode, die durch eine Grundannahme hinter der von Carl Woese und seinen Mitarbeitern verwendeten Methode aufgeworfen werden. Im vorliegenden Aufsatz empfehle ich eine erneute Beschäftigung mit meinen auf Bernhard Riemanns Erkenntnisse gestützten Argumenten, wie ich sie in „Wernadskij und das Dichrichlet-Prinzip" (Fusion 2/2005) dargelegt habe.[/i]

* * *

Mitarbeiter unseres Nachrichtenmagazins [i]EIR,[/i] die sich weiter mit den Streitfragen beschäftigen, die im Umkreis der Fusion Energy Foundation (FEF) in den siebziger und achtziger Jahren viel Beachtung fanden, sehen in den Arbeiten von Carl Woese u.a. eine erfrischend andere Gangart als bei den radikal reduktionistischen Untersuchungen lebender Prozesse, die in den dreißiger Jahren und noch mehr in der Nachkriegszeit allgemein Verbreitung fanden, als sich ein gewisser radikal empiristischer Einfluß in der Wissenschaft durchsetzte. Typisch für letztere Praxis ist die sogenannte Cambridge-Schule der Systemanalyse, nicht nur bei den Anhängern des Exzentrikers Ernst Mach, sondern insbesondere bei den Anhängern Bertrand Russells, beispielsweise am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) im österreichischen Laxenburg.

In diesem Aufsatz geht es darum, daß Woese u.a. in dem oben erwähnten Papier, trotz der ansonsten lobenswerten Betonung der Dynamik, in einer wichtigen methodischen Frage irren. Der Irrtum besteht darin, daß sie versuchen, Fragen physikalischer Prinzipien mit den damit unverträglichen, derzeit vorherrschenden statistischen Methoden zu behandeln. Sie haben offenbar einige grundlegende Prinzipienfragen übersehen - wenn auch Prinzipien, die außerhalb des Bereichs der Biologie liegen, den sie für den Zweck ihres Berichts abgesteckt haben.

Meine Kritik richtet sich deshalb nicht auf die Einzelheiten ihres Berichts über Versuchsergebnisse in dem von ihnen gewählten Unterbereich der Biologie lebender Prozesse. Ich konzentriere mich hier auf [i]Prinzipien, die sie gar nicht ins Spiel bringen[/i]. Sie stellen sich nicht den grundsätzlichen Problemen, die immer entstehen, wenn man bei seinen Darlegungen stillschweigend oder ausdrücklich davon ausgeht, daß die Rolle der Menschheit in der Biologie durch eine bestimmte gängige Grundannahme hinsichtlich der praktischen statistischen Methode beschränkt sei. Entscheidend ist auch, daß sie die entsprechenden Fragen zum ironischen Wechselverhältnis zwischen Biosphäre und Noosphäre weglassen. Mir geht es darum, daß durch diese Versäumnisse eine falsche Annahme, ein Fehlschluß im Aufbau, toleriert wird, der ihren Absichten wohl zuwiderläuft: nämlich die Annahme, wissenschaftliche Erkenntnisse dürften sich auf Beweise stützen, die von unbewiesenen, rein aprioristischen Annahmen ausgehen - wie den Annahmen, die aufgrund des anhaltenden Einflusses der euklidischen und kartesischen Geometrie den gängigen statistischen Methoden zugrunde gelegt wurden.

Die Autoren könnten dies als „Erbsenzählerei" meinerseits mißverstehen. Das ist es aber nicht, wie aus der Darlegung meiner Argumente hervorgehen wird.

Die typische falsche Grundannahme ist hier, daß die Gewinnung neuer Erkenntnisse statistisch folgendermaßen ablaufen müßte: Erst untersucht man die Chemie nichtlebender Prozesse, um dann, zweitens, zum Bereich der Biosphäre überzugehen und anschließend durch Schlußfolgerung zur dritten Stufe, den einzigartigen Merkmalen der menschlichen Gattung, fortzuschreiten. Mein Ansatz verläuft, wie ich hier zeigen werde, in entgegengesetzter Richtung: von der Noosphäre abwärts zur Biosphäre und dann statistisch zu der einfacheren, reduktionistischen Sicht des Periodensystems der Elemente und seiner Isotope.[sup]1[/sup]

Leider ist die Methode der statistischen Interpretation von Versuchsergebnissen, gegen die ich mich hier stelle, heute so allgemein vorherrschend, daß sie unter Wissenschaftlern oft als eine Art Wunderautorität gilt, die über die ganze Natur herrscht. Der statistische Mystizismus apriorischer mathematischer Methoden, wie in dem reduktionistischen Sophismus, den man euklidische und kartesische Geometrie nennt, hat für sie oberste Autorität.

Schlimmer noch, die heutige Wissenschaftspraxis folgt gewöhnlich der axiomatisch irrationalen Lehre des modernen philosophischen Liberalismus, die vom Präzedenzfall des mittelalterlichen Irrationalisten Wilhelm von Ockham abgeleitet ist. Ich verweise hier nachdrücklich auf den anhaltenden ererbten Einfluß der Lehre des Gründers des modernen europäischen Liberalismus, Paolo Sarpi. Dies nahm dann die Form des anglo-holländischen Liberalismus an und wirkte so auf die Wissenschaftsmethode, wie sie von Descartes, de Moivre, D'Alembert, Leonhard Euler und Joseph Lagrange praktiziert wurde. Noch schlimmer, in der heutigen Wissenschaftspraxis herrscht die degenerierte, radikal positivistische Variante dieses Liberalismus vor, die aus dem Einfluß von Ernst Mach und Bertrand Russell auf die Mechanik sowie den noch radikaleren Auswüchsen von Russells [i]Principia Mathematica[/i] herrührt.

Wenn uns die Wissenschaft bis heute eine entscheidende Tatsache bewiesen hat, dann die, daß das Universum weder euklidisch noch etwas auch nur ansatzweise Ähnliches ist.[sup]2[/sup] Ich protestiere gegen die verdrehte Vorstellung, wissenschaftliche Argumente müßten immer a priori digital-statistisch kohärent sein. Man leitet die Argumente von diesem willkürlich gewählten ideologischen Ursprung ab, verwendet sie ohne jede Rücksicht auf diese Einseitigkeit und setzt sie als „objektiven" Maßstab für die Interpretation physikalischer Versuchsergebnisse. Das ist das derzeit wohl größte und verbreitetste ideologische Hindernis für akademischen oder vergleichbaren Fortschritt im wissenschaftlichen Denken und in der Gestaltung der Wirtschaftspolitik.

Meine Methode der physischen Ökonomie

Meine grundsätzliche Herangehensweise an das hier vorgestellte Thema besteht darin, die Irrtümer in den inhärent reduktionistischen, sogenannten statistischen Methoden anzusprechen. Das gilt insbesondere, wenn solche Methoden verwendet werden, um das [i]Willentliche [/i]am menschlichen Verhalten zu behandeln - so als könnte man bei jeder Beschäftigung mit anderen, niederen Lebensformen einfach darüber hinwegsehen, daß diese wichtige Besonderheit des menschlichen Verhaltens dort fehlt.

[i]Bei allem, auf das man zum ersten Mal stößt, ist das wichtigste das, was es nicht ist. [/i]Wenn heute die unverzichtbare Bedeutung der Noosphäre für die Definition der ihr untergeordneten Biosphäre unterschlagen wird, liegt genau da das Problem, das beispielsweise die hier angesprochene Forschungsrichtung von Vetsigian, Woese und Goldenfeld gefährdet. Daher wähle ich in jedem praktischen Zweig der Naturwissenschaft, etwa in der naturwissenschaftlichen Wirtschaftswissenschaft, die Methode so, daß der entsprechende Gegenstand aus der Sicht des willentlichen menschlichen Verhaltens behandelt wird, denn man muß davon ausgehen, daß diese Dinge nicht einfach auf strikt statistische (d.h. a priori wie bei Euklid) oder vergleichbarer Weise vorhersagbar sind.[sup]3[/sup]

Sehr frühe Seefahrer der Antike, die sich am Sternenhimmel orientierten, entdeckten die Kraft, die das Sternenuniversum ständig verändert, und somit die Kraft, die die Wirklichkeit definiert, in der wir leben. Wir sollten erkennen, daß kompetente Wissenschaft in allen ihren Zweigen, seit sich die erste Wissenschaft aus dieser Sternen-Seefahrt entwickelte, darin besteht, [i]diesen Entdeckungsprozeß weiter voranzutreiben. Es werden immer mehr Prinzipien entdeckt, und deren Prozeß der Ansammlung definiert implizit den menschlichen Geist. [/i]Die Schlußfolgerung, zu der uns diese Überlegungen leiten müssen, lautet zusammengefaßt: In der heutigen Wissenschaft müssen wir vom generativen, Riemannschen Standpunkt der Wernadskijschen Noosphäre als eigentlicher Grundlage ausgehen und von da abwärts zu den funktionell untergeordneten Bereichen der Biosphäre und der unbelebten Natur fortschreiten.

So gesehen sollten wir die Biologie unterhalb des Menschen, die Biosphäre, nach Maßgabe der ihr übergeordneten höheren Autorität behandeln, also der höheren Autorität, die nur im Bereich der Noosphäre existiert. Um die Prinzipien zu definieren, innerhalb derer die Existenz der Biosphäre [i]ontologisch liegt,[/i] sollte man - wie ich in diesem Aufsatz zeige - gerade diejenigen Aspekte der Noosphäre heranziehen, die in der Biosphäre fehlen.

Ich verweise dazu auf Beispiele falscher Ansätze, wie den typischen Fall, daß (z.B. von radikalen Positivisten) bestritten wird, daß ein wirkendes universelles Naturprinzip des Lebens überhaupt existiert, oder daß versucht wird, die Ursprünge der spezifisch menschlichen Erkenntniskräfte aus der Biologie des Tierreichs abzuleiten.

Wer heute die Bedeutung der höheren Ordnung im spezifisch menschlichen Entdeckungsprozeß wirklich verstanden hat, der weiß, daß das Universum vom Prinzip her so beschaffen ist, wie Leibniz es zum universellen physikalischen Prinzip der geringsten Wirkung erklärte oder wie Albert Einstein das Universum sah: Es ist ein [i]dynamisches, analoges Riemannsches Universum, kein neukartesisches statistisches (digitales) Universum[/i]. Entgegen dem Schwindel des berühmten „Zweiten Gesetzes" von Clausius, Grassmann, Kelvin u.a. existiert unser Universum für unsere Entdeckungskräfte als ein grenzenloses, endliches Universum - [i]ein in sich geschlossener, antientropischer, universeller Prozeß ständiger Schöpfung, [/i]wie es auch im berühmten Satz des Heraklit heißt.

Beispielhaft für diesen Punkt ist für uns in der neuzeitlichen europäischen Zivilisation eine Abfolge von Entdeckungen universeller Prinzipien, wofür die einzigartigen Entdeckungen, mit denen Johannes Kepler die moderne Astrophysik begründete, typisch sind - so wie auch Einstein die beispielhafte Bedeutung von Keplers Entdeckung der Gravitation betont.[sup]4[/sup]

So stützt sich mein Argument in bezug auf die erwähnte Arbeit von Woese u.a. nicht nur auf W.I. Wernadskijs einzigartige Entdeckung des universellen Naturprinzips, das wir die Biosphäre nennen, sondern auch auf Wernadskijs damit zusammenhängende Erkenntnis der Existenz der Noosphäre als einem strikt dynamischen, eigenständigen universellen Phasenraum, der auch im Riemannschen Sinne experimentell zu definieren ist. Bei der Beschäftigung mit Fragen lebender Prozesse liegt die Betonung auf den Präzedenzfällen der physikalischen Chemie, die mit der von Wernadskij übernommenen Riemannschen Methode behandelt wurden. Ich habe das für die Wissenschaft realwirtschaftlicher Prognose nachgewiesen, wo die gleichen Riemannschen Prinzipien der Noosphäre gültig sind.

Manchen mag es so erscheinen, daß die Noosphäre ein Produkt der Biosphäre sei. Es stimmt, die Biosphäre stellt der Noosphäre Stoffe zur Verfügung, und umgekehrt; aber die Noosphäre umfaßt die Biosphäre und wirkt auf sie ein. Die Noosphäre verwandelt die Biosphäre nicht nur in bezug auf die Stoffe, sie schreibt ihr auch vor, was sie zu enthalten oder zu produzieren hat, indem sie dem Substanz- und Wirkrepertoire der Biosphäre etwas entnimmt oder hinzufügt.

Mein persönlicher Beitrag zu diesem Themenkreis liegt darin, daß ich eine wirkliche physikalische Wirtschaftswissenschaft auf die Argumente Bernhard Riemanns - deren Bedeutung im Kern bereits deutlich aus seiner Habilitationsschrift von 1854 hervorgeht - gegründet habe.[sup]5[/sup] Das ist der Standpunkt, den ich seit Ende der fünfziger Jahre für den Sonderfall langfristiger Wirtschaftsprognosen und ähnliche Zwecke verwende. Meine Ansichten über die Bedeutung von Riemanns Werk für die Wirtschaftswissenschaft, die aus einer Entdeckung - einem „Funken" - in den fünfziger Jahren erwuchsen, bilden seither die Grundlage meiner Weiterentwicklung einer naturwissenschaftlichen Wirtschaftswissenschaft, die ganz in der Tradition von Leibniz steht, indem sie den Schwerpunkt auf die Dynamik statt auf kartesische und verwandte Methoden legt. Die Gründung einer naturwissenschaftlichen Wirtschaftswissenschaft durch die Arbeiten von Gottfried Leibniz zwischen 1671 und 1716 wurde damit aufgegriffen und fortgesetzt. Meine Methode diente ab Ende der fünfziger Jahre als Grundlage für eine einmalige, nachweislich quasi fehlerfreie Serie langfristiger Wirtschaftsvorhersagen.

Der Dreh- und Angelpunkt meiner Entdeckung in diesem Bereich ist der Begriff der potentiellen menschlichen Bevölkerungsdichte als etwas, was spezifisch dynamisch ist (d.h. analog: leibnizisch-riemannisch) und nicht etwa, wie manchmal fälschlich angenommen, digital (d.h. euklidisch-kartesisch); sie ist somit etwas völlig anderes als die ökologische potentielle Populationsdichte von Tiergattungen. Das menschliche Individuum besitzt das einzigartige Potential, die menschliche Gattung durch transzendentale, qualitative Sprünge ihrer potentiellen relativen Bevölkerungsdichte immer wieder auf qualitativ höherer Ebene neu zu erfinden.

So steht die Abhängigkeit von unterschiedlichen Energieträgern in Volkswirtschaften mit aufsteigender Qualität - erst die Verbrennung von Holz, dann Kohle, Öl, Kernspaltung und weiter aufwärts - jeweils für charakteristische Phasenraum-Abschnitte einzelner Evolutionsschritte menschlicher Kulturen: eine vorsätzliche, qualitative Entwicklung, die bei keiner gewöhnlichen Tierart vorkommt. Daß der Mensch lernte, das „Feuer" zu gebrauchen, was der Olympier Zeus der Menschheit verbieten wollte, definiert die menschliche Gattung in ihrem wirklichen Unterschied zu allen niederen Lebensformen.

Anders gesagt, die reale Existenz der menschlichen Gattung in der dynamischen Form, die sie kennzeichnet, rührt von einer spezifischen (noetischen) Qualität des menschlichen Geistes her, die in niederen Lebensformen (d.h. in der Biosphäre) nicht vorhanden ist. Das Prinzip menschlichen Lebens existiert bei niederen Daseinsformen nicht und läßt sich auch nicht aus dem Studium nichtmenschlicher Aspekte der Biosphäre ableiten, als wären diese „vormenschlich". Die Biosphäre schafft zwar das Potential für wirksame Arbeit der Noosphäre, aber die Umsetzung eines solchen Potentials erfolgt nur innerhalb der Noosphäre selbst.

Richten wir die Aufmerksamkeit darauf, daß der Teil der Gesamtmasse unseres Planeten, der sich aus der Biosphäre und der Noosphäre zusammensetzt, absolut zunimmt, und bedenken wir dabei, daß sich die Noosphäre schneller ausdehnt als die Biosphäre als solche. Dies weist darauf hin, daß es ein universelles physikalisches Prinzip gibt, die Erkenntniskraft des menschlichen Individuums, die bei keiner niederen Lebensform als dem Menschen willentlich ausgedrückt wird.

Wie weiter unten noch ausgeführt, wird daran auch deutlich, daß sich der Grundcharakter der Biosphäre durch die Einwirkung der Noosphäre qualitativ verändert, so daß die Biosphäre keine festen eigenständigen Merkmale mehr hat, weil ihre Eigenschaften sich durch die Einwirkung der Noosphäre ständig verändern. Das bezieht sich nicht nur auf die Anordnung der Elemente, aus denen sich die Biosphäre zusammensetzt, sondern auch auf die Prinzipien, welche die entsprechenden Elemente - alte wie neu geschaffene - der Evolution der Biosphäre unter der Herrschaft der Noosphäre erzeugen. Anders könnte die Evolution von Isotopen, ihre jeweilige Rolle und ihre relative Häufigkeit - wie jene mit besonderer Bedeutung für lebende Prozesse - nicht stattfinden; das zeigt jüngst die Rolle der Kernspaltung.

Diese besondere Eigenschaft sollte man [i]die Funktion der menschlichen potentiellen relativen Bevölkerungsdichte [/i]nennen: [i]Der Anstieg der Energie je Quadratzentimeter Querschnitt des verwendeten Energieträgers bewirkt eine (potentielle) Zunahme menschlicher Besiedlung von Regionen (bzw. Kontinenten oder des Planeten als Ganzem) pro Kopf und pro Quadratkilometer[/i]. Dieser Umstand ist auch für wenigstens halbwegs kompetente heutige Untersuchungen relativ offensichtlich. Aber die Art und Weise, wie diese Wirkung entsteht, führt uns über die Grenzen, in denen das Thema „Wissenschaftsmethode" heute im Lehrsaal und anderswo gewöhnlich dargestellt wird. Der entscheidende Punkt, den man betonen muß, ist hier: [i]Die Noosphäre leitet sich von einem universellen natürlichen Prinzip des menschlichen Lebens ab, der Erkenntniskraft, einer Organisationsfähigkeit, die unter den Arten der niederen Lebensformen, einschließlich der Menschenaffen, nicht existiert. [/i]

Der Fortschritt der menschlichen Gattung gegenüber anderen Gattungen liegt in einem Prinzip, das nur dem Menschen und keiner anderen Gattung eigen ist. Und deshalb wäre es falsch, zu versuchen, den Übergang zum höheren [i]Kardinalszustand [/i]in einem Prozeß mehrerer Phasenräume - wie den Übergang vom Unbelebten zur Biosphäre oder den von der Biosphäre zur Noosphäre -, nach dem üblichen „von unten nach oben" zu erreichen. Man darf nicht von den Faktoren des vorigen (niederen) Zustands ausgehen, sondern muß den „teleologischen" Übergang so behandeln, als wäre er vom höheren Zustand auf den niedrigeren gekommen - so wie Wernadskij die relative Verteilung der Masse von Unbelebtem, Biosphäre und Noosphäre betont hat. Anders gesagt, die Zunahme der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte des Menschen hat (dynamisch) mathematisch-physikalisch die Form, daß das vorhandene Potential durch Veränderungen (etwa durch die menschliche Entdeckung eines höheren Prinzips) vorherbestimmt ist, durch die quasi das „zukünftige" Systempotential eingeführt wurde; der zukünftige Zustand ist nicht als etwas ablesbar, das durch einen derzeitigen Zustand statistisch vorbestimmt ist.

Die Entwicklung dieses Potentials der menschlichen Gattung bestimmt, wie sich dies auf den gesamten Bereich der Biosphäre auswirkt. Und so weiter und so fort.

Ich erläutere die Bedeutung dieses Phänomens.

Carl Woese u.a.

Hier liegt der Kern meiner Entdeckung auf dem Feld der physischen Wirtschaftswissenschaft. Jedoch beschränkt sich meine Entdeckung nicht darauf; sie hat in verschiedener Hinsicht weitaus tiefere Bedeutung, und diese sollte man nicht übersehen, wenn man wichtige Abschnitte der erwähnten Arbeit von Carl Woese u.a. noch einmal liest.

Wer mit dem Werk von Carl Woese u.a. vertraut ist, wird verstehen, daß ich mich bei meinem wesentlichen Punkt gerade auf ihr Werk beziehe, weil ich mit der dynamischen Auffassung bei Passagen wie der folgenden zufrieden bin: „...Insbesondere werden wir hier die Evolution der Übertragung, die Codon-Tafel, die darin enthaltenen Beschränkungen, die Universalität des Kodes und die Dekodierungsmechanismen nicht als Summe von Teilen, sondern als Gesamtheit modellieren..." In anderen Worten: Dynamik, wie sie von Leibniz gegen Descartes und später von Riemann definiert wurde.

So weit, so gut - das stimmt mit Riemannscher Dynamik überein. Aber die Frage bleibt: Was ist die Organisation des Entwicklungsprozesses als ganzem, die bedingt, daß [i]qualitativ[/i] höhere Ordnungen dynamischer Zustände [i]tatsächlich[/i] wirksam erzeugt werden - prinzipiell höhere Zustände, wie etwa die Tatsache, daß der Mensch eine prinzipiell höhere Qualität eines physischen Zustands darstellt als irgendeine andere, niedrigere Lebensform?

Warum wir eine Lösung dieser Frage entdecken müssen, sieht man leicht an der Aufwärtsentwicklung etwa durch die praktische Anwendung höherer Naturprinzipien. Letzteres sind natürlich realwirtschaftliche Prozesse, aber diese Beispiele können nur von entscheidender Bedeutung sein, wenn man andere dynamische Modelle lebender Prozesse oder die Wirkung der realwirtschaftlichen Evolution des Menschen auf die beiden niedrigeren Phasen der internen Prozesse unseres Planeten verstehen will.

Die Antwort lautet in diesem Fall „sozialer Modelle" (etwa dem Modell der Menschheit, die in Keplers Astrophysik lebt), im Gegensatz zur Organisation des Verhaltens im Tierreich: [i]Das Universum ist seinem Wesen nach antientropisch [/i]- entgegen dem, was der Kult des „Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik" von Clausius, Grassmann und Kelvin vertritt. Aber Wernadskijs Werk hat unsere Aufmerksamkeit auf den fundamentalen, prinzipiellen Unterschied zwischen dem abiotischen Bereich, der Biosphäre und der Noosphäre gelenkt, es gibt also als universelles Prinzip qualitative Unterschiede zwischen diesen Bereichen des Universums, die man berücksichtigen muß. Wie die Geschichte der Veränderung der relativen Masse der abiotischen, der Biosphären- und der Noosphären-Komponente der oberen Regionen der Erde zeigt, ist die Entropie als Phänomen nur ein untergeordneter Ausdruck des überlegenen Einflusses der Anti-Entropie, innerhalb derer eine scheinbare Entropie auftritt und definiert werden muß. [i]Bevor es den Tod geben konnte, mußte es erst Leben geben.[/i]

Den schlüssigen Beleg dafür liefert die Steigerung des relativen Bevölkerungsdichtepotentials der menschlichen Bevölkerung, die nur durch die noetischen Prozesse der Entdeckung von Naturprinzipien oder verwandten Prinzipien der klassischen Kunst erreicht wird - Prozesse, die ein Widerhall des Prozesses der Schöpfung sind. Johannes Keplers ureigenste Entdeckung der Rolle der Gravitation im Sonnensystem ist typisch dafür.

Der Mensch unterscheidet sich von allen Tierarten durch die Verhältnisse, in denen sich sein Doppelwesen widerspiegelt: Auf der einen Seite hat er einen Körper, wie ihn Tiere haben; gleichzeitig ist er aber ein ganz anderes Wesen als alle Menschenaffen, die bloße Säugetiere sind, dank der Existenz des menschlichen Geistes, der nicht in die Schranken des geistigen Lebens (soweit vorhanden) eines Tieres eingesperrt ist. Man nennt diesen herausragenden Unterschied gewöhnlich den „Geist" oder die „Seele" des Menschen, der keiner Eigenschaft irgendeiner bekannten Form tierischen Lebens ähnelt - es sei denn, daß Tiere sich in Abhängigkeit vom Menschen entwickeln.[sup]6[/sup]

Allerdings wird mit einem naiven Gebrauch des Begriffs „Geist" oder „Seele" nicht nur der wesentliche Punkt verfehlt, es fördert auch weitverbreitete, absurde Spekulationen. Die menschliche „Seele" ist ein sehr wirksamer Teil des physischen Universums, im Sinne des berühmten [i]Genesis 1, [/i]aber nicht in dem reduktionistischen Sinne, wie „physisch" normalerweise als Begriff verwendet wird. Diese „Seele", in dem Sinne, wie Platon diesen Begriff verwendet, ist die eigentliche Persönlichkeit des individuellen Menschen. Sie ist Ausdruck eines wirksamen Phasenraums innerhalb des gesamten Universums und zeigt in Gestalt der Noosphäre die Macht des einzelnen Menschen, dieses Universum vorsätzlich zu verändern.

Der biologische Bereich, die Biosphäre, ist in der Noosphäre enthalten und ihr untergeordnet. Das ist so zu verstehen, daß man an ihr erkennt, daß die Noosphäre die Macht hat, die Biosphäre zu begrenzen und ihre Eigenschaften zu verändern. Mit dem Auftreten der Menschheit hat die Biosphäre also ihre unabhängigen funktionalen Eigenschaften verloren (wenn sie diese überhaupt jemals hatte). Aus der Biosphäre wird in jeder Hinsicht ein Phasenraum, der Teil der Noosphäre ist.

Deshalb behandeln wir den Gegenstand der Biosphäre hier in diesem Bezugsrahmen. Wir stellen die zu belegende These vor, indem wir uns ihr nach und nach konzeptionell annähern.

Das bis hierher auf diese Weise beschriebene ist mein Thema.

 

1. Der Trugschluß der Sinnesgewißheit

Der entscheidende Unterschied zwischen dem menschlichen und dem tierischen Verhalten liegt darin, daß das menschliche Verhalten sich mit den konzeptionellen Methoden sämtlicher heute feilgebotener statistisch-ökologischer Modelle nicht erfassen läßt. Auch das tierische Verhalten ist nicht völlig unabhängig von Veränderungen im höheren, menschlichen Bereich der Noosphäre. Man könnte auch ohne Übertreibung sagen: Die „Entscheidungsmöglichkeiten" tierischen Verhaltens sind eher „ereignisgesteuert", die höheren, von der Erkenntnis gesteuerten Funktionen tatsächlich intelligenten Verhaltens des Menschen - im Gegensatz zu den verbreiteten „Bauchreaktionen" - dagegen sind „ideengesteuert".[sup]7[/sup]

Wenn jemand daher den Köder für ein Tier oder auch für einen dümmlichen Wähler auslegen will, um sie in den eigenen Untergang zu treiben, zielt er auf das „ereignisgesteuerte" (oder auch „faktengesteuerte") Verhalten des anvisierten Opfers - beispielsweise auf die armselige Leichtgläubigkeit all jener, die an „malthusianische" Modelle wie den Schwindel von der „globalen Erwärmung" glauben. Intelligentes menschliches Verhalten, besonders schöpferisches Verhalten in der Wissenschaft oder in der klassischen Kunst, zeichnet sich durch „teleologisch" bestimmte schöpferische Erkenntnis im Sinne einer klassischen (d.h. platonischen) Hypothese aus.

Manchmal wird behauptet, das ökologische Potential der menschlichen Bevölkerung sei weitgehend unveränderlich (in der „Tradition" befangen), wie man es Populationen im Tierreich zuschreiben könnte - etwa bei unüberlegten Vorschlägen für die betrügerische malthusianische Politik des früheren US-Vizepräsidenten Al Gore und anderen. Diese Entartung der Malthusianer mit ihrem heutigen Schwindel der „globalen Erwärmung" ist schon an sich Beweis genug, daß die damit verbundene kulturelle Matrix einer grundsätzlich stagnierenden Gesellschaft, die in Gores Betrug zum Ausdruck kommt, an sich ein abnormes (d.h. pathologisches) Modell ist, was hier in den schwachsinnigen Tendenzen im betreffenden Teil der Bevölkerung zum Ausdruck kommt.[sup]8[/sup] Eine gesunde Gesellschaft ist hingegen kein fixes System, sondern sie ist aufwärts evolutionär (d.h. mit steigender potentieller relativer Bevölkerungsdichte) und damit auf Fortschritt in Wissenschaft, Technik und klassischer Kultur ausgerichtet.

Nachdem ich hier bereits betont habe, daß die Biosphäre systemisch durch die Noosphäre begrenzt ist, sei nebenbei noch angemerkt: Indem durch die Evolution der Noosphäre ein bestimmtes Umfeld geschaffen wird, wird auch der Weg für die Regulierung der äußeren Grenzen und der inneren Entwicklung der Biosphäre gewählt (die Veränderungen in den Regeln werden definiert). [i]Die dynamischen „Evolutionskräfte" innerhalb der Biosphäre sind nicht unabhängig von der Noosphäre, sondern werden durch deren Entwicklung beeinflußt.[sup]9[/sup] [/i]Deswegen ist es eigentlich ein Fehler, wenn man versucht, ein bloß biologisches Modell der Biosphäre als solcher zu entwickeln - selbst wenn es ein dynamisches Modell ist. Man geht dann nämlich fälschlich davon aus, die höhere, steuernde Kraft der Noosphäre sei gar keine immer wichtigere Quelle der Bedingungen, denen die evolutionäre (Riemannsche) Dynamik der physikalischen Geometrie der Biosphäre unterworfen ist.

Betrachten wir zum Beispiel einen wichtigen Geschichtsabschnitt:

Das dekadente olympische Modell

In der Geschichte antiker bis moderner Kulturen, die sich um das Mittelmeer angesiedelt haben, ist das Modell der „Nullwachstumspolitik", die der olympische Zeus in Aischylos' [i]Der gefesselte Prometheus [/i]vertritt, typisch für viele Fälle stagnierender oder verfallender Kulturen. Unter Zeus' unmenschlicher, tyrannischer Politik des technischen Nullwachstums ist den einfachen Menschen - wie den Heloten im Sparta Lykurgs oder den neumalthusianischen Banausen in den USA und Europa nach 1968 - ideologisch verboten, Wissen über universelle Naturprinzipien (wie z.B. „Feuer", Kernspaltung usw.) zu erlangen. Die Wirkung einer solchen neumalthusianischen Kulturpathologie, die sich ideologisch anhand der „68er" und ihrer Nachbeter in jüngeren Generationen definieren läßt, kann man beispielhaft an Aischylos' urbildlicher Darstellung des Bösen im olympischen Zeus darstellen. Dieser Olymp wird damit zum Musterfall, um zu verstehen, welche charakteristischen systemisch-kulturellen Probleme die Zivilisation der neuzeitlichen transatlantischen Kultur gefährden und wo die Ursachen dieser Probleme liegen.

So konnten beispielsweise unter dem sogenannten „Kodex" des Kaisers Diokletian, der das politische System des Byzantinischen Reiches festlegte, die Reichen und Mächtigen ungehindert ihren Lüsten frönen, während die Masse der entrechteten Bevölkerung geknebelt wurde und sich einem quasi „malthusianischen" Gesellschaftssystem mit „technischem Nullwachstum" unterwarf. Der Weg in die Knechtschaft oder schlimmeres als System war damit vorgezeichnet, die Entwicklung des organisierten Verhaltens dieser Gesellschaft war festgelegt. Das mußte eine bestimmte Wirkung hervorrufen, die wiederum bestimmte, faktisch offensichtliche Regeln für die dynamische „Kanalisierung" der Selbstevolution der Biosphäre in jener Lebensphase des Planeten mit sich brachte.

Das Modell des Diokletian und seiner Nachfolger war eine Variante des delphischen Modells von Lykurgs Sparta. Es war und blieb eine Variante des „oligarchischen Modells", wie man es nannte - ein delphisches Modell, das von Alexander dem Großen vorübergehend besiegt wurde, aber unter der Hegemonie der ptolemäischen Nachfolger des ermordeten Alexanders wiedererstand, bis hin zur Entwicklung des späteren Römischen Reiches ab etwa 200 v.Chr;[sup]10[/sup] dies setzte sich in Europa und den angrenzenden Regionen Westasiens fort, erst unter dem Byzantinischen System und dann unter dem noch schlimmeren System der venezianischen Finanzoligarchie und ihrem Werkzeug, den normannischen Rittern und Kreuzfahrern.[sup]11[/sup]

Als wichtigste Ausnahme von dieser Unterdrückung ist die Herrschaft Karls des Großen anzusehen; der Tod Karls des Großen ebnete den Weg für die Hegemonie eines Herrschaftssystems (zunächst) eines dekadenten Byzanz und dann später der imperialen venezianischen Finanzoligarchie mit ihren ewigen normannischen Kreuzzügen.

Schaut man tiefer in diese chronischen Probleme der bis heute anhaltenden europäischen Spielart des oligarchischen Modells, dem die meisten Regierungen im Mittelmeerraum und dessen Umgebung folgten, so stößt man auf die folgenden wichtigen Punkte, die hinsichtlich der äußeren Bedingungen für die Evolution der menschlichen Parameter der Biosphäre zu betonen sind.

Himmelsnavigation

Was wir heute als europäische Kultur kennen, wurzelte in einer weithin verbreiteten Seefahrerkultur, die bis tief in die bisher letzte große Eiszeit auf der nördlichen Erdhalbkugel zurückreicht. Die wichtigsten Kulturen, die sich seit dieser Zeit im historischen Mittelmeerraum entwickelten, waren Seefahrerkulturen, Kulturen, deren mehr oder weniger ferne Ahnen sich (offenbar jahreszeitlich bedingt) über sehr große Entfernungen fortbewegten, und das beständig über viele Tausende von Jahren. Die Navigation mittels des Studiums der unterschiedlichen Stellungen von Sonne, Mond, Planeten und Sternen - nach den Sternen segeln - bildete offensichtlich den Ursprung des Begriffs „universal" im richtig verwendeten Sinn. Das ist die einzig gültige Bedeutung von „Wissenschaft", besonders in Hinblick auf die Naturwissenschaften, so wie dies für die Neuzeit durch die vielfältigen Tätigkeiten des Kardinals Nikolaus von Kues definiert wurde, der in der Renaissance des 15. Jahrhunderts die Geschichte der modernen Zivilisation begründete und der auch in seinem Vermächtnis den Anstoß zu Christoph Kolumbus' berühmter erster transatlantischer Entdeckungsfahrt gab.[sup]12[/sup]

Vieles aus dem Leben in dieser langen Periode der Eiszeit und den frühen Abschnitten danach muß noch ergründet werden. Dennoch wird zunehmend deutlich, daß die von der Eisschmelze ausgehenden großen Fluten und Urströme auf eine Periode seit etwa 17.000 v.Chr. zurückgehen, und seitdem ist der Meeresspiegel der Ozeane bis etwa zum Jahr 2000 v.Chr. um etwa 150 Meter gestiegen. Von diesen Veränderungen sieht man noch heute Zeugnisse dafür, wie Seefahrerkulturen Gegenden besiedelten und häufig gegen die benachbarte Bevölkerung aus dem Landesinnern befestigten. Um es hier kurz zu halten, während des 7. Jahrhunderts v.Chr. begann eine Periode, in der sich die Etrusker, die Ionier und Ägypten (d.h. die Cyrenaica) gegen die Tyrannei von Tyros zusammenschlossen. Mit dieser Entwicklung, die hauptsächlich auf einer Renaissance im damaligen Ägypten beruhte, begann ein Prozeß der Synthese, der die Wurzel der europäischen Seefahrerkultur und der späteren Entwicklung der europäischen Zivilisation darstellt.

Der entscheidende Punkt, um den es mir bei diesen geschichtlichen Verweisen geht, ist der, daß diese transozeanischen maritimen Kulturen, die in den großen Entdeckungen Johannes Keplers nachhallen, zwar die Geheimnisse der Himmelsnavigation entschlüsselten, aber zunehmend zu einer oligarchischen Form der Herrschaft über die inländischen Bevölkerungen degenerierten.

Zwei Hauptstränge oligarchischer Kultur haben seit historischen Zeiten auf den Mittelmeerraum eingewirkt. Eine davon war ausgesprochen landgebunden und hauptsächlich ein Ausdruck emporstrebender Kulturen im Inneren Asiens, die andere war die maritime Kultur des Mittelmeerraums. In der Zeit nach dem Peloponnesischen Krieg - während der Jugend und des Erwachsenenlebens Alexanders des Großen - verschmolzen die beiden oligarchischen Herrschaftssysteme, das mediterrane und das asiatische, zur Urform des oligarchischen Kulturmodells im Europa des Mittelalters und der Neuzeit, wie es die finanzoligarchische Herrschaft des britischen Empire noch heute verkörpert.

Mit dem Triumph der neuen Fraktion Paolo Sarpis und seiner Anhänger über die alte aristotelische Fraktion in Venedig im späten 16. und im 17. Jahrhundert sowie mit der Niederwerfung der kontinentaleuropäischen Mächte in den Kriegen Ludwigs XIV. bis zum Frieden von Paris 1763 wurde in Europa die anglo-holländische liberale Fraktion, Sarpis Erbe, zur vorherrschenden oligarchischen Form imperialer maritimer Kultur; seither hat der anglo-holländische liberale Finanzimperialismus Europa und große Teile der Welt fast ständig beherrscht. Die Entstehung der Vereinigten Staaten als Bundesrepublik sollte als das Hauptelement eines erfolgreichen Kampfes gegen den globalen anglo-holländischen Imperialismus betrachtet werden - so wie das Menschen aus vielen Nationen in Bewunderung für US-Präsident Franklin D. Roosevelt gesehen haben.

Das ontologische Infinitesimal

Für den Gegenstand dieses Aufsatzes, der im wesentlichen mehr die Naturwissenschaft als die Politik an sich betrifft, läßt sich das entscheidende Argument für die klassische Seite nutzbringend an- und übernehmen, wenn man von der Unterscheidung zwischen „natürlichen" und von der Gesellschaft verursachten Katastrophen ausgeht, wie Platon sie in seinem [i]Timaios [/i]bietet. Für unsere Diskussion verweise ich auf die Katastrophen, die ausgelöst werden, wenn die Gesellschaft nicht so fortschreitet, daß zumindest der Verschleiß, der in jedem wissenschaftlichen System des „technologischen Nullwachstums" steckt, ausgeglichen wird; der Widerstand einer Gesellschaft gegen den Verfall hängt immer von qualitativen Fortschritten in der wissenschaftlich-technischen Praxis ab.

Seit den Entwicklungen um die revolutionären Arbeiten Wernadskijs und Einsteins bis etwa zur Zeit ihres Todes und in den unmittelbaren Jahren nach Ende des „Weltkriegs" von 1939-45[sup]13[/sup] sollten wir eigentlich erkannt haben, daß das „physische Universum" aus drei unterschiedlichen, aber dennoch untrennbaren Qualitäten von Phasenräumen besteht: 1. das „gewöhnliche" Unbelebte, 2. die Biosphäre und 3. die Noosphäre. Im Gefolge der Arbeit des Akademiemitglieds W.I. Wernadskij lassen sich die wichtigen physikalischen Unterschiede zwischen diesen drei Phasenräumen systemisch (experimentell) in ihrem gemeinsamen Bereich lokalisieren, nämlich der physikalischen Chemie im Verständnis von Forschern wie Louis Pasteur, D.I. Mendelejew, William Draper Harkins und Wernadskij.[sup]14[/sup] Die drei genannten Phasenräume interagieren aber auch und entwickeln sich [i]dynamisch [/i]als Reihe: Einer prägt die Bedingungen, welche die sich entfaltende Existenz des jeweils anderen prägen.

Zur Unterscheidung zwischen diesen Phasenräumen bedient man sich am besten der Methode der modernen europäischen Wissenschaft, die im Erbe des Nikolaus von Kues und Johannes Keplers zusammengefaßt ist. In dieser Methode ist die Vorstellung der Existenz universeller physikalischer Prinzipien zwar nur bedingt enthalten, wie sich das im Gemeinsamen der Methode von Nikolaus von Kues, Johannes Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann u.a. äußert, dennoch ist sie entscheidend. Die Besonderheit, die ich verschiedentlich als Prinzip des ontologisch infinitesimalen Charakters des Infinitesimals von Leibniz' Kalkulus definiert habe,[sup]15[/sup] liefert eine Musterdefinition für sämtliche wahren universellen Naturprinzipien, Prinzipien wie Keplers ureigenste Entdeckung der universellen Gravitation und Albert Einsteins verwandte Erklärung eines unbegrenzten, aber endlichen Universums universeller Naturprinzipien.

Ganz wie Kepler das Prinzip der Gravitation definierte, drücken sich alle gültigen universellen Prinzipien im Detail experimentell charakteristisch als „ontologisch infinitesimal" aus.

Cusas Entdeckung, die später als Leibniz' Prinzip des „ontologisch Infinitesimalen" bekannt wurde, bedeutet auch die Geburtsstunde der eigentlichen modernen Wissenschaft, eingeschlossen die Wissenschaft, die man benutzen muß, um die Prinzipien der Biosphäre und des unbelebten Bereichs zu definieren.

Diese von Cusa vorgestellte Entdeckung bedeutet die Wiedergeburt des Prinzips, das schon im Werk der Pythagoräer und Platons unausgesprochen enthalten war. Nikolaus von Kues, der den systemischen Fehler in Archimedes' Quadratur von Kreis und Parabel erkannte,[sup]16[/sup] führte als erster das von der antiken Sphärik bekannte „Prinzip des Kommas" in die Praxis der neuzeitlichen europäischen Zivilisation ein. Auf diesem cusanischen Begriff gründete die Entwicklung der kompetenten modernen Wissenschaft, wie etwa die Entdeckung des Gravitationsprinzips durch Kepler, der Begriff eines Prinzips der geringsten Wirkung im Zusammenhang mit einer Entdeckung Fermats und die erste Entwicklung eines Kalkulus durch Leibniz auf der Grundlage des ontologisch infinitesimalen Ausdrucks universeller physikalischer Prinzipien, die richtig auf das zuvor von Kepler in diesem Zusammenhang geäußerten Prinzip aufbaut.

Betrachten wir kurz die wesentlichen historischen Implikationen der letzteren Aussagen.

Zum Beispiel: Die entscheidende experimentelle Grundlage für Einsteins berühmten Satz, daß das Universum als ganzes [i]konzeptionell endlich [/i]ist, hat sehr alte Wurzeln, die bis in die Zeit vor der [i]Sphärik[/i] der Pythagoräer zurückreichen.

Die[i] Sphärik [/i]ist ein Erbe der sehr alten Praxis der Navigation nach den Sternen bei den Seefahrerkulturen, die unter den Bedingungen weitverbreiteter Vereisung der Erdoberfläche existierten (wie sie dem Planeten längerfristig wieder drohen). Sie ist offensichtlich ein Erbe der saisonal und anderweitig wiederholten Sternennavigation über Entfernungen von Tausenden von Meilen. Nur unter diesen Bedingungen konnte die Menschheit die qualitativen Veränderungen entdecken, die der Vorstellung scheinbarer einfacher (zyklischer) Wiederholung widersprachen. So entdeckte man ein Prinzip progressiver qualitativer Änderungen in der Komposition des Sternenhimmels der Seefahrer und Kalendermacher.[sup]17[/sup] Die Astrophysik war notwendigerweise der Beginn wahrer wissenschaftlicher Erkenntnis - der Kenntnis eines Konzepts des tatsächlich Universellen und somit der [i]Sphärik[/i], welche die Pythagoräer und andere von Ägypten und der Cyrenaika übernahmen. Dies steht beispielhaft für die tiefen Wurzeln der Aneignung universeller Kenntnisse durch den Menschen - [i]der einzigen Praxis, die den Namen Wissenschaft verdient[/i].

Nach den klassischen Griechen der Antike, wofür die Pythagoräer und Platon hervorragende Beispiele sind, setzte Nikolaus von Kues mit einer Reihe von Werken, für die sein [i]De Docta Ignorantia[/i] typisch ist, den modernen europäischen Maßstab für die Definition von Wissenschaft. Eine kompetente Form universeller neuzeitlicher Wissenschaft gründete dann der erklärte Cusa-Anhänger Johannes Kepler mit seinen entscheidenden Prinzipien-Entdeckungen. Wie Einstein in dieser Hinsicht betonte, ruht die gesamte moderne Naturwissenschaft in entwickelter Form im Werk Bernhard Riemanns, wurzelt aber als Körper der naturwissenschaftlichen Praxis in den Leistungen Keplers. Mit diesem Argument Einsteins kehrte die Vorstellung von Naturwissenschaft zur Entwicklung der Astronomie der antiken Himmels-Navigatoren zurück, wie Bal Gangadhar Tilak in seinem Überblick über eine relevante Auswahl alter wie moderner Quellen betont.[sup]18[/sup]

Der Unterschied liegt hier zwischen der naiven, falschen Sicht von Wissenschaft als bloßes Anlegen wiederholbarer Experimente, wie bei dem Schwindel von Clausius, Grassmann u.a., und Wissenschaft als Entdeckung von Mustern progressiver (d.h. [i]antientropischer[/i] statt bloß zyklischer) Änderungen der Bedingungen des Experiments unter dem Einfluß der Entdeckung relevanter, weitreichender universeller Naturprinzipien.

Diese letztere Sicht zwingt sich kompetenten heutigen Beobachtern durch die Art und Weise auf, wie die menschliche Gattung als einzige ihr relatives Bevölkerungsdichtepotential beeinflußt. Die Menschheit schreitet in ihrer Praxis willentlich zu immer höheren Ebenen potentieller relativer Bevölkerungsdichte voran, indem sie höhere Prinzipien der Veränderung entdeckt und umsetzt - was ihr der olympische Zeus des Aischylos verbieten wollte. Wie ich hier bereits betont habe: [i]Diese Entwicklung innerhalb der Noosphäre verändert ständig die physische Geometrie der Biosphäre; die Änderungen werden im übergeordneten Bereich, der Noosphäre, bewirkt und strahlen von dort aus.[sup]19[/sup][/i]

In der Spanne der bekannten Geschichte uns bekannter Kulturen, besonders im Mittelmeerraum, wird die Gesellschaftsform, die dieser Politik des olympischen Zeus folgte, von Fachleuten als das „oligarchische Modell" bezeichnet. In diesem System werden die meisten Menschen auf etwas ähnliches wie Vieh reduziert, weil Regeln „Nicht-Veränderung" („Nullwachstum") vorschreiben, wie sich das heutzutage typisch in malthusianischen Moden und faschistischen politischen Systemen widerspiegelt. Dieses oligarchische Modell ist in der bekannten Geschichte der Menschheit immer wieder die Ursache von Verfallskrisen wie der gegenwärtigen gewesen.

Riemann und das Prinzip der Hypothese

Der revolutionäre Fortschritt, den Bernhard Riemann erstmals in seiner Habilitationsschrift von 1854 in der Naturwissenschaft einführte, mußte die Erkenntnis nach sich ziehen, daß wir das Universum als endlich betrachten müssen, und zwar in dem besonderen Sinne von „endlich, aber unbegrenzt" - „selbstbegrenzt". Diese Eigenschaft der Endlichkeit äußert sich darin, daß die Menschheit immer mehr Gruppen entdeckter universeller Naturprinzipien kennt, wobei Keplers Entdeckung der Gravitation immer als Modellfall solcher Prinzipien zu betrachten ist.

Ein echtes universelles Prinzip ist niemals selbst ein Objekt der Sinne, sondern ein Prinzip, das experimentell belegbar der physischen Geometrie der entsprechenden Klasse universeller Wirkung zugrunde liegt - so wie Kepler dies in seiner [i]Neuen Astronomie[/i] und [i]Weltharmonik [/i]für den Fall der Gravitation zeigt.

Aus diesem Grunde weiß man: Das Universum ist in dem Sinne endlich, daß jedes solche universelle Naturprinzip selbstbegrenzt (also nicht von außen begrenzt) auf die relative Größe „1" ist und daß daher sein lokaler Ausdruck als wirkendes universelles Naturprinzip eine ontologisch infinitesimale Wirkung auf das ihm Unterworfene ist, wie Kepler dies in der [i]Weltharmonik[/i] zeigt. Daher ist Leibniz' ontologisch infinitesimaler Kalkulus gegen die Empiristen und Positivisten aus Keplers Entdeckung der universellen Gravitation abgeleitet.[sup]20[/sup]

Seit der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, seit der Zeit Wernadskijs und Einsteins, definieren Forschungsergebnisse der physikalischen Chemie drei klar abgegrenzte Bereiche: erstens den untersten, abiotischen Bereich, zweitens die Biosphäre und drittens die umfassende Kraft der Noosphäre. Wir sind mit diesen Bereichen vertraut durch die bekannten Muster der Zunahme der beiden letzten Bereiche, Biosphäre und Noosphäre, gegenüber dem Anteil der Erdkruste, der vermutlich nicht durch lebende Prozesse physisch und chemisch verändert wurde. Allgemein wachsen die Biosphäre und ihre Überreste im Verhältnis zur Masse der Erdkruste, und die Masse der Noosphäre (der menschlichen Aktivität und ihrer spezifischen Produkte) wächst im Verhältnis zur Biosphäre.

Wernadskij gewann diese Unterscheidungen durch Methoden einer Riemannschen Praxis der physikalischen Chemie. Diese Methoden, um passende Ergänzungen bereichert, sind als die Autorität zu betrachten, auf die ich mich in diesem Bericht implizit beziehe.[sup]21[/sup]

Die Unterscheidungen setzen voraus, daß es 1. ohne das Prinzip des Lebens keine Entwicklung der Biosphäre auf der Erde gäbe und 2. ohne die kognitive Aktivität (Erkenntnis) des Menschen keine Weiterentwicklung der Noosphäre innerhalb der Biosphäre gäbe. Aus der Sicht der physikalischen Chemie verdeutlicht dieser Unterschied die Vorstellung vom Menschen als Ebenbild des Schöpfers, bezogen auf sein Verhältnis zur Biosphäre.

Daher der „teleologische" Aspekt des so definierten Universums. Ohne ein universelles Prinzip des Lebens gibt es keine Biologie; ohne ein universelles Prinzip der menschlichen schöpferischen Vernunft, die allen niederen Lebensformen mangelt, gibt es keine Noosphäre. Somit ist zwar das abiotische Sonnensystem (und das, was jenseits davon liegt) notwendig, damit sich das Leben ausdrücken kann, und lebende Wesen sind eine notwendige Vorbedingung dafür, daß sich die Besonderheit des menschlichen Lebens ausdrücken kann, aber das Prinzip der Noosphäre umfaßt alles. Wir müssen diese Prinzipien als universelle Naturprinzipien betrachten, im selben Sinne wie Keplers einzigartige Entdeckung der universellen Gravitation, aber als jeweils eigenes universelles Prinzip. Alle drei Prinzipien, einschließlich der Gravitation, sind gleichermaßen unsterblich (als Prinzipien).

„Sinnes-Ungewißheit"

Der Ursprung der Verrücktheiten bei der Praxis, die man Reduktionismus nennt, liegt in der vermeintlichen „Sinnesgewißheit": die Vorstellung, wir müßten bestimmte, der Phantasie entsprungene falsche Grundannahmen über Raum, Materie und Zeit - wie Definitionen, Axiome und Postulate - ohne nähere Überprüfung akzeptieren, nur aufgrund der Prämisse, daß man damit ständig wiederkehrende Wahrnehmungen unseres Sinnesapparats [i]a priori[/i] anerkennt. Auf diesen systematischen Fehler stößt man in der antiken und der modernen Tradition als Grundlage jener Spielart der sophistischen Methode, die mit der Lehre des Aristoteles verbunden ist und ihr Echo bei dessen Nachfolgern wie den bekannten [i]Elementen[/i] des Euklid fand.[sup]22[/sup]

Wir kennen nicht den Zeitpunkt und den Ort des wichtigen Durchbruchs in der Erfahrung der Menschheit, an dem wirkliche Wissenschaft an die Stelle armseliger Verehrung der „Sinnesgewißheit" trat. Aber wir wissen, was aus heutiger Sicht als Geschichte der Wissenschaft zu betrachten ist, und diese begann mit der Entdeckung der Astrophysik durch den Menschen, wann immer das genau war. Es war, als die Meister der Navigation nach den Sternen erkannten, daß der Sternenhimmel über ihnen kein System sich ewig wiederholender Zyklen war, sondern zum Ausdruck brachte, daß das Universum in endloser qualitativer Entwicklung besteht - von relativ einfacheren hin zu immer komplexeren, höheren Ordnungen (einer antientropischen Entwicklung) des Universums als ganzem. Das wird jedem von uns klar, der bei seiner Arbeit die Bedeutung der fundamentalen Revolution Bernhard Riemanns in der Naturwissenschaft ernsthaft berücksichtigt, wofür heute die Grundsätze des Werks von Akademiemitglied W.I. Wernadskij und von Albert Einstein das beste Beispiel sind. Deshalb kann Wissenschaft heute nicht mehr als kompetent gelten, wenn sie bei der Interpretation von experimentellen Ergebnissen davon ausgeht, daß diese abgeschlossen nur im abiotischen Bereich liegen. Echte Wissenschaft blickt immer von der Spitze der Evolution der Veränderungen im Universum herab auf die niedrigeren Formen der Ordnung dieses Universums. Kompetente Wissenschaft beruht heute auf Einsteins Vorstellung eines Riemannschen Universums auf der Grundlage Keplers und seiner Vorgänger; dabei ist immer davon auszugehen, daß sich die Grundlage der Wissenschaft einzig und allein in der Erkenntniskraft des individuellen menschlichen Geistes findet, dessen typische Leistungen sich in diesem Riemannschen Universum ansammeln, wie Wernadskij und Einstein das in exemplarischer Weise definiert haben.

Der große Fluch der herrschenden Lehre in der modernen Wissenschaft ist, daß sie vom Wesen her empiristisch ist - in den noch schlimmer degenerierten Formen sogar positivistisch oder gar existentialistisch.

Kompetente Wissenschaft geht heute demnach von einem Ursprung aus, der in der spezifischen Schöpferkraft des menschlichen Geistes liegt. Wissenschaft muß sich selbst definieren als Wissen über das Universum im Sinne des Fortschritts der Fähigkeit des Menschen, sein Universum zu beherrschen und zu entwickeln. Dies zeigt uns, was das Universum von uns verlangt und welches Handeln es von uns toleriert, damit sich die Macht des Menschen im und über das Universum äußert - eine wachsende Macht, ausgedrückt in Begriffen wie dem systematischen Wachstum des potentiellen Bevölkerungsdichtepotentials der menschlichen Gattung.

 

2. Anti-Entropie: Das Schöpfungsprinzip

Das Geheimnis unseres Universums besteht deshalb darin, daß nur Tiere oder bestialisierte menschliche Wesen - im schlimmsten Fall Malthusianer wie der frühere US-Vizepräsident Al Gore - nicht begreifen können, daß unter allen lebenden Gattungen die Menschheit, und nur die Menschheit, ihrer wahren, willentlichen Natur nach kreativ ist. Für ein denkendes menschliches Individuum gibt es in diesem Universum kein „Entropiegesetz", sondern nur irreführende Erscheinungen, die sich bedauernswerte Menschen, manchmal sehr viele Menschen, in ihrer kultivierten Dummheit oder schlimmerem als solches vorstellen. Machen wir für diese schlechte Gewohnheit nicht unterschiedslos die gesamte Menschheit verantwortlich; schuld daran sind nur ganz bestimmte Leute, wie etwa die erbärmlichen Sophisten berühmter Zeitungen, die für das „Stilheft" der [i]New York Times[/i] verantwortlich waren, mit dem das wirkliche pythagoräische Komma menschlicher Kreativität von ihren Seiten getilgt wurde.

Das entscheidende Thema läßt sich hier in einem Satz zusammenfassen: Das Universum ist, wenn man es richtig von oben nach unten betrachtet, der Herrschaftsraum der Noosphäre!

Hunde, Affen und Menschen

Wer sich noch an die Rivalität zwischen den USA und den Sowjets beim „Wettrennen in den Weltraum" der 50er und 60er Jahre erinnert, wird noch die Debatte darüber im Kopf haben, ob Hunde intelligenter als Schimpansen seien (die sowjetische Haltung). Um ehrlich zu sein, haben die Hunde den Wettstreit gewonnen. Entscheidend dabei ist, daß Hunde ein größeres Potential für eine scheinbare Annäherung an menschliche Intelligenz haben als erwachsene Schimpansen. (Jeder Hundeliebhaber, der auch mit den Charakterzügen der erwachsenen Schimpansen vertraut ist, wird sich mit dieser Aussage sicherlich anfreunden.) Um diese Frage zu entscheiden, sollte eine offene Aussprache über dieses Thema zwischen einem Trainer, der erwachsene männliche Schimpansen ausbildet, und dem stolzen und einfühlsamen menschlichen Begleiter eines Hundes genügen.

Wir sollten einmal so tun, als ob wir ein klein wenig schummeln, doch nur zu einem pädagogischen Zweck. Vergleichen wir erwachsene zahme männliche Schimpansen mit Hunden, die in einer Familie aufgewachsen sind. Eigentlich mogeln wir dabei gar nicht. Wenn man das Verhalten von Tierarten vergleicht, muß man die entsprechenden Eigenschaften des erwachsenen Artvertreters für die Menschheit betrachten, indem man erwachsene männliche Schimpansen, die schon als „Kinder" Haustiere waren, mit der Entwicklung des jungen Hundes vergleichen, der in einer Familie zum ausgewachsenen Tier geworden ist.

Entgegen der Meinung mancher Kinder und Erwachsener entwickeln Hunde in Wirklichkeit keine menschliche Intelligenz; das, was der Familienhund annimmt, sollte man ein „Echo" menschlicher Intelligenz nennen.[sup]23[/sup] Hierin übertrifft der Hund den Schimpansen. Der Familienhund entwickelt etwas, was scheinbar einer menschlichen Persönlichkeit ähnelt; er versucht die Persönlichkeit eines menschlichen Wesens zu simulieren (nachzuahmen) und sieht dabei in seinem Besitzer vielleicht jemanden, der in ethischer und familiärer Hinsicht die Autorität verkörpert, die Mutter, Vater oder einem menschlichen Geschwisterteil zukommt.[sup]24[/sup]  Diese Besonderheit bemerkte schon Nikolaus von Kues, der über diese offenbare Simulierung menschlicher Intelligenz unter Tieren berichtete. Somit wird die Biosphäre von der Noosphäre „erzogen".

Zur ersten klärenden Diskussion solcher Fragen könnte man sagen: Das, was der Hund vom Verhalten höherer Lebewesen, der Menschen, simuliert, erscheint wie „programmiert" - aber (Gott bewahre!) niemals „digital" programmiert. Nikolaus verglich Gott mit der „Seele" des Menschen, sowie im Rahmen geeigneter Vorgaben den Menschen mit der „Seele" des Tieres.

Der Inhalt der vorstehenden Absätze sollte als notwendige, kurze, spielerische, aber dennoch gültige Einführung angesehen werden, um eine Art Hintergrundorientierung für die Behandlung der eigentlichen Fragen zu geben, die ich jetzt aufwerfen werde.

Die Torheit der Sinnesgewißheit

Die menschliche Geistestätigkeit, die mit der Vorstellung [i]ontologisch infinitesimaler [/i]Prinzipien in der Naturwissenschaft verbunden ist - wie bei Keplers Entdeckung der Gravitation (und auch Erkenntnissen wirklich klassischer Komposition, etwa bei J.S. Bach) -, ist unter allen bekannten Arten in unserem Sonnensystem beim menschlichen Individuum einzigartig. Wenn einige im menschlichen Gehirn fälschlich eine bloße Weiterentwicklung des tierischen Gehirns sehen, läßt diese Vermutung keinen Raum für wirklich noetische intellektuelle Kreativität der Art, wie sie Nikolaus von Kues, Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann oder J.S. Bach, W.A. Mozart und Ludwig van Beethoven bewiesen haben. Dies ist eine Kreativität, die man im biologischen Wahrnehmungsapparat der Hirnfunktion von Säugetieren nicht antrifft.

Einen Fingerzeig zur Lösung dieses Rätsels findet man, wenn man ein gewisses durchgängiges Paradox bei Keplers Entdeckung der harmonischen Ordnung des Sonnensystems näher untersucht. Die Besonderheit an dieser Keplerschen Entdeckung, die selbst viele ernsthafte, doch irregeführte Wissenschaftler zur Weißglut getrieben hat, liegt darin, daß in Keplers Lösung der Hörsinn eine Rolle spielt, und zwar [i]musikalisch [/i]definiert nach dem Prinzip des lydischen Intervalls und des Florentiner Belcanto-Gesangs. Ein Wissenschaftler, der massiv mit dem aristotelisch-euklidischen Sophismus indoktriniert wurde, wird fast immer völlig „ausflippen", wenn er wie Kepler damit konfrontiert ist, daß diese Hörfunktion unentbehrlich ist. Dieses Paradox bedeutet nämlich, daß man nicht mehr getrost davon ausgehen kann, daß eine bloß visuelle Vorstellung von der Ordnung der Raumzeit des Universums ausreicht.

Das „Stimmen" ist in der Wissenschaft pädagogisch äußerst nützlich, um den experimentellen Gegenstand zu definieren, wenn man vor dieser hochparadoxen Tatsache steht. Damit verwandt ist, daß alles dafür spricht, [i]daß die physiologische Organisation der Hirnfunktion von Säugetieren nichts an sich hat, das die einzigartige Rolle des individuellen menschlichen Geistes bei der Reproduktion der Phänomene der Noosphäre erklären könnte[/i]. Es gibt etwas im Zusammenhang mit der Vorstellung der „Stimmung", wie Keplers Entdeckung und auch J.S. Bach sie definierten, was diese experimentell offenkundige Einzigartigkeit erklärt.

Ein anderer Punkt, der durch ein solches „Gedankenexperiment" eher offensichtlich wird, ist der: Wenn ein erfahrener Experimentator auf Keplers Abhandlung des Paradoxes der musikalischen Harmonien bei der Bestimmung der meßbaren Wirkungen des Gravitationsprinzips vernünftig reagiert, ist er gezwungen, die Tatsache zu akzeptieren, daß sein Sinneswahrnehmungsapparat ein Aufgebot von Instrumenten ist. In diesem Sinne muß er die verschiedenen „Zählerstände" ablesen, die ihm diese angeborene Kombination von Versuchsapparaten liefert.

Deshalb kann sich etwas, das beinahe selbstverständlich, beinahe euklidisch oder kartesisch erscheint, wenn man nur einen der menschlichen Sinne berücksichtigt, im unwissenden Geist in eine große Verwirrung verwandeln, wenn zwei oder mehr menschliche Sinne, etwa Hören und Sehen gleichzeitig, angewandt werden, um ein gemeinsames Bild des Versuchsgegenstands zu definieren.

Zum Beispiel: Im relativ einfachen Fall hält es der naive Schüler für mehr oder weniger selbstverständlich, daß der astronomische Raum durch diskrete Objekte definiert ist, Planeten, Monde und Teilchen verschiedener Formen und Größen, die im Sonnensystem herumzuschweben scheinen, wenn man davon ausgeht, daß solche Phänomene in einem vermeintlich in sich kartesischem leeren Raum als Hintergrundmedium zu untersuchen sind. Ähnlich mögen die leichtgläubigen Anhänger Ernst Machs und Feinde Max Plancks, wie Ludwig Boltzmann, eine kindische Fehlinterpretation von etwas liefern, von dem sie annehmen, es ließe sich konzeptionell grundsätzlich auf ein System aneinanderstoßender Gasmoleküle reduzieren.

Wenn behauptet wird, diese mechanistische Darstellung sei eine ausreichende Erklärung der experimentellen Ergebnisse, dann sollte man erkennen, daß in diesen Fällen die experimentellen Phänomene nur im begrenzten Geist der mechanistischen Phantasie der aprioristischen Methoden von Aristoteles und Euklid interpretiert werden. Solange die Ideologen die Fakten weiter axiomatisch nach ihren reduktionistischen Grundannahmen auslegen, sind sie vielleicht mit ihren Formulierungen zufrieden. Das kann solange gut gehen, bis sie es mit einem Experiment zu tun bekommen, das zutiefst anomale Ergebnisse liefert, so wie es Riemanns Habilitationsschrift von 1854 zeigt, oder wie Kurt Gödel 1931 aufzeigte, daß Bertrand Russells [i]Principia Mathematica[/i] ein Schwindel waren.[sup]25[/sup]

Solche kindischen euklidisch-kartesischen Phantasien wie jene der Anhänger Machs und Russells sind der Ursprung der Verwirrung bei den Physikern, die in Jaulen und Heulen ausbrechen, wenn man ihnen Keplers harmonisches Gravitationsfeld des Sonnensystems (ohne die vermeintliche „Fernwirkung")[sup]26[/sup] vorlegt, oder wenn sie es mit Plancks Arbeitsbereich zu tun bekommen, den die radikal reduktionistischen Nachläufer des Positivisten (d.h. radikalen Empiristen) Mach oder jemand wie Bertrand Russell als Quanten-„Mechanik" mißverstehen. Dann genügen ein paar Worte eines Kurt Gödel oder Albert Einstein, um die Anhänger des radikal reduktionistischen Kults von Mach, Russell, Norbert Wiener, John von Neumann usw. in Anfälle ausbrechen zu lassen, die an das Entsetzen der leidenden Kreaturen am Ende von H.G. Wells' [i]Die Insel des Dr. Moreau[/i] erinnern.

Die Alternative zu reduktionistischen Phantasien der „Sinnesgewißheit" ist, physikalische Raumzeit als wirkliches Kontinuum von Sein in Bewegung zu betrachten. Das heißt, als ontologische Eigenschaft des Seins zu akzeptieren, daß die „Bewegung" grundsätzlich immer vorhanden ist und daß die Vorstellung, es gäbe etwas, das noch bewegt werden müßte, auszuschließen ist - wobei unter „Bewegung" Wirkung im Sinne eines stetigen Entwicklungsprozesses zu verstehen ist. Das bedeutet [i]dynamisches [/i]Sein, nicht im Sinne des sinnlosen reduktionistischen Begriffs „Thermodynamik", sondern wie bei der Methode der Pythagoräer und Platons im Altertum oder der Anhänger von Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann u.a. in der Neuzeit.

Ablehnung von Sinnesgewißheit bedeutet nicht Ablehnung der Rolle unserer Sinne als solches; vielmehr sollten wir erkennen, daß die Sinne nur in zweierlei Hinsicht unverzichtbar sind, wie gleich dargestellt wird. Was man kompetenter Wissenschaft zuliebe ablehnen muß, ist das hedonistische blinde Vertrauen in die „Sinnesgewißheit".

Erstens sollte man würdigen, wie [die berühmte taubstumme Schriftstellerin] Helen Keller ihre scheinbar aussichtslose Lage überwinden konnte. Helen Kellers Leistung ist kein Grund, die Sinne, deren sie sich nicht bedienen konnte, abzuwerten, aber sie ist ein Grund, die von der Wissenschaft entwickelten neuen Instrumente kognitiver Methode und Anwendung schätzen zu lernen. Diese neuen Instrumente gestatten es der Menschheit, ansonsten versperrte Gebiete wie das Universum und die subatomare Raumzeit zu erkunden.

Zweitens haben uns die kompetenteren Strömungen der modernen Wissenschaft zwar gezeigt, daß das Bild von der Welt, das unsere Sinne uns vermitteln, nicht die wirkliche Welt ist, sondern bestenfalls deren getreuer Schatten - aber wir sind doch für unsere Erforschung der realen Welt des Unsichtbaren auf die Hilfe dieses Schattens als Anleitung angewiesen. Das Wichtigste an der Erkenntnis dieser Ironie ist, daß wir lernen müssen, jede naive Sinnesgewißheit - etwa die aprioristischen Sophismen von Aristoteles, Euklid und Descartes - zu verwerfen. Dann lernen wir, die uns mit der Geburt gegebenen Sinne und die Instrumente, die wir zu ihrer Ergänzung erfinden, so zu nutzen, daß wir immer mehr über die Natur des wirklichen Universums, das wir bewohnen, erfahren. Auf diese Weise und in diesem Prozeß entdecken wir das Wertvollste aller Geheimnisse der Wissenschaft: unsere wahre Identität und unseren Platz in diesem Riemannschen Universum als ganzem.

Noch einmal Riemann

Wenn wir uns mit der geistigen Störung namens „Sinnesgewißheit" befassen, sollten wir von Anfang an in Rechnung stellen, daß das Problem der Sinnesgewißheit, wie es uns in der europäischen Kultur seit Platons Tod ständig verfolgt, ein Produkt des Aufstiegs jenes Sophismus ist, den Platon in seinen Dialogen angreift. Man muß also diesen Sophismus angreifen, speziell in der Form, wie er in Antike, Mittelalter und Neuzeit von Aristoteles und seinen bekannten Anhängern wie Euklid übernommen wurde.

Ich wiederhole: Es sind klare Belege dafür überliefert, daß die großen transozeanischen Seekulturen - deren Erfahrungen sich im alten Ägypten widerspiegelten, wie es Solon, die Pythagoräer und Platon kannten - über eine Wissenschaftsmethode verfügten, die sogenannte [i]Sphärik, [/i]die weitgehend frei war von den Trugschlüssen, die ich zu Beginn dieses Kapitels angeprangert habe. Auch sollte man sehen, daß es im Laufe der antiken und mittelalterlichen Geschichte Europas bis zu dem großen Werk des Nikolaus von Kues, mit dem die moderne Wissenschaft begann, zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten Spuren der von Platon verbreiteten, wissenschaftlich sinnvollen, vor-euklidischen Weltanschauung gegeben hat - wie etwa bestimmte Strömungen in Philos Judentum und im Christentum des Apostels Paulus.

In der gesamten neuzeitlichen europäischen Geschichte seit der Zeit von Kepler, Fermat und Leibniz bis zu Riemann tobte ein großer Kampf, in dem sich durch den imperialen Einfluß der Habsburger und ihre Inquisition und dann durch den Einfluß des anglo-holländischen liberalen Imperiums eine abwegige, sogenannte kartesische oder newtonische Einstellung in der Wissenschaft durchsetzte, der [i]Apriorismus [/i]von Aristoteles, Euklid, Galileo und Descartes, bis Riemann dann mit seiner Habilitationsschrift von 1854 die Tür zur Wahrheit aufstieß.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß sich ab der Mitte des 17. Jahrhunderts in Frankreich unter der Führung von Kardinal Mazarin, Jean-Baptiste Colbert und Gottfried Leibniz Anklänge an Kues, Leonardo da Vinci und Kepler fanden. Dieser Fortschritt endete mit dem neuen Primat eines modernen Liberalismus während der anglo-holländischen liberalen Kriege, die im Februar 1763 den Aufbau des bis heute bestehenden britischen Weltreichs neu-venezianischer Prägung nach sich zogen. Auch die spätere große Renaissance des 18. Jahrhunderts, angeführt von Abraham Kästner, Gotthold Lessing, Moses Mendelssohn, Friedrich Schiller und der Ecole Polytechnique von Monge und Carnot, wurde vom Jakobinerterror und der räuberischen Herrschaft Napoleon Bonapartes zerschlagen.

Die Tyrannei der Habsburger Inquisition unter Großinquisitor Tomas de Torquemada auf der einen Seite und des anglo-holländischen Liberalismus von Paolo Sarpi und seiner Anhänger auf der anderen Seite hatte zu der Zeit den korrumpierenden Einfluß von Sarpis Liberalismus auf Wissenschaft, Kunst und Politik bereits massiv gefestigt. Die imperiale britische Tyrannei im Europa des Wiener Kongresses (als die Briten ab Anfang des 19. Jahrhunderts auch den transatlantischen Sklavenhandel übernahmen, den die spanische Monarchie auf Drängen des Briten John Locke begonnen hatte) beherrschte die Wissenschaft, bis es den Kreisen um den großen Organisator Alexander von Humboldt gelang, die große naturwissenschaftliche Revolution von Wilhelm Weber, Lejeune Dirichlet und Bernhard Riemann in Gang zu setzen. Heute aber herrscht in der europäischen Kultur, in unseren Schulen, Universitäten und der öffentlichen Meinung wieder der liberale Sophismus vor.

Der eigentliche Fortschritt der Wissenschaft in der letzten Zeit hing von der herausstechenden Einzelleistung von Genies wie Wernadskij und Albert Einstein ab. Von Riemanns Habilitationsschrift von 1854 geht die große, lange Welle wissenschaftlicher Revolution aus, auf der die größten nachfolgenden wissenschaftlichen Errungenschaften in der gesamten Zeitspanne von 1854 bis 2008 beruhen.

So bedeutend auch diese Revolution war, die Bernhard Riemann mit seiner Habilitationsschrift in Gang setzte - an dem großen Prinzip, mit dem er das Dunkel des euklidischen Aberglaubens erschütterte, war eigentlich nichts wesentlich Neues für die Wissenschaft der europäischen Zivilisation. Wenn man diese Habilitationsschrift von 1854 richtig versteht, weiß man, daß ihr Ursprung, ihre Folgen und ihre Bedeutung für heute schon damals vorgegeben waren.

Der wichtigste Ursprung moralischer Zersetzung in der modernen Naturwissenschaft nach Riemanns Habilitationsschrift war der große Schwindel namens „Thermodynamik", den moralisch verkommene Kreise um Clausius, Grassmann und Kelvin in die Welt setzten. Beispielhaft für diesen Verfall ist bis heute ein Schwindel der modernen Mechanik, den man das „Zweite Gesetz der Thermodynamik" nennt, ein Machscher Schwindel, dessen Folgen massenmörderisch sein können.

Die Betrachtungen, die ich bis hierhin angestellt habe, haben uns wiederholt bis nahe an die große Schlußfolgerung gebracht, die jetzt vor uns steht: den Begriff des ontologischen Infinitesimalen.

Die Noosphäre als solche

Das Konzept der Noosphäre entwickelte sich im wesentlichen aus Erkenntnissen aus der Herangehensweise von Mendelejew und Harkins in der physikalischen Chemie, die Wernadskij Mitte der dreißiger Jahre zusammenfaßte. Nicht selten sind Beobachter versucht, Louis Pasteur die Entdeckung eines Prinzips des Lebens zuzuschreiben - statt nur der Entdeckung entscheidend wichtiger Phänomene lebender Prozesse -, doch Pasteur selbst hat es immer abgelehnt, in dieser Frage voreilige Schlüsse zu ziehen. Damit hatte er völlig recht, denn ihm war bewußt, daß es zur Entwicklung adäquater Beweise einer entsprechenden Wissenschaftsmethode bedurfte.[sup]27[/sup] Noch heute müssen wir zurückhaltend sein, wenn es darum geht, Behauptungen über die Noosphäre aufzustellen; aber das, was wir über die Bedeutung der erwiesenen Existenz der Noosphäre wirklich wissen, muß auch akzeptiert werden, selbst wenn etliche tiefergehende Fragen noch nicht definiert sind.

So wie Wernadskij die Fragen über die Biosphäre geklärt hat, so müssen wir uns heute einer höheren Herausforderung stellen, der Noosphäre - so wie ich die Bedeutung der entsprechenden Fragen betone, die in der hier angesprochenen Arbeit von Woese u.a. implizit aufgeworfen werden. Lebensprozesse haben eine andere physikalische Chemie als nichtlebende Prozesse, wodurch ein spezifischer Phasenraum, die Biosphäre, definiert wird. Wie sollen wir uns dann dem übergeordneten Gegenstand, der Noosphäre, nähern?

Wir wissen, daß das russische Akademiemitglied W.I. Wernadskij die Noosphäre entdeckt hat. Wir wissen auch aus eindeutigen experimentellen Erkenntnissen, daß die Biosphäre funktionell von der Noosphäre beherrscht wird. Das bedeutet, daß die Biosphäre funktionell in der Noosphäre enthalten ist und daß man daher bei Verallgemeinerungen über die Biosphäre die übergreifende Rolle der Noosphäre niemals weglassen darf.

Es sei daran erinnert: Der Beweis für Wernadskijs Hypothese liegt in der Zunahme der akkumulierten Masse von allem, was der Phasenraum Biosphäre hervorbringt, d.h. der Masse, die spezifisch durch die Wirkung lebender Prozesse und deren Überreste entsteht. Das Wachstum der so definierten Biosphäre im Verhältnis zu dem Phasenraum, den nichtlebende Prozesse erzeugen, lieferte den erforderlichen Beweis, auch wenn eine kompetente experimentelle Definition des „historischen" Ursprungs des Lebens selbst noch aussteht.

Der gleiche Maßstab, der zur Definition der Biosphäre erforderlich ist, ist auch auf die Noosphäre anzuwenden, allerdings mit einer deutlichen Einschränkung. Entscheidend ist der Beweis, auf dem jede kompetente physikalische Wirtschaftswissenschaft beruht: daß der Anteil der Masse unseres Planeten aus Produkten menschlicher Erkenntnis, die nicht durch andere Prozesse der Noosphäre entstehen können, prozentual ansteigt, hauptsächlich dank wissenschaftlicher und verwandter Fortschritte in den Zielen und Technologien menschlicher Gesellschaften.

Die entscheidende Tatsache, die dadurch zum Ausdruck kommt, ist, daß die Zunahme des Masseanteils der Noosphäre eindeutig das jetzt genau definierte Produkt der [i]Noesis [/i]ist. Die entsprechenden Aktivitäten werden einzigartig durch ihren ontologisch infinitesimalen Ausdruck deutlich (wie ich bereits weiter oben betont habe) - wie bei Entdeckungen wahrer universeller Naturprinzipien, die in den reduktionistischen Methoden antiker Sophisten wie Aristoteles und Euklid oder im modernen Empirismus keinen Platz haben.

[i]Dieses Unterscheidungsmerkmal der Noosphäre konfrontiert uns typischerweise mit dem paradoxen, anti-entropischen Fall, daß die Zukunft die Gegenwart bestimmt.[sup]28[/sup] [/i]

Zum Beispiel: Bei der Biosphäre hatten wir den relativen Vorteil, daß wir sie definieren können, indem wir uns auf den höheren Organisationszustand im Universum beziehen, auf die Noosphäre (die die Biosphäre enthält). Einen solchen Vorteil haben wir nicht, wenn wir an die Frage der Noosphäre herangehen. Die paradoxe Wirkung beschränkt sich mehr oder weniger darauf, daß die Entdeckung eines Prinzips häufig zur Ursache einer qualitativen Änderung der Art des menschlichen Einwirkens (zum Beispiel) auf das Universum wird. Dies wiederum konfrontiert uns damit, daß die Entdeckung einer für die menschliche Praxis notwendigen Wahrheit (d.h. die klassische platonische Hypothese) tatsächlich existiert, noch bevor das entsprechende, neue experimentelle Prinzip [i]negativ entdeckt [/i]worden ist.

Als Veranschaulichung, daß es solche Punkte gibt: Belege für eine scheinbar anomale Ordnung bestimmter Veränderungen im Krebsnebel deuten auf eine solche Anomalie hin, auch wenn sie, soweit bekannt, bisher noch nicht erwiesen ist.

Man betrachte beispielsweise die verwandte Tatsache, daß Leibniz sich von Fermats bemerkenswerter, einzigartiger Entdeckung des Prinzips der geringsten Wirkung dazu anregen ließ, die Autorität von Huyghens' Zykloide umzuwerfen und ein universelles physikalisches Prinzip der geringsten Wirkung auf die analogen Funktionen zu gründen, die zu dieser Revolution in der Definition des Begriffs wahrer physikalischer Prinzipien führten.

Diese und verwandte Überlegungen führen uns zu drei großen Paradoxen:

Erstens: Die größten Augenblicke wissenschaftlicher Entdeckung sind die, in denen im Geist eines einzelnen Menschen eine [i]zukünftige revolutionäre Veränderung der Ordnung des Universums menschlicher Praxis [/i]als unabänderliche Folge einer neuen Erkenntnis auftaucht - eines universellen Prinzips, das bisher noch nicht angewandt wird. Wie ist das möglich?

Zweitens: Was ist die geheimnisvolle, doch unbestreitbare Kraft in der Anlage des menschlichen Geistes, die es einem Menschen, aber keinem Tier ermöglicht, solche notwendigen prinzipiellen Änderungen der Gestaltung der Zukunft zu entdecken?

Drittens: Wie offenbart der Geist des einzelnen eine solche einzigartige Kraft, wenn es hierfür in der Biosphäre als solcher keinen Vorläufer gibt?

Ist es irgendein Prinzip des „Stimmens"? Hat die Entwicklung des geistig-biologischen Apparats die menschliche Gattung an einen Punkt geführt, wo sie auf eine höhere Macht des Universums „abgestimmt" ist - eine höhere Macht, die sich nicht nur als echte Anti-Entropie äußert, wie sie der große Mathematiker des 18. Jahrhunderts Abraham Kästner definierte, sondern als oberstes universelles physikalisches Prinzip der Anti-Entropie? Philo von Alexandria verdammte die Aristoteliker, weil sie in der Theologie darauf bestanden, daß der Schöpfer sich selbst ewige Ohnmacht auferlegt hätte; dazu führte er die stärksten Argumente an, die eine so absurde Theologie, und damit implizit auch eine absurde aristotelische Wissenschaft wie bei Claudius Ptolemäus, widerlegen konnten.

Es gibt zwei Fälle eines solchen überragend wichtigen Verhaltens. Das eine ist das Universum in seiner Gesamtheit, das von einem anti-entropischen Prinzip bestimmt ist, welches es auf qualitativ immer höhere Organisationszustände hebt. Im anderen Fall, wie es in [i]Genesis 1[/i] dargestellt ist, wirkt die Menschheit auf ihren Platz im Universum auf ähnlich anti-entropische Weise ein. Bei diesem zweiten Aspekt ist es erwiesen, daß der menschliche Geist über eine Fähigkeit verfügt, die schon aufgrund der Definition an sich kein Produkt seiner Biologie ist, so wie wir Biologie heute definieren - sondern es ist eine Art „Einstimmen" der menschlichen Denkweise auf diese Erkenntniskraft, die in niederen Lebensformen niemals nachgewiesen werden konnte. Diese Kraft des menschlichen Geistes ist aber in unserem Universum voll wirksam, wie das Wachstum der Noosphäre gegenüber der Biosphäre zeigt.

Nikolaus von Kues hat es einmal so dargestellt: Was unser Schöpfer des Universums gegenüber dem Menschen ist, das ist der Mensch, wenn er in seiner geistigen Macht und Pflicht zur Pflege der Hunde diesen Schöpfer nachahmt.

Ein bescheidenerer Punkt, der in diesem Zusammenhang vorzubringen ist, sind die Beweise dafür, daß das Universum von Natur aus anti-entropisch ist; und wenn die Menschheit überleben will, muß sie genauso handeln, wie der Schöpfer unser Universum regiert. Wir sind als Lebewesen darauf „abgestimmt", uns in den Dienst der Anti-Entropie zu stellen - und wer eine gegenteilige Sicht vertritt, wie Al Gore und andere Malthusianer heute, ist böse, weil er sich in den Dienst der Entropie stellt.

In bezug auf die große Frage, die das Thema dieses Aufsatzes gebildet hat, befinden wir uns in einer Zwickmühle mit ähnlichen praktischen Folgen wie denen, die sich Louis Pasteur bei der Frage des Lebens stellten. Wir haben keine wirkliche Lösung; aber wir dürfen der offenen Frage, die nicht verschwinden wird, und ihren Implikationen für die heutige praktische Wissenschaft nicht ausweichen. Solange wir in der Wissenschaft diese Frage nicht stellen, werden wir auch keinen Ansatz zu ihrer Antwort entdecken.

 

 

Anmerkungen

1. Zur Unterscheidung jener Isotope des Periodensystems, die spezifisch auf lebende Prozesse abgestimmt sind.

2. Siehe auch Lyndon LaRouche, „Meine frühe Begegnung mit Leibniz: Über die Monadologie", [i]Neue Solidarität[/i], Nr. 14 und 15, 2008, und Lyndon LaRouche, „A Strategic Economic Assessment: That Doomed & Brutish Empire", [i]LPAC[/i], 19. Februar 2008.

3. Daraus folgt die falsche Methode, die den gewohnheitsmäßigen Fehlern gängiger statistischer Wirtschaftsvorhersagen zugrunde liegt.

4. Wie ich bereits an früherer Stelle ausgeführt habe, leitet sich die Wissenschaft, beispielsweise die von Ägyptern und Pythagoräern praktizierte Sphärik, von einem Universalienbegriff ab, dessen Konzept auf eine sehr lange Zeitspanne empirischer Kalenderentwicklung zurückgeht, welche auf den gesammelten Erkenntnissen sehr vieler Seefahrer-Generationen in maritimen Kulturen während der etwa 200.000 Jahre Eiszeit beruht, als große Teile der nördlichen Hemisphäre mit Gletschern überzogen war, ein Zustand, zu dem die Erde jetzt zurückzukehren droht.

5. Ablenkungen von Wernadskijs eigentlicher Originalität gehen hauptsächlich von fehlgeleiteten, „fundamentalistischen" oder entsprechenden religiösen Eiferern aus, besonders jener Art, die entweder die fragwürdigen Spekulationen des „Piltdown"-Mitbetrügers und reduktionistischen Mystikers Teilhard de Chardin teilen oder deutlich erkennbare Elemente des heidnischen Delphikults von Gaia in der Antike darstellen, die darauf aus sind, den mächtigen Schöpfer des Universums sozusagen zurück auf die Erde zu bringen. In seinen wichtigen Schriften erwähnt Teilhard, wenn auch in Täuschungsabsicht, die Namen gültiger Konzepte, was zur Folge hat, daß die Irrtümer vieler seiner vermeintlich noch orthodoxeren Kritiker noch schlimmer sind als seine eigenen. In der durchgehenden Anwendung seines Konzepts der Noesis kommt der wesentliche Fehler seiner Erklärungen deutlicher zum Vorschein. Die Quelle der Verwirrung liegt in Teilhards Versuch, die Idee der Kreativität mit einer christlichen Lehre in Einklang zu bringen, die leider auch noch „klassisch" genannt wird; sein Versuch, dies mit einer axiomatisch reduktionistischen (d.h. aristotelischen oder quasi-aristotelischen) Theorie der Weltentstehung zu verbinden, ist der Ursprung seiner Verwirrung. Daß Teilhard den Begriff „Noosphäre" prägte, wurde von Wernadskij eingeräumt; Teilhard gab dem Baby den Namen, aber Wernadskij zeugte und gebar es.

6. Ich komme hierauf und auf die Behandlung dieses Gegenstands durch Nikolaus von Kues im 2. Kapitel dieses Aufsatzes zurück.

7. „Ideengesteuert" im Sinne von Erkenntnis eines wichtigen Naturprinzips oder laufender sozialer Prozesse. D.h. Denken, das den Fußstapfen von Keplers Entdeckung der universellen Gravitation, Fermats Entdeckung des Prinzips der geringsten Wirkung, Leibniz' eigener, ursprünglicher Entdeckung des Kalkulus-Prinzips (1676) oder Riemanns Habilitationsschrift von 1854 folgt.

8. Es ist angebracht und notwendig zu sagen, daß Gores Schwindel von der „globalen Erwärmung" im Grunde ein faschistisches Wirtschaftsmodell in den Fußstapfen von Thomas Malthus' Haileybury-Gesellschaft, Mussolini und Hitler bzw. von dem olympischen Zeus aus Aischylos' [i]Der gefesselte Prometheus[/i] oder Friedrich Nietzsches Lehre ist, denn ein solches Modell ließe sich außer mit leicht durchschaubaren faschistischen politischen Mitteln nicht als nationales oder weltweites System durchsetzen. Ähnlich wie H.G. Wells, der seine faschistische Überzeugung offen äußerte, war auch sein Komplize Bertrand Russell noch offener und radikaler faschistisch als Mussolini oder Hitler.

9. Man vergleiche hierzu die Verdrängung der Beuteltiere durch auftauchende Säugetiere, wie an dem australischen „historischen" Modell sichtbar wird. Während beispielsweise die Känguruhs erhalten blieben, wurden die meisten anderen Beuteltiere in einer Nische nach der anderen durch Säugetierarten ersetzt, welche die Beuteltierarten karikieren. Übrig geblieben sind Merkwürdigkeiten wie das australische Schnabeltier (Platypus) und ein gewisser bekannter Verleger „mit großem Beutel", die als Überreste eierlegender Arten ihr Leben fristen.

10. Der Tod der berühmten Korrespondenten Eratosthenes und Archimedes markierten den Beginn eines deutlichen Niedergangs in der europäischen Kultur in der Zeit seit dem römischen Sieg im zweiten Punischen Krieg.

11. Es ist aufschlußreich, daß das antike griechische Modell späterer europäischer imperialistischer Ausprägung auch heute noch an der Stätte des delphischen Kults von Apollo-Dionysos gesehen werden kann. In einer Anordnung um den Tempel selbst gibt es „Gotteshäuser", die den Reichtum der antiken griechischen Städte repräsentierten. Folgt man dem Weg bergab bis zum Ort des nahegelegenen Hafens, erkannt man, daß das antike delphische Modell nicht nur Vorbild für die Lombard-Liga war, die mit dem „neuen dunklen Zeitalter" Europas traurige Berühmtheit erlangte. Es war auch für den heute erneut vorgelegten Vorschlag eines Wucher-Weltreichs von Stadtstaaten Vorbild, das jene errichten wollen, die wie das selbsternannte 40-Mrd.-Dollar-Fossil, der New Yorker Bürgermeister Bloomberg, eine Form der Globalisierung fordern.

12. Der Idee des Nikolaus von Kues für den Aufbau europäischer Kontakte über den Atlantik und bis in den Indischen Ozean war der ausdrückliche Leitfaden für Kolumbus' wissenschaftliche Kenntnisse über die Möglichkeit einer Atlantiküberquerung. Kolumbus gelangte zu dieser Kenntnis, als er das Testament des Cusaners las, das dessen Testamentsvollstrecker in Verwahrung hatte, der damals in Portugal lebte. Etwa zwei Jahrzehnte später gelang es Kolumbus, die Pläne umzusetzen, die Nikolaus von Kues vorschwebten.

13. Wernadskij starb im Januar 1945, Einstein im April 1955.

14. Und implizit auch im Werk Max Plancks, das in der Kriegszeit 1914-17 so vehement von den deutschen und österreichischen Anhängern des Radikalreduktionisten Ernst Mach angegriffen wurde.

15. Entgegen dem gewöhnlichen, empiristischen Sophismus von de Moivre, D'Alembert, Leonhard Euler, Joseph Lagrange, Laplace, Cauchy, Clausius, Grassmann u.a.

16. Siehe Cusas Aufdeckung des systemischen Fehlers in Archimedes' Quadratur des Kreises.

17. Man vergleiche die Verurteilung der Philosophie hinter der Methode des Aristoteles durch Philon von Alexandria und das Echo dieser Verurteilung des Aristoteles bezüglich der Astrophysik bei Kepler, und beachte vor allem Keplers Aufdeckung des aristotelischen Betrugs hinter dem fixen System des Claudius Ptolemäus.

18. Siehe [i]Orion, or Researches into the Antiquity of the Vedas („Orion, oder Forschungen über das Alter der Veden", [/i]1893) und [i]The Arctic Home of the Vedas [/i](„[i]Die arktische Heimat der Veden", [/i]1903).

19. Man bedenke die Wirkung der meistens „trans-uranischen" Isotope von spezifisch biologischer Bedeutung; diese gegenwärtige Entwicklungslinie ist ein Echo der Wirkung Wernadskijs auf die Entwicklung der geologischen Wissenschaften in Rußland, die vom Besuch des Prinzen und späteren Zaren Peter des Großen bei der Freiberger Akademie nahe Dresden angestoßen wurde.

20. Wie bei der späteren authentischen Entdeckung eines Quantenprinzips durch Max Planck (dem Gegner der positivistischen Ideologie Machs) beruht Keplers Entdeckung des Organisationssystems der Gravitation des Sonnensystems darauf, eine rein visuelle („sinnesgewisse") Vorstellung der Ordnung des Sonnensystems zu verwerfen, indem er die ontologisch paradoxe Gegenüberstellung der Vorstellungen der visuellen und akustischen Sinneswahrnehmungen („Sehen" und „Hören") macht. Es gibt keinen „leeren Raum" in der Organisation der Natur im sehr kleinen oder sehr großen. Wenn ansonsten führende Wissenschaftler hysterisch ein kindisches blindes Vertrauen in die Sinnesgewißheit verteidigen, wenn es um die unverzichtbare Rolle der Harmonik bei der Definition der universellen Gravitation geht, ist das auch heute noch ein wesentliches Hindernis für den Fortschritt der Naturwissenschaften. Die wilden Angriffe der leichtgläubigen deutschen und österreichisch-ungarischen Parteigänger Ernst Machs und Bertrand Russells während und nach dem Ersten Weltkrieg sind mit dieser verbreiteten, meistens zutiefst verlogenen Hysterie gegen Kepler in dieser Frage der „Sinnesgewißheit" vergleichbar. In beiden Fällen - Kepler wie Planck - ist die entscheidende Frage eine ontologische: Ihre Gegner wollen nicht wahrhaben, daß die Sinneswahrnehmungen des Menschen nur die Reaktionen von Instrumenten sind, die uns sozusagen nur die Schatten der Realität zeigen - mit der Folge, daß man die paradoxen Ergebnisse von Sehen und Hören zusammengenommen, statt nur einem dieser beiden Sinne, genau so behandeln muß, wie es Kepler bei dieser Definition der Harmonik der Gravitation sowie Planck bei seiner großartigen Entdeckung getan haben.

21. Wernadskijs Argument, auf das ich mich in [i]Wernadskij und Dirichlets Prinzip[/i], a.a.O., bezogen habe.

22. Der größte Teil des Inhalts der [i]Elemente[/i] hat im wesentlichen die Form einer systematischen Vergegenständlichung von Hypothesen und Theoremen, die schon früher insbesondere von den Kreisen der Pythagoräer und Platons definiert worden waren. Die klassische griechische Naturwissenschaft, wie das Werk des Thales und des Heraklit, war ein Widerhall der ägyptisch-pythagoräischen [i]Sphärik;[/i] das zeigt sich am besten darin, wie Archytas durch die rein konstruktive Demonstration der Verdoppelung des Würfels das entsprechende Prinzip klärte. Kennzeichnend für diese klassische Naturwissenschaft der Pythagoräer und Platons ist derselbe Begriff grundlegender Naturprinzipien, der in den experimentellen Methoden, die mit dem Konzept des ontologischen Infinitesimals verbunden sind, wesentlich zum Ausdruck kommt. Für dieses Konzept steht Keplers Entdeckung, daß die Ordnung des Sonnensystems harmonisch ist und sich nicht anhand naiv visuell-räumlicher Vorstellungen messen läßt. Unsere verschiedenen Sinne haben die Eigenschaft von Instrumenten unserer Erfahrung, die unserem Geist nur die Schatten dessen mitteilen, was diese Sinneseindrücke eigentlich verursacht. Der Kontrast zwischen zwei sich widersprechenden Eindrücken, etwa des Sehens und des Hörens, war unverzichtbar für Keplers Entdeckung des quantifizierbaren Prinzips der Gravitation. Aber obwohl dieses Prinzip der antieuklidischen Geometrie bereits Riemanns Vorgängern wie dem großen Mathematiker des 18. Jahrhunderts Abraham Kästner (und, wenn auch insgeheim, Carl Friedrich Gauß) klar war, rückte dieses Problem erst in den Brennpunkt der modernen Wissenschaft, als Bernhard Riemann ausdrücklich alle reduktionistischen Methoden aus der Naturwissenschaft verbannte.

23. Meine Frau und ich haben verschiedene Hunde „besessen": mehrere Irische Setter, zwei große Pyrenäenhunde und einen West Highland White Terrier. Es gibt „Zuchtmerkmale", aber es gibt auch entwickelte „Persönlichkeiten", die sich als „Einsichten" äußern, welche für den Hund und für die ihn als Welpen aufnehmende Familie spezifisch sind.

24. Wir hatten einen großen Pyrenäenhund, der einen West Highland White Terrier als Hundewelpen der Familie akzeptierte, aber dann mit den Jahren immer mehr darüber irritiert schien, daß dieser Welpe nicht größer werden wollte.

25. Kurt Gödel, „On formally undecidable propositions of Principia Mathematica and related systems" (Über formal unentscheidbare Sätze der [i]Principia Mathematica[/i] und verwandter Systeme), 1931, in Kurt Gödel Collected Work Vol. I (New York: Oxford University Press, 1986) S. 144-195.

26. Auch der Krebsnebel sollte sie deshalb zur Raserei bringen!

27. Siehe Lyndon LaRouche, „Vernadsky & Dirichlet's Principle", [i]EIR[/i], 3. Juni 2005. In deutscher Übersetzung: „Wernadskij und das Dirichlet-Prinzip", in [i]Fusion[/i] 2/2005.

28. Das war das „Geheimnis" meines beispiellosen Erfolges als Prognostiker langfristiger Wirtschaftsentwicklungen.