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Freihandel contra nationales Interesse: Die Wirtschaftsdebatte über Rußland

[pretitle]Freihandel contra nationales Interesse[/pretitle]

[title]Die Wirtschaftsdebatte über Rußland[/title]

[author]von Lyndon LaRouche[/author]

[date]12. Juni 2008[/date]

Die Zusammenarbeit zwischen Rußland, China und Indien ist gegenwärtig der Dreh- und Angelpunkt jeglichen Widerstands gegen den Londoner Vorstoß für weltweiten Faschismus in Form eines utopischen und offen imperialen „neuen Turmbaus zu Babel". Ein Ausdruck hiervon ist die aktuelle Kampagne für eine imperialistische, ideologisch gegen den Westfälischen Frieden ausgerichtete Herrschaft in West- und Mitteleuropa, wie sie der frühere britische Premierminister Tony Blair vorgeschlagen hat. Dieser noch andauernde Vorstoß, über Machenschaften wie den Lissabon-Vertrag praktisch ganz Kontinental- und Mitteleuropa als britische Kolonie in Beschlag zu nehmen, findet sein Gegenstück in dem vorherrschenden maulwurfartigen, praktisch verräterischen Einfluß von Finanzkreisen um London auf maßgebliche Bereiche der amerikanischen Innenpolitik. Der britische Einfluß auf die amerikanische Presse und die reguläre und irreguläre Finanzierung amerikanischer Präsidentschaftswahlkämpfe haben heute ein solches Ausmaß erreicht, daß viele Wähler fassungslos wären, wenn man ihnen die Beweise dafür vorlegte, wie sehr ihre Wahlentscheidungen bisher von einer ausländischen Macht manipuliert wurden.

Die Reaktion hierauf in Rußland und bei seinen wichtigsten asiatischen Partnern läßt sich u.a. daran erkennen, daß sie eine asymmetrische Strategie der Selbstverteidigung gegen den gegenwärtigen britischen Imperialismus entwickeln - und die Regierungen dieser Länder wissen, daß es britischer Imperialismus ist. Die gegenwärtige imperiale Haltung der Briten wird ganz wesentliche Reaktionen Rußlands und seiner Partner auslösen. Diese Reaktionen sind für mich Anlaß zu wachsender Sorge darüber, welche große Rolle liberale Elemente immer noch in Rußlands eigener Wirtschaftspolitik spielen. Meine Sorge hinsichtlich dieser drei - Rußland, China und Indien - und anderer Nationen rührt daher, daß der gegenwärtige Einfluß der Freihandelsideologie in Rußland eine gefährliche Doppelbödigkeit schafft, die an sich eine zusätzliche Bedrohung der nationalen Interessen Rußlands ist - und somit auch unserer eigenen. Diese Bedrohung besteht weiter, auch wenn die anvisierten Opfer dieser Politik sich bemühen, diese Einflüsse fremder Interessen in Schach zu halten.

* * *

Die Angelegenheit, die ich diesem Publikum nun vorstelle, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den Kern der notwendigen Lösungen für die schwerste strategische Krise der gesamten Weltgeschichte der Neuzeit: die unaufhaltsam heranstürmende, größte Wirtschaftskrise seit der Europas im 14. Jahrhundert. Die weltweite hyperinflationäre Krise ist nun in die Abfolge ihrer letzten Phasen eingetreten.

Die Krise selbst wäre zu überwinden, aber sie läßt sich nicht lösen, solange man sich auf eine Reform des gegenwärtigen Weltfinanzsystems beschränkt. In der äußerst wichtigen Angelegenheit, die ich auf diesen Seiten einem internationalen Publikum zur Diskussion vorlege, werden wir uns mit der einzig möglichen Abhilfe für die Ursache dieser Krise befassen.

Dazu muß man zunächst erkennen, daß selbst unter hochrangigen, vermeintlich gutinformierten Kreisen in Bezug auf die Realwirtschaft (physische Wirtschaft) weithin eine Art strategisches und historisches Analphabetentum herrscht. Diese Unwissenheit merkt man besonders bei den allgemein verbreiteten Überzeugungen, die einem bestimmten Teil der zwischen 1945 und 1958 geborenen transatlantischen Generation aus der höheren Angestelltenschicht systematisch eingetrichtert wurden. Diese Überzeugungen, die sie und auch jüngere Generationen verinnerlicht haben, äußern sich in einer militanten Ignoranz der axiomartigen Grundannahmen, die heute meist ungeahnt als Relikte von Einflüssen lauern, die tief in die Seelen der Lebenden eingepflanzt wurden. Diese Überbleibsel spiegeln problematische Erfahrungen wider, die in der jüngeren Geschichte der heutigen Kulturen über Jahrhunderte oder noch länger, manchmal sogar seit dem Altertum, jeweils an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wurden.

Diese Lage stellt uns vor zwei grundsätzliche Herausforderungen. Erstens ist da die Tatsache, daß eine mächtige politische Kraft, die gegenwärtig herrschende Finanzoligarchie, die einzige Möglichkeit wirklicher Abhilfe für diese Krise so vehement ablehnt, daß diese oligarchischen Interessen offenbar lieber mit ansähen, wie der ganze Planet (ihre eigene Nation eingeschlossen) zum Teufel geht, als diese einzig verfügbare Option zur Überwindung des nahenden allgemeinen finanziellen und monetären Zusammenbruchs der ganzen Weltwirtschaft zu akzeptieren. Zweitens ist da auch die Komplikation durch die weit verbreitete, schlichte Unkenntnis der Prinzipien der Wirtschaft, über die man nachdenken muß, wenn die Welt den gegenwärtig rasch heraufziehenden Schrecken entgehen soll - Dinge, die noch viel, viel schlimmer sind als die horrende verteuerten Benzin- und Heizölpreise, die zu erwarten sind, wenn man zuläßt, daß die gegenwärtige Politik unserer Regierungen fortgesetzt wird.

Um die Menschheit vor dieser rasch heraufziehenden Bedrohung einer allgemeinen Zusammenbruchskrise zu retten, die bald kreuz und quer den gesamten Planeten erfassen würde, müssen wir die gegenwärtig verbreiteten Meinungen über bestimmte relevante Ereignisse der Gegenwart ablegen. Dazu gehört sowohl die „Informationstheorie" als auch die in letzter Zeit beliebte Gewohnheit, zu „googeln", was heute oft als Ersatz für wirkliches Denken dient. Wir müssen sehen, daß die gesamte heute weltweit verbreitete europäische Zivilisation, mit ihren verschiedenen Intervallen innerer Entwicklungen und Zuckungen, von einem übergreifenden, einheitlichen dynamischen Prozeß bestimmt ist. Diesen globalen Prozeß müssen wir als einen Austausch zwischen jeweils souveränen Nationen mit souveränen Kulturen betrachten, und zwar in der folgenden, dynamischen Weise.

[i]Was schon bald geschehen muß, wenn ein Schrecken, der schlimmer wäre als das „neue finstere Zeitalter" im Europa des 14. Jahrhunderts, verhindert werden soll, ist die Gründung eines ersten Organisationskomitees der Regierungen der Vereinigten Staaten, Rußlands, Chinas und Indiens[/i],[footnote]Und, aus strategischen Gründen, schon früh im weiteren Verlauf dieses Prozesses, Japan, Korea und die Mongolei.[/footnote][i] welches sich darauf einigt, welchen Prinzipien die gemeinsam durchgeführte Reform folgen muß. Dies dient dann als Katalysator einer allgemeinen, mehr oder weniger globalen Vereinbarung für eine Reform, die bestimmten Prinzipien der Zusammenarbeit zwischen der Mehrheit der Nationalstaaten der Welt verpflichtet ist. [/i]Diese Reform muß im wesentlichen eine globale sein, und sie muß so gestaltet sein, daß sie als Reformprozeß über das kommende halbe Jahrhundert fortgesetzt wird.[footnote]Ein Zyklus von 50 Jahren mag für manche eine lange Zeit sein, wenn auch nicht für einen alten Mann von 85 Jahren. Um eine Weltkrise des gegenwärtigen Typs anzugehen, hat ein Mann von 85 Jahren gerade die richtige Perspektive.[/footnote]

Meine Empfehlung ist, daß die USA sich darauf vorbereiten, schon bald ihre Beteiligung an dieser Vier-Mächte-Initiative anzubieten. Diese Empfehlung wird einige überraschen, aber dies ist nichtsdestoweniger unverzichtbar, wenn die Zivilisation erhalten werden soll. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint es zwar sehr unwahrscheinlich, daß das, was ich vorschlage, in naher Zukunft verwirklicht wird. Aber mein Vorteil ist dabei, daß ich klar kommen sehe, welche Schläge die heraneilende, globale wirtschaftliche Zusammenbruchskrise der US-Wirtschaft und ihrem politischen Prozeß demnächst versetzen wird, während die meisten anderen führenden Persönlichkeiten und Kreise dies nicht tun. Die gegenwärtige Geschichte bietet den Vereinigten Staaten keine andere realistische Option als die, die ich hier vorschlage, wenn sie die auf uns zustürmenden Phasen der laufenden Krise überstehen sollen.

In diesem Bericht befasse ich mich besonders mit den praktischen Schwierigkeiten, die auftreten werden, wenn beispielsweise die Regierung Rußlands eine solche Initiative erwägt. Aber das, was ich hier schreibe, ist auch allgemeiner von Relevanz für alle Parteien, darunter viele weitere neben den vier Ländern, die ich als Initialkomitee dieser Bemühungen für einen weltweiten Wirtschaftsaufschwung vorschlage.

Formulieren wir das allgemeine Argument für dieses Vorgehen der vier genannten führenden Nationen noch einmal wie folgt.

Wir müssen die gegenwärtig ablaufende Spanne der sich entfaltenden modernen Weltgeschichte als einen einheitlichen, kohärenten Entwicklungsprozeß zwischen Nationen untersuchen, die wir nichtsdestoweniger paradoxerweise zu Recht als jeweils im wesentlichen souverän betrachten müssen.

Ein Beispiel: Wir müssen entdecken, daß hinter dem, worin die große Mehrheit der gebildeten oder auch ungebildeten Meinungen gegenwärtig getrennte Faktoren der Entwicklung und sogar unterschiedliche Interessen sieht, praktisch doch eine Übereinstimmung herrscht. Hinsichtlich der vorgeschlagenen Rettungsmission für diesen Planeten müssen wir die Geschichte so betrachten, als wäre sie ein hochkomplexer lebender Organismus, dessen Organe mit einer eingebauten gemeinsamen Wirkungsrichtung interagieren, die sich als einheitliche Funktion des Organismus als Ganzem äußert. Diese Funktion ist nicht homöostatisch, sondern [i]dynamisch[/i] in dem Sinne, wie Gottfried Leibniz und Bernhard Riemann den Begriff [i]dynamisch[/i] verwenden. Wir sehen so die Geschichte der Neuzeit als einen kohärenten, gesetzmäßigen Prozeß aufeinanderfolgender, alternierender Bewegungen des Aufstiegs und Niedergangs von Zivilisationen, der den Prozeß der Entwicklung der Beziehungen zwischen den gegenwärtigen, einander scheinbar entgegengesetzten Gruppen jeweils souveräner Kulturen zusammenfaßt.

Betrachten wir, um diese Untersuchung zu beginnen, die besondere gegenwärtige „geopolitische" Herausforderung, die dies für die Gestaltung der russischen Politik bedeutet.

Sehen wir uns nun den Fall Rußland an. Dabei berücksichtige man einige wesentliche Aspekte, die aus dem Erbe der Erfahrung der Sowjetunion herrühren.

[subhead]Die Ironie des Sowjetkommunismus[/subhead]

Als Sowjetrußland unter der Führung W.I. Lenins als Staatsmacht gegründet wurde, entstand in dieser neuen Regierung ironischerweise der Wunsch, die agroindustrielle Wirtschaft eines nunmehr erklärtermaßen kommunistischen Rußlands wiederaufzubauen, indem man dem erfolgreichen Modell folgte, das in Rußland damals als das „amerikanische kapitalistische Modell" galt. Quellen der damaligen Zeit vermelden bei verschiedenen Gelegenheiten, wie die „amerikanischen Methoden" gelobt wurden, etwa in den ersten fünf Jahren dieser Regierung von Führungsleuten wie den beiden widerstrebend zusammenarbeitenden Rivalen W.I. Lenin und L.D. Trotzkij.[footnote] Der Begriff der „primitiven sozialistischen Akkumulation", den der sowjetische Ökonom Preobraschenskij in den frühen zwanziger Jahren einführte, war ein Produkt der gleichen provokativen, historischen Ironie. Preobraschenskij reflektierte damals Rosa Luxemburgs ziemlich einsichtsvolle Betrachtung des Imperialismus als eines Systems internationaler Anleihen, welcher sich später der amerikanische Gelehrte Herbert Feis in seinen Studien anschloß.[/footnote] Gemeint waren „die amerikanischen Methoden", die Rußland in der großen agroindustriellen Stärke der Vereinigten Staaten in der Mobilisierung der US-Wirtschaft im Ersten Weltkrieg erlebt hatte. Prominente Führungsleute in Rußland hatten schon seit etwa 1876 gesehen, wie die agroindustrielle Macht Deutschlands durch Reformen in der Art des Amerikanischen Systems unter der Führung von Kanzler Otto von Bismarck einen Sprung nach vorne gemacht hatte.

Im gesamten Verlauf der sowjetischen Geschichte von 1917 bis 1989 drehten sich für die Patrioten dieser Nation eigentlich alle entscheidenden Fragen der nationalen Wirtschaftspolitik um die systemischen Unterschiede zwischen dem amerikanischen nationalistischen und dem britischen liberal-imperialistischen Wirtschaftsmodell. Was waren die Methoden, denen sich die ansonsten erklärten Anhänger von Karl Marx in der jungen Sowjetunion zuwenden konnten? Winston Churchill, der erklärte Satanist luziferische Aleister Crowley, der erklärte Faschist H.G. Wells und der erklärte radikal malthusianische Befürworter von Völkermord durch atomare und biologische Kriegsführung, Bertrand Russell, hatten damals ähnliche Motive und Vorlieben, die ihren Kreisen mehr oder weniger eigen sind, aber anständige Menschen würden diese Art der Ethik kaum als „moralische Skrupel" bezeichnen.[footnote] Man darf nie so naiv sein, zu meinen, die Briten Churchill und Bertrand Russell hätten moralisch „aufrichtig" gehandelt, als sie einen „vorbeugenden atomaren Angriff" auf die Sowjetunion vorschlugen, wie Russell dies im September 1946 öffentlich tat. Russell hat seine eigentliche Absicht später öffentlich zugegeben: „Als ich das erste politische Bewußtsein entwickelte, stritten Gladstone und Disraeli noch inmitten der viktorianischen Grundfesten gegeneinander, das britische Empire schien unumstößlich, eine Bedrohung der britischen Vorherrschaft zur See war undenkbar... Einem alten Mann mit einer solchen Vergangenheit fällt es schwer, sich in einer Welt... amerikanischer Überlegenheit zuhause zu fühlen." (Bertrand Russell, [i]Wissenschaft wandelt das Leben[/i], München 1953) Russells wie Churchills Absicht war es, das Werk der Regierung von US-Präsident Franklin Delano Roosevelts, in dem sie eine Bedrohung für das Empire sahen, von den Seiten her anzugreifen und letztendlich zunichte zu machen.[/footnote]

Es sollte für zeitgenössische Historiker offensichtlich sein, daß das russische politische und strategische Denken im allgemeinen dieses Paradox auch zu diesem späten Zeitpunkt noch nicht gelöst hat: Wie soll Rußland diesen noch heute anhaltenden historischen Konflikt in der englischsprachigen Welt zwischen der amerikanischen Verfassungstradition, wie sie Präsident Franklin Delano Roosevelt verkörpert, und dem System des Britischen Empire sehen? Diese Verwirrung, auf die man schon in der Vergangenheit in russischen Kreisen oft stieß, wird noch dadurch verstärkt, daß die „Wallstreet-Fraktion" in Amerika ein Ausdruck der britisch-imperialen Tradition von Verrätern wie Aaron Burr ist, die noch heute sehr stark in den führenden Institutionen der USA wirkt.

Eine der Hauptursachen dieser Verwirrung, die man nicht nur in Rußland, sondern im europäischen Denken allgemein erlebt, besteht darin, daß die sozialistischen Bewegungen und andere Beobachter in dieser Hinsicht die Wahrheit über Karl Marx nicht sehen wollen: daß er eine intellektuell verwirrte Schachfigur des britischen Außenamts unter einem Schützling Jeremy Benthams war; Marx persönlich unterstand in seiner Londoner Zeit der Leitung von Benthams Erben und unmittelbarem Nachfolger Lord Palmerston.[footnote] Marx schrieb einmal einen Aufsatz, worin er behauptete, er habe den Mann, der in jener Zeit der Strippenzieher war, Lord Palmerston, als „russischen Spion" enttarnt. Man kann sich fragen, wer ihm wohl den Auftrag dazu gegeben hatte![/footnote]

Ob es nun erklärte Marxisten sind oder die üblichen heutigen und früheren Antimarxisten in führenden politischen Kreisen, man will einfach nicht wahrhaben, daß Karl Marx faktisch ein Agent in Palmerstons Organisation des „Jungen Europa" von Palmerstons Agenten wie Mazzini und anderen war, obwohl diese Tatsache umfassend dokumentiert ist. Unabhängig davon, ob dies Marx selbst nun bewußt war oder nicht, es ist gerade dieser Aspekt von Marx' Leichtgläubigkeit, der für diese traurige Verwirrung sorgt. Das war und ist die große Verwirrung bei Kommunisten und Antisozialisten gleichermaßen in dieser Frage des eigentlichen, noch immer anhaltenden Konfliktes zwischen der britischen und der amerikanischen Volkswirtschaft und Geschichte. Das war die Wurzel der russischen (und auch vieler anderer) Konfusion in diesem Punkt, die sogar in führenden Kreisen und bis zum heutigen Tag herrscht.

Seit dem „Mauerfall" 1989, während der Amtszeit von US-Präsident George Bush senior,[footnote]Im Februar 1983 warnte ich, die Sowjetunion werde „wahrscheinlich innerhalb von etwa fünf Jahren" wirtschaftlich zusammenbrechen, falls Präsident Reagan eine bestimmte Zusammenarbeit vorschlage - von der ich erwartete, daß Reagan sie vorschlagen würde - und die Sowjetunion diese ablehne. Später, im Frühjahr jenes Jahres, nachdem der Präsident die Strategische Verteidigungsinitiative SDI vorgeschlagen hatte und Gespräche darüber rundheraus abgelehnt worden waren, wiederholte ich diese Prognose öffentlich. An dieser Prognose hielt ich fest, bis hin zu meiner öffentlichen Warnung am 12. Oktober 1988 vor einem von Polen ausgehenden kettenreaktionsartigen Zusammenbruch des Comecon-Systems. Meine erste wichtige langfristige Prognose hatte ich schon 1960-61 entwickelt und öffentlich verbreitet, als ich warnte, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, um den Ende der fünfziger Jahre etablierten Trend zu wenden, müsse man mit einer Serie von Währungskrisen rechnen, und ungefähr Ende der sechziger Jahre oder Anfang der siebziger Jahre drohe dann der Zusammenbruch des damaligen Währungssystems. Ich machte mehrere solche Prognosen, und irrte mich in keiner einzigen. Dieser Erfolg war eine Frage der Methode, wohingegen professionelle statistische Prognostiker grundsätzlich inkompetente Methoden nach Art der Berechnung von Handicaps beim Pferderennen verwenden. Vorhersagen, ob an einem bestimmten Datum bestimmte Ereignisse eintreten oder nicht, sind immer Produkte inkompetenter Methoden.[/footnote] herrscht die verrückte, im Kern hyperinflationäre Politik und Praxis, die als Trend unter dem damaligen Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve, Alan Greenspan, eingeführt worden war - und dies unter Greenspans armseligem, konfusen Nachfolger Ben Bernanke noch in dem Augenblick, in dem diese Zeilen geschrieben werden. Auch die Regierung des russischen Präsidenten Boris Jelzin stand bis zur Zeit des Skandals um LTCM und die russischen Staatsanleihen im August und September 1998 und noch darüber hinaus unter dem Einfluß der von London vorgegebenen, ruinösen anglo-amerikanischen Linie Greenspans und seiner Nachfolger.

Trotz der bedeutenden späteren Verbesserungen der russischen Wirtschaftspolitik unter Präsident Wladimir Putins Regierung sind seit damals die wesentlichen Aspekte des Konfliktes zwischen Rußlands vitalen realwirtschaftlichen nationalen Interessen und dem ruinösen Einfluß des räuberischen britischen Monetarismus bis zum heutigen Tage konzeptionell ungelöst geblieben. Das gilt überwiegend auch für diejenigen in West- und Mitteleuropa, die Großbritanniens Rolle der amerikanischen Verfassungstradition vorziehen - Dummköpfe, die, wenn sie in führender Stellung sind, normalerweise Schachfiguren des britischen Geheimdienstes sind.

Schließlich wissen intelligente und gutinformierte Amerikaner inzwischen, daß der von der britischen Monarchie geadelte frühere US-Präsident George H.W. Bush und genauso sein verstorbener Vater Prescott Bush, der gemeinsam mit dem Briten Montagu Norman die Sache Adolf Hitlers unterstützte, zu der Art Sympathisanten des britischen Imperialismus gehörte, die sich damals wie heute praktisch oft wie britische Agenten verhalten haben.

Unterdessen haben meine Ehefrau und andere meiner Mitarbeiter nach den Ereignissen von 1989 meine Einsichten in die notwendige neue Richtung des russischen Denkens in diesen Fragen Anfang und Mitte der neunziger Jahre in relevanten Kreisen im Jelzin-Rußland nach Gorbatschow bekannt gemacht. Meine Sichtweise wurde von bemerkenswerten einflußreichen Intellektuellen vorgestellt, so dem brillanten und kreativen Physiker Pobisk Kusnezow, der dort zu den ersten prominenten Persönlichkeiten gehörte, die bestimmte wichtige Implikationen meiner Lehre über die Prinzipien der physischen Ökonomie im Gegensatz zu irgendwelchen der zahlreichen popularisierten Formen des Monetarismus verstanden.

So veranschaulicht beispielsweise eine Diskussionsrunde in Moskau im Jahr 1996, an der ich teilnahm, daß es schon zu der Zeit eine Gruppe beruflich und politisch angesehener russischer Ökonomen gab, die sich dort und an anderer Stelle mit mir trafen und bereit waren, in Bezug auf Reformen, die damals möglich gewesen wären, an die USA heranzutreten. Die Unterstützung für solche Reformen brach jedoch bald in sich zusammen, vor allem wegen des schädlichen Einflusses des damaligen US-Vizepräsidenten Al Gore im Kontext des Wahlkampfs für die Wiederwahl von Präsident Bill Clinton, der mit Jelzins eigenem Wahlkampf für seine Wiederwahl als russischer Präsident zusammenfiel.

Trotz der Wende zum Besseren unter Präsident Wladimir Putin blieb der latente Einfluß der Briten bestehen, auch wenn er als sichtbarer Faktor in der Gestaltung der russischen Politik schrumpfte. Er ist als lähmender Einfluß weiter vorhanden, trotz der Bemühungen des nunmehr ehemaligen Präsidenten Putin um eine Politik, mit der man nicht nur Rußlands Wirtschaft dauerhaft wiederaufbauen kann, sondern sich auch die Verwirklichung der dringend benötigten, Bretton-Woods-artigen Reform des Weltfinanzsystems zum Ziel setzen kann.

Zugegeben, unter den Bedingungen, wie sie in dem Moment, wo dieser Bericht verfaßt wird, in der amerikanischen Regierung herrschen, mag die Hoffnung auf eine solche Reform der amerikanischen Politik weithergeholt erscheinen. Ich bin nicht so pessimistisch. Schockartige Entwicklungen sind bereits im Gange, und dies sind Zeiten, in denen viele scheinbar unmögliche Veränderungen wahrscheinlich werden.

Das ist die wahre Geschichte mit ihren nationalen und internationalen Komplikationen für die Gestaltung der Politik bis heute. Rußland muß sich von den gefährlichen Widersprüchen in seinen Bemühungen, die realwirtschaftlichen nationalen Interessen gegen die immer noch gefährlichen Reste des Einflusses der Monetaristen im eigenen Land auszubalancieren, selbst befreien. Dieses Problem muß angepackt werden, wenn Rußlands Regierung in die Lage versetzt werden soll, seine unverzichtbarer Rolle als Partner unter den vier Mächten - USA, Rußland, China und Indien - zu spielen, die gemeinsam den Kern bilden müssen, um den sich die Mehrheit der menschlichen Gattung sammeln muß, damit wir unseren nun unmittelbar bedrohten Planeten retten.

Ich beschränke meine Diskussion in dieser Veröffentlichung auf Gedanken zur grundsätzlichen Natur der problematischen Aspekte der öffentlich erklärten Innenpolitik Rußlands, so wie ich sie mit Gewißheit sehen und erkennen kann.

Ich betone, daß ich dieses spezifische Thema heute unter den Umständen einer sich beschleunigenden allgemeinen Krise des gegenwärtigen Weltwährungs- und -finanzsystems aufgreife. Warum das so wichtig ist, läßt sich am besten zeigen, wenn man meine hier vorgestellten Vorschläge nur in Hinsicht darauf betrachtet, welche besondere Rolle einer Zusammenarbeit zwischen den USA auf der einen Seite und Rußland, China und Indien auf der anderen zukäme, wenn der Planet sich von der Zusammenbruchskrise des Weltwährungssystems erholen soll.

Dieses Handeln ist dringend notwendig, wie ich in den folgenden Kapiteln dieses Berichtes betonen werde.

[head]I. Eine einzigartige Chance für wirtschaftliche Erholung[/head]

Das Weltfinanz- und -währungssystem in seiner jetzigen Form befindet sich in einem absolut hoffnungslosen Endstadium. Entgegen den in der Öffentlichkeit kursierenden Legenden wäre die heutige Weltlage ohne ein neues System für alle Betroffenen hoffnungslos. Seit den Entwicklungen Anfang der siebziger Jahre, genau seit dem 15. August 1971, befindet sich das globale Währungssystem nicht mehr unter der Kontrolle der USA, sondern ist seit Mitte der siebziger Jahre zunehmend ein anglo-holländisches liberales, finanzoligarchisches Petrodollarsystem mit gleitenden Wechselkursen, ein neovenezianisches System, das derzeit politisch und finanziell aus London, Amsterdam und Rotterdam gesteuert wird.

Man muß der Tatsache ins Auge sehen, daß die Politik der Regierung und der großen Presseorgane in Amerika in jeder wesentlichen Richtung überwiegend britisch bestimmt ist - so über den Dreh- und Angelpunkt des Erdöl-Spotmarkts und dessen Fortsetzungen in dem berüchtigten Rüstungsarm des britischen Geheimdienstes, dem BAE-Konzern. Das sieht man etwa an der britischen Hand hinter einem Großteil der Finanzierung und politischen Steuerung der Vorwahlkämpfe bei Demokraten wie Republikanern.

Nehmen wir das besondere Beispiel, wie London den laufenden Präsidentschaftswahlkampf der Demokratischen Partei von oben steuert, über Kanäle wie George Soros, der die sonst unbedeutende Randfigur des derzeitigen Parteivorsitzenden Howard Dean in der Tasche hat. Dieses Beispiel belegt die Folgen eines subversiven Prozesses, eines Abstiegs der Vereinigten Staaten zu Londons imperialem Vorteil. Dieser Vorteil läßt sich im wesentlichen auf die Zerschlagung des Bretton-Woods-Systems im August 1971 und den anschließenden Beginn des Ölpreisschwindels der siebziger Jahre zurückführen.[footnote]Der beherrschende Einfluß im Vorstand der Demokratischen Partei und in Senator Barack Obamas Präsidentschaftskampagne durch Gelder, die überwiegend über George Soros eingeschleust werden, ist typisch für Londons weitgehende Kontrolle über alle solche Wahlkämpfe und über einen Großteil des amerikanischen Finanzsystems. Dieser Wandel begann mit der Ermordung von Präsident John F. Kennedy, der Krise des britischen Pfund Sterling im Herbst 1967 und ihrem Widerhall in den unter US-Präsident Lyndon Johnson am 1. März 1968 eingeleiteten Veränderungen.[/footnote]

Die britische Subversion setzte sich 1977-81 in der systematischen Zerstörung der amerikanischen Realwirtschaft durch das Programm von David Rockefellers Trilateraler Kommission fort; in jüngerer Zeit schloß sich daran der Ruin der kontinentaleuropäischen Wirtschaft durch die kettenreaktionsartigen Folgen des Maastricht-Vertrages an, den die Regierung Thatcher Deutschland und anderen kontinentaleuropäischen Nationen aufhalste. Typisch für diese Stoßrichtung ist auch der Vorstoß der Rockefeller-Stiftung für einen Mussolini-artigen Faschismus in den USA heute, wobei Leute wie der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg und der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger eine wichtige Rolle spielen. Die Pläne ähneln auch den Praktiken des „neuen dunklen Zeitalters" im 14. Jahrhundert, als sich innerhalb kurzer Zeit die Zahl der Gemeinden in Europa halbierte und die Bevölkerung um ein Drittel schrumpfte.

Obgleich in Irland bei einer Volksabstimmung mehrheitlich abgelehnt, stellt der umstrittene Lissabon-Vertrag nach wie vor eine unmittelbare Gefahr dar; er droht in Kürze praktisch alle souveränen Regierungen in West- und Mitteleuropa in faschistischer Manier auszulöschen, und über eine Unterklausel des Vertrags könnte die EU als Militärmacht zur Unterwerfung Rußlands und ganz Asiens eingesetzt werden. Dann steht die ganze Welt am Rande einer Tyrannei der anglo-holländischen liberalen Finanzoligarchie, die in dieser Form eine Wiederholung des Absturzes Europas in ein neues dunkles Zeitalter im 14. Jahrhundert wäre. Ein solcher Absturz in ein dunkles Zeitalter ginge mit immer größeren, eskalierenden Kriegen einher, was auch Methoden von militärischem Furcht und Schrecken aus dem Weltraum einschlösse. Das ist ein Plan, in den Tony Blair die USA von George W. „Simpel" Bush unter dem Vorwand des „11. September" hineingezogen hat.

Diese neue Qualität der Gefahr für die gesamte Zivilisation taucht jetzt zu einem Zeitpunkt auf, an dem die ausstehenden Schuldenforderungen in dem heute von London gesteuerten imperialen Weltsystem aufgrund der eigenen Dynamik einen Punkt von völligem Verfall und Wertlosigkeit erreicht haben, was noch weit mehr als die konkreten Geldforderungen betrifft.

Das jetzige Währungs- und Finanzsystem ist so strukturiert, daß sein bedrohlicher zunehmend hyperinflationärer Zustand, wo immer schneller immer mehr Finanzwerte ausfallen, nur in einem von zwei möglichen Ergebnissen enden kann: 1. einem völligen hyperinflationären Zusammenbruch des jetzigen Systems oder 2. dem Eingreifen einer Kombination starker Regierungen, um das System unter Konkursverwaltung zu stellen und es in Anlehnung an das Bretton-Woods-System von Präsident Franklin Roosevelt (nicht des Briten John Maynard Keynes) grundlegend umzugestalten.

Die Folgen eines allgemeinen Zusammenbruchs sind so, daß keine halbwegs vernünftige und intelligente Regierung sich dagegen sperren könnte, die von mir vorgeschlagene Vorgehensweise zu erwägen. Doch nicht alle diese Regierungen sind in wirtschaftlichen Fragen halbwegs vernünftig oder gar intelligent, und nur wenige der derzeit amtierenden Regierungen sind im heutigen Zustand der Weltpolitik in entscheidenden Fragen der Wirtschaftspolitik kompetent.

In Klammern gesagt: Stellen wir uns für einen Augenblick vor, die Welt stürzt nicht in den Finanzkollaps, der ohne eine Reorganisation des Weltkreditsystems, wie ich sie vorschlage, bald eintreten muß. Was gegenwärtig vorgeschlagen wird, würde dann an der imperialen Tyrannei einer venezianischen Finanzoligarchie anknüpfen, wenn auch auf eine Weise, die die Veränderungen der modernen Waffentechnik widerspiegelt. Eine solche Wiederholung der Schrecken des 14. Jahrhunderts käme durch neue Herrschaftsabsprachen zwischen den Banken in den Großstädten zustande. Das sehen z.B. die an Mussolini angelehnten Pläne der amerikanischen Rockefeller Foundation für den New Yorker Bürgermeister Bloomberg vor, die den ungeheuerlichen Wahnwitz des von Venedig geschaffenen Lombard-Bankensystems des 14. Jahrhunderts wiederholen würden.

Doch dazu wird es nicht kommen. Der Krach ist in vollem Gang. Nur der Ausbruch eines großen Krieges, der sich zu einem weltweiten Atomkrieg auswachsen könnte, würde ein anderes „Szenario" als das produzieren, auf das wir uns im Hauptteil dieses Aufsatzes konzentrieren wollen.

Zur dringend notwendigen Neuordnung des Weltwährungssystems gehört eine Streichung des größten, rein spekulativen, unproduktiven Teils der derzeit nominell ausstehenden finanziellen Verbindlichkeiten (typisch sind die „Hedgefonds" oder „Heuschrecken") und die Ersetzung des heutigen Weltwährungssystems durch ein neues System nach dem Vorbild von Präsident Franklin Roosevelts Plan für ein Bretton-Woods-System von 1944 (nicht dem grundlegend fehlerhaften Keynesianischen Ersatz des Rooseveltschen System). Ein solches neues System erfordert gebündelte gemeinsame Anstrengungen von Nationen für die vitalsten Interessen nicht nur einer Mehrheit der heutigen Weltbevölkerung, sondern auch späterer Generationen der gesamten Menschheit.[footnote]Präsident Franklin Roosevelt wollte auf der Bretton-Woods-Konferenz 1944 gestaffelte Vertragsvereinbarungen mit dem verfassungsmäßigen US-Kreditsystem schließen. Durch Präsident Trumans Absprache mit dem von ihm angehimmelten Winston Churchill wurde daraus eine Übereinkunft zwischen Währungssystemen, die an Keynes' Vorschlag angepaßt waren - was Roosevelt in Bretton Woods noch abgelehnt hatte. Bei einem Abkommen, das die USA heute mit Rußland, China und Indien erreichen sollten, muß man Wert darauf legen, ein „Neues Bretton Woods" auf Grundlage des Modells von Franklin Roosevelt 1944, nicht des Truman-Modells zu schaffen.[/footnote]

Wie bereits zu Beginn des Aufsatzes erwähnt, wäre eine solche rechtzeitige, nötige Reform unmöglich ohne eine Initiative zur Zusammenarbeit zwischen vier ausgewählten, zentralen Nationen: USA, Rußland, China und Indien. Wenn diese vier eine geeignete Initiative ergreifen, würde dies mit Sicherheit viele andere Nationen veranlassen, ebenfalls Mitglied in dem Kooperationsgremium für konzertierte Sofortmaßnahmen und für den Entwurf einer langfristigen Reform des internationalen Kreditsystems zu werden. In einer solchen Kooperation steckte eine genügend starke politische und verwandte Kraft, um die so dringend nötigen Reformen für eine wirtschaftliche Erholung des Weltsystems zu erreichen.

Um diese dringend nötige Reform herbeizuführen, müssen wir erkennen, daß die Volkswirtschaften dieser Länder für unterschiedliche Kulturen stehen: die Vereinigten Staaten haben eine mit europäischer Kultur, Rußland eine mit eurasischer Kulturgeschichte und China und Indien sind im wesentlichen asiatische Kulturen, aber mit jeweils deutlich unterschiedlichen kulturellen Merkmalen. Eine ähnliche Herausforderung stellt sich durch die souveränen Eigenschaften anderer zukünftiger Partner. Es muß ein System von Übereinkommen unter Nationalstaaten entstehen, das an den Westfälischen Frieden von 1648 anknüpft, nicht an das imperialistische System des anglo-holländischen Liberalismus mit „Freihandel" und „Globalisierung", wie es die Regierung von Premierministerin Margaret Thatcher mit ihrem ungeheuerlichen Maastricht-Vertrag oder die Regierung von Premierminister Tony Blair anstrebten.

Entgegen der Auffassung einfältiger Utopisten wie den heutigen Nachbetern „globalistischer" und ähnlicher „malthusianischer" Propaganda dürfen diese Kulturen nicht dem Gesetz einer einzelnen supranationalen Regierung unterworfen werden. Nationen können und müssen sich im Zweck und im gemeinsamen Bestreben als Souveräne vereinigen, aber es muß unter Souveränen sein. Dazu muß man bestimmte gemeinsame Ziele der Menschheit aufgreifen, aber das wesentlichste unter diesen gemeinsamen Zielen ist die vollkommene Souveränität jedes Nationalstaats in seinen rechtlichen und kulturellen Besonderheiten. Ohne diesen Souveränitätsfaktor würden die verbleibenden Anstrengungen letztlich wirtschaftlich kein akzeptables gemeinsames Ziel erreichen.

Keinen neuen Turmbau zu Babel, [i]bitte![/i] [i]Auch kein neues, vermutlich fabianisches Sodom und Gomorrah. [/i]

Wirksame Institutionen der Landesverteidigung bleiben als Vorsichtsmaßnahme weiter erforderlich, aber nicht für „Prävention" im Sinne der Regierung von Premierminister Tony Blair beim Anzetteln des immer noch andauernden Krieges in Südwestasien (und anderswo), und niemals mit der infantilen Idee, „Furcht und Schrecken" aus der Luft zu verbreiten. Geeignete Verteidigung im wirklichen Sinn, auch strategische Verteidigung, bleibt vorerst erforderlich, soweit wir heute konkret für die Zukunft absehen können. Aber angesichts der heutigen Waffentechnik, ihrer Anwendung im Krieg und ständigen weiteren Fortschritten muß man immer wieder betonen, daß Präventivkriege und die Führung oder Planung langer Kriege, wie sie der verlogene Premier Blair entgegen den Warnungen von Dr. David Kelly in Südwestasien anzettelte, kriminell sind und auch so behandelt werden sollten.

Die Militärpolitik der Welt unter einer solchen dringend erforderlichen Reform muß ein Prädikat des Prinzips des Westfälischen Friedens von 1648 sein. Leute in hohen Machtpositionen, die gegenteiliger Auffassung sind, sollte man wegen der üblen Folgen ihrer Absichten als Kriminelle betrachten. Am schlimmsten sind diejenigen, die eine solche Militärpolitik mit der Neuauflage des Turmbaus zu Babel namens „Globalisierung" verbinden oder darin ein Mittel sehen, die Weltbevölkerung um die Hälfte oder mehr zu reduzieren. Da ein solcher Völkermord selbst die Ambitionen eines Hitler noch weit übersteigt, sind solche Leute als Verrückte oder Kriminelle zu behandeln.

[subhead]Das amerikanische System selbst[/subhead]

Bei einer Reform der von mir geforderten Art fiele den Vereinigten Staaten eine ganz spezifische und unverzichtbare Rolle zu, und das nicht nur in Hinsicht darauf, den von Präsident Franklin Roosevelt gesetzten Präzedenzfall aufzugreifen. Die entscheidende Frage ist hier, daß Großbritannien und die meisten wichtigen Nationen West- und Mitteleuropas parlamentarische oder quasi-parlamentarische Systeme haben, die auf liberalen Geldsystemen beruhen und von ihnen abhängig sind. Wie ich oben angedeutet habe, ist ein monetäres System westeuropäischen Stils jedoch ungeeignet. Entscheidend für den Erfolg des dringend erforderlichen realwirtschaftlichen Aufschwungs auf der ganzen Welt ist ein souveränes Währungs- und Kreditsystem, definiert durch seine ganz spezifischen, unverwechselbaren Eigenschaften, wie es die Verfassung der Vereinigten Staaten vorschreibt.

Deshalb muß es, kurz gesagt, das Ziel sein, daß die vier Initialmächte USA, Rußland, China und Indien den Kern einer größeren Staatengruppe bilden, die Vorbereitungen für ein Vertragsabkommen trifft, das von der Grundvorstellung her kein monetäres System, sondern ein Kreditsystem ist. Das Ziel ist ein Übereinkommen unter mehreren Nationen mit unterschiedlichen kulturellen und anderen Merkmalen, das an das Prinzip des Westfälischen Friedens von 1648 anknüpft. Auf diese Weise entsteht ein Anstoß zum Aufbau eines neuen, multikulturellen internationalen Kreditsystems, während gleichzeitig das jetzige Weltwährungs- und -finanzsystem einem Konkursverfahren unterzogen wird.

Der Umstand, daß das US-Verfassungssystem nicht als monetäres, sondern als Kreditsystem geschaffen wurde, ist von entscheidender Bedeutung für jede Nation, die eine gangbare Lösung für die auf sie zurollende Katastrophe anstrebt. Das neue Weltkreditsystem, das zur Stabilisierung der Preise erforderlich ist, ließe sich nach US-Verfassungsrecht ohne weiteres errichten, indem die Vereinigten Staaten zu ihrem Verfassungsprinzip bzgl. der Natur ihres ausgegebenen Geldes und Kredits zurückkehren.

Das [i]amerikanische Verfassungssystem[/i] ist ein Kreditsystem, kein Geldsystem. Kredit und die Ausgabe von Geld auf der Grundlage gesetzlich ermächtigten Kredits von Nationalstaaten ist das einzige systemische Mittel gegen den heraufziehenden Sturm einer allgemeinen, hyperinflationären Zusammenbruchskrise, der eine Folge der Abkehr von Roosevelts System fester Wechselkurse in den siebziger Jahren und des Übergangs zum anglo-holländischen liberalen System freier Wechselkurse ist.

Es gibt zwei wichtige, beispielhafte Wege, wie die USA verfassungsmäßig Geld und verwandten Staatskredit erzeugen können. Erstens kann die Regierung des Präsidenten (d.h. das US-Schatzamt) durch Zustimmung des Kongresses (des Repräsentantenhauses) bevollmächtigt werden, Kredit zu schöpfen, der zum gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht wird. Der zweite Weg sind internationale Verträge der Regierung, die vom Kongreß gebilligt werden. [i]Aus diesem Grund [/i]würden entsprechende Vertragsvereinbarungen einer Gruppe führender Nationen mit der US-Regierung formell die grundlegende Wende bilden, die wir brauchen, um die Welt schnell aus der jetzt hereinbrechenden Zusammenbruchskrise herauszuführen. Die Errichtung eines Geflechts solcher Vertragsvereinbarungen mit den USA würde das heutige, hyperinflationäre System gleitender Wechselkurse in Frage stellen und beseitigen. Eine Gruppe von Nationen mit den USA, Rußland, China und Indien würde es anderen Nationen ermöglichen, sich dem neuen System als vollwertige Partner anzuschließen. Das wäre ausreichend, um ein funktionierendes neues Bretton-Woods-Währungssystem zu errichten - nicht als Abbild des monetaristischen Konzepts, das über die Politik der amerikanischen Regierung Truman mit Keynes verbunden ist, sondern im Sinne der ursprünglichen Absicht Präsident Franklin Roosevelts von 1944.

Dies hätte die moralische Stärke, daß man sich in den Dienst der Gesetze des Schöpfers stellt und an den großen Westfälischen Frieden von 1648 anknüpft, während die gegenwärtige monetaristische Praxis und die „Globalisierung" als Anklang an den Turmbau zu Babel niemandem so sehr dient wie der Sache des alten Satan.

Daraus ergibt sich eine Reihe wichtiger Aspekte. Aus diesem Grund müssen wir uns mit einigen relevanten Geschichtsfragen beschäftigen.

[subhead]Die Ursprünge der amerikanischen Republik[/subhead]

Um überhaupt etwas wichtiges der europäischen Geschichte der Neuzeit zu verstehen, sollte man betonen, daß das, was später die Vereinigten Staaten wurde, ein Produkt der Pläne von Kardinal Nikolaus von Kues war, die sich direkt auf den gefeierten Kapitän zur See in portugiesischen Diensten, Christoph Kolumbus, auswirkten. Kolumbus hatte sich ab etwa 1480 Nikolaus' Mission der Ozeanquerung zu eigen gemacht, was Teil einer Strategie war, die europäische Zivilisation zu retten, indem man die Meere überquert und andere Teile des Planeten erreicht. Kolumbus entschloß sich etwa 1480 zu dieser Aufgabe und erhielt dann später im Jahre 1492 die Mittel, um mit der Unterstützung von Königin Isabella von Spanien diesen Plan von Kues in die Wirklichkeit umzusetzen.

Derselbe Kardinal Nikolaus von Kues, der das moderne, souveräne Nationalstaatssystem[footnote]Nikolaus von Kues, [i]Concordantia catholica[/i], 1433.[/footnote] und auch die moderne auf wissenschaftlichem Fortschritt beruhende Volkswirtschaft[footnote]Nikolaus von Kues, [i]De Docta Ignorantia[/i], 1440.[/footnote] vorgab, hatte die Politik ausgegeben, jenseits der Ozeane zu gelangen, um die neue Bedrohung durch die venezianische Oligarchie zu umgehen. Diese Pläne inspirierten Kapitän Christoph Kolumbus, den Atlantik zu überqueren, nachdem ein möglicher Erfolg eines solchen Unterfangens wissenschaftlich feststand, wobei ihm u.a. wissenschaftliche Erkenntnisse zugute kamen, die Kolumbus über Vertraute des Nikolaus wie Toscanelli erhielt.

Noch etwas anderes sollte hervorgehoben werden: Der Zweck und letztlich die große Besonderheit des Kolonisierungsprozesses, der zur Gründung der amerikanischen Republik führte, bestand darin, das Beste der europäischen Kultur an einen Ort zu tragen, der von der chronischen, oligarchischen, kulturellen Korruption des „alten Europa" weit genug entfernt war. Das war, wie Nikolaus ausführte, mit der Hoffnung verbunden, auf diese Weise am Ende auch das korrumpierte Europa im Sinne der Ziele des großen ökumenischen Konzils von Florenz zu erlösen.

Seit der Zeit von Kolumbus' Seereisen war das wichtigste Ziel der freiwilligen transatlantischen Siedler, das Beste der europäischen Kultur auf eine relativ sichere Entfernung von den verschiedenen Formen oligarchischen Verfalls zu bringen, welche die besten wissenschaftlichen und künstlerischen Errungenschaften der europäischen Kultur verdorben hatten. In praktisch allem, was an Amerika seither gut gewesen ist, klingt diese große Mission hinter der Gründung der späteren Vereinigten Staaten nach.

Die Entwicklung der Vereinigten Staaten, der erfolgreichsten unter den souveränen Nationalstaatsrepubliken auf dem amerikanischen Kontinent, kam Nikolaus' Absichten für eine solche Mission am nächsten. Nur wenn man den Ursprung des Aufbaus der amerikanischen Republik so versteht, gelangt man zu den richtigen Schlüssen über die einzigartigen Errungenschaften ihrer Verfassung. Allerdings behielt auch der lange Arm der europäischen Oligarchie, besonders der anglo-holländischen liberalen finanzimperialistischen Interessen starken Einfluß, und dies war die Hauptursache aller abstoßenden Elemente der amerikanischen Geschichte seit dem Aufstieg der britischen Ostindiengesellschaft, die bis zum heutigen Tag den Imperialismus des von dem Venezianer Paolo Sarpi gegründeten anglo-holländischen Liberalismus am deutlichsten zum Ausdruck bringt.[footnote]Der verbreitetste Fehler von Laien und sogar Fachleuten heute ist die mechanistische Vermutung, Geschichte sei das kartesische Ergebnis des Aufeinanderprallens gleichzeitiger Handlungen verschiedener Individuen. Es liegt aber in der Natur der Menschheit, im Unterschied zu den Tieren, daß Menschen ihre Kultur ändern und die Wirkungen dieser Veränderungen im Gang der Geschichte auf entsprechende zukünftige Generationen übertragen. Es gibt nur wenige Entwicklungen in der neuzeitlichen europäischen Geschichte, die nicht den übermächtigen verderblichen Einfluß der „neuvenezianischen" Politik Paolo Sarpis ausdrücken, der in den aufstrebenden Seemachtsregionen von Nordatlantik und Ostsee bewußt ein neues Zentrum europäischer Imperialmacht schuf, nachdem der Weg hierfür durch das verheerende Ende der spanischen Armada frei geworden war. Die eigentliche Idee des Liberalismus ist eine persönliche Schöpfung Sarpis, der diese Politik auf die Schriften des mittelalterlichen Irrationalisten Wilhelm von Ockham gründete. Die Art, wie vom Liberalismus (d.h. Empirismus, Positivismus usw.) befallene Europäer - besonders auf höchsten Ebenen der Macht - heute denken und handeln, ist das Werk von Sarpis Hand, der ihr Denken noch heute von innen kontrolliert. Jeder, der heute noch wirklich denken kann, attackiert den Liberalismus an seiner tatsächlichen historischen Wurzel im Werk Paolo Sarpis.[/footnote]

Das entscheidende für die heutige Weltkrise ist, daß die auf diese Weise entstandene Verfassung der USA kein inhärent wucherisches, liberales Geldsystem, sondern ein staatlich kontrolliertes Kreditsystem vorsieht. Dieses Element unseres Verfassungsrechts macht die USA zum unverzichtbaren Grundpfeiler für die Schaffung eines Systems von Vertragsvereinbarungen unter Souveränen, die ihr praktisches Handeln vertraglich mit einem Amerika koordinieren, dessen Verfassung und Tradition Präsident Franklin Roosevelts Absichten entspricht. Diese Besonderheit der US-Verfassung ist nicht nur bloß nützlich, sondern einzigartig geeignet, um schnell das neue internationale Kreditsystem fester Wechselkurse zu schaffen, das für die Organisation einer weltweiten und dauerhaften realen Erholung der Volkswirtschaften generell erforderlich ist.

Aus diesen eben angestellten historischen Erwägungen erwächst die nachweislich auf Prinzipien des Naturrechts beruhende Autorität der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 und der Präambel der US-Bundesverfassung.

[subhead]Gründung eines neuen Kreditsystems[/subhead]

Ich habe gerade mehrfach den Unterschied zwischen dem verfassungsmäßigen Kreditsystem der USA und der beherrschenden Rolle monetaristischer Systeme im neuzeitlichen Europa hervorgehoben. Ich möchte an dieser Stelle die Diskussion dieses Themas einen Schritt weiter führen.

Wie ich bereits weiter oben betont habe, gibt es nach amerikanischem Recht zwei Wege, Währungen und verwandte internationale Wirtschaftsverträge zu regulieren:

1. Einer besteht, wie oben beschrieben, darin, daß das US-Schatzamt durch Ermächtigung des US-Kongresses Geld/öffentlichen Kredit ausgibt.

2. Der andere Weg, den ich ebenfalls oben schon genannt habe, verläuft über eine Zustimmung des US-Kongresses zu entsprechenden internationalen Vertragsvereinbarungen über die internationale Kreditvergabe.

Wenn also eine Gruppe verantwortlicher Nationen einem Satz verschachtelter Kredit-, Zoll- und Handelsverträge unter grundlegender Beteiligung der USA zustimmt, ist schon etwas entstanden, was praktisch einem „neuen Bretton Woods" entspricht. Das ist das wichtigste Vorgehen, worin sich die unverzichtbare Rolle des amerikanischen Verfassungssystems ausdrückt, um die Welt von der Schwelle zu einem neuen dunklen Zeitalter wegzubringen.

Es sei auch noch einmal daran erinnert, daß zwischen dem Bretton-Woods-System, wie es von Franklin Roosevelts Präsidentschaft vorgesehen war, und dem scheinbar ähnlichen System fester Wechselkurse unter Präsident Harry S Truman ein grundlegender Unterschied besteht, was besonders in der gegenwärtigen Weltlage von Bedeutung ist.

Präsident Roosevelts Absicht setzte auf realwirtschaftliche Stärke und wollte das für Kriegszwecke angehäufte große produktive Potential umstellen und ausweiten, um nach dem Krieg die Völker aus der Gefangenschaft des britischen und anderer Kolonialreiche zu befreien und sie zu Nationalstaaten zu machen, die sich wirklich entwickeln und souverän sind. Damit stand Roosevelts Außenwirtschaftspolitik derjenigen des Britischen Empires und Präsident Trumans diametral entgegen.

So kam es zu der höchst bedauerlichen Wende vom Kreditsystem des Rooseveltschen Bretton Woods zu Präsident Trumans Unterstützung eines im Grunde Keynesianischen Währungssystems. Diese Wende war Ausdruck von Trumans Allianz mit Winston Churchill, der entschlossen war, die kolonialen und quasikolonialen Privilegien des Empire zu retten - Privilegien, die trotz einiger Formänderungen von der Substanz her als bewußte Völkermordpolitik beispielsweise gegen Afrika bis auf den heutigen Tag fortbestehen. Man kann mit Recht sagen: Der Umstand, daß Präsident Truman sich britische Überzeugungen zu eigen machte, die den Absichten der amerikanischen Verfassung direkt zuwiderliefen, war der Einstieg in sämtliche neuen großen Katastrophen, welche die Zivilisation weltweit seit 1945-46 getroffen haben.

Die Wiederaufnahme unserer historischen Mission als Nation, die Erneuerung der natürlichen Rechtsabsichten, auf denen unsere Republik gegründet wurde, die auch die Absicht von Präsident Franklin Roosevelt war, ist somit zum heutigen Zeitpunkt von außerordentlicher historischer Bedeutung. Truman fuhr bei seinem Präsidentschaftswahlkampf 1948 mit der Bahn, ließ aber später die Gleise herausreißen; wir brauchen heute die Bahn wieder, die Gleise müssen wiederhergestellt werden, und das nicht nur auf dem amerikanischen Kontinent, sondern weltweit.

Warum wir sofortig handeln müssen, sieht man am besten daran, daß die ganze Welt durch die sich beschleunigende, praktisch hyperinflationäre Geldentwertung bald in einen so chaotischen Zustand getrieben wird, daß eine Reorganisation bestehender monetärer Systeme nicht länger möglich sein wird. Anders gesagt, das jetzt dringliche Vorgehen ist die Chance, das bereits sichtbare Risiko einer chaotischen allgemeinen Zusammenbruchskrise des gesamten weltweiten Währungssystems vielleicht noch zu vermeiden. Im Unterschied zu einem Wiederaufbau aus dem völligen Chaos setzt ein geordneter Aufschwung schlicht und einfach voraus, daß noch etwas an brauchbarem Kredit und Geld vorhanden ist, über das man verhandeln könnte, auch wenn der Geldtopf viel kleiner geworden ist. Im Zuge dieses Prozesses müssen die jetzigen monetären Systeme der Welt in Kreditsysteme umgewandelt werden. Doch die Zeit dafür läuft rapide aus.

Man darf solche Vorschläge nicht als „utopische Hirngespinste" abtun - die vitalen Interessen der Welt hängen davon ab, und zwar nicht irgendwann in ferner Zukunft, sondern jetzt. Der Erfolg bei ihrer praktischen Umsetzung hängt davon ab, ob dabei bestimmte universelle physikalische Prinzipien, die heute in der volkswirtschaftlichen Lehre und Praxis von Regierungen und Wissenschaftlern weitgehend unbekannt sind, verstanden und verbreitet werden. Es handelt sich um Prinzipien, die mit dem, was Präsident Franklin Roosevelt getan hat, in Einklang stehen, und sie lassen sich am einfachsten aus der Geschichte ableiten. Ein gutes Beispiel ist der Entwurf des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie, das mit dem ersten US-Finanzminister Alexander Hamilton verbunden ist und dessen Prinzipien unter Präsident Roosevelt mit fast an ein Wunder grenzendem Erfolg angewandt wurden.

Einmal strategisch ganz praktisch gesprochen: Falls ungefähr Anfang September 2008, wenn voraussichtlich die Vorwahlnominierungen abgeschlossen sein werden,[footnote]Derzeit gibt es zwar keinen sicheren Hinweis darauf, daß ein solcher Kandidat gewählt wird; aber wir leben so oder so in einer Zeit plötzlicher großer Veränderungen.[/footnote] die Wahl auf einen vernünftigen US-Präsidentschaftskandidaten gefallen sein sollte, könnten die Vorbereitungen für die erforderliche Zusammenarbeit zwischen den USA, Rußland, China, Indien u.a. sofort beginnen. Dann könnte man sagen „je eher, desto besser". Diese Überlegung muß bei der Auswahl des Spitzenkandidaten für die nächste US-Präsidentschaft strategisch entscheidend sein. Entweder wir finden und wählen einen Kandidaten, der dafür geeignet ist, oder wir nehmen den Untergang unserer Republik und ihres Volkes hin, der nunmehr fast sicher ist, wenn eine solche Wahl nicht getroffen wird.

Während der kommenden Sommermonate werden jedenfalls die Welt im allgemeinen und die USA im besonderen mit Sicherheit viel tiefer in den Ruin stürzen, weit schlimmer als alles, was sich die meisten führenden Kreise der Welt etwa noch im Mai vorgestellt haben. Je früher [i]die Aussicht, daß ein neues weltweites Kreditsystem vorbereitet wird,[/i] als subjektiver Faktor ins Spiel kommt, desto früher verhindert man, daß wir psychologisch kopfüber in ein Becken von Chaos springen müssen, und desto größer ist die Chance, einen weltweiten Zusammenbruch und Absturz in das unheilvollste Chaos auf der Erde zu verhindern.[footnote]Wie die Geschichte zeigt, ist eine Art Massenselbstmord einer ganzen Nation oder ihrer Eliten durch den Willen der herrschenden Klassen unter Bedingungen extremer Krise kein undenkbares Ereignis. Daß das Hitler-Regime den Krieg selbst nach dem erfolgreichen Durchbruch der Alliierten in der Normandie noch fortsetzte, ist nur ein Beispiel dafür. Ein großer Teil der Finanzkaste Großbritanniens und der USA hat eindeutig das Potential, „Furcht und Schrecken" über sich selbst als Volk und Nation zu bringen, so wie es auch das Hitler-Regime noch zeitweise tun konnte, als in den letzten Monaten des Krieges über allem die „bedingungslose Kapitulation" drohte. Die Behauptung von Deutschlands angeblicher „Alleinschuld" am Ersten Weltkrieg in Versailles ermöglichte es der britischen und französischen Regierung, das Potential und die Gefahr des Hitler-Regimes aufzubauen; und die gleiche Rolle wie Versailles spielen die kriminellen Bedingungen, die Deutschland unter dem Maastricht-Vertrag auferlegt wurden, denen auch US-Präsident George H.W. Bush zustimmte, dessen Vater Prescott finanziell geholfen hatte, Hitler in Deutschland an die Macht zu bringen.[/footnote] Angesichts der Natur der heraufziehenden Weltkrise müssen wir uns in Erinnerung bringen, daß verantwortungsbewußte Führungen von Nationen niemals ein Land einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit über seine Weiterexistenz aussetzen dürfen, wie das die Befürworter des Lissabon-Vertrages getan haben. Das gilt ganz besonders für ein sehr großes und deshalb gefährliches Land mit einer wahnsinnig gewordenen Elite.

[subhead]Die US-Präsidentschaft[/subhead]

Denken wir an die einzigartige Leistung Präsident Franklin Roosevelts: Er löste die Vereinigten Staaten aus dem politischen Griff Londons, unter dem die US-Regierung seit der Ermordung Präsident William McKinleys (1901) hauptsächlich über die Wallstreet gestanden hatte. Was mit der Wahl Franklin Roosevelts erreicht wurde, schien damals wie ein Wunder, war aber kein Zufall.

Die Geburt des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie hatte schon vor 1688 mit der Massachusetts Bay Colony insbesondere unter Führung der Familien Winthrop und Mather begonnen. Dieses „Modell", für das der Aufbau des Stahlwerks in Saugus steht, war die eigentliche Inspiration für die persönliche Entwicklung des jungen Genies Benjamin Franklin, der eine entscheidende Rolle bei der Ingangsetzung der sogenannten „industriellen Revolution" in England spielte (nicht andersherum).

Umgekehrt war alles bedauerliche an der amerikanischen Geschichte ein Ausdruck des langen Arms des europäischen Oligarchismus, besonders der finanzoligarchischen Kräfte des anglo-holländischen Liberalismus. Das Ausmaß dieser Korruption, die bis heute in das politische System der USA hineinreicht, läßt sich u.a. daran ablesen, wie viele amerikanische Politiker von einem imperialistischen Feind unseres Systems britische Adelstitel angenommen haben.[footnote]Beziehungen mit einem Vereinigten Königreich als Republik wären etwas ganz anderes als der häßliche Gestank der aktiven Rolle des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore als schamloser Lakai des britischen Königshauses, besonders eines Prinzen Philip, dessen erklärte Absicht es ist, die Weltbevölkerung auf weniger als ein Drittel der heute lebenden Menschen zu verringern - eine Vorgabe, die Al Gore in Absicht und Taten teilt.[/footnote] Deshalb sollten die Führungen in Rußland, China, Indien und anderen Nationen bei den in diesem Aufsatz behandelten Fragen ihr Augenmerk nicht auf diese Elemente richten, sondern auf die Absichten hinter den Worten und Taten Präsident Franklin Roosevelts - so wie des mutigen, weisen und guten Präsidenten Abraham Lincoln vor ihm.[footnote]Man vergleiche die Geburtsdaten von Präsident Franklin Roosevelt und General Douglas MacArthur mit Blick darauf, welche Erfahrungen ihrer Eltern- und Großelterngenerationen, besonders die Nachwirkungen des Bürgerkriegs, kulturell auf sie eingewirkt haben.[/footnote]

Das entscheidende ist hier nicht, daß Präsident Roosevelt während seiner Amtszeit außergewöhnliche, gute Taten vollbrachte, sondern daß er damit nichts anderes tat, als die Absichten zu verwirklichen, die schon hinter der Gründung der Republik der Vereinigten Staaten gegen den europäischen Oligarchismus gesteckt hatten.

Einzelne US-Präsidenten wie der jetzt amtierende mögen widerwärtig gewesen sein, wie uns nur zu oft vor Augen geführt wurde; doch die Ziele der amerikanischen Verfassung sind eine ganz andere Frage. Dies führt zugegebenermaßen zu gewissen grundsätzlichen Fragen, und diese Fragen führen uns zum Kern des spezifischen Anliegens dieses Aufsatzes: Was ist ein Prinzip, auf dessen Wirkung wir uns verlassen können? Wo liegt ein solches Prinzip in der amerikanischen Bundesverfassung? Was ist eigentlich „wirtschaftlicher Wert"?

[head]II. Was ist wirtschaftlicher Wert?[/head]

In jeder ernsthaften Diskussion über die Geschichte der heutigen Wirtschaftspolitik in Rußland hat man es mit Themen zu tun, die in einer „speziellen Sprache" ausgedrückt werden. Diese Sprache wurde nach ihrer Ausbreitung von Europa in die nordamerikanischen Siedlungen gewöhnlich für die Diskussion verwandter Themen wirtschaftlicher Erfahrungswerte und deren Auswirkungen auf die Gestaltung der Wirtschaftspolitik verwendet.

Diese „Sprache", inzwischen auch „Ökonomie" genannt, war in ihrer heutigen Form während der auf das Jahr 1763 folgenden Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts wie auch eines Großteils der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ursprünglich durch das britische Empire festgeschrieben worden. Sie ist auch die von solchen Schülern der Haileybury-Schule der britischen Ostindien-Gesellschaft verwendete Sprache, wie dem in London vorgebildeten Karl Marx. In dieser Hinsicht war die Ausübung von vielem, was in Großbritannien als Ökonomie gelehrt wurde und das seinen Widerhall in den heutigen USA und der ehemaligen Sowjetunion fand, im wesentlichen der Haileybury-Schule der britischen Ostindien-Gesellschaft des späten 18. und 19. Jahrhunderts entwachsen und war manchmal, wie der Fall Marx verdeutlicht, eine Reaktion dagegen.

Selbst Leute wie Alexander Hamilton warnten in dieser Hinsicht vor der Notwendigkeit, die von der anglo-holländischen Führungsschicht verwendete Wirtschaftssprache in Betracht zu ziehen.[footnote]Die Geschichte der auf systematischem Wucher basierenden britischen Schule der politischen Ökonomie stammt im wesentlichen aus Venedig, angefangen mit der Rolle des Francesco Zorzi ([i]De Harmonia Mundi[/i], 1525) in der Heiratsaffäre des englischen Königs Heinrich VIII. bis zur Übernahme der Kontrolle über die englische Monarchie Jakobs I. durch die Venedig-Fraktion Paolo Sarpis und von Sarpi-Agenten wie Galileo Galilei sowie der Schule des René Descartes und des Pariser Abts Antonio Conti. Am wichtigsten für die britische Schule der 1790er Jahre und danach ist der Fall Giammaria Ortes, dessen Werk (1790) von Thomas Malthus von der Haileybury-Schule abgeschrieben wurde, und der der tatsächliche Begründer des modernen Malthusianismus von Leuten wie Prinz Philip und seinem Lakaien und früheren US-Vizepräsidenten Al Gore war. Ortes hatte erheblichen Einfluß auf Karl Marx' eigenes Ökonomiedenken, trotz dessen anderweitiger Angriffe auf Malthus.[/footnote]

Die einzige deutliche Ausnahme dieses „Ökonomie"-Lehrprogramms in der bekannten Geschichte der Menschheit war das sogenannte „Amerikanische System der Volkswirtschaft", das gewöhnlich mit den Ausführungen des ersten Finanzministers der Vereinigten Staaten, Alexander Hamilton, in Zusammenhang gebracht wird, der aus damit verbundenen Gründen von dem britischen Agenten und ehemaligen Vizepräsidenten der USA Aaron Burr, einem geübten Duellanten, umgebracht wurde.[footnote]Siehe Anton Chaitkin, [i]Treason in America: From Aaron Burr to Averell Harriman[/i], New Benjamin Franklin House, New York, 1985, für ausführliche Belege über Burrs Rolle. Zusätzlich sei gesagt, daß Burr vom Chef des Geheimkomitees des britischen Außenamts, Jeremy Bentham, angeleitet wurde, eine völlig verdorbene Person, wie aus seinen eigenen Veröffentlichungen deutlich wird. Bentham, der entscheidende Elemente der Französischen Revolution unter seiner Kontrolle hatte, war auch der Hintermann der Bolivar-Bewegung, die Bolivar selbst später als eine direkte Bentham-Operation entlarvte. Er war zusammen mit seinem von ihm persönlich ausgebildeten Nachfolger im Außenamt, Lord Palmerston, der Organisator hinter der Gruppe Junges Europa und auch der Organisation Junges Amerika, deren Aufgabe es war, den Sklavenkult der Londonhörigen Konföderierten Staaten von Amerika aufzubauen. Zu den Komplizen Burrs gehörte jener Andrew Jackson, der sowohl mit Burrs Verschwörung in Zusammenhang stand als auch als Agent des New Yorker Bankers, des Urhebers der Landpanik von 1837 und US-Präsidenten Martin van Buren diente.[/footnote]

Argumente, wie sie im Interesse des britischen Imperialismus verbreitet, Argumente, wie sie im ziemlich verschmutzten Namen der „Ökonomie" in unseren Universitätsabteilungen und anderswo heutzutage vorgetragen werden, basieren unglücklicherweise auf den monetaristischen Annahmen hinter den Wucherpraktiken, die das moderne Venedig auf den Fundamenten der mittelalterlichen Bankenpraktiken der Mitte des 14. Jahrhunderts entwickelte.

Die Gewohnheiten, die mit solchen Theorien und Praktiken verbunden sind, Diebstahl von „Hedgefonds" gar nicht eingerechnet, [i]stehen mit keiner nützlichen realwirtschaftlichen Funktion in irgendeinem zweckmäßigen Zusammenhang[/i]. Wegen der allgemeinen Verwendung der besonderen „Ökonomie"-Sprache, die zur Begründung der verbreiteten Verfahrensweisen und Machteinflüsse des britischen Imperiums herhalten muß, haben sich daraus jedoch viele ansonsten widersprechende Meinungen über Wirtschaft gebildet; sie bedienen sich einer gemeinsamen speziellen Buchführungssprache, die bei Diskussionen unter Vertretern verschiedener umlaufender Theorien über vom Menschen hinterlassene wirtschaftliche Spuren verwandt wird. Die so angestoßene Diskussion nahm ihren Lauf, ohne daß das physikalische Prinzip gefunden wurde, das sich in dem sich tatsächlich bewegenden Menschen äußert. Der gewöhnliche Ökonom spricht dabei von verschiedenen Messungen und verschiedenen zu berücksichtigenden Bedingungen und Ereignissen, sagt aber absolut nichts von tieferer naturwissenschaftlicher Bedeutung, [i]warum[/i] sich eine Wirtschaft über mittel- bis kurzfristige sowie mit bestimmten historischen Einschränkungen auch über lange Zeiträume so verhält, wie sie sich verhält.

Aufgrund der Kooptierung von Karl Marx durch das britische Außenamt ist die sogenannte marxistische Wirtschaftslehre infolgedessen nicht nur eine Variante der [i]britisch-liberalen[/i] Wirtschaftslehre, wie Marx selbst oft betonte, wenn er die betrügerischen Äußerungen Adam Smiths u.a. als „die einzige wissenschaftliche" Wirtschaftslehre bezeichnete. Diese Entwicklung jener britischen Manipulation in der Form, wie diese Erfahrung die weitere Herausbildung von Marx' eigenem politischem und allgemeinem kulturellen Weltbild prägte, ist eine Lehre, die ausdrücklich auf den Erzeugnissen der Haileybury-Schule der britischen Ostindiengesellschaft aufbaut.[footnote]Bei Marx' Rekrutierung spielte das Britische Museum unter dem Außenamtsspezialisten David Urquhart eine Rolle, zu dessen leitenden Geheimdienstfunktionen dort die Überwachung der Korrespondenz unter den Agenten des Palmerston-Agenten Mazzini gehörte. Der gleiche törichte Karl Marx, der ein Buch über den angeblichen „russischen Spion" Lord Palmerston schrieb, wußte gleichwohl, daß er selbst ein Agent des gleichen Mazzini gewesen ist, der später Marx öffentlich als Vorsitzenden der von Mazzini gegründeten „Ersten Internationale" ins Gespräch brachte. In der Zeit nach dem durch US-Präsident Abraham Lincoln verursachten Niedergang Palmerstons wurde Marx vom britischen Außenamt, das Anarchismus, Anarchosyndikalismus und den als französische Krankheit bekannten Synarchismus (später auch als Faschismus bezeichnet) unterstützte, im wesentlichen fallengelassen und starb als Erscheinung früherer Zeiten in relativer Abgeschiedenheit. Marx wurde später von seinem früheren Freund Friedrich Engels in gewisser Hinsicht wiederbelebt. Engels sollte im Auftrag der Fabian Society bei Projekten wie der Rekrutierung von Alexander Helphand (auch als „Parvus" bekannt) eine wichtige Rolle spielen. Der gleiche Helphand fungierte lebenslang als Agent der Fabian Society bei verschiedenen Waffengeschäften und anderen Zünften, die geeignet waren, die von ihm selbst geprägte Lehre vom „permanenten Krieg, permanenter Revolution" zu verbreiten. Das ist noch heute die Hauptstrategie der fabianischen Mannschaft des früheren Premierministers Tony Blair.[/footnote]

Karl Marx wurde von Friedrich Engels zweimal zurückgepfiffen, denn Engels vermutete offensichtlich, Marx könnte dem Einfluß des Ökonomen des Amerikanischen Systems, Friedrich List, und später auch Henry C. Carey erliegen. Marx fügte sich Engels, der darauf beharrte, das Amerikanische System der politischen Ökonomie wenn nicht zu hassen, dann doch einfach abzulehnen. Dies wird an Engels' [i]Anti-Dühring[/i], einem offen gesagt ziemlich dummem Traktat gegen Henry C. Carey und die Reformen von Reichskanzler Bismarck, deutlich.[footnote]Während seiner letzten Lebensjahre verfolgte Carey zwei äußerst bemerkenswerte Auslandsprojekte, eines zur Unterstützung der Meiji-Restauration für Wirtschaftsreformen im Stil des Amerikanischen Systems in Japan, und das andere zur Unterstützung von Reichskanzler Bismarck bei der Umsetzung von Reformen im Stil des Amerikanischen Systems in Deutschland. Eugen Dühring war ein Intellektueller, der sich für die Bismarckschen Reformen einsetzte. Genauso wie Engels den Vorstellungen von Thomas Huxley nahestand, der H.G. Wells praktisch in einem Laboratoriumsprojekt erzeugte, waren seine Polemiken auch in diesem Fall im wesentlichen wissenschaftlich dummes, spätempiristisches Zeug. In der gleichen Zeit wurde der große russische Wissenschaftler D.I. Mendelejew durch die Hundertjahrfeier in Philadelphia dazu angeregt, den Zaren davon zu überzeugen, die große neue wissenschaftlich-industrielle Revolution im damaligen Rußland in Gang zu setzen.[/footnote] Ein Quellenvergleich der britischen Wirtschaftslehre, einschließlich jener Quellen, die Marx direkt und auch die meisten nachweislich marxistischen Varianten beeinflußten, zeigt eine gemeinsame spezielle Sprache, die nicht nur innerhalb einer bestimmten Variante des gleichen Markenetiketts, sondern auch unter gegensätzlichen Sichtweisen - etwa zwischen sogenannten kapitalistischen und marxistisch-sozialistischen Verfechtern - zur Abfassung von Beschreibungen verwendet wird. Dies setzte sich, bis auf wenige erwähnenswerte Ausnahmen, bis etwa zum Ende des Zweiten Weltkrieges und danach fort.[footnote]Der Umstand, daß einige Ökonomen manchmal brillante Erkenntnisse über realwirtschaftliche Entwicklungen hervorbringen, widerspricht nicht meinen Warnungen vor allgemein akzeptierten akademischen und anderen Lehrmeinungen. Die Erkenntniskräfte, die der einzelne Denker mit seinen schöpferischen Fähigkeiten besitzt, führt den geschulten Ökonomen zu Einsichten, zu denen er auf Grundlage der allgemein akzeptierten Wirtschaftslehren niemals gelangt wäre. Manchmal möchte man meinen: „Ja, er ist ein brillanter Ökonom, aber das ist er nur, weil er gegen die akzeptierten Regeln verstößt, mit denen er seinen Status als ausgebildeter Fachmann erlangte." Der bereits verstorbene Pobisk Kusnezow ist hierfür ein zutreffendes Beispiel. Als versierter Physiker erkannte er ein Prinzip der physischen Ökonomie, welches gegen das falsche Prinzip der Thermodynamik verstieß, das er gegen genau jene Entdeckung in der Ökonomie in Schutz nahm, für die er mich lobte.[/footnote] Der endgültige Bruch mit den Formalitäten dieser speziellen Wirtschaftssprache vom Beginn des 19. Jahrhunderts setzte erst mit dem Aufkommen der radikal-positivistischen Mathematik-Kulte ein, die auch in den malthusianischen Prinzipien von Giammaria Ortes wurzelten, den Karl Marx so bewunderte. Der heutige Mathematik-Kult entstand vornehmlich mit dem Aufstieg der sogenannten „Systemanalyse" während und nach dem Zweiten Weltkrieg um den Kern von Bertrand Russells [i]Principia Mathematica [/i]und durch das Wirken von Russell-Anhängern wie Professor Norbert Wiener und John von Neumann.[footnote]Der Wechsel in der wirtschaftswissenschaftlichen Auffassung läßt sich sinnvollerweise mit der Veränderung der positivistischen Sicht der Mechanik, der von Ernst Mach, zu Russells grundsätzlicher Veränderung von der Mechanik zum Standpunkt der [i]Principia Mathematica[/i] während des gleichen Jahrzehnts vergleichen. Es lohnt sich auch, die rücksichtslosen Angriffe auf das Werk Max Plancks durch die Anhänger Machs in Berlin und Wien während des Ersten Weltkriegs sowie den Übergang zu den noch radikaleren Angriffen durch die Anhänger Bertrand Russells auf den Solvay-Konferenzen der zwanziger Jahre zu betrachten.[/footnote]

Wenn wir uns daher mit den Formalitäten des heutigen russischen Wirtschaftsdenkens beschäftigen, müssen wir uns darüber bewußt sein, daß wir es hier mit dem kombinierten Effekt der gleichen Tradition der von Marx verwendeten Wirtschaftskategorien der Haileybury-Schule zu tun haben, die auf diese Weise den Rahmen für die dekadente Fraktion von Bertrand-Russell-Anhängern bildeten, ihre von Neumannsche, radikale Abkehr von jedem vernünftigen Wirtschaftskonzept durchzusetzen. Man findet diesen extrem chaotischen Umschwung bei jenen sowjetischen oder ex-marxistischen Ökonomen, die sich heute unter den Verehrern des Cambridge-Kults der Systemanalyse wiederfinden, die im österreichischen Laxenburg zusammenkommen.

Wenn sich jetzt also die Diskussion dem heutigen nachsowjetischen Rußland zuwendet, müssen all diese divergierenden Traditionen, ihre Ähnlichkeiten, ihre Unstimmigkeiten und ihre gegenseitigen Unversöhnlichkeiten in Betracht gezogen werden.

[subhead]Geometrie und Ökonomie[/subhead]

Dies sei vorangestellt, um den Kontext des Gegenstandes zu definieren, der in diesem Kapitel geklärt werden soll. Die zentrale Frage, die als nächstes behandelt werden muß, dreht sich darum, daß es weder in der Wirtschaftslehre von Marx noch jener der Haileybury-Schule einen wissenschaftlich gültigen, grundlegenden „Wert"-Begriff gibt.[footnote]Dieser Unterschied drückt sich als eine prinzipielle Erweiterung des Umstands aus, daß sich in der Euklidischen Geometrie oder der Praxis der Finanzbuchhaltung kein wirklich physikalisches Prinzip findet.[/footnote]

Ich meine das im selben Sinne, wie es auch in dem Sophismus von Aristoteles oder seinem Anhänger Euklid bzw. deren Nachfolger, dem Betrüger Claudius Ptolemäus, keinen wirklichen physischen Wertbegriff gibt. Eine nachsowjetische „ideologische" Debatte über Wirtschaftsfragen zwischen Vertretern dieser Varianten ähnelt mehr einer Debatte zwischen Vertretern verschiedener Markennamen oder einer Parodie des Brettspiels „Monopoly" als wirklichem Interesse für den Inhalt, mit dem diese Markennamen von den meisten heutigen Ökonomen in Verbindung gebracht werden. Ohne einen glaubwürdigen und starken Kontrahenten, der ihre Macht in Frage stellte, sind die internationalen monetaristischen Interessenvertreter Londons restlos und hemmungslos durchgedreht, wie sich dies unter den Anhängern des ehemaligen Federal-Reserve-Vorsitzenden Alan Greenspan zeigt.

Um ein Beispiel dieser Art Problem aus der frühen europäischen Geschichte anzuführen: Die [i]Elemente[/i] des Aristotelikers Euklid basieren auf einer Reihe [i]aprioristischer[/i] Annahmen, welche erwiesenermaßen keinerlei naturwissenschaftliche Grundlage haben.[footnote]Wie ich an anderer Stelle bereits mitgeteilt habe, erfolgte meine eigene Ablehnung der Euklidischen Geometrie bereits bei meiner ersten Begegnung mit ihr in der Grundschule, als ich sie mit meinen früheren Beobachtungen auf der Navy-Werft in Charlestown verglich, wo man mit Hilfe der physikalischen Geometrie für Trägerstrukturen das minimale Gewicht bei maximaler Stärke dynamisch herauszufinden versuchte.[/footnote] Praktisch die gesamte nützliche Geometrie vor der Zeit Euklids wurde hauptsächlich aus der Astronomie hergeleitet, wie dies die [i]Sphärik [/i]der Pythagoräer und Platons verdeutlicht. So ist die systematischste Demonstration des Unterschieds zwischen der wissenschaftlichen Methode und der Methode aprioristischer Beschreibung die bekannte Konstruktion der Verdopplung des Würfels, welche der Stratege Archytas, der gefeierte Pythagoräer aus Tarent in Italien, als Gegenstand eines tatsächlich physikalischen Wirkprinzips durchführte.

Heutzutage ist es zum Beispiel üblich, daß Studenten an Oberschulen und Universitäten, ja selbst ausgebildete Professoren im späteren Leben, Gegenstände wissenschaftlicher Prinzipien genauso behandeln, als würden sie eine spontane Meinung über Kunstwerke anfertigen. Sie trennen wissenschaftliche Prinzipienfragen von gängigen Meinungsgewohnheiten über Gegenstände, zu welchen sie keinen grundlegenden emotionalen Zugang haben. Ihnen geht es wie allen Sophisten darum, gerne beim Nachdenken, Loben und Ablehnen ertappt zu werden, wenn sie gerade voll in dem Gegenstand engagiert sind, über den sie „handfuchtelnd" ihre Meinung äußern. Für sie, wie für alle Sophisten, ist Wahrheit nicht das Thema; „akzeptiert" zu werden, von welchen Kreisen auch immer, ist alles. Die „MySpace-Massenpsychose" ist nur ein extremer Ausdruck dieses Mißbrauchs von Emotionen, der darauf abzielt, die Realitäten der Naturwissenschaften oder fast alles, was in der Erfahrung des Lebens real ist, zu meiden.

Anstatt zu versuchen, den Würfel lediglich deduktiv zu verdoppeln, steht hinter Archytas' konstruktivem Vorgehen die gleiche Ablehnung der Quadratur des Kreises wie bei dem wichtigsten Begründer der modernen Naturwissenschaft, Nikolaus von Kues, der auf den Trugschluß des Archimedes bei der Konstruktion des Kreises und der Parabel hinwies. Nikolaus entdeckte das gleiche Prinzip, das Johannes Kepler in der Astronomie aufgezeigt hat, das auch implizit in Pierre de Fermats Prinzip der kleinsten Wirkung steckt (entgegen René Descartes und anderen) - die einzigartige Entdeckung dessen, was zutreffend das „ontologisch Infinitesimale" in Leibniz' Entwicklung des Kalkulus genannt wird, oder das, was Carl F. Gauß in seiner Doktorarbeit als Leonhard Eulers Betrug an Leibniz u.a. bezüglich des Fundamentalsatzes der Algebra widerlegt hat. Das gleiche Prinzip liegt der Gesamtheit des Riemannschen Werks sowie dem Spätwerk Albert Einsteins zugrunde: alles muß neu bedacht werden, wozu wir nach der Vorlage von Riemanns Habilitationsschrift 1854 verpflichtet sind.[footnote]Keplers Feststellung des Prinzips „gleiche Zeit, gleiche Fläche" zeigt, daß hier ausschließlich ein ontologisches und kein räumliches Infinitesimal als Ausdruck eines universellen physikalischen Wirkprinzips hinter dem Phänomen der Gravitation vorliegt. Dieses Konzept gehörte zu den beiden herausragenden Aufgaben, die Kepler „zukünftigen Mathematikern" mit auf den Weg gab: Der Kalkulus des Infinitesimals (keiner „unendlichen Reihen") von Leibniz und die Verallgemeinerung des physikalischen Begriffs elliptischer Funktionen durch die führenden Zeitgenossen von Carl F. Gauß. Die gleiche Überlegung kommt in Albert Einsteins Sicht von Kepler zum Ausdruck und äußert sich in Einsteins Abneigung gegenüber dem systematischen methodischen Fehler, der sich in dem Einfluß der Anhänger von Ernst Mach, Bertrand Russell und Russells Nachläufern unter den Vertretern der Cambridger Systemanalyse ausdrückt.[/footnote] Es stecken auch nützliche Aspekte in Euklids Werk; sie liegen in jenen seiner Haupttheoreme, die er aus den Arbeiten seiner Vorgänger übernommen hat; diese übernommenen und als Kompendium eingestuften Theoreme erscheinen nun samt einiger hinzugefügter unverblümter Sophismen als Teil der [i]Elemente[/i]. Es wurde gezeigt, daß die als Definitionen präsentierten [i]Apriori[/i]-Annahmen bloß willkürlicher Ausdruck apriorischer Vermutungen gewesen sind, und wenn man sie als Konzeptionen tatsächlicher physikalischer Prinzipien annimmt, sind sie zudem noch vollkommen falsch, wie am Beispiel des vorsätzlichen Betrügers Claudius Ptolemäus deutlich wird.[footnote]Zum Beispiel: Alles, was Kepler im Zuge seiner Widerlegung von Claudius Ptolemäus' Schwindel über Aristoteles sagt, muß auch über Euklids [i]Elemente[/i] gesagt werden. Die Bedeutung davon wird auch in dem Angriff deutlich, den Philo von Alexandria, der Freund des Apostels Petrus, auf Aristoteles führte. Entgegen der Lehrmeinung des Aristoteles, entgegen der in Euklids Elementen enthaltenen Theologie und entgegen dem Betrug des Claudius Ptolemäus hat sich der Schöpfer durch den Schöpfungsakt nicht selbst ohnmächtig gemacht. Wie ein lieber Freund, ein bekannter Rabbi unserer Zeit, betonte: Der Messias wird nicht wie nach einem Bahnfahrplan erscheinen, sondern dann, wenn Gott es will.[/footnote]

Praktisch das gleiche läßt sich auch über das sagen, was heutzutage allgemein als Wirtschaftswissenschaft akzeptiert ist. Ähnlichen Unsinn verzapft derjenige, der, wenn er aufgefordert wird, ein physikalisches Prinzip oder ein vergleichbares Konzept zu benennen, an die Tafel geht oder ein ähnliches Medium benutzt, eine Reihe von Formeln niederschreibt und seine Ausführungen mit einer Geste beendet, die die leichtgläubigen Beobachter seines Auftritts dazu auffordert, mit einem „Amen", oder einem „q.e.d." zu antworten. Der aufmerksame Zuhörer wird versucht sein, dieses Ritual mit dem offensichtlichen Hinweis zu unterbrechen: „Sie haben kein wirklich entscheidendes [i]physikalisches[/i] Experiment präsentiert!"

Soviel zur Vorbereitung darauf, was dies für den Wirtschaftsstudenten bedeutet.

[subhead]Marxistische Wirtschaftslehre an sich [/subhead]

[i]Sie meinen, Sie hätten die marxistische Wirtschaftslehre verstanden. Dann erklären Sie mir bitteschön, was falsch daran ist. Warum sind die Marxisten gescheitert? Und warum hat der gewählte Ersatz dafür noch viel schlimmer versagt? [/i]

Um einen Einblick zu gewinnen, wie der Marxismus auf den Russen von heute wirkt, muß man die geistigen Eigenarten des heutigen Amerikaners oder Europäers verstehen, der zwar vorgibt, das Geistesleben des heutigen Russen zu untersuchen, in Wirklichkeit aber nur Belege liefert, die wichtige, klinische Einblicke in das Krankheitsbild seines eigenen Geisteslebens bieten. Oft geben uns Amateur- und andere Psychologen unbeabsichtigt bessere Einsichten in ihre eigenen Geistesstörungen als von der Denkweise der Patienten, die sie zu analysieren vorgeben.

Man nehme beispielsweise Johannes Keplers einzigartige, ursprüngliche Entdeckung des universellen physikalischen Prinzips der Schwerkraft. Zuerst beweist Kepler, daß die Erdumlaufbahn physikalisch nach einem Prinzip von gleichen Flächen in gleichen Zeiträumen erzeugt wird. Weil solch eine reale Orbitalbahn nicht durch die Methode der Quadratur erzeugt werden kann, wie Archimedes sie irrtümlicherweise auf den Kreis und die Parabel anwendete, läßt sich die Ursache für die Umlaufbahn nicht in den Begrenzungen der Bahn finden, sondern die Bahn muß als vorgezeichnetes Produkt des durch ein universelles physikalisches Prinzip bestimmten Verlaufs betrachtet werden, ein Prinzip, das nicht direkt mit den Sinnen wahrgenommen werden kann, so wie Kepler diesen Umstand in seiner Darstellung eines allgemeinen Prinzips der Schwerkraft in seiner [i]Weltharmonik[/i] genau bestimmt.[footnote]Wie Kepler wußte (und „zukünftige Mathematiker" warnte) und wie Mathematiker aus Gauß' Zeit zeigten, gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen den Ironien der Quadratur, die sich bei der Erzeugung eines Kreises stellen, und der höheren Ordnung im Zusammenhang mit elliptischen Funktionen.[/footnote]

Diese Aufgabe auf dem Feld der Naturwissenschaft ist die gleiche, die man auch auf dem Feld der menschlichen Psychologie wiedertrifft. Das Prinzip, welches das augenscheinliche menschliche Verhalten vorzeichnet, ist die Wahrheit über menschliches Verhalten - im gleichen Sinne, wie die Planetenumlaufbahn ein Schatten des Gravitationsprinzips ist. Diese Sicht der Psychologie ist von entscheidender Bedeutung, um das Verhalten von Massen als kulturell gesteuertes Verhalten zu behandeln, so auch das wirtschaftliche Massenverhalten, das unserer derzeitigen Untersuchung zugrunde liegt. Jemand, der meint: „Das ist meine Tradition!", oder mit der Behauptung droht: „Das ist meine Kultur!" oder: „Das ist unsere Kultur!", offenbart dadurch mehr über sich selbst und die moralischen Mängel seines Denkens, als er sich eingestehen würde.[footnote]Bezeichnend hierfür ist das Gerede über die „menschliche Natur", das der typische Brite der Mittel- bis Oberschicht von sich gibt. Eine klassische Veranschaulichung hiervon ist das Argument de Moivres, D'Alemberts u.a., auf welches sie und andere ihre pathologische Vorstellung „imaginärer Zahlen" gründeten.[/footnote]

Gottfried Wilhelm Leibniz hat durch seine einzigartige, ursprüngliche Entdeckung des Kalkulus die umfassendere Bedeutung davon aufgezeigt. Er benutzte dazu eine einzigartige Methode, welche er sich durch eine genaue Beschäftigung mit Keplers Werk herleitete. In einer späteren Phase berücksichtigte Leibniz auch die entsprechenden Folgerungen aus dem Prinzip der geringsten Wirkung, welches auf Pierre de Fermat zurückgeht: das Prinzip der universellen physikalischen geringsten Wirkung, das Leibniz zusammen mit seinem Freund Jean Bernouilli vorlegte.

Ein umfassenderes Verständnis dieser Frage geht aus Albert Einsteins Verweis auf das Werk Bernhard Riemanns hervor, indem er die entsprechende tiefere Bedeutung von Keplers Werk für die Naturwissenschaft im allgemeinen aufzeigte. Daraus bestimmte sich ein selbstbegrenztes Universum als ein selbst expandierendes (d.h. [i]anti-entropisches[/i]) Universum, das durch wirksame universelle Prinzipien - ähnlich dem von Kepler entdeckten Prinzip der universellen Schwerkraft - selbstbegrenzt ist.

Das Prinzip definiert somit die Formel, und nicht die bloß aufgestellte Formel die eigentliche Wirksubstanz, das Prinzip. Das so definierte Konzept verweist auf das substantielle Wirkprinzip.

Es ist an und für sich nichts Falsches daran, eine beschreibende Methode zu verwenden, selbst wenn die Beschreibung als solche wissenschaftlich nicht wirklich zutrifft. Wenn man Beweise dafür entdeckt, daß an den auf solchen Beschreibungen beruhenden hypothetischen Annahmen etwas falsch ist, beginnt erst die wissenschaftliche Behandlung des Gegenstands. Nur wenn man diese Unterscheidung zwischen Substanz und Schatten übersieht, nimmt das absurde Verhalten seinen Lauf.

Wenn man also die marxistische Wirtschaftslehre als ein beschreibendes System auffaßt, das auch für die gewöhnliche Finanzbuchführung gut wäre, ohne zu glauben, es sei eine wirkliche Wissenschaft, eignete sie sich ohne weiteres für die Besprechung fast aller Fragen, für die sich die meisten Abgänger der Wirtschaftsfakultät früher einmal interessiert haben - jene, die ernsthaft ihren Geist anstrengen wollten, anstatt nur Prüfungen zu bestehen oder auf die Verleihung von Graden und Titeln aus zu sein, und die diese Frage ohne weiteres verstehen würden - wenn auch nur auf kantianische oder ähnliche Weise.[footnote]Man sollte erkennen, daß angesichts der heutigen Weltkrise eine solche Nachsicht nicht mehr tolerierbar ist.[/footnote] Ein Marxist, der kompetent ausgebildet ist, um als marxistischer Ökonom aufzutreten (eine seltenes Wesen in der heutigen Welt), könnte zwar seine Absicht ehrlich und brauchbar beschreiben, doch eigentlich weiß er gar nicht, warum das von ihm identifizierte Phänomen überhaupt entstanden ist. Wo Wissen über das Prinzip fehlt, wird das Vakuum durch Wunschglauben gefüllt.[footnote]Was heute, und besonders seit den Entwicklungen von 1989, oft als Kritik an Karl Marx vorgebracht wird, läuft auf die einfache Beobachtung hinaus, daß Marx nach dem Untergang der Sowjetmacht nicht mehr modern sei.[/footnote] In früheren, vernünftigeren Zeiten, sozusagen vor Alan Greenspan, hätte man somit den Unterschied zwischen der marxistischen Wirtschaftstheorie und der sogenannten „klassischen Ökonomie" von Ende des 18. Jahrhunderts oder Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts grob als praktischen Bedeutungsunterschied zwischen den Mundarten einer gemeinsamen Sprache beschreiben können. (So wie man zu sagen pflegt, daß Amerikaner und Briten durch die Barriere einer gemeinsamen Sprache getrennt sind.) So konnte sich ein Ökonom, der in der Zeit vor dem Mord an US-Präsident John F. Kennedy, als noch nicht „freier Handel", sondern „fairer Handel" herrschte, für General Electric arbeitete, mit einem sowjetischen Vertreter oder einem deutschen Sozialdemokraten der „Kanalarbeiter"-Fraktion ohne besondere grundsätzliche Schwierigkeiten austauschen, um sich über Themen zu verständigen, die damals in der aktuellen Diskussion waren.[footnote]Die Zusammenarbeit zwischen John Kenneth Galbraith und Prof. Stanislaw Menschikow ist hierfür ein grundlegendes Beispiel.[/footnote]

Gewöhnlich wären alle drei Diskussionspartner im Irrtum gewesen, wenn auch auf unterschiedliche Weise; dennoch konnten ihre Diskussionen nützlich sein und waren manchmal sogar produktiv.

Nehmen wir mein eigenes Beispiel, um diese Frage zu verdeutlichen.

Ich war zwar in meinen mittleren bis späten Jugendjahren immer ein Anhänger von Leibniz und war im Grunde bereits auf dem Weg, der mich 1953 zu Riemann brachte, Tatsache ist jedoch, daß ich in der Nachkriegszeit von 1946-53, als ich als Unternehmensberater arbeitete, gleichzeitig auch ein nie schwankender, loyaler Bewunderer von Franklin Roosevelt war. Aus patriotischen Gründen stand ich deshalb der sozialistischen Opposition in Amerika gegen Präsident Truman sowie gegen den berüchtigten Senator Joseph McCarthy und den Senator und späteren Präsidenten Richard Nixon nahe. Meine Differenzen als einer von jenen, die dieser Sicht zustimmen konnten, hinderten mich nicht daran, die verschiedensten Berufsgruppen zu verstehen und mich ihnen verständlich zu machen, mit denen ich im Laufe meiner Tätigkeit zu tun hatte. Doch deckten sich meine eigenen Ansichten besonders seit Anfang 1953 in keiner tiefergehenden Hinsicht mit denen dieser anderen Leute. In praktischen Fragen wirtschaftlicher Analysen und Vorschläge drückten wir alle jedoch in diesen Zeiten zu gewissem Grad ein praktisches Verständnis über die anstehenden Probleme aus.

So ist das Leben unter vernünftigen Berufstätigen unterschiedlicher Überzeugungen, wenn die Umstände erträglich sind. Die heutigen Umstände sind dagegen unerträglich. Es kommen Zeiten und Orte, wo solche auskömmlichen Verhältnisse zusammenbrechen, wie es jetzt geschieht. Die Wirtschaftspolitik der heutigen amerikanischen Regierung ist längst vollkommen unerträglich, und war es im Grunde schon seit den siebziger Jahren. Betrachten wir nun einige bestimmte Amerikaner von heute, die sich in ihrer Vorstellung mit den Russen von heute beschäftigen, während ich in Wirklichkeit eine klinische Begutachtung ihrer eigenen Verhaltensweisen und ihrer zum Ausdruck gekommenen Beweggründe durchführe.

[subhead]„Weil ein Nagel fehlte..."[/subhead]

Es gibt einen englischen Kinderreim, der pädagogisch recht wertvoll ist. Das Gedicht schildert den Verlust eines Hufnagels, der zum Verlust des Hufeisens, zum Verlust des Pferdes und letztendlich „zum Verlust des Königreichs" führt - alles wegen des Verlustes eines Hufnagels. Das Paradox, das ich hier bisher vorgestellt habe, nimmt einen ähnlichen Verlauf, es ist aber kein Kinderreim. Es ist die Wirklichkeit der Situation, der die Welt heute wirtschaftlich gegenübersteht.

Unter den wichtigen Amtsträgern und Fachleuten von heute mangelt es diesbezüglich fast durchgehend an der Idee einer physischen Wirtschaft im Gegensatz zu einer reinen Finanzwirtschaft. Dies ist in der gegenwärtigen Diskussion unser „Hufnagel".

Dieser Mangel nimmt die Form von Massenwahnsinn an, wenn Länder sich darauf versteifen, das sogenannte „Freihandelsprinzip" zu verteidigen - vor allem seit Berater Präsident Richard Nixons wie George Shultz von der Chicago School (der gleiche, der uns später auch die nazistische Pinochet-Diktatur in Chile bescherte) den einfältigen Nixon dazu brachten, das 1944 von Präsident Franklin Roosevelt eingeführte Bretton-Woods-System abzuschaffen. Dieser Verlust des entscheidenden Vernunft-Nagels, der Verlust kultureller Gesundheit in der Zeit nach 1968, ausgelöst durch einen Apriori-Glauben an den „Freihandel", bedeutete den „Verlust dieses kleinen Dinges", des Grundprinzips kompetenter Politikgestaltung - einen Verlust, der zum wichtigsten Bestandteil des Massenwahnsinns geworden ist, der die Welt seit dieser Zeit mehr und mehr beherrscht. In diese Richtung verlief zunehmend der weltwirtschaftliche Trend seit 1971 und schuf so den Prozeß des schrittweisen Abstiegs, der zu der unheilbaren Krebserkrankung des heutigen Weltmarktsystems geführt hat.

Hier von „einem kleinem Ding" zu sprechen, soll heißen, daß der Unterschied zwischen der Idee eines bestimmenden physischen Wertfaktors und dem Wert eines monetären Prozesses, solange man mit Geld kaufen kann, was für den alltäglichen Gebrauch notwendig ist, relativ klein erscheint. Als den Russen damals unter Präsident Jelzin der Zusammenbruch ihres physischen und nicht bloß monetären Lebensstandards akut bewußt wurde, war der Unterschied zwischen einer [i]physischen Ökonomie [/i]im Unterschied zu einer Geldwirtschaft kein kleines Ding mehr.

Zum Beispiel war es in den USA bis vor kurzem fast unmöglich, einen typischen Amerikaner davon zu überzeugen, daß die US-Wirtschaft seit 1971-1973 (eigentlich bereits seit ungefähr 1966-1967) physisch kollabierte, wo doch die Wirtschaft tatsächlich mit allgemein zunehmender Geschwindigkeit innerhalb des ganzen Zeitraumes zwischen 1971 und 2008, und jetzt mit noch größerer Beschleunigung, zusammengebrochen war. Der Wunsch, dem verbreiteten Mythos zu glauben, war für den Durchschnittsbürger größer als die zunehmende Schmerzhaftigkeit seiner eigenen Realitätserfahrung.

Der entscheidende Faktor hierbei ist die systematische, ideologische Ablehnung eines Konzepts physischer Wirtschaft, eines Konzepts, in dem der brillante und fruchtbare Verstand des Physikers Pobisk Kusnezow (zumindest weitgehend) während der Zeit unserer Beziehung in den neunziger Jahren mit mir übereinstimmte. Vergleicht man damit die transatlantischen Erfahrungen der Zeit nach 1945, bestand der schädlichste Faktor bei der potentiell fatalen Lockerung des Vernunft-Nagels in realwirtschaftlichen Fragen in dem Existentialismus, der von den Kreisen um Theodor Adorno, Hannah Arendt u.a. unter Federführung des eigentlich pro-faschistischen „Kongresses für Kulturelle Freiheit" nach dem Zweiten Weltkrieg ausging. Der Verlust des Verständnisses für die reale Produktion der Mittel, um die physischen Bedürfnisse zu befriedigen, ist der Hauptfaktor, der in Nordamerika und Europa den typischen Wahnsinn in bezug auf Geld gefördert hat, ein Wahnsinn, der sich graduell, dann aber immer schneller in der Folgezeit des Zweiten Weltkrieges entwickelte.

Ich erläutere das.

Die unmittelbaren Gehirnwäscheopfer dieser gezielten kulturellen Kriegführung, die sich hauptsächlich gegen die Figur des US-Präsidenten Franklin Roosevelt richtete, waren überwiegend die Angehörigen der typischen sogenannten „Angestelltenschicht" unter den Veteranen des Zweiten Weltkrieges und deren Frauen, insbesondere diejenigen, deren Karrieren und Streben nach einem verbesserten Sozialsystem sie bei Verfahren zur Sicherheitsüberprüfung durch die Bundeskriminalpolizei (FBI) und ähnliche Agenturen in den USA und im Ausland extrem anfällig machte.

Diese Familien waren das Gesamtziel, doch vor allem hatte man es auf deren Kinder abgesehen, Kinder verängstigter junger Erwachsener in der Zeit zwischen 1945 und 1958 (wobei die Hausfrau während des Krieges meist nicht im Militärdienst gewesen war). Die in diese Haushalte hineingeborenen Kinder galten in der Umgangssprache der fünfziger Jahre als Familienmitglieder der sozialen Kategorie des „Angestellten" oder des sogenannten „Organization Man", Kinder, die überwiegend zwischen 1945 und der Zeit der relativ tiefen US-Rezession 1958 geboren wurden. Auf diese Kinder müssen wir unsere besondere Aufmerksamkeit richten, wenn wir die schlimmsten moralischen Funktionsstörungen, deren Einfluß auf einen Großteil ihrer Klasse die Folgezeit des Frühjahrs 1968 vor allem in Amerika und Europa möglich machten, beurteilen wollen.

[subhead]Die 68er-Epidemie[/subhead]

Der Schlüssel zum geistigen Verhalten der heutigen 68er liegt in der kulturellen und auch moralischen Verderbtheit, die den Kindern der zurückkehrenden Veteranen als Sophismus eingeimpft wurde, Veteranen, deren eigene Kindheit in der Realität der Depression der dreißiger Jahre, des Krieges von 1939-1945 und dann als Opfer der Truman-Präsidentschaft mit ihren im Namen Londons ausgestoßenen Drohungen eines Krieges mit Atom- und Wasserstoffbomben geprägt wurde. Diese Erfahrungen erzeugten den harten Kern der Verderbtheit, der sich besonders in Amerika und Europa seit dem Frühjahr 1968 in einem bestimmten soziologischen Nukleus als Neigung zu „reinigender Gewalt" äußerte.[footnote]Diese historische Tatsache habe ich durch die Beschäftigung mit Ereignissen wie dem gewalttätigen Generalstreik der Berliner Straßenbahnfahrer Anfang der dreißiger Jahre in meiner Schrift [i]Die Neue Linke, Lokale Kontrolle und Faschismus [/i]vom Sommer 1968 erkannt. Dabei betonte ich das ständige Hin- und Herwechseln in der Parteizugehörigkeit zwischen Kommunisten und Nazis während dieses Streiks, was ich als einen klinischen Beweis für die spezifisch synarchistischen Bestandteile in der „sozialen Chemie" wichtiger Teile der 68er-Generation ansah. Dies war jedoch nicht spontan. Der Besuch Herbert Marcuses auf dem Campus der Columbia University bei bestimmten Ereignissen dort ist nur typisch für die intellektuelle Manipulation, die den Widerhall des Berliner Straßenbahnerstreiks geschaffen hat.[/footnote]

Das zeitliche Erscheinen dieser 68er-Entwicklung war keineswegs zufällig. Bis zu einem bestimmten Punkt des US-Krieges in Indochina Mitte der sechziger Jahre hatte die studienbedingte Zurückstellung von der Einziehung zum aktiven Militärdienst bei denjenigen, die sich als „intellektuell Privilegierte" und „Wehrdienstbefreite" ihrer Babyboomer-Generation betrachteten, eine bestimmte Form der Abgestumpftheit gegenüber der Kriegsrealität erzeugt.[footnote]Man nehme das Beispiel von US-Präsident George W. Bush, der dem Kampfeinsatz während des Vietnamkrieges durch das Klassenprivileg einer Verwendung bei der Texas Air Guard entging, oder den Fall des späteren US-Vizepräsidenten Al Gore, der den Militärdienst in ähnlicher Weise vermied.[/footnote] Diese jungen Leute, die sich als privilegiert betrachteten, sahen in den anderen, den „niederen", „arbeitenden" sozialen Klassen das geeignete Kanonenfutter für den Krieg in Südwestasien, oder wo auch immer die Ereignisse sie hinverschlagen würden.

Als jedoch die Einberufungsbefehle auch die Universitäten zu erfassen begannen - eine Schicht, die sich aus privilegierter Überheblichkeit ins Fäustchen lachte, weil sie von der Gefahr ausländischer Militäreinsätze verschont zu bleiben glaubte, wie es auch der spätere Vizepräsident Al Gore getan hatte - wurden Angst und Haß auf den Verlust ihrer Eliteprivilegien zusammen mit der am 1. März einsetzenden Krise des US-Dollars und der „Tet-Offensive" zum sozialen Zünder all dessen, was notwendig war, um die Randale-Reaktionen von 1968 und danach zur Explosion zu bringen.

Blickt man tiefer in das Denken der 68er Randaletypen, waren der Glaubwürdigkeitsverlust des US-Dollars am 1. März 1968 und die Wirkungen, die von der „Tet-Offensive" ausgingen, die wichtigsten Zünder, wie ich sie während der Entwicklungen des Frühjahrs 1968 und danach gesehen habe. Nicht eine Ungerechtigkeit ihnen gegenüber hatte sie provoziert; sondern ich beobachtete eine „Existenzangst" unter jenen, die sich als Vertreter einer privilegierten Faulenzer-Klasse betrachteten. Sie flohen vor ihrer realen, existentiellen Angst, mit der Mehrheit von „Arbeitern" aus dem Industrie- und Landwirtschaftsbereich in einen Topf geworfen zu werden, die sie mehr und mehr zu hassen begannen.

Das Spektakel, daß Präsident Charles de Gaulle, der größte Held Frankreichs der Nachkriegszeit, in den Straßen von Paris förmlich bespuckt wurde, ist eine Ausdrucksform des gleichen Prozesses unter etwas anderen Umständen. Europa hat sich kulturell bis heute nicht von den Schäden erholt, die durch die wiederholten Mordversuche an Präsident de Gaulle, den Mord an US-Präsident John F. Kennedy und durch die Ermordung von Martin Luther King und Senator Robert Kennedy 1968 angerichtet wurden.

Die soziologische Entwicklung von 1968-1971 erzeugte nicht die anhaltenden Effekte, welche die USA und andere Länder seit dieser Zeit erfaßt haben. Der eigentliche Motor der anhaltenden Dekadenz war vielmehr die systematische Zerstörung von wirtschaftlichem und sozialem Fortschritt und Stabilität; dieser anhaltende Abbau der wirtschaftlichen und sozialen Strukturen unserer Republik begann mit der Dummheit Präsident Nixons 1971 und unter dem faktischen Verrat dessen, was man zutreffend als gezielte, schnelle „Dekonstruktion" durch die Trilaterale Kommission während und nach der Carter-Regierung 1977-1981 beschreiben kann. Das war der beabsichtigte persönliche und moralische Zerstörungsprozeß für ausgewählte einzelne Individuen vor allem unter den 68ern, die dann jene synarchistische Unmoral des Kulturpessimismus zu verkörpern begannen, die sie dazu motivierte, jede Stütze des wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritts einzureißen, die seit dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut worden war.

Jeder, der „in dieser Journalistenwelt des Establishments, in der die Dinge sind, wie sie sind", vorankommen wollte, wurde ziemlich sicher entweder ein direktes Gründungsmitglied des 68er Phänomens oder wünschte sich aus purem unmoralischen Opportunismus oder aus „Lust an dem Trip", in deren Reihen aufgenommen zu werden. Wenn es weiter nichts gab, reichte vielen auch eine Mitfahrt auf einem Anteil der unrechtmäßig erworbenen Gewinne des britischen Agenten George Soros. Unter dem Befehl von Soros, der Obama und Howard Dean finanziell aushält, bekommen die Reichen die Dollars und die übrigen den „Change" [Wechselgeld].

Das „Babyboomer-Syndrom", wie ich seine Ursachen und Merkmale hier zusammenfassend beschrieben habe, heißt somit die Gefahr für die ganze Menschheit.

Die hysterische Leugnung des „Babyboomer-Syndroms" von 1945-2008 insbesondere durch jene, die heute führende Machtpositionen in Regierung und Privatsektor innehaben, ist der Schlüssel zum Verständnis dafür, wie die Massenmedien der USA und die liberalen Massenmedien West- und Zentraleuropas Rußland und die Geschichte Rußlands noch heute betrachten. Um das Motiv zu verstehen, welches sich die Anschauung der „Babyboomer" zunutze macht, muß man sich die Machtzentren des anglo-holländischen Liberalismus und das Mitwirken jener US-Finanzinteressen, die in der Tradition der „Verräterpartei" der britischen Ostindiengesellschaft im amerikanischen Finanzestablishment stehen, näher betrachten.

Sobald man den Babyboomer-Faktor und den Einfluß Londons darauf abgerechnet hat, muß man sich fragen: Was ist eigentlich wirtschaftlicher Wert? Was ist die Realität in dieser Angelegenheit?

[head]III. Die Wissenschaft der physischen Ökonomie[/head]

Um die Schlüsselrolle Rußlands bei einem „Neuen-Bretton-Woods"-Abkommen unter den gegenwärtigen, weltweiten Krisenbedingungen einschätzen zu können, müssen wir auf die besondere Lage in der Zeit nach Lord Palmerston zurückschauen, die von der Jahrhundertausstellung in Philadelphia unter US-Präsident Grant und den aufkommenden Beziehungen der USA zu Deutschland, Rußland und (vor allem) Japan geprägt war. Die britische Monarchie, die den neovenezianischen, anglo-holländischen finanzoligarchischen Erben Paolo Sarpis als Werkzeug diente, reagierte mit Wut auf diese Beziehungen der USA, die die Kreise in London als schwere „geopolitische" Bedrohung ansahen.

Der wichtigste Aspekt dieser vom britischen Empire als Bedrohung empfundenen Lage war die Zusammenarbeit der USA insbesondere mit Deutschland und Rußland beim geplanten Aufbau von Schienenwegen, die zu einem transkontinentalen Eisenbahnnetz zusammenwachsen sollten, wodurch der größere Teil des Kontinentalgebiets von Europa und Rußland, ähnlich wie die USA durch den Bau des dortigen transkontinentalen Eisenbahnsystems, miteinander verbunden werden würde. Heute lebt die gleiche wahrgenommene Bedrohung vor allem durch die geplante Fertigstellung einer Bahnverbindung unter der Beringstraße zwischen Eurasien und Amerika in noch größerem Umfang wieder auf.[footnote]Siehe [i]EIR[/i] vom 4. Mai 2007, über den Ablauf der Konferenz zum Beringstraßenprojekt am 14. April 2007 in Moskau.[/footnote]

Die Besonderheit der damaligen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland fand ihren Ausdruck in der Rolle des großartigen D.I. Mendelejew, der 1876 ein entscheidend wichtiger Teilnehmer der Jahrhundertausstellung in Philadelphia und wichtigster Träger der wissenschaftlich-technologischen Entwicklung Rußlands war, die sich im Bau der Transsibirischen Eisenbahn zeigte, aber nicht darauf beschränkt war.

Aufgrund der Dummheit der preußischen Monarchie hatte Preußen entgegen der Einwände von Reichskanzler Otto von Bismarck den Krieg gegen Frankreich fortgesetzt, nachdem das Hauptziel des Krieges bereits erreicht war, d.h. in Frankreich selbst der britische Marionettenkaiser Napoleon III. abgesetzt worden war. Durch einen so über das eigentliche Ziel hinaus fortgeführten Krieg brachte die romantisch verklärte Hohenzollern-Sippe das wütende Frankreich gegen sich auf, das dann leicht zu einem britischen Werkzeug der [i]Entente Cordiale[/i] wurde.

Auf diese Weise geriet Europa in die Falle zweier sogenannter Weltkriege und solcher Übel wie die von London eingefädelten Diktaturen Mussolinis und Hitlers. In Anlehnung an den von ihm inszenierten Siebenjährigen Krieg und den Pariser Frieden von 1763 hatte Britannien auf ganz ähnliche Weise auch das finanzoligarchische Imperium der Britischen Ostindiengesellschaft geschaffen. Als der närrische Wilhelm II. 1890 die Dummheit beging, Bismarck zu entlassen, warf er sich dem noch dümmeren Habsburg-Kaiser in die Arme, um jenen Balkankrieg mitzutragen, der das vom britischen Kronprinzen Edward Albert (Wilhelms Onkel und späterer König Edward VII.) angestrebte Ziel erreichte: ein Bündnis mit Rußland gegen Deutschland - eine Entwicklung, die Kontinentaleuropa seit der Absetzung Bismarcks und dem Mord im synarchistischen Stil an dem französischen Präsidenten Sadi Carnot in einem Dauerzustand sich wiederholender Zerstörungen hielt.

[i]Die damalige britisch-imperiale Absicht [/i]nach dem Sieg der USA gegen Lord Palmerstons Marionette, die Konföderierten Staaten, und nach der Befreiung Mexikos von dem brutalen Tyrannen Maximilian war und bleibt bis heute, [i]daß Großbritannien entschlossen ist, jegliche Bedrohung durch ein kooperierendes System wirklich souveräner Nationen auf dem eurasischen Kontinent zu eliminieren.[/i]

In der heutigen Zeit, vor allem seit 1989, gehört neben der versuchten finanziellen und politischen Verwüstung der USA die Ruinierung der Volkswirtschaften Deutschlands und Rußlands nebst großer Teile Kontinentaleuropas zu den britischen imperialen Zielen. Das Motiv dahinter bleibt immer gleich: Die USA durch Subversion von innen zu zerstören, wie dies insbesondere nach den wiederholten Mordanschlägen auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle sowie der tatsächlichen Ermordung Präsident John F. Kennedys der Fall ist, um dann auch die bereits bestehenden und aufkommenden souveränen Nationen Kontinentaleurasiens zu ruinieren.

Das entsprechende, entgegengesetzte, langfristige strategische Interesse unserer Vereinigten Staaten ist und bleibt - wie für Präsident Franklin Roosevelt Zeit seines Lebens und während seiner Präsidentschaft 1939-1945 - die Förderung eines weltweiten Systems wirklich souveräner Nationalstaaten ohne Kolonien oder Halbkolonien. Ein Beispiel hierfür ist die amerikanische Zusammenarbeit mit Deutschland und Rußland unter Präsidenten wie Lincoln und Grant, die in der Tradition des Außenministers und Präsidenten John Quincy Adams standen. Aus besonderen Gründen waren Deutschland und Rußland von besonderer Bedeutung für die USA, und sie sind es auch noch heute, wenn auch in anderer Form.

Um diesem amerikanischen Interesse heute zu genügen, ist eine Veränderung der weltweit dominierenden Wirtschaftspolitik hin zu einem Bündnis vollkommen souveräner Kreditsysteme erforderlich, weg von jenen monetaristischen Systemen, die London dazu dienen, uns in den eigenen Ruin zu treiben, so wie wir diesen seit 1968 - und eigentlich bereits seit der Ermordung Präsident Kennedys - so erfolgreich betrieben haben. Anzustrebendes Ziel sollte u.a. der Aufbau eines transkontinentalen Eisenbahnsystems sein, das stufenweise von Bahnschienen mit Rollwiderstand auf Magnetschwebetechnik, die Geschwindigkeiten im Bereich von Propellerflugzeugen zuläßt, umgestellt werden.

Solche Entwicklungen im Transportwesen, die eine rasche Entwicklung nuklearer Energiesysteme erfordern, sind unerläßlich, damit Nationen die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen in weiten Landstrichen wie dem russischen Norden Eurasiens und in Afrika aufbauen können, Kapazitäten, die ausreichen, um die gemeinsamen Ziele der Menschheit als versammelte Gemeinschaft souveräner Nationalstaaten zu unterstützen. Zu diesem Zweck stellt Rußland mit seinem Territorium und auch als Wissenschaftsmacht ein außerordentliches wissenschaftliches und kulturelles Potential dar, um sein Territorium weit über die derzeitigen Möglichkeiten anderer Nationen Eurasiens hinaus zu entwickeln. Eine solche Entwicklung Rußlands wäre von entscheidender strategischer Bedeutung für seine eurasischen Nachbarn.

Demzufolge heißt es in Asien aus gutem Grund, daß die besondere Qualität der Rolle Rußlands in Eurasien und insbesondere in Asien in der russischen Wissenschaft liegt. Man muß verstehen, daß dieses besondere Potential Rußlands untrennbar mit der Tatsache verbunden ist, daß die russische Kultur im wesentlichen eine eurasische Kultur ist. Die praktische Bedeutung hiervon für heute verweist auf den früheren Beitrag Sowjetrußlands zur Entwicklung Chinas vor dem unter Chruschtschow herbeigeführten Bruch, als dieser sich nicht nur London, sondern auch Bertrand Russell entscheidend annäherte. Heute sind einige der Schäden, die damals in den Beziehungen zwischen Rußland und China entstanden sind, behoben worden. Die Beziehungen Rußlands zu Indien sind wohlbekannt. Unter den gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Krisenbedingungen werden die zukünftigen Beziehungen zwischen China, Indien und Rußland (und anderen Nationen) nicht nur für alle Nationen Ost- und Südasiens, sondern auch für den Wiederaufbau der gesamten Weltwirtschaft unentbehrlich sein.[footnote]Man betrachte z.B. die Schlüsselrolle der Zusammenarbeit zwischen China, Rußland, der Mongolei, Korea und Japan. Bemerkenswert ist erstens das grundlegende strategisch-wirtschaftliche Interesse Japans und Koreas als Angelpunkte der Entwicklung der gesamten Region. Folglich darf nichts geduldet werden, was die positive Zusammenarbeit zwischen diesen Nationen in Fragen ihres gemeinsamen langfristigen Interesses verhindern würde, einschließlich wichtiger protektionistischer Maßnahmen zur Förderung der allgemeinen Entwicklung des gesamten Territoriums Chinas; dazu müssen Wege gefunden werden, die sonst durch die typisch britische, imperialistische „Freihandelspolitik" blockiert sind.[/footnote]

[subhead]W.I. Wernadskij und seine Zeit[/subhead]

In der Zivilisation war bereits lange vor dem russischen Akademiemitglied W.I. Wernadskij die Erfahrung dreier, wechselwirkender Seinskategorien bekannt: das [i]Vorbiotische[/i], [i]Lebensvorgänge[/i] [i]allgemein [/i]sowie [i]jene für die Menschheit spezifischen Lebensvorgänge[/i], die dem Individuum über die Entdeckung physikalischer Prinzipien zugänglich sind; durch diesen Prozeß wird die Menschheit in die Lage versetzt, ihre potentielle relative Bevölkerungsdichte pro Quadratkilometer und pro Kopf einer souveränen Nation oder des Planeten zu erhöhen. Kein anderes Lebewesen kann diesen Effekt nachahmen. Es fehlte jedoch ein Begriff des spezifischen wissenschaftlichen Prinzips, von dem die Verwirklichung jenes Potentials heute abhängt.

Durch die Arbeit Wernadskijs konnte die physikalische Chemie des 20. Jahrhunderts zum ersten Mal die entscheidend wichtigen physikalischen Prinzipienunterschiede zwischen diesen drei Kategorien identifizieren. Die Gesamtdarstellung, die dieser Gegenstand braucht, ist bisher zwar nur partiell entwickelt, ein bloßer Anfang, doch einige unentbehrliche, vorbereitende Merkmale jener funktionellen Unterschiede konnten geklärt werden. Die Wissenschaft hat also bisher zwei grundlegende Prinzipienunterschiede aufzeigen können, die das Sein in drei Kategorien aufteilen: das [i]prinzipiell Unbelebte[/i], die [i]prinzipielle Biosphäre[/i] und die [i]Noosphäre.[/i]

Auch wenn die Bezeichnung „Noosphäre" selbst nicht ursprünglich aus Wernadskijs Arbeit stammt, ist doch das Konzept der [i]Noosphäre[/i], so wie er es definierte,[i] [/i]seine eigene, originelle Entdeckung; es ist ein belegbares universelles physikalisches Prinzip der modernen physikalischen Chemie. Eine kompetente physische Wirtschaftswissenschaft ist damit ein besonderes Themengebiet von Wernadskijs Definition der [i]Noosphäre[/i]. In der neueren Geschichte der Naturwissenschaften ist dieses Prinzip ein eigener Typus im Bereich jener Prinzipien, die gleichermaßen als [i]universell und in einem komplementären Ausdruck des Universellen als ontologisch infinitesimal [/i]definiert sind - so wie dieser Gegenstand bereits von Archytas, Platon, Eratosthenes, Nikolaus von Kues, Johannes Kepler, Pierre de Fermat, Gottfried Willhelm Leibniz sowie in der physikalischen Geometrie Riemanns behandelt wurde.

Das schöpferische Prinzip, das die Einzigartigkeit der so definierten [i]Noosphäre[/i] bestimmt, entspricht auch dem Prinzip des menschlichen Geistes, das die Komposition und Aufführung klassischer Kunst von anderen sogenannten Kunstformen unterscheidet.

Vom Blickwinkel dieses Wissens aus sollte die Erde somit in funktioneller Hinsicht als eine Zusammensetzung dieser drei Grundeigenschaften betrachtet werden, die so definiert sind, daß die von der Biosphäre repräsentierte Masse im Verhältnis zur Masse der gesamten Erde (anti-entropisch) ansteigt, während die durch die höhere Ordnung der [i]Noosphäre[/i] repräsentierte physische Masse (Produkte, die spezifisch für die Wirkung von Vorgängen im menschlichen Geist sind) im Verhältnis zur Gesamtmasse der [i]Biosphäre [/i](ebenfalls anti-entropisch) ansteigt.

[subhead]Wissenschaft ist sehr persönlich[/subhead]

Dummköpfe meinen, Wissenschaft müsse „objektiv" sein. Das ist eine verbreitete, aber sehr destruktive Sicht dieser Frage. Wissenschaft ist ebenso wie die klassische Kunst eine zutiefst persönliche Angelegenheit, da sie auf jenen schöpferischen Kräften gründet, die der individuellen Persönlichkeit eigen sind. Die praktische Wissenschaft muß in ihrem sozialen Ausdruck eine Wechselwirkung zwischen den souveränen, schöpferischen Kräften von jeweils souveränen Individuen sein. Diese Art soziale Beziehung drückt sich z.B. darin aus, wenn der eine Denker zum anderen sagt: „[i]Wie[/i] haben Sie das entdeckt?"

Es gibt Leute, die dagegen argumentieren. Ihre Ansicht sogenannter „wissenschaftlicher Objektivität" gehört eher in den Bereich der Leichenöffnung als zu jenen geistigen Eigenschaften, die den schöpferischen Menschen von den Tieren oder von verrohten Individuen unterscheiden.

In Fragen der Naturwissenschaft und klassischen Kunst kann ich persönlich niemandem vertrauen, der anders darüber denkt.

Was mich betrifft, so entstand meine Teilhabe an dieser Entdeckung der Noosphäre als Ergebnis eines jahrzehntelangen Weges, der in meinen Jugendjahren begann, als ich mich hauptsächlich für Leibniz als Mentor meiner damaligen Wissenschaftsstudien entschied, und später zu meiner Erkenntnis führte, daß die Riemannsche [i]Dynamik[/i] ein vollkommen entgegensetzter Begriff zur „Thermodynamik" ist, wie ihn die heutigen Empiristen und Positivisten benutzen; die Riemannsche [i]Dynamik[/i] ist vielmehr das Ergebnis der Beiträge von Leibniz, um den alten [i]dynamis[/i]-Begriff der Pythagoräer und Platoniker wissenschaftlich wiederzubeleben.

Folglich wird [i]Dynamik [/i]für den heutigen Gebrauch unter kompetenten Fachleuten als Begriff angesehen, der durch die Implikationen der Entdeckungen Riemanns definiert ist. Diese moderne Ansicht der damals von Leibniz definierten [i]Dynamik[/i], die heute vom Standpunkt Riemanns aus betracht werden muß, hat meinen eigenen Begriff eines bestimmten universellen physikalischen Prinzips geprägt, das sich in zeitgenössischer Anwendung als [i]Funktion der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer[/i] ausdrückt.[footnote]Mein Begriff hat nichts mit den Ansichten der „Thermodynamik" gemeinsam, wie sie den empiristischen Einbildungen der Reduktionisten Clausius, Grassmann, Kelvin u.a. bzw. den verwandten Machschen Verrenkungen Ludwig Boltzmanns u.a. entstammen. Die wilden Angriffe auf Max Planck und dessen Arbeit durch Anhänger des Mystikers Ernst Mach während des Ersten Weltkrieges in Deutschland und Österreich sowie die Fortsetzung jener Angriffe auf den Solvay-Konferenzen der zwanziger Jahre durch Anhänger Bertrand Russells sind beispielhaft für die blanke Boshaftigkeit wie auch für die erkenntnistheoretische Beschränktheit der heutigen Anhänger des alten olympischen Zeus (aus [i]Der gefesselte Prometheus [/i]von Aischylos), die sich in ihrer Berufskarriere darauf festgelegt haben, das anti-entropische Prinzip (des „Feuers") im erkennbaren Zusammenhang der dem Universum zugrundeliegenden Prozesse zu leugnen.[/footnote]

Aus den eben angestellten Betrachtungen läßt sich das Konzept einer [i]Wissenschaft der physischen Ökonomie[/i] für die heutige Anwendung in breiten, aber dennoch verläßlichen allgemeinen Begriffen definieren.

Von meinem Standpunkt ist es daher mehr als zweckmäßig, wenn ich das bereits Geschriebene aus der Sicht dessen untersuche, was Albert Einstein über das Gemeinsame von Keplers und Riemanns Werk gesagt hat. An dieser Stelle muß ich meine häufig geäußerte Ansicht über die moderne Naturwissenschaft wiederholen, die sich auf das bezieht, was Kardinal Nikolaus von Kues mit Hilfe antiker Quellen begründete. Die moderne Wissenschaftsmethode praktischer erkenntnistheoretischer Prinzipien läßt sich somit von Nikolaus über Luca Pacioli und Leonardo Da Vinci bis zu deren Nachfolgern wie Johannes Kepler, Pierre de Fermat und Gottfried Leibniz weiterverfolgen.

Den Kern dieser Ansicht selbst habe ich in zahlreichen Veröffentlichungen der letzten Jahrzehnte dargestellt, aber es ist wichtig, das Argument als verbindlichen Hintergrund und Leitfaden erneut darzulegen, damit das, was ich in diesem Aufsatz über dringende wirtschaftspolitische Fragen zu sagen habe, verstanden wird.

Das gilt für jede kompetente Wissenschaft, wie z.B. für die kompetente Kenntnis und Anwendung der Wissenschaft der physischen Ökonomie wie auch für die klassische Kunst, die diesen Namen verdient.

Menschliches Wissen über die eng miteinander zusammenhängenden Themengebiete von Naturwissenschaft und klassischer Kunst, die dieser Namen wert sind, läßt sich nicht kompetent darstellen, wenn es mit bestimmten ausdrücklichen oder impliziten Aussagen über aprioristisch „selbstverständliche" Annahmen beginnt, wie sie die Anhänger von Aristoteles und Euklid oder Claudius Ptolemäus machen. Die strenge, systemische Unterscheidung des Menschen vom Tier sowie der damit verbundene Unterschied zwischen Wahrnehmung und Wissen muß unser Leitfaden sein.

[i]Die Menschheit unterscheidet sich von allen Tieren durch ihr deutliches, einzigartiges Potential, willentlich die eigene potentielle relative Bevölkerungsdichte zu erhöhen, so wie diese Fähigkeit in keinem anderen uns bekannten Lebewesen in Erscheinung tritt.[/i] Man erhält anders keinen Zugang zu Prinzipien einer kompetenten Naturwissenschaft noch einer wirklichen klassischen Kunst, und deshalb muß man sich weigern, die Ursprünge dieser spezifischen Unterschiede menschlichen Verhaltens entweder auf entsprechende Eigenschaften von Tieren zurückzuführen, oder - wie im schlimmsten Fall durch radikale Positivisten wie den Bertrand-Russell-Zögling John von Neumann - aus unbelebten Prozessen zu erklären.

Solche Fragen lassen sich richtig nur so behandeln, wie ich es hier tue. Jedem, der anders denkt, fehlt etwas, das für eine kompetente Ausübung der Wirtschaftswissenschaft unentbehrlich ist. Das Wesen der Ökonomie liegt in jener Qualität des Schöpferischen, durch die die Menschheit ihre potentielle relative Bevölkerungsdichte erhöht, wozu kein niederes Lebewesen fähig ist. Das macht die praktizierte Wirtschaftswissenschaft wahrlich zu einer sehr, sehr persönlichen Verantwortung jedes einzelnen, dessen Beitrag, hoffentlich, der gesamten Menschheit in Gegenwart und Zukunft zugute kommen wird.

[subhead]Vernunft versus Sinneswahrnehmung[/subhead]

Es mag nun einigen so erscheinen, als wiche ich von der oben angegebenen Absicht dieses Berichtes ab. Aber dem ist nicht so. Man sollte verstehen, daß wir uns an diesem Punkt auf das Wesen eines spezifischen Begriffs konzentrieren, von dem jede kompetente Wirtschaftswissenschaft [i]und deren Anwendung[/i] abhängen. Wie bei so vielen wichtigen Entdeckungen physischer Naturprinzipien hängt auch das kompetente Begreifen der Weise, wie Volkswirtschaften über lange Zeitspannen funktionieren oder eben nicht funktionieren, von den wirkenden Prinzipien ab, die gewöhnlich ignoriert werden, als existierten sie gar nicht. Manchmal, wie auch in dem vorliegenden Fall, erscheint das, was von professionellen Wirtschaftswissenschaftlern und anderen Gelehrten übersehen wurde, als eine winzige Angelegenheit ohne Bedeutung für die Welt. Auf lange Sicht wird es jedoch tiefgreifende und langanhaltende Katastrophen verursachen, wenn man sie ignoriert - so wie die Welt gerade jetzt ein solches heraneilendes, im wahrsten Sinne weltweites Unheil erlebt.

Aus diesem Grund lege ich an dieser Stelle Wert darauf, meine Leser in diesem Augenblick der Krise in der menschlichen Geschichte vor dieser Angelegenheit zu warnen. Ich tue das, weil viele unter Ihnen sehr bald aus der weltweiten Erfahrung heraus mit der praktischen Bedeutung meiner Verwendung des technischen Begriffs [i]ontologisches Infinitesimal [/i]Bekanntschaft machen werden.

Ich erkläre diesen Begriff mit einem äußerst relevanten Hinweis auf einen Begriff, den Albert Einstein bezüglich der äußerst persönlichen Arbeit von Johannes Kepler und Bernhard Riemann eingeführt hat. Einsteins Beitrag war der Begriff eines „endlichen, aber unbegrenzten Universums", welches ich aus Gründen, die ich hier schon bald deutlich machen werde, lieber mit „endliches und selbst-begrenztes Universum" bezeichne. Einstein strebte danach, ein Gefühl für die Sichtweise des Schöpfers des Universums zu entwickeln. Seine Anstrengungen machte er mit großer Demut, jedoch auch mit dem Empfinden, daß es seine dringende Pflicht sei, die Sichtweise des Schöpfers nicht mißzuverstehen oder falsch darzustellen.

Der Begriff, auf den ich mich hier genau so beziehe, wie Einstein dies tat, ist das, was Gottfried Leibniz als das [i]Infinitesimal[/i] seiner Infinitesimalrechnung präsentierte. In Bezug auf die Arbeit von Leibniz habe ich schon an vielen Stellen auf die betrügerische Falschdarstellung der Leibnizschen Verwendung des Begriffes [i]Infinitesimal[/i] durch Leonhard Euler hingewiesen. Dieser Betrug verdeutlicht die Rolle Eulers in den Angriffen, die während des 18. Jahrhunderts auf Leibnizens Infinitesimalrechnung gemacht wurden; er wurde von den Kreisen des venezianischen Abtes Antonio Conti in Paris sowie von Voltaire, Abraham de Moivre, D'Alembert, Euler u.a. aufgebracht.

Der passendste Beweis dafür stammt aus Keplers beiden berühmten Errungenschaften während seiner außergewöhnlichen Entdeckung des universellen Prinzips der Gravitation. Auf diese beziehe ich mich hier mit einer neuen Absicht. Die erste war die Entdeckung der Charakteristika der Erdumlaufbahn um die Sonne wie in seinem Werk [i]Die Neue Astronomie,[/i] die zweite die Entwicklung des allgemeinen Prinzips der Gravitation innerhalb des Sonnensystems in seinem Werk [i]Die Weltharmonik[/i].[footnote]Siehe die Dokumentation des Nacherlebens von Keplers Entdeckungsprozeß durch ein Team der LaRouche-Jugendbewegung auf deren Internetseite [url:"http://www.wlym.com/animations"]www.wlym.com/animations[/url].[/footnote] Ich beschränke meinen Bericht an dieser Stelle auf das, was für die Wissenschaft der physischen Ökonomie wesentlich ist. Aus Gründen, die keiner Erklärung bedürfen sollten, wiederhole ich mich im folgenden des öfteren.

Die einzigartige Schönheit seines Denkens in jenen und verwandten Werken liegt darin, daß er das Wesen dessen, was ich soeben betonte, verstand: Kompetente Wissenschaft ist, wenn sie sich mit der Rolle menschlicher Kreativität darin befaßt, im höchsten Masse persönlich. Dies sticht in Keplers Werk hervor, wird von Leibniz ausgesprochen und findet in den Überlegungen Einsteins in den letzten vier Jahrzehnten seines Lebens liebevollen Ausdruck.

Letztendlich entlockt alles, was die Einzigartigkeit der angeregten schöpferischen Fähigkeiten des individuellen menschlichen Geistes betrifft, der Seele in der einen oder anderen Form ein „Heureka!" und drückt sich in einem verdichteten Augenblick der Verspieltheit in einer bestimmten Form des freien Geistes aus - oder es ist in keiner Weise kreativ. Wissenschaft und Kunst sind nichts für grimmige Totengräber.

So war es, als Kepler in seinen Beobachtungen feststellte - nachdem er die aufeinanderfolgenden Schritte durchlaufen hatte, durch die er in der [i]Neuen Astronomie[/i] seinen Beweis der elliptischen Umlaufbahn der Erde führte -, daß die Umlaufbahn von einem Wirkprinzip geordnet ist, das er als „gleiche Flächen in gleichen Zeiten" beschrieb. [i]Dieser Beweis zeigte bereits die Absurdität der Annahme, daß die Umlaufbahn von einem Prinzip geordnet sein könnte, welches mit Archimedes' fehlerhafter Quadratur des Kreises übereinstimmt.[/i][footnote]Die Entdeckung des Kalkulus und die Erforschung der physischen Funktionen einer elliptischen Form waren zwei Aufgaben, die Kepler späteren Mathematikern stellte. Die erste wurde von Leibniz gelöst, die zweite von Gauß und seinen Zeitgenossen.[/footnote] Und das an sich beweist schon, wie geradezu kindisch absurd es war, daß sich Euler dem bereits früher vorgebrachten, dummen Argument (für das „Imaginäre") anschloß, das er von de Moivres und D'Alemberts Angriff auf Leibniz' Infinitesimal (als angeblich „imaginär") kopierte.

Diese Betrachtungen führen im zweiten Fall von diesem Punkt über die Entwicklung des generellen Maßes der Gravitation im Sonnensystem zu der Auffassung, die Leibniz später als die Rolle des [i]ontologisch Infinitesimalen[/i] anstelle eines [i]bloß geometrisch Infinitesimalen definierte -[/i] eine Auffassung, die Leibniz in Übereinstimmung mit Kepler entwickelte. Die entscheidenden Phänomene in dieser Angelegenheit erfordern zwei Messungen: eine nach dem Prinzip des Sehens, und eine zweite nach dem, was Max Planck implizit den Aposteln Ernst Machs und den späteren Jüngern von Bertrand Russell als den systemisch entgegengesetzten Begriff der Dynamik entgegenhielt, der in der Funktion des Hörens Ausdruck findet - und nicht in der Mechanik.[footnote]Siehe Bernhard Riemann, „Mechanik des Ohres", [i]Werke[/i], S. 339-359.[/footnote]

Zusammengenommen schufen diese beiden Messungen ein Bild in Keplers Geist und dem von anderen Wissenschaftlern, die Kepler in dieser Frage der Methode folgten, wie zum Beispiel Pierre Fermat und Gottfried Leibniz; ein Bild, welches vollkommen außerhalb der naiven Sinneswahrnehmung als solcher angesiedelt ist. Auf diese Weise hob Kepler, ein Anhänger von Nikolaus von Kues, jede kompetente Wissenschaft aus dem Bereich der euklidischen, [i]aprioristischen[/i] Annahmen heraus, indem er die Sinneswahrnehmung zu recht auf den Status bloßer Instrumente herabstufte. Indem er die systemisch einander widersprechenden Messungen der „Instrumente" des Sehens und des musikalischen Hörens verglich, erbrachte Kepler jenen Beweis, der jeden späteren Versuch, seine Arbeit durch diejenige von Titius-Bode zu ersetzen, lächerlich macht.

Die noch tieferen Implikationen wurden durch Einsteins Argument verdeutlicht, so daß es, wenn wir die Bedeutung der Arbeiten Bernhard Riemanns für das Kepler und sein Erbe berücksichtigen, deutlich wird, daß unser Universum seinem Wesen nach „endlich und selbst-begrenzt" ist, und zwar selbst-begrenzt durch Prinzipien, wie sie Keplers Entdeckung der Rolle der universellen Gravitation in der Organisation des Sonnensystem greifbar macht.

[i]Wie könnte das, was universell ist, jemals den Sinnen „sichtbar" werden - außer wenn es sich verändert?[/i] Hat sich der Schöpfer selbst ohnmächtig gemacht, indem er das Universum schuf? Wenn die Veränderung nicht anti-entropisch ist, dann kann sie sichtbar gemacht werden, wenn auch nur in der Erinnerung, an dem Übergang zum weniger Sein als zuvor; andernfalls kann sie nur sichtbar gemacht werden im Übergang zu etwas, was noch nie zuvor war, als sei das Universum anti-entropisch geordnet als ein endliches, sich selbst entwickelndes Universum, ein expandierender Prozeß fortschreitender, universeller Schöpfung.

Die letztere Qualität der Änderung hin zu einer höheren Seinsordnung ist die Definition der Kreativität (d.h. Anti-Entropie), wie der menschlichen wissenschaftlichen Kreativität in der Entdeckung universeller physikalischer Prinzipien und ihrer Anwendungen. Von dieser Wirkung der Entdeckung hängt im praktischen die Steigerung der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte ab.

Eine Entdeckung wie Keplers ursprüngliche Entdeckung der universellen Gravitation kann nur von einem souveränen individuellen Geist gemacht werden und wird anderen durch nichts anderes als das Nacherleben des Prozesses einer experimentell beweisbaren Entdeckung durch einen anderen individuellen Geist vermittelt. Dieser Begriff der Kreativität eines menschlichen Individuums ist der Schlüssel zum Öffnen der verschlossenen Tür zum scheinbaren Geheimnis des [i]ontologischen Infinitesimals[/i] von Leibniz. Er führt zur Entschlüsselung der scheinbaren Geheimnisse der Biosphäre und Noosphäre. Dies wiederum führt uns zu dem, was einige als das Geheimnis der physischen Ökonomie bezeichnen mögen.

[subhead]Wie der Mensch sein Universum sieht[/subhead]

Wie muß demnach ein Experiment aufgebaut sein, das die menschliche Kreativität nicht bloß als Ursache des Anstiegs der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte von Gesellschaften demonstrieren soll, sondern auch in dem Sinne, wie wir die Kreativität bisher in diesem Bericht definiert haben?

Nehmen wir zu diesem Zweck zunächst die qualitativen Sprünge des Prozesses der stufenweisen Steigerung der in den jeweiligen Gesellschaften verwendeten Energieflußdichte. Dieser Prozeß über die Verbrennung von Holz, Kohle, Koks zur Kernspaltung und Kernfusion verdeutlicht die qualitativen Sprünge in der potentiellen menschlichen Produktivität pro Kopf und pro Quadratzentimeter des Querschnitts des ablaufenden energetischen Prozesses.

Das Problem, das sich hierbei manchen Wissenschaftlern stellt, liegt an ihrem konditionierten Festhalten an einer reduktionistischen, im Grunde cartesischen Fehldeutung physikalischer Prinzipien: der fehlerhaften Auffassung, daß Teilchen in Bewegung seien, wo doch offensichtlich sein sollte, daß nichts existiert, außer als wäre es in Bewegung.

Das allgemeine Prinzip des Fortschritts ist, daß die Entdeckung eines gültigen universellen Prinzips zu Anwendungen führt, welche die Produktivität der Menschheit um einen Betrag steigern, [i]der bedeutend höher ist als die Kosten,[/i] die für die Entdeckung und die Investition in seine Anwendung notwendig waren. Dies führt zu einer entsprechenden Steigerung der Kapitalintensität sowohl der Investition selbst als auch ihrer Anwendung. Aber der Gewinn muß bei richtiger Anwendung schon bald größer sein als die Gesamtkosten der Investition selbst.

Dies ist das [i]physische Konzept[/i] eines schöpferischen Aktes, der aus den eben genannten Gründen weder in Begriffen der gewöhnlichen Finanzbuchhaltung noch mit cartesischen oder ähnlichen Methoden noch in Begriffen der herrschenden Wirtschaftslehre ausgedrückt werden könnte.

In einer ersten Annäherung, wenn auch nur einer Annäherung, sollten wir ausschließlich die Steigerung der Energieflußdichte der Energiequelle des Prozesses betrachten, da in dieser ersten Annäherung angenommen wird, daß der Prozeß ansonsten nicht verändert wird.

Um die Qualität dieser Wirkung auf andere Weise auszudrücken: Es handelt sich um „jede Steigerung der Produktivität, die zu geringeren physischen Kosten als den Kosten der Einführung und Erhaltung jener Veränderung erreicht wird."

Verbinden wir nun diese beiden soeben dargestellten Begriffe unter der Rubrik „Vorteile der Steigerung der Kapitalintensität."

Man nehme eine weitere einschränkende Überlegung hinzu. Bisher haben wir die Vorteile betrachtet, die aus der Veränderung der Vorleistungen im produktiven Prozeß hervorgehen. Nun wollen wir dem die quantifizierbaren Vorteile für den Endverbraucher hinzufügen, die eine Steigerung der Kapitalintensität in den produktiven und den damit verwandten Prozessen voraussetzen.

Nun sammle man diese und die damit verwandten Parameter innerhalb eines dynamischen Prozesses einer angemessenen Riemannschen Mannigfaltigkeit. Dabei beachte man die folgenden „Daumenregeln".

Man kartographiere in der beschriebenen Art und Weise jene Aspekte dieses Prozeß, die Ergebnisse von Änderungen gegenüber einem früheren dynamischen Zustand waren, und zwar durch die Anwendung von Entdeckungen universeller physikalischer Prinzipien.

Verfolgen wir nun eine andere Spur und betrachten einige relativ einfache Beispiele.

Man normalisiere die Sonneneinstrahlung auf den Planeten und verwende dabei auch ein normalisiertes Spektrum, um einen Standardmaßstab als physisch-ökonomischen Bezugspunkt für menschliches Leben auf der Erde zu schaffen.

Man betrachte die Sonneneinstrahlung und das Wasser. Wie kann man die Beziehung zwischen beiden vergrößern? Man überlege, wie sich große Wassermassen bewegen lassen, um die „Grünbedeckung" der Erdoberfläche zu vergrößern und auf diese Weise die Biomasse auf der Erde pro Kopf und pro Quadratkilometer zu steigern, was eine mildernde Wirkung auf das Klima hat, wo sonst die Atmosphäre aufgeheizt würde, wenn solche Schritte unterblieben. Man verbinde dies mit einem Prozeß immer besserer Versorgung mit kontrollierten Energiequellen zunehmender Dichte. ([i]Man sollte niemals den üblen Streich spielen, Produkte lebender Prozesse in die entgegengesetzte Richtung zu wenden, indem man lebende Prozesse in tote verwandelt, wie etwa bei der Erzeugung von Biotreibstoffen o.ä.. Das Ziel in einer Noosphärenwirtschaft sollte immer der Triumph des Lebens über das Nichtleben und der Triumph der schöpferischen Fähigkeiten des Menschen über das Tierische sein[/i].)

Nun überlege man, wie sich die Vorteile einer höheren Energieflußdichte mit einer besseren Nutzung der einfallenden Sonnenstrahlung und der Wasserressourcen verbinden lassen, um die Grünbedeckung zu verstärken.[footnote]Einschließlich einer Spanne quantifizierbaren Nutzens für den Konsumenten durch Mittel, die eine Anhebung der Kapitalintensität der Produktion oder ähnlicher Prozesse erfordern.[/footnote]

In allen soeben beschriebenen Beispielen herrscht eine zugrundeliegende Kohärenz mit demselben Entdeckungsprinzip universeller physikalischer Prinzipien, das in dem genannten Beispiel von Keplers Entdeckungen steckt. Darüber hinaus ist jede kompetente Entdeckung in ihrer Wirkung kohärent mit dem Prinzip der modernen europäischen Naturwissenschaft, das Nikolaus von Kues einführte und das sich in Kepler widerspiegelt. Alle diese von mir genannten Beispiele laufen auf eine Mannigfaltigkeit Riemannscher Qualität und nicht auf eine euklidische, eine cartesische oder irgendeine andere reduktionistische Methode hinaus.

Die unmittelbar vorangegangenen Punkte führen uns zu den entsprechenden systemischen Fehlern der sogenannten „orthodoxen" marxistischen Wirtschaftstheorie während etwa anderthalb Jahrhunderten. Das zu betrachtende Problem liegt in der eigentlich reduktionistischen und fehlerhaften „Arbeitswerttheorie", ein Fehler, den Marx hauptsächlich von seiner britischen Umgebung übernahm, in der seine systemischen Ansichten über die modernen volkswirtschaftlichen Abläufe in den zwei Jahrzehnten seines Aufenthalts in England von Urquhart und den Kreisen der Haileybury-Schule geprägt wurden.

Genau diesen Fehler, den Marx mit den Haileybury-Ideologen teilte, deren Werke er studierte, nahmen die Verfechter der Grenznutzentheorie zum Vorwand für den von ihnen verzapften Unsinn. Es war dann nur noch ein relativ kleiner Schritt von der Grenznutzentheorie zu den romantischen Anhängern des Positivisten Ernst Mach und dann zum Wahnsinn der Anhänger Bertrand Russells, wie zum Beispiel Norbert Wiener, John von Neumann und ihrer heutigen Anhänger, die die Methodik für die Prognosen des 1998 abgestürzten Hedgefonds LTCM entwickelten.

[i]Die schöpferischen Fähigkeiten des individuellen menschlichen Geistes verursachen jeden wirklichen Anstieg des vom Menschen erzeugten Wohlstandes; dies ist die wesentliche Ausdrucksform des Menschen in der Noosphäre. [/i]Das sind dieselben schöpferischen Fähigkeiten, die im Werk von Johannes Kepler und Gottfried Leibniz und deren naturwissenschaftlicher Tradition Ausdruck finden. Sie äußern sich auch in dem, was man als „Gesellschaftstheorie" bezeichnen könnte, die implizit das bestimmende Prinzip streng klassischer künstlerischer Komposition ist, wie dies Percy B. Shelley in seiner Verteidigung der Poesie erkannte: die Steigerung der „Fähigkeit, grundlegende und leidenschaftliche Begriffe über Mensch und Natur zu vermitteln." Es gibt weder wahrhaftige Wissenschaft, noch wirklich klassische Kunst ohne solche künstlerische Leidenschaft.

Soviel sei als grobe Einleitung zum folgenden gesagt.

[subhead]Das noetische Prinzip[/subhead]

Die vorangegangenen Überlegungen über die Prinzipien der physischen Ökonomie konvergieren alle auf zwei voneinander abhängige Eigenschaften des menschlichen Individuums, die implizit auf W.I. Wernadskijs Riemannscher, physikalisch-chemischer Definition der Noosphäre gründen. Erstens ist keine Tiergattung bekannt, die der dem Wesen des Menschen eigenen Kreativität fähig wäre. Zweitens finden alle schöpferischen Akte im unantastbar souveränen Geist des Individuums statt, obwohl es so etwas wie ein Echo in einem anderen Menschen geben kann. Wir können und sollten die schöpferischen Fähigkeiten und Tätigkeiten des Geistes eines anderen stimulieren, aber es gibt keine verfügbaren, „verdrahteten" Verbindungen.

Diese beiden Tatsachen führen zu der Schlußfolgerung, daß Entropie - im Gegensatz zu den Aussagen moderner Sophisten wie Clausius, Grassmann, Kelvin, Boltzmann u. a. - kein universelles Gesetz ist, sondern daß das Universum inhärent anti-entropisch, d.h. schöpferisch geordnet ist.

Und doch findet die schöpferische Tätigkeit im Gehirn eines einzelnen Menschen statt, obwohl man kein anderes Lebewesen gefunden hat, dessen Gehirn auf diese Weise für die eigene Gattung anti-entropisch wirken könnte. Die Entwicklung des Sonnensystems aus einer isolierten „jungen Sonne" ist ein Abbild dieses schöpferischen Prozesses. Das Gesagte deutet darauf hin, daß unser Universum als ganzes schöpferisch ist, obwohl die meisten seiner Erzeugnisse dies nicht sind, wenn das entsprechende Experiment reduktionistisch und nicht dynamisch angelegt ist. Die Steigerung der relativen Masse der Noosphäre der Erde im Verhältnis zur Biosphäre und der Biosphäre im Verhältnis zur nicht-lebenden Materie leitet unsere Aufmerksamkeit auf solche Dinge.

Ich habe diesen Sachverhalt schon an anderer Stelle im einzelnen behandelt.[footnote]Siehe Lyndon H. LaRouche, Jr., „Wernadskij und das Dirichlet-Prinzip", [i]Fusion[/i], 2/2005.[/footnote] Dennoch werde ich die hier relevanten Kernpunkte kurz wiederholen. Wissenschaft ist Geschichte, und Geschichte ist Wissenschaft. Dafür diene folgendes Beispiel.

[subhead]Eine Geschichte des Imperialismus[/subhead]

Wir wissen heute, daß das in der Lehre vorherrschende Dogma der Thermodynamik eine Reflexion desselben alten oligarchischen Prinzips ist, das Aischylos in seinem berühmten Werk Der gefesselte Prometheus[i] [/i]ausgedrückt hat.

Was Aischylos in diesem Drama darstellte, kannte man in der altertümlichen und auch in der neuzeitlichen europäischen und westasiatischen Tradition als das „oligarchische Prinzip". Der bekannte Ursprung jener Tradition läßt sich bis ins antike Babylon mit seiner Priesterkaste zurückverfolgen. Es setzte sich nach dem Fall Babylons durch die Rolle der babylonischen Priesterschaft in anderen asiatischen dynastischen Systemen fort und wurde dann, nach dem Absturz Athens im Peloponnesischen Krieg, zum System eines Doppel-Weltreichs, einem europäischen und einem asiatischen. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden war, daß die asiatische Version sich von einer landgestützten Kultur ableitete, wohingegen die europäische Version, wie das alte Ägypten[footnote]Entgegen der irrigen Vorstellung einer „hydraulischen Gesellschaft" bewegte sich die Zivilisation, wie im Falle Ägyptens, vom Meer stromaufwärts, und nicht stromabwärts. Die Astronomie als ein Produkt der transozeanischen Navigation und ähnlicher Entwicklungen zeigen dies.[/footnote], direkt von der maritimen Kultur des Mittelmeers abstammte. Das britische Weltreich ist zum Beispiel ein Ableger der aufeinanderfolgenden Evolutionen des westlichen Weltreiches, beginnend mit dem römischen Weltreich, welches durch den Pakt zwischen Kaiser Augustus und den Priestern des Mithra-Kultes auf der Insel Capri ins Leben gerufen wurde.

Das imperiale Modell gründet in der Absicht, die natürlichen schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Individuums an ihrer Entwicklung zu hindern, so daß die „unteren Klassen der Gesellschaft" sich niemals gegen die Herrschaft der Oligarchen auflehnen. Das olympische Modell der Oligarchie wird in genau dieser Eigenschaft von Aischylos in [i]Der gefesselte Prometheus[/i][i] [/i]dargestellt.

In dem oligarchischen Modell von der Gründung des Römischen Reiches bis zur heutigen anglo-holländischen liberalen Finanzoligarchie ist die allgemeine Bevölkerung immer „verwaltet" worden, indem das Bevölkerungswachstum mit Methoden des Völkermords begrenzt wurde, indem der wissenschaftliche und technologische Fortschritt bekämpft und die allgemeine Kultur herabgedrückt wurde, und indem das Wissen über die wirklichen Prinzipien des Universums, auf denen die Herrschaft der Menschheit über die Natur beruht, unterdrückt wurde. Kurz gesagt: durch die völkermörderische, neumalthusianische Politik des Hitler-Regimes und des WWF von Prinz Phillip und seinem Lakaien, Vizepräsident Al Gore.

In der modernen europäischen Gesellschaft ist dieses Erbe des mythischen olympischen Zeus eine Politik, das Wissen über physikalische Prinzipien auf eine kleine, gut kontrollierte wissenschaftliche Elite zu begrenzen, die üblicherweise intellektuell kastriert und daher nicht fähig ist, eine wirkliche, fleischgewordene Kenntnis der Rolle universeller Prinzipien in der Wissenschaft auszudrücken, sondern meistens mathematische Formeln an die Stelle der Wirklichkeit stellt.

Die bedeutendste moderne Form dieser oligarchischen Herrschaft ist am treffendsten mit dem anglo-holländischen Liberalismus der Fraktion des „Neuen Venedig" Paolo Sarpis beschrieben. Die Bedeutung Sarpis kann man zusammenfassen, indem man die wesentlichen Elemente seiner Reformen beschreibt. Er trennte sich von Aristoteles, dessen unfruchtbare Lehre die Hauptmethode oligarchischer Gehirnwäsche in der europäischen Kultur früherer Zeiten gewesen war, und ersetzte sie durch eine neue Form der oligarchischen Gehirnwäsche, die man anglo-holländischen Liberalismus nennt. Diese sogenannte liberale Philosophie, die Sarpi ins Leben rief, gründete im mittelalterlichen Irrationalismus Wilhelm von Ockhams, dessen Wahnsinn auch der zentrale Aspekt der modernen logisch-positivistischen Dogmen ist.

Die neue Form des Weltreichs, die unter Sarpis Führung aufkam, nennt man das anglo-holländische liberale Modell. Dieses anglo-holländische liberale Modell gründet auf der herrschenden Autorität einer ansonsten anarchischen Klasse von Finanziers in der Tradition des venezianischen Wucherwesens, die den liberalen Traditionen Sarpis folgen. Sarpi lancierte diesen Schwarm von Wucherern, die den wesentlichen Kern der imperialen Macht des gegenwärtigen anglo-holländischen liberalen Imperialismus mit seinem Hauptsitz in London, ausmachen. Die imperiale Macht des „Spot-Marktes" für Rohöl seit 1973 ist hierfür bezeichnend.

Der führende Gegner jenes anglo-holländischen Liberalismus, der 1763 durch den Frieden von Paris in der britischen Ostindiengesellschaft die Form einer Weltmacht annahm, war die amerikanische Fraktion, die durch Anführer der amerikanischen Kolonien im 17. Jahrhundert wie den Winthrops, den Mathers und ihrem intellektuellen Erben Benjamin Franklin geschaffen wurde.

Durch die relative Isolation der jungen USA von ihren ehemaligen europäischen Freunden und Sympathisanten, die mit dem von den Briten orchestrierten Sturm auf die Bastille, dem Jakobinerterror und der Tyrannei Napoleon Bonapartes begann, wurden die USA nach dem Wiener Kongreß von 1814-15 eine isolierte und umkämpfte Republik. Diese Isolation hielt an, bis sie durch den Sieg der USA über die kombinierten Kräfte der Briten, Franzosen und Spanier durchbrochen wurde, die das britische Empire Lord Palmerstons zusammen mit den verräterischen Konföderierten Staaten von Amerika gegen die USA und Mexiko einsetzte.

Seit dem Sieg der USA über Palmerstons Bemühungen drehte sich die Weltgeschichte um den zentralen Konflikt zwischen den beiden führenden englischsprachigen Mächten - den USA und dem britischen Weltreich der anglo-holländischen Interessen in der kulturellen, politischen und imperialen Freihandels-Tradition des finanzoligarchischen Liberalismus Paolo Sarpis.

Seitdem beruhte die gesamte übrige Politik der Welt auf den Unterschieden zwischen den beiden führenden englischsprachigen Mächten, den USA und dem Liberalismus des anglo-holländischen Finanzimperiums. Dieses Mächtegleichgewicht war kein Konflikt zwischen zwei Gebieten in der Welt, sondern vielmehr auch ein Konflikt zwischen den Patrioten und den liberalen „Tories" innerhalb der USA selbst. Diese sind getrieben von einem anglo-holländischen Haß auf den Wohlstand, den der weltweite Einfluß des Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie sicherstellt.

Man darf jedoch nicht vergessen, daß die Glückseligkeit der „normalen Menschen" auf den britischen Inseln der königlichen Finanzoligarchie in der Tradition Paolo Sarpis und seinen ehrgeizigen nordeuropäischen Anhängern keine Freude bereitete.

[subhead]Unglücklicherweise Truman[/subhead]

Die weiter oben dargestellten üblen, pro-oligarchischen Absichten Präsident Trumans wurden durch die unerwartet früh erworbene Fähigkeit der Sowjetunion, Kernwaffen einzusetzen, durchkreuzt. Diese Entwicklung machte die öffentlich erklärte Absicht des britischen Imperialisten Bertrand Russell zunichte, einen sogenannten „präventiven" Atomangriff auf die Sowjetunion zu starten, da man ursprünglich angenommen hatte, daß die Sowjetunion die Fähigkeit des Einsatzes militärischer Kernwaffen nicht besitzen würde.[footnote]Die Bedeutung der Kernwaffenentwicklung in der Sowjetunion kann nur richtig verstanden werden, wenn man die Anmerkung hinzufügt, daß die Entwicklung eines anglo-amerikanischen Waffentyps durch die Sowjets angeblich das Ergebnis der Entscheidung Stalins war, einen amerikanischen Bombentyp statt des bereits fertiggestellten sowjetischen Typs zu testen, damit ein Fehlschlag des Tests auf die Unzulänglichkeiten der kopierten amerikanischen Bauart geschoben werden konnte, und nicht auf die der sowjetischen.[/footnote] Dies machte den Weg frei für die Wahl des ungeheuer beliebten Generals Dwight Eisenhower, der den britischen Kriegstreibern und ihren amerikanischen Anhängern erhebliche Rückschläge versetzte.

Nach Stalins Tod traf allerdings dessen Nachfolger, Nikita Chruschtschow, ein Abkommen ausgerechnet mit den britischen Kreisen desselben Bertrand Russell, der die Politik seines verstorbenen Komplizen, des „Futurologen" H.G. Wells, und sein eigenes „nukleares Säbelrasseln" widerspiegelte.[footnote]Der sich mitunter als Faschist bekennende H.G. Wells, Autor von [i]Die offene Verschwörung[/i] und [i]Things To Come [/i]und Begründer der heute in den USA ihr Unwesen treibenden H.G. Wells Society, war ursprünglich ein jugendlicher Protégé des schrecklichen Thomas Huxley, der für so manches im 19. Jahrhundert berüchtigt ist und später die Anhänger Cecil Rhodes' dazu anstiftete, den Weg für das zu ebnen, was als der Erste Weltkrieg bekannt wurde. Durch H.G. Wells‘ Tod wurde Bertrand Russell zum Autor des Komplotts eines „präventiven" Atomangriffs auf die Sowjetunion mit dem Zweck der Errichtung einer „Weltregierung". Russell gab die Befürwortung eines solchen Atomangriffs auf die UdSSR auf, als man entdeckte, daß auch die Sowjetunion über die Fähigkeit eines Kernwaffenangriffs verfügte.[/footnote] Die von Chruschtschow lancierte „Kubakrise" war integraler Bestandteil derselben Operation, die zwischen 1961 und 1968 für wiederholte Attentate auf Charles de Gaulle und andere verantwortlich war, John F. Kennedy eingeschlossen. Der durch eine arglistige Täuschung in Gang gesetzte amerikanische Indochinakrieg und die vom britischen Premierminister seinerzeit ausgelöste Währungskrise von 1967-68 beendeten die Politik eines realen, physischen Wirtschaftswachstums, wie sie noch in der Ära nach Franklin D. Roosevelt von 1945 bis 1967 offizielle US-Politik gewesen war.

Die charakteristischen Zeichen jener Zeitperiode waren die Fortsetzung des Indochinakrieges, die gegen die Industriearbeiterschaft gerichtete konterrevolutionäre Randale der 68er und das Aufkündigen des Bretton-Woods-Abkommens durch die Regierung des pro-faschistischen Richard Nixon. Der von den Briten und den Saudis orchestrierte Betrug mit der Ölkrise in den 70er Jahren, die den anglo-holländischen „Spotmarkt" als fast vollständigen Ersatz für die einst wegweisende Rolle des US-Dollars schuf, richtete, im Zusammenspiel mit der von der Trilateralen Kommission eingeleiteten Zerstörung der Grundpfeiler der amerikanischen Realwirtschaft, die USA zugrunde und ebnete den Weg für die nach 1987 mit der Amtsperiode des Federal-Reserve-Vorsitzenden Alan Greenspan einsetzende inflationäre Zerstörung des Dollars und, danach, der an ihn gekoppelten physischen Realwirtschaft.

Das Ergebnis dieses Machtzuwachses des anglo-holländischen liberalen Systems zu Ungunsten vor allem einer zunehmend zerstörten US-Wirtschaft ist das Wiedererwachen von nichts anderem als dem alten britischen Empire in den ungewaschenen, aber frisch gebügelten alten Lumpen seines vergangenen imperialen Ruhms. Diese Entwicklung läßt sich genauer als das Aufleben der Macht der anglo-holländischen Finanzinteressen bezeichnen, und zwar auf eine Art und Weise, die an die Bedingungen im 14. Jahrhundert erinnert, die Europa in das „neue dunkle Zeitalter" des 14. Jahrhunderts führte.

Gelegentlich sind sogar intelligente Leute darüber erstaunt, daß ich darauf bestehe, daß das einzige wahre Imperium in der heutigen Welt das anglo-holländische liberale Imperium ist, das von Paolo Sarpi als neues Modell des venezianischen Imperiums in Gang gesetzt wurde. Diese Verwunderung zeigt, daß dem wahren Unterschied zwischen Mensch und Tier zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich werde diesen außerordentlich wichtigen Punkt erklären.

[subhead]Die Folgen kultureller Stagnation[/subhead]

Der zentrale Punkt ist der Unterschied zwischen der Noosphäre und der Biosphäre. Der Aspekt, auf den wir uns bei dieser Unterscheidung konzentrieren müssen, ist die Tatsache, daß niedrigere Lebensformen einen relativ fixen Wert besitzen, was ihre potentielle relative Bevölkerungsdichte betrifft, abhängig von ihrer Umgebung und ihrem jeweiligen Zustand. Die den Menschen eigenen kognitiven Fähigkeiten sind Ursprung einer willentlichen Kraft der menschlichen Gattung, nämlich der Kraft, seine potentielle relative Bevölkerungsdichte nach oben hin zu verändern, so wie dies keine andere Spezies tun kann. Dies zeugt von einer besonderen Kraft im Verstand des Menschen, die in keinem Tiergehirn existiert.

Streng genommen heißt das, daß zwar die Menschheit der Existenz einer Tiergattung Geschichte beimessen, aber keine Tiergattung sich selbst solch eine willentliche historische Bedeutung geben kann.

Die hauptsächlichen Handlungsmuster, die von Generation zu Generation übertragen werden, verhalten sich deswegen wie Apriori-Axiome und Postulate aus dem Bereich der formalen Geometrie, so daß das, was die Traditionen einer bestimmten Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit auszumachen scheint, sich als effektive, aus der Vergangenheit stammende Ideen den nachfolgenden Generationen aufprägt. In diesem speziellen Sinne ist der sehr boshafte Herr Paolo Sarpi als ein aktiver Wille noch äußerst lebendig, lediglich sein Körper ist tot.

Diese Tatsache des historischen Menschen, der sich von der Tiergattung grundlegend unterscheidet, war der eigentliche Ursprung meiner über vier Jahrzehnte andauernden, einzigartig erfolgreichen Rolle als Vertreter langfristiger Wirtschaftsvoraussagen. Damit will ich sagen, daß tagtägliche Entscheidungen und sogar Innovationen über lange Zeit gesehen nur einen sehr begrenzten Einfluß auf die Geschichte haben, solange bestimmte relevante prinzipielle Handlungsweisen, nämlich solche, die die geistig-kulturelle Gesamtverfassung ausmachen, ihre Wirkung behalten. Andere Entscheidungsweisen besitzen nur einen relativ kleinen, vorübergehenden Effekt, was die Richtungsbestimmung einer Gesellschaft auf ihrem Weg in die Zukunft angeht. Die fundamentalen, zum System gehörenden, quasi axiomatischen Grundüberzeugungen setzen sich solange fort, bis ein Zusammenbruch oder eine ähnliche Veränderung im Lauf der Geschichte dazwischenkommt, die den weiteren Gang der Geschichte ändern.

Zum Verständnis der imperialen Tyrannei des anglo-holländischen liberalen Systems, die heutzutage die Zivilisation der Welt bedroht, muß man die immer noch bestehende Vorherrschaft von Paolo Sarpis Erbe verstehen. Stellen Sie sich akzeptierte „Axiome" vor, beispielsweise das willkürliche Axiom des „Freihandels", als etwas, das in seinen funktionalen Auswirkungen auf das menschliche Verhalten vergleichbar ist mit den Genen, die den Bau einer tierischen Spezies bestimmen. Die imperialistischen Liberalen von heute sind, als gesellschaftliche Klasse betrachtet, eine Spezies mit von Paolo Sarpi übertragenen „genetischen" Eigenschaften. Um sie verstehen zu können, muß man zunächst den Fall ihres „genetischen" Vorfahren untersuchen wie etwa den Großinquisitor aus Dostojewskis Roman, den bösartigen, fast satanischen Paolo Sarpi.

[subhead]Nationen stehen vor der Wahl[/subhead]

Die einzig kompetente Wirtschaftspolitik für jede Nation, bzw. für die Welt als Ganze, ist also das, was man grob als eine „wissenschaftsgetriebene" Politik für souveräne Nationen wie auch die Weltgemeinschaft insgesamt bezeichnen könnte. Alle grundsätzlichen Übel, die als Gründe für das Scheitern von Nationen und Völkern bekannt sind, ergeben sich entweder aus der Vernachlässigung einer solchen Politik oder, was schlimmer ist, aus der Absicht, sie zu entwurzeln, so wie es die Absicht moderner Malthusianer ist, angefangen bei Malthus, über Völkermörder wie Adolf Hitler, bis hin zum ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore heute.

Daher die Anstrengungen zur Verteidigung der Menschheit gegen brutale Regierungssysteme und Konventionen seit der Zeit der Machtübernahme Wilhelms von Oranien in England, der das Virus des kulturellen Erbes des neovenezianischen Liberalismus Paolo Sarpis mitbrachte, sich auf den geographisch neuen, anglo-holländischen Nistplätzen niederließ, und den historischen Ausgang in Form der nach dem Siebenjährigen Krieg durch den Frieden von Paris im Februar 1763 in fast ganz Europa mehr oder weniger etablierten Gepflogenheiten konsolidierte.

Es gab mehrere qualitative Schritte, die seit der kulturellen Katastrophe der Vertreibung der Juden aus Spanien durch den Großinquisitor Tomas de Torquemada, der im Gleichschritt mit der Übernahme der spanischen Monarchie durch das Haus Habsburg handelte, zu diesem Ergebnis und seinen Folgen führten. Die Auswirkungen eines dazu parallel verlaufenden Wechsels von der Regentschaft Heinrichs VII. zu Heinrich VIII., der von dem hochrangigen venezianischen Agenten und improvisierenden Eheberater Francesco Zorzi ausgeheckt wurde, waren der Grundpfeiler für eine Epidemie von Religionskriegen in Europa, die sich von 1492 bis zu den Maßnahmen des Kardinal Mazarin, die zum Westfälischen Frieden von 1648 führten, als allgemeiner Trend halten konnten.[footnote]Mazarin war der wichtigste Diplomat des Papstes, um den Frieden zwischen Frankreich und Spanien herbeizuführen. Er führte die ihm zugewiesene Aufgabe in Frankreich weiter, wo er die von Kardinal Richelieu ausgeübte Autorität übernahm.[/footnote]

Inmitten dieses Zeitraums zwischen 1492 und 1648 stieg Paolo Sarpi zum Führer einer Fraktion auf, die eine Reform für den größten Teil der venezianischen Oligarchie vorsah. Das bedeutet nicht, daß Sarpi sich dem Frieden der Religionen verpflichtet sah; der schlagendste Beweis dafür ist, daß er etwas herbeiführte, was sich als Dreißigjähriger Krieg erwies. Sarpi war nicht von der Sehnsucht nach Frieden durchdrungen; seine Sorge war, daß Venedig unter seiner bisherigen Gesellschaftspolitik unfähig war, das politische und wirtschaftliche Vermächtnis von Nikolaus von Kues, Ludwig XI. in Frankreich, und Heinrich VII. in England zu unterdrücken. Die wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und sozialen Reformen, die von Nikolaus von Kues und anderen mit dem großartigen Konzil von Florenz entfesselt worden waren, schufen eine wissenschaftsorientierte, urbane, städtisch zentrierte Kultur, die selbst die geballten Streitkräfte der Habsburger nicht unterdrücken konnten, solange man an dem radikal olympischen, aristotelischen Dogma in Hinsicht auf die soziale und technologische Praxis festhielt.[footnote]Man beachte die Ansichten eines engen Freundes des gemarterten Apostels Petrus, des jüdischen Rabbis Philo von Alexandrien, die er gegen die Aristoteles zugeschriebene Doktrin vortrug. Laut Aristoteles hatte Gott durch die seinem Schöpfungswerk zugeschriebene „Perfektion" sich selbst zur Ohnmacht verdammt, so daß Satan darin sich frei herumtreiben konnte. Aber die Schöpfung ist ein anti-entropisches, inhärent kreatives Universum. Das Argument, gegen das Philo sich unter Christen und anderen verwahrte, muß man als das des bösen olympischen Zeus aus Aischylos' [i]Der gefesselte Prometheus[/i] identifizieren, als den satanischen Zeus, auf den sich die Anbetung von Malthus' und Prinz Phillips verrücktem World Wildlife Fund stützt.[/footnote]

Sarpi hegte die Absicht, Venedigs Macht als Finanzimperium zu bewahren, indem er es an die wissenschaftlich-technischen Veränderungen in der europäischen Kultur anpaßte und bestrebt war, diese zu korrumpieren, anstatt sie zu bekämpfen. Der Eckpfeiler der Politik Sarpis war somit das, was man heutzutage als anglo-holländischen Liberalismus kennt. Dazu benötigte Sarpi einen ideologischen Hebel, den er in der Wiederbelebung der irrationalen mittelalterlichen Ideologie des berüchtigten Wilhelm von Ockham fand. Durch das Auswechseln von Aristoteles mit Ockham, das Sarpi, sein Lakai Galilei und der Sarpi-Anhänger Thomas Hobbes vornahmen, entstand der Kern der anglo-holländischen liberalen Lehre, die vom aufsteigenden anglo-holländischen Imperialismus Großbritanniens und der Niederlande angenommen und verbreitet wurde. Der Fall Isaac Newtons, gewissermaßen als „ausgestopfte Puppe" der Kreise von Antonio Conti und Robert Hooke, ist charakteristisch für die philosophische Weltsicht einer modernen britischen Kultur, die den einst in der sterblichen Person Sarpis lebenden Geist verkörpert.[footnote]Obwohl die eigentliche und originäre Begründung der Infinitesimalrechnung durch Gottfried Wilhelm Leibniz noch vor seiner Abreise aus Paris im Jahre 1676 veröffentlicht worden war, fußte der Anspruch der Aufseher Isaac Newtons auf der Behauptung, Newton hätte die Entdeckung bereits gemacht, es jedoch versäumt, sie zu veröffentlichen. Die angebotene Erklärung der Gralshüter des Newton-Kultus lautete, daß die Originalentdeckung in Newtons auf mysteriöse Weise verloren gegangener Truhe mit seinen wissenschaftlichen Papieren zu finden sei. Die erwähnte Truhe tauchte schließlich im 20. Jahrhundert auf. Der gefeierte John Maynard Keynes wurde beauftragt, den Inhalt der Kiste zu untersuchen. Keynes, geschockt, daß die Truhe eine Flut von Papieren über schwarze Magie und ähnliche Dinge beinhaltete, schlug öffentlich vor, daß man sie fest verschließen und nie wieder öffnen sollte. Die Wahrheit ist, daß nie eine Infinitesimalrechnung von Newton oder in Newtons Namen zu seinen Lebzeiten ausgearbeitet worden ist; was man anfertigte, war eine Abhandlung über „unendliche Reihen", die höchstwahrscheinlich von Hooke oder aus der Zusammenarbeit mit ihm stammte.[/footnote]

[subhead]Was war Isaac Newton?[/subhead]

Den Ursprung dessen, was als Newton-Kult bekannt wurde, kann man im Grunde auf Sarpis Lakai Galileo zurückverfolgen, der sich seinen Zugriff auf Keplers Werk durch Keplers Briefwechsel mit seinem Vater über Musik zunutze machte. Galileo, in seiner anderen Rolle als ideologischer Lakai Sarpis, produzierte eine Reihe von Fälschungen, die seine angeblichen wissenschaftlichen Errungenschaften darstellen sollten. Später wurde Galileos Muster von seinen englischen Anhängern übernommen, einschlägige, veröffentlichte Schriften Keplers kopiert und vergegenständlicht, um so eine verstümmelte und verfälschte Version von Gravitation der wissenschaftlich inkompetenten Galionsfigur Isaac „öffnet ein Fenster" Newton zuzuschreiben.[footnote]Genauso typisch wie das Nichtvorhandensein jeglicher mündlicher Äußerungen über Wissenschaft aus dem Munde Isaac Newtons ist, daß die einzige schriftliche Aufzeichnung aus Newtons langjähriger Mitgliedschaft im Parlament sein Ausspruch ist: „Könnte jemand mal ein Fenster öffnen?" Kurioserweise existiert kein Nachweis darüber, ob der ehemalige Vizepräsident Al Gore bei jenem Anlaß zugegen war.[/footnote]

Kurz gesagt, der Glaube an Newton entspricht einem heidnisch-religiösen Glauben, keiner Wissenschaft. Die Gottheit dieses besonderen heidnisch-religiösen Kultes war nicht Gott, sondern etwas ähnliches wie der olympische Zeus aus Aischylos' [i]Der gefesselte Prometheus[/i], eine heidnische Gottheit, deren traditionelle Priesterschaft auch den Fälscher und Schwindler Thomas Malthus unter sich aufnahm. Der Rest der Angelegenheit ist lediglich die Frage, wer dieser besonderen heidnischen Kirche mit dem Namen anglo-holländischer Liberalismus beitritt und wer nicht.

Die durch Sarpis Liberalismus aufgeworfene wissenschaftliche Frage ist die, daß Sarpi und seine Anhänger wie beispielsweise René Descartes ein System unter Mathematikern schufen, in dem mathematische Formeln als Ersatz für physikalische Prinzipien eingesetzt werden. Da der moderne Begriff eines physikalischen Prinzips in der Wissenschaft sich hauptsächlich auf die Bestätigung der Methode der [i]Belehrten Unwissenheit[/i] des Nikolaus von Kues stützt, so wie diese Methode durch Keplers einzigartige Entdeckung der universellen Gravitation praktisch umgesetzt wurde, sollte es nicht verwundern, warum Sarpi, dessen eingeschworene Mission es war, Claudius Ptolemäus' Aristoteles durch Ockham zu ersetzen, die Erfindung des irrationalen Empirismus-Mythos benötigte, und warum der in Paris lebende Antonio Conti und andere einen geradezu mythischen Isaac „der Wissenschaftler" Newton erfanden, der wie eine ausgestopfte Schaufensterpuppe als ein englisch sprechender Ersatz für einen nominell französischen Descartes herhalten mußte.

[subhead]Kunst und Wissenschaft[/subhead]

Es würde ausreichen, auf den historischen Ursprung und die durchgängige Entwicklung der liberalen (d.h. Ockhamschen) venezianischen Reformen, die von Sarpi eingeführt wurden - einschließlich der Verlagerung der venezianischen Seemacht von deren adriatischem Stützpunkt hin zu den nordeuropäischen Meeresprovinzen -, zurück zu schauen, um die Konsistenz ihrer ureigenen Ausrichtung, was die Vorgehensweise der anglo-holländischen liberalen, imperialen Finanzoligarchie bis in die heutige Präsidentschaftskampagne des Jahres 2008 in den USA hinein anbetrifft, zu verstehen,. Die Mehrzahl der Hauptfiguren auf dieser Bühne muß man zu einem großen Teil geradezu als Paolo Sarpis Marionetten betrachten.

Es ist deshalb heutzutage von einiger praktisch-politischer Wichtigkeit, eine ordentliche Portion Ekel über solche Inszenierungen klassisch griechischer Stücke bzw. moderner Aufführungen der Stücke Shakespeares, Lessings und Schillers auszudrücken, deren Figuren in Kostümen auftreten, die nicht mit dem historischen Umfeld übereinstimmen, in dem das ursprüngliche Drama stattfand. Wer Macbeth oder König Lear in einer anderen als der von Shakespeare beabsichtigten Zeit spielen läßt - und dasselbe gilt für Hamlet oder Julius Caesar oder auch für den Großmeister der Bühne, den rigorosen Historiker Friedrich Schiller, insbesondere seine Wallenstein-Trilogie -, begeht bereits einen Betrug am Publikum. Geschichte besitzt in ihren jeweiligen Abschnitten von Zeit und Ort eine kulturelle Besonderheit, die als solche Besonderheit den essentiellen Charakter des Schauspiels ausmacht.

Die Kultur ist es, die spricht, und die zu dem wahren Publikum über die real dazwischen liegende Spanne der Zeit und des Orts hinweg spricht. Kein anständiges Schauspiel ist lediglich die Interaktion einiger Schauspieler auf irgendeiner Bühne. Die wichtigste Eigenschaft jedes Dramas ist sein realer Ort in der Kulturgeschichte der Menschheit. Die großen klassischen Dramatiker brachten die eigentliche Geschichte auf die Bühne, wie sie sie kannten, und ließen die leidenschaftlichen Beweggründe, die sie aus jener Zeit wahrnahmen, als Ausdruck der Absichten in jener historischen Epoche, auf die die Aufführung sich bezog, auf der Bühne ausspielen. Klassisches Theater darf das Publikum nicht unterhalten, sondern muß es so ergreifen, daß, wie Friedrich Schiller es bezeichnete, ein Zuschauer das Theater als besserer Bürger verläßt, als er es zum Zeitpunkt des Eintretens gewesen war. Das Übertragen der geschichtlich wahrhaftigen Umstände, in denen die Ereignisse stattfanden, in irgendeine andere Zeit und einen anderen Ort, ist an und für sich ein unmoralischer Akt.[footnote]Giuseppe Verdis Übertragung der Zeit und des Ortes von Schweden nach Boston in Massachusetts war nicht Verdis Absicht, sondern die des damaligen italienischen Zensors. Shakespeare war äußerst genau in dieser Hinsicht, und Friedrich Schiller ein wahres Genie. Eugene O'Neills „The Iceman Cometh" hält dieser Prüfung leicht stand als ein Fall, der in meine Zeit und in mein Land gehört. Die Produktionen von Orson Welles' Mercury-Theater waren meist schlaue Machenschaften eines hochtalentierten, pompösen Halunken.[/footnote]

Um einen vormals gemachten Punkt zu wiederholen: was solche historisch spezifischen Phänomene wie der vorgeschlagene Vertrag von Lissabon angeht, kann der Vertrag nicht anders begriffen werden als der Fingerabdruck Paolo Sarpis, als kontinuierliches Muster eines kulturellen Prinzips, das einst als Paolo Sarpis Vermächtnis errichtet worden war und als solches fortbestand.

Die wesentliche Implikation dieser historischen Tatsache ist, daß jede welterschütternde Krise, so wie jene, die derzeit über die ganze Menschheit hereinbricht, nur als eine lange Zeit hartnäckig überdauernde falsche Werteskala, die axiomatischen Charakter in der Kultur besitzt, entstehen kann. Da also das Schicksal der Welt heute größtenteils in den Händen eines von Paolo Sarpi für Europa errichteten Werteparadigmas liegt, speziell in der Macht des anglo-holländischen Imperiums, muß sich die Kraft unserer Verteidigung der Zivilisation auf unseren Feind Paolo Sarpi konzentrieren.

Die Welt hat sich seit Sarpis Tod in vielerlei Hinsicht verändert, doch die Auseinandersetzung innerhalb des Verbundes englischsprachiger Institutionen, denen des anglo-holländischen liberalen Systems einerseits und den Vereinigten Staaten andererseits, stellt weiterhin den grundlegenden Konflikt dar zwischen, man kann sagen, zwei sich gegenüber liegenden, relativ unsterblichen Gesellschaftssystemen.

Es sind die axiomatischen Prinzipien, die die für eine Kultur typischen Reaktionsschemata ausmachen und die in Form von Haupteigenschaften der Entwicklungsmuster innerhalb einer Kultur und zwischen Kulturen vorherrschen, solange diese axiomatischen Muster bestehen. Nur ein scheinbar radikaler Wandel in diesen axiomatischen Verhaltensmustern entscheidet historisch, oftmals über Jahrhunderte hinweg, die Geschichte entsprechender Nationen und Kulturen.

Was innerhalb dieser sich verändernden Muster konstant bleibt, ist die essentielle Natur des Menschen und das Vorhandensein eines durchschnittlichen Entwicklungsniveaus einer Kultur. Die grundlegenden Verhaltensveränderungen unter Kulturen über lange Zeitspannen hinweg muß man in den axiomatischen Eigenschaften lokalisieren. Paolo Sarpi verkörpert, obwohl er schon lange tot ist, die Kräfte, die in Europa seit seiner Zeit bestehen geblieben sind, und zwar solange, bis wir uns von dem befreit haben, was er im Prinzip von der Vergangenheit unserer derzeitigen Geschichte, und auch noch heute wirksam, repräsentiert. Der zentrale Konflikt gipfelt in der Auseinandersetzung zwischen dem Vermächtnis Sarpis und dem noetischen Prinzip. Der in [i]Der gefesselte Prometheus[/i] dargestellte Konflikt ist also nach wie vor der eigentliche Dreh- und Angelpunkt unserer heutigen Welt.

Die zentrale Aufgabe für die Zukunft der Menschheit muß es also sein, die Menschen und ihre Nationen aus der Umklammerung institutionalisierter Ideologien, wie der sklavischen Unterwerfung unter solch brutale Ideologien, wie Sarpis olympischer Zeus sie verkörpert, zu befreien, und statt dessen die eigentliche Kraft der kreativen Vernunft des Menschen zum Vorschein zu bringen.

[head]IV. Das Entwicklungsprogramm[/head]

Das Ziel dessen, was man heutzutage unter der Rubrik „Ein Neues Bretton Woods" diskutiert, könnte man in etwa als Wunsch bezeichnen, zu den ursprünglichen Bretton-Woods-Plänen des US-Präsidenten Franklin Roosevelt zurückzukehren, als wäre er nicht am Beginn seiner vierten Amtszeit gestorben.

Um dem Leser noch einmal den diesem Kapitel vorhergehenden Teil ins Gedächtnis zu rufen: Der Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Roosevelt, Präsident Harry S Truman, verfolgte die bedauernswerte Absicht, einige besonders wichtige, für die Nachkriegszeit vorgesehene Maßnahmen Präsident Roosevelts abzubrechen, vor allem Roosevelts Absicht, die kolonialistischen Aspekte des Imperialismus von der Erdoberfläche zu beseitigen. Diese Maßnahmen Trumans sollten einen Großteil der Errungenschaften Präsident Roosevelts zunichte machen. Sie drückten sich hauptsächlich auf zweierlei Art aus: Erstens als Trumans Absicht, diejenigen Züge der Politik zu zerstören, die nicht in Churchills antiamerikanische, imperialistische Pläne für die Nachkriegswelt paßten, und zweitens sollte dies durch eine nukleare Konfrontation mit der Sowjetunion erzwungen werden.

Hätte Präsident Roosevelt weitergelebt und seine Mission für die Nachkriegszeit ausführen können, wären sämtliche kolonialistischen und quasi-kolonialistischen Systeme europäischer Mächte aufgelöst worden. Großbritannien selbst wäre befreit worden und könnte im Besitz normaler nationaler Souveränität innerhalb eines weltweiten Systems ausschließlich souveräner Nationalstaaten leben.

Wenn wir die derzeit nahende weltweite ökonomische Zusammenbruchskrise überleben wollen, müssen wir, die Vereinigten Staaten, darauf bestehen, sofort zu diesen Absichten Roosevelts zurückzukehren. Erstens müssen wir das Prinzip nationaler Souveränität wiederbeleben. Anschließend muß jeder verwahrlosten Nation die notwendige Hilfe gewährt werden, damit sie sich zu der gewünschten Form einer souveränen Republik entwickeln kann. Nicht alle Ziele werden sofort erreicht werden können, auch wenn sie vernünftig gewählt sind; unsere politische Ausrichtung muß es also sein, ein funktionierendes System [i]sich entwickelnder[/i] souveräner nationalstaatlicher Republiken zu errichten, ein Ziel, das erreicht werden muß, da wir ansonsten trotz allem nicht wirklich viel erreicht haben werden.

Wir müssen unter den Bedingungen einer allgemeinen Zusammenbruchskrise des jetzigen Weltfinanzsystems als politische Praxis annehmen, daß die USA das jetzige Weltfinanzsystem durch ein neues Bretton-Woods-System ersetzen müssen, und zwar durch ein solches, das in Präsident Roosevelts Maßnahmen während der Bretton-Woods-Konferenz erkennbar gewesen ist, nicht jedoch durch das mangelhafte des Präsidenten Harry S Truman, der John Maynard Keynes' Fehlinterpretation von Präsident Roosevelts Absichten übernahm.

Wie wichtig diese Erfordernisse sind, läßt sich am besten vom Standpunkt der inhärenten Verrücktheit (und Unmoral) des derzeitigen Systems der sogenannten „Globalisierung" aus diskutieren, so wie sie von den anglo-holländischen liberalen Imperialisten in den siebziger Jahren als Politik verankert worden ist. Dieser radikale Richtungswechsel in der planetaren Entwicklung hin zu „Globalisierung" und weg von der US-Politik der fünfziger und frühen sechziger Jahre wurde nicht nur durch die Abschaffung des Bretton-Woods-System im August 1971 ausgelöst, sondern auch durch den Ölpreisschwindel der anglo-holländisch-saudischen Maßnahmen ab dem Jahr 1973 und die systematische Zerstörung der amerikanischen Wirtschaft insgesamt durch die weltweiten Folgen der Einrichtung des ruinösen Programms der Trilateralen Kommission unter dem unglückseligen Präsidenten Carter, die sich bis in die achtziger Jahre und darüber hinaus auswirkten.

Was wir Amerikaner als Maßnahmen gegen unsere Republik während der Amtszeit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher zugelassen haben, kommt dem Einfluß von Hochverrat unter uns gleich.[footnote]Bezeichnend waren die Maßnahmen der USA unter dem Verteidigungsminister und George-Shultz-Intimus Caspar Weinberger, zu denen Englands Malwinen-Krieg gegen Argentinien und die Zerstörung der mexikanischen Wirtschaft während der damit zusammenhängenden Operationen des State Department im Sommer und Herbst 1982 gehörten. Präsident Ronald Reagans „gute Seite" zeigte sich in dessen unbedingter Abscheu gegen eine US-Verteidigungspolitik, die auf dem basierte, was Reagan als „Vergeltungswaffen" brandmarkte. Jedoch wies seine Regierung mit George H.W. Bush als Vizepräsident, Shultz und Weinberger als Mitglieder des Kabinetts, mit Henry A. Kissinger, der in geheimen Missionen betraut war, und derselben Trilateralen Kommission, die unter Carter geherrscht hatte, letztlich eine fürchterliche Bilanz ihrer Amtszeit von 1982-1984 vor.[/footnote]

[subhead]Das Übel der Produktionsauslagerung[/subhead]

Schon während der fünfziger Jahre kündigte sich mit dem Phänomen, das man als „Standortverlegung" umschrieb, das zukünftige Desaster an. Was später zum weltweiten Trend wurde, zeigte sich zuerst hier mit dem Transfer von Beschäftigung innerhalb der USA. Arbeitsplätze innerhalb derselben Firmenstruktur wurden von Standorten mit höherer Arbeitsqualifikation und relativ höheren Löhnen, wie sie während des Zweiten Weltkrieges existierten, an Orte mit deutlich geringeren Löhnen und niedrigeren lokalen Steuersätzen (und schlechterer Infrastruktur) verlegt. Später wurden diese qualitativen Veränderungen zum richtungsweisenden Trend: der Export von Arbeitsplätzen aus den USA und West- und Mitteleuropa in Nationen mit dramatisch niedrigerem Lebensstandard.

Zum noch radikaleren Wandel kam es in den USA während und nach den siebziger Jahren: der Abschaffung des Bretton-Woods-Systems 1971 durch die Regierung Nixon, dem Ölkrisenschwindel 1973 und ganz besonders der Zerstörung der US-Wirtschaft während der Regierung Carter 1977-81 nach den Richtlinien von David Rockefellers Trilateraler Kommission, angeführt von Zbigniew Brzezinski. Die realwirtschaftlichen Lebensumstände für die 80% geringer verdienenden Familien in Amerika wurden seit dieser Zeit mit wachsender Geschwindigkeit immer schlechter.

Das Resultat auf globaler Ebene zeigt sich am Beispiel Chinas.

Die erneute Öffnung der USA gegenüber China während der Präsidentschaft Richard Nixons war an sich kein Fehler; sie war nicht nur richtig, sondern überfällig. Anstelle der wahnsinnigen Zerstörung des Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse 1971-72 hätte man diese Eröffnung konstruktiver Beziehungen zu China jedoch zu Verhandlungen über ein langfristiges Kreditsystem innerhalb eines Systems fester Währungskurse nutzen sollen. Dadurch hätte man den Aufbau der agro-industriellen Infrastruktur der wachsenden chinesischen Wirtschaft so zum Schwerpunkt machen können, daß die Entwicklung der gesamten Fläche und der gesamten Bevölkerung des Landes von Anfang an das eigentliche Ziel gewesen wäre.

Die negativen Folgen davon, daß dies unterlassen wurde, sollten heute jedem kompetenten Beobachter deutlich sein. Das Ausmaß der internen Probleme in den ärmeren Gegenden Chinas zeigt es an. Der Fehler auf Seiten der USA war, das neue Verhältnis zu China auf „Freihandel" aufzubauen, eine Politik, die China dazu brachte, zu weit niedrigeren Preisen für den Konsum in den USA zu produzieren, als es in den USA selbst möglich gewesen wäre.[footnote]Das längerfristige Ziel war die Abschaffung nationaler Binnenmärkte, so daß Staaten für die Sicherung der Konsumbedürfnisse vom internationalen Handel abhängig wurden, der wiederum von oligarchischen internationalen Spekulanten kontrolliert wird.[/footnote] In China, wie in all den anderen Staaten, die besonders seit 1989-90 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine Ausweitung ihrer Exporte durch „Freihandel" erlebt haben, stellt man fest, daß der Zuwachs an Nationaleinkommen durch diese Exporte nicht ausreicht, um mehr als nur eine Minderheit der Fläche und Bevölkerung des Staates zu versorgen. Mit anderen Worten, die exportierende Nation verliert bei diesem Geschäft Geld, weil die wahren Kosten der nationalen Gesamtproduktion nicht gedeckt werden können. Der Hauptgrund für diesen Ausfall ist der „Freihandel" selbst: Durch ihn produziert beispielsweise China für den Export [i]unter Aufwendung eigener nationaler physischer Kosten[/i], die das entsprechende Einkommen aus den Exporten marginal übersteigen.

Das ganze wird verkompliziert durch die Ironie der Dollarreserven Chinas unter dem gegenwärtigen Trend des Wertverfalls des Dollars und der damit verbundenen Minderung der chinesischen Exporterlöse aus den USA. Die mittel- bis langfristige häßliche Wahrheit der Sache kommt jetzt auf mehrfache Weise ans Licht. Jetzt, wo die Stabilität und Stärkung des Verhältnisses zwischen den „Großen Vier" - den USA, Rußland, China und Indien - entscheidend für die ganze Menschheit ist, wird eine vernünftigere Regelung zwischen den USA und China unverzichtbar.

Im Fall Chinas beispielsweise ist das Problem der Unterentwicklung des größeren Teils des Territoriums und der Bevölkerung ein grober Maßstab dafür, daß China für seine Exportwaren nicht ausreichend bezahlt wird, um die realen Gesamtkosten der Herstellung des Nettoexportanteils an der Gesamtproduktion zu decken. Diese Krankheit befällt inzwischen fast alle Volkswirtschaften, die Produktion aus Nordamerika oder West- und Mitteleuropa übernommen haben, um diese nun meist an dieselben Länder Nordamerikas, West- und Mitteleuropas zu verkaufen, die ihre Produktion zuvor in die Entwicklungsländer ausgelagert hatten.

Statt dessen hätten wir für die Güter, die außerhalb der USA hergestellt werden, eine Politik des „fairen Handels" betreiben sollen. Unser Versäumnis, den „fairen Handel" und die sogenannte „protektionistische" Politik der 50er Jahre fortzuführen, hat die USA zum Vorteil des anglo-holländischen Imperialismus ruiniert und verursachte Krisen und wirtschaftliche und soziale Katastrophen in den Nationen, die ihre billigen Produkte in die USA und nach Europa exportieren.

In ganz ähnlicher Weise haben die ehemaligen Comecon-Staaten, einschließlich Rußlands, wegen der realen Export- und Arbeitskosten seit 1989 bis zum heutigen Tag schwere Verluste hinnehmen müssen. Anders gesagt, der äußerliche „Marktwert" der Exporte fiel weit unter die wahren Kosten der Produktion - nicht nur hinsichtlich der Waren, sondern auch der Kosten des Lebens der Menschen.

Generell führte der Prozeß der Globalisierung, besonders seit den Entwicklungen nach dem US-Börsenkrach im Oktober 1987 unter der Herrschaft von Notenbankchef Alan Greenspan, zum Zusammenbruch der Realwirtschaft der ganzen Welt.

Weil auf fast allen Seiten des Entscheidungsprozesses von oben herab dieser Wahnwitz herrschte, wurde der „Marktpreis" von Waren für die entsprechende Nation weit unter die [i]physischen[/i] Kosten der Herstellung getrieben: eine Politik, die dem entspricht, was der Sowjetökonom Jewgenij Preobraschenskij in den zwanziger Jahren als „primitive sozialistische Akkumulation" bezeichnete. Preobraschenskij wiederholte damals in seinen Beiträgen zur Preobraschenskij-Bucharin-Debatte die recht einzigartig kompetente Erkenntnis der Ökonomin Rosa Luxemburg zur Frage des internationalen Kredits unter finanz-imperialistischen Bedingungen, die sich später auch bei dem ehemaligen Mitarbeiter des US-Außenministeriums und Historikers Herbert Feis fand.[footnote]Rosa Luxemburg, [i]Die Akkumulation des Kapitals[/i], Dietz-Verlag Berlin, 1975; Herbert Feis, [i]Europe, the World's Banker 1870-1914, [/i]Harvard University Press, 1964.[/footnote] Ansonsten lagen Lenin und die deutschen Sozialdemokraten wie auch andere mit ihren wirtschaftlichen Vorstellungen über den modernen Imperialismus im wesentlichen ganz daneben.

Diese und verwandte Fakten mögen vielen Kommentatoren unklar erscheinen, solange nicht einige Sachverhalte geklärt sind, die zeigen, warum die gängigen Meinungen zu diesem Thema meist inkompetent oder falsch sind. Aus diesem Grund müssen wir noch einmal auf einige Gegenstände zurückkommen, auf welche in früheren Kapiteln dieses Berichts Bezug genommen wurde.

Man betrachte, wie und warum die Politik der USA nach 1970 zu einem so katastrophalen und inzwischen globalen schrecklichen Zusammenbruch geführt hat. Beginnen wir mit dem entsprechenden Fehler in der Politik und Überzeugung der Marxisten.

[subhead]Als Rosa Luxemburg Recht hatte[/subhead]

Der Fehler der sogenannten „orthodoxen Marxisten", W.I. Lenin und anderer, die scheiterten, wo die brillante Tochter eines Mitglieds des [i]Bundes[/i], Rosa Luxemburg,[footnote]Der [i]Bund[/i] bezieht sich auf eine Arbeitervereinigung, deren Ableger in den USA „The Workman's Circle" heißt. Rosa Luxemburg war Tochter eines angesehenen Mitgliedes dieser Organisation aus Polen, dessen Karriere in der sozialistischen Bewegung stark durch Jean Jaurès beeinflußt wurde. Jaurès' Ermordung am 21. Juli 1914 bedeutete praktisch das Ende der sogenannten Zimmerwald-Bewegung, die ihren Namen von einer für 1915 in Zimmerwald geplanten Friedenskonferenz entlehnte und die den wichtigsten Widerstand gegen den bevorstehenden Ausbruch des Ersten Weltkriegs bildete. Ihre Verbindung mit der Rolle Jaurès' gehörte zu den wichtigsten frühen Einflüssen auf ihre Entwicklung als politische Persönlichkeit.[/footnote] Erfolg hatte, ist dabei von besonderer Bedeutung für die Gegenwart, auch wenn dies wenig bekannt ist.

Luxemburg war keine „Marxistin" im Sinne der Marxschen Lehre in solchen Wirtschaftsfragen, wie ich sie gerade hervorgehoben habe. Es sei hier betont, daß es kein notwendigerweise „rationales" Verhältnis zwischen „Preis" und „Wert" gibt, wie „orthodoxe" Marxisten behaupten. [i]Die Annahme, daß es in einer sogenannten „Marktwirtschaft" zu einer langfristigen asymptotischen Annäherung des monetären „Freihandelspreises" an den relativen physischen Wert kommt, entbehrt jeder Grundlage. So trifft zum Beispiel im gesamten Zeitraum seit 1968 für die US-Volkswirtschaft durchgehend genau das Gegenteil zu. [/i]

[i]Das Problem vieler irregeführter Bürger in den USA ist, daß sie an Dinge glauben oder sogar fest davon überzeugt sind, weil ihre Herren und Meister sie einschüchtern, bis sie solche Überzeugungen übernehmen, selbst wenn bittere Erfahrung sie vom Gegenteil überzeugt haben müßte. [/i]

Bei der Politik des „Freihandels" geht es eigentlich nicht um billige Waren, sondern um billige Menschen, die man für „entbehrlich" hält - bis hin zum Massenhunger in aller Welt, der inzwischen geradezu völkermörderisch angewachsen ist, wozu nichts so sehr wie die gegenwärtige Politik der Welthandelsorganisation (WTO) beigetragen hat. Das sind die Mittel der Politik des britischen Prinzen Philip und seines World Wildlife Fund; hier wird seine erklärte Absicht deutlich, die Weltbevölkerung innerhalb einer historisch gesehen sehr kurzen Zeit von derzeit mehr als sechseinhalb Milliarden Menschen auf weniger als zwei Milliarden zu reduzieren. Schlimmer noch, das ist nicht nur Prinz Philips Absicht, es war auch die seines inzwischen verstorbenen Komplizen Prinz Bernhard der Niederlande, der einst anläßlich seiner Hochzeit mit Prinzessin Juliana der Niederlande sein Entlassungsgesuch aus Hitlers SS mit „Heil Hitler" unterschrieb. So sehen Prinz Philips Politik und Taten aus, und nicht nur die, sondern auch die betrügerischen „malthusianischen" Machenschaften seiner Lakaien wie des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore.

Seit dem Amtsantritt Präsident Harry Trumans, noch mehr jedoch seit den noch viel radikaleren Maßnahmen zur Zerstörung der US-Wirtschaft ab 1968 wurde die US-Wirtschaft durch diese Politik über den Zeitraum 1968-2008 zu dem „Todeskandidaten", den wir heute in Form des allgemeinen Zusammenbruchsprozesses der Weltwirtschaft erleben.

Deshalb ist die abstoßende Wirtschaftspolitik Prinz Philips und Al Gores das wichtigste der weltweit maßgeblichen Themen. Diese Politik gefährdet die Wirtschaft der ganzen Welt, und sie muß daher an dieser Stelle angesprochen werden. Am besten erklärt man diese Frage anhand des Kontrastes zwischen der US-Wirtschaftspolitik bis zum Tode Präsident Franklin Roosevelts und unter den verrückten Trends, die seit der Ermordung Präsident John F. Kennedys und besonders seit Ende 1968 mehr und mehr die amerikanische Wirtschafts- und Sozialpolitik bestimmten, während es im selben Zeitraum 1963-68 auch zum Ende der Regierungen Konrad Adenauers und Ludwig Erhards und praktisch zur Amtsenthebung des französischen Präsidenten Charles de Gaulle kam.

[subhead]Was ist ein „fairer Preis"?[/subhead]

Es ist immer die Praxis von Imperien gewesen, den größten Teil der Bevölkerung auf den Status einer Art menschlichen Viehs herabzuwürdigen; beispielhaft dafür sind die Imperien Europas seit dem Abschluß des Paktes zwischen Kaiser Augustus und dem orientalischen Mithra-Kult auf Capri. Diese Politik wurde seitdem von allen Imperien oder Reichen fortgeführt: vom Römischen Reich, von Byzanz, im mittelalterlichen System der venezianischen Wucherer und der normannischen Ritter, im Herrschaftsbereich des Hauses Habsburg und auch vom modernen System anglo-holländischer liberaler Tyrannei, dessen Hegemonie durch den von London inszenierten „Siebenjährigen Krieg" und den anschließenden imperialen Triumph der britischen Ostindiengesellschaft im Pariser Friedensvertrag von 1763 definiert wurde.

Das wesentliche Kennzeichen des Imperialismus, ob in diesen oder in älteren orientalischen Formen, war immer, daß die Existenz echter Schöpferkraft des individuellen menschlichen Geistes geleugnet wurde, so wie dies der legendäre olympische Zeus in Aischylos' [i]Der gefesselte Prometheus[/i] tat. Die Praxis des Imperialismus, wie das Gesetz des olympischen Zeus, verbietet gewöhnlichen Sterblichen das Wissen um „Feuer" - Feuer ist dabei das Symbol für die fortschreitende schöpferische Erkenntnis grundlegender Naturprinzipien, von welchen die Steigerung der individuellen Fähigkeiten jedes Mitgliedes einer Gesellschaft (gemessen pro Kopf und pro Quadratkilometer relevanter Fläche) abhängig ist.

Imperiale und ähnliche Praxis verlangt die Unterdrückung wirklichen Wissens um solches „Feuer" und die Beschränkung des Zugangs zu solchem Wissen, soweit es schon bekannt ist. Auf diese Art verweigern die Herrschenden ihren Untertanen die geistige Entwicklung, durch die sie sich willentlich von imperialen und ähnlichen Formen der Unterdrückung befreien könnten.

Da es aber für den Erhalt einer bestimmten potentiellen relativen Bevölkerungsdichte notwendig ist, eine Erschöpfung der verwendeten Rohstoffe durch wissenschaftlichen und technischen Fortschritt zu überwinden, führt diese Politik der systematischen Verdummung (d.h. des „Malthusianismus") in imperialen und ähnlichen Gesellschaftssystemen immer wieder in den Untergang solcher Imperien, wenn sie, wie das britische Weltreich heute, keinen Platz mehr zur weiteren Ausbreitung zur Verfügung haben. So sind alle Imperien und ähnliche Systeme durch die Fortführung eben dieser Politik zum Untergang verurteilt, genauso wie Prinz Philips malthusianische Idee eines britischen Imperiums die Welt zum Untergang verurteilt, wenn eine solche britisch-imperiale Herrschaft weiterhin geduldet wird.

Wenn wir diese Aussichten aus dem Blickwinkel von W.I. Wernadskijs Konzept der Noosphäre betrachten, muß dieser zyklische Aspekt imperialer Herrschaftssysteme völlig unnatürlich erscheinen. Die Menschheit ist von Natur aus eine anti-entropische Gattung in einem anti-entropischen Universum. Daher muß auch die Frage sinnvoller Preise in diesem Sinne behandelt werden.

So ist eine kompetente Regierung gezwungen, ein System „fairer Preise" zu errichten - ein System, das darauf abgestellt ist, daß die potentielle relative Bevölkerungsdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer Gesamtfläche steigen muß. Die Lösung der Probleme, die dabei entstehen, wurde in den USA unter Präsident Franklin Roosevelt erreicht und war immer schon die Absicht entsprechender Untersuchungen durch Regierungen in der Tradition des „Amerikanischen Systems politischer Ökonomie", wie es der erste US-Finanzminister Alexander Hamilton definierte.

Die wichtigste Erfahrung mit einer solchen Preispolitik war die Kriegsmobilisierung der USA, der Präsident Franklin Roosevelt vom ersten Tage seiner Regierung im März 1933 an den Weg ebnete, weil die Verleihung diktatorischer Vollmachten an Adolf Hitler am Tag nach dem von Hermann Göring inszenierten Reichstagsbrand - der von London gesteuerte historische Vorläufer des „11. September" - den Zweiten Weltkrieg praktisch unvermeidbar gemacht hatte.[footnote]Adolf Hitler kam durch die Politik eines Komplexes von Finanzinteressen an die Macht, in dessen Mittelpunkt Hjalmar Schachts Förderer, der Chef der Bank von England Montagu Norman stand. Zu diesen Kräften gehörten auch Averell Harrimans Bankhaus Brown Brothers Harriman und der Großvater des gegenwärtigen US-Präsidenten, Prescott Bush.[/footnote] Roosevelts Regierung war sich vollauf bewußt, daß eine Beteiligung der USA an einem solchen Krieg unvermeidlich sein würde, auch wenn man damals die Einzelheiten noch nicht wissen konnte. Das gewaltige Ausmaß der Wirtschaftskraft, die in den USA mobilisiert wurde, um den Alliierten den Sieg in diesem Krieg zu ermöglichen, ist eine Demonstration des großen Wirtschaftsprinzips der Neuzeit - eine Lehre, die Amerika seit der Ermordung Präsident John F. Kennedys und mehr noch seit dem Tod der Mehrheit meiner eigenen Generation anscheinend vergessen hat.

Preis: von oben nach unten

Um die Frage der Preisgestaltung zu verstehen, muß man von oben nach unten vorgehen, nicht von unten nach oben. Entscheidend ist, eine Volkswirtschaft als Ganze zu untersuchen, um dann zu beurteilen, wie diese Wirtschaft erscheint oder erscheinen sollte, wenn man sie von unten nach oben betrachten würde, d.h. wenn man auf die lokalen Transaktionen statt auf den übergeordneten Gesamtprozeß blickt.

Als erstes muß die produktive Infrastruktur des Landes im ganzen von oben nach unten untersucht werden. Dann folgt der Produktionsprozeß landwirtschaftlicher, industrieller und vergleichbarer Güter. Dann sind Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Abwasser- und Abfallentsorgung zu berücksichtigen. Dabei betrachtet man immer die gesamte Wirtschaft von oben nach unten, nicht die Einzelheiten vor Ort.

Bei dieser Betrachtung müssen wir uns darauf konzentrieren, wie eine reale Produktivitätssteigerung pro Kopf und pro Quadratkilometer der Gesamtfläche erreicht wird.

Zweckmäßigerweise sollte bei einer solchen Untersuchung beachtet werden, daß eine unverzichtbare Kombination solcher und verwandter Kategorien über die reale Produktivität der Gesamtwirtschaft pro Kopf und pro Quadratkilometer entscheidet. Da man es immer mit Erschöpfungsprozessen wichtiger Rohstoffe zu tun hat, gibt es keine Stabilität in der Wirtschaft ohne einen fortlaufenden Prozeß wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, der den Grad der Erschöpfung, der jedem fixen Technologieniveau innewohnt, überwinden kann.

Die intellektuelle Arbeit bei verschiedenen Aspekten öffentlicher und privater Planung wird oft als Frage der „Allokation" (Zuteilung) bezeichnet. Diese Funktion, welche die Planung und Praxis für einzelne Aktivitäten innerhalb der Gesamtwirtschaft prägt, führt u.a. zu der Festlegung angemessener Steuern, Kredite und Preise. Diese Funktionen müssen der Aufgabenorientierung der Gesamtwirtschaft untergeordnet werden. Lokale Initiativen glätten dann, quasi von unten nach oben, die generelle Politik, die von oben nach unten verläuft.

„Von oben nach unten" bedeutet auch längere Kapitalzyklen für Investitionen und Verbrauch; das sind größtenteils Funktionen internationaler Vertragsinstitutionen, nationaler und lokaler Regierungen, großer Privatunternehmen, der Fachberufe usw. - die ganze Liste herab von ganz oben nach ganz unten.

Das notwendige, entscheidende Element der Veränderung bei allen diesen Funktionen ist, daß Individuen und kleine Gruppen Wissenschaft und verwandte Innovationen praktizieren. Im allgemeinen müssen hierbei die Naturwissenschaften und die Kultur der klassischen Kunst eine vorherrschende Rolle spielen.

Der wechselseitige Prozeß im Großen beinhaltet letztlich auch die Frage lokaler Preise und Transaktionen zwischen Individuen und kleinen Gruppen.

Untersucht man eine Realwirtschaft vom Standpunkt dieser Begriffe und Vergleiche, entdeckt man, daß all diese Einzelheiten, von oben nach unten und von unten aufwärts, zu einem realen Zuwachs oder Verlust bei der relativen Produktivitätsrate einer Volkswirtschaft und auch der Weltwirtschaft führen.

Der Zusammenhang zwischen solchen Entscheidungen auf allen Ebenen und in allen Aspekten führt zu einer meßbaren Einschätzung historischer Werte für Fortschritt, Stagnation oder Rückentwicklung. Dann wird das, was ich als [i]potentielle, relative Bevölkerungsdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer[/i] eines Gesamtterritoriums und der Bevölkerung einer Nation oder einer Gruppe von Nationen definiert habe, zum einzig kompetenten Maßstab für den Erfolg einer Wirtschaft. [i]Das ist der wahre Maßstab wirtschaftlichen Wertes.[/i]

Statistische Methoden, die mit den axiomatischen Annahmen cartesischer oder ähnlicher Methoden einhergehen, sind an sich inkompetente Ersatzversuche. Leute, die in cartesischen oder ähnlichen statistischen Begriffen denken, sind allein deswegen schon nicht fähig, allgemeine Prognosen abzugeben. Die Riemannsche Dynamik als Weiterentwicklung des von Gottfried Leibniz eingeführten Grundbegriffs der Dynamik in der modernen Wissenschaft - unter Ablehnung der inkompetenten cartesischen und verwandter statistischer Methoden - zeigt uns die erforderliche Herangehensweise.

Die systemischen Zusammenhänge, die ich in den vorhergehenden Absätzen skizziert habe, lassen sich nicht formal angemessen darstellen, solange diese Darstellung nicht mit dem Konzept einer entsprechenden Riemannschen Mannigfaltigkeit übereinstimmt. In der Praxis ist eine gute Schätzung eine akzeptable Annäherung.

[subhead]Globale, gerechte Preise[/subhead]

Die Internationalisierung der Produktion, wie dies in immer bedeutenderem Umfang durch die „Globalisierung" geschieht, heißt, daß wir offensichtlich einen Zustand der Welt erreichen, in dem die Gesamtproduktion der Welt geringer wird als die Kosten der Produktion dessen, was von allen Nationen weltweit verbraucht wird. Der Schrecken, den der gegenwärtige, beabsichtigte Zustand der Welt ankündigt, zeigt sich im Kollaps des Angebotes von Nahrungsmitteln, einem Kollaps, der implizit ein Ausdruck des Versagens der Welt ist, die tatsächlichen Kosten dessen aufzubringen, was sie produziert - die wahren physischen Kosten dessen, was sie erzeugt und verbraucht.

Das gleiche Resultat zeigt sich im realen Kollaps der grundlegenden Infrastruktur in Nordamerika und Europa sowie anderen Regionen, einem Trend des Gesamtnettokollapses der verschlissenen und neu gebauten Infrastruktur seit 1967/68. Auch der Rückgang der Zahl berufstätiger Ärzte, Krankenhäuser und ähnlichen Einrichtungen in Nordamerika und Europa ist ein Ausdruck hiervon.

Man vergleiche dies mit den monströs hohen Einkommen eines kleinen Prozentsatzes der Bevölkerung, die sich unterm Strich ebenso wie die Hedgefondsmanager eher mit Plünderung beschäftigt, als selbst auch nur marginal zur Produktion nützlicher Güter oder hochwertiger, wesentlicher Dienstleistungen beizutragen.

Es gibt viele Faktoren von Aberwitz, die zu diesem allgemeinen Niedergang der realwirtschaftlichen Praxis in ehemals führenden Industrienationen seit ungefähr 1967/68 beigetragen haben. Aber dieser Niedergang der Wirtschaft beispielsweise in Nordamerika und Europa war zum großen Teil eine kulturelle Wirkung des Erwachsenwerdens der Generation in der Angestelltenschicht, die zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 und der US-Rezession von 1958 geboren wurden. Die arbeiter- und industriefeindlichen, atomkraftfeindlichen und „grünen" Wesenszüge der immer einflußreicheren „68er mit Schlips und weißem Kragen" übten einen außergewöhnlichen Einfluß in der irrsinnigen Tradition der „malthusianischen" Maschinenstürmer des Europa des frühen 19. Jahrhunderts auf entscheidende Aspekte der Kultur, Politik und Produktion von Reichtum aus.

Der tödlichste Faktor in diesem Komplex des Ruins, der Nordamerika und Europa insbesondere seit den Krawallen von 1968 beherrschte, ist der Einfluß jener Form des Massenwahns, für den der Einfluß einer Art Hexenzirkel in Europa typisch ist, der in den zwanziger und dreißiger Jahren gezeugt und nach 1945 geboren wurde - die Verdrängung wirklicher Wissenschaft durch den Kult der „Informationstheorie" in Verbindung mit den Machenschaften des praktisch satanischen „Kongresses für Kulturelle Freiheit" und dem damit verbundenen Einfluß des britischen Trios der Hexenkunst: Aleister Crowley, H.G. Wells und Bertrand Russell.

Diese Formen der ökonomischen Kriegführung gegen die moderne Zivilisation waren in Verbindung mit der malthusianischen Kampagne des britischen Prinzen Philip u.a., die Weltbevölkerung von jetzt über sechs auf zwei Milliarden Menschen oder weniger zu reduzieren - ein viel schlimmerer Völkermord, als der von Adolf Hitler es war -, die größte einzelne motivierende Kraft hinter der Verbreitung wirtschaftlicher und kultureller Verkommenheit, welche die Welt seit den späten sechziger Jahren erfaßte.

So haben wir, durch die Wirtschaftspolitik derer, die die heutige Politik der Globalisierung verbreiten, und durch die Kulturpolitik wie der des früheren „Kongresses für Kulturelle Freiheit", den Nettopreis der Produktion noch unter einen wirtschaftlichen Null-Wachstums-Lebensstandard für einen Großteil der Weltbevölkerung gedrückt, und noch schlimmer, wir nutzten diese Mittel, um die Pro-Kopf-Produktivität der existierenden Weltbevölkerung von mehr als 6,5 Mrd. Menschen in die Richtung jener 2 Mrd. Menschen herabzudrücken, auf denen Englands Prinz Philip besteht.

Die wahren physischen Kosten sind, entgegen den Übeln der gegenwärtig beabsichtigten Praxis, die Kosten der Erhaltung der ganzen Menschheit bei steigendem Standard der physischen Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer. Der wahre Wert der produzierten Güter und Dienstleistungen muß daher als jener Standard des Lebens und der produktiven Kultur bestimmt werden, der für den ganzen Planeten pro Kopf und Quadratkilometer nötig ist.

[subhead]Die Bedeutung der Sprachkultur[/subhead]

Das gegenwärtige Ziel dessen, was als Globalisierung angepriesen wird, ist die Transformation der globalen Zivilisation in einen gigantischen, neuen „Turmbau zu Babel" - oder „Turmbau zu Babbel".

Wie die Erfahrung unserer amerikanischen „Schmelztiegel"-Nation veranschaulicht, geschieht die Definition einer Kultur nicht durch eine bestimmte Sprache, sondern eher durch eine Sprachkultur - einer Gruppe von Sprachen, die sich um eine wesentliche Nationalsprache versammeln. Das heißt, wie die besten Aspekte der US-Kultur deutlich machen, daß es eine nationale Amtssprache gibt, die als Bezugspunkt für eine Reihe sekundärer Familiensprachen dient, aus denen die Bevölkerung besteht. Die Amtssprache dient als Angelpunkt der Einigung und nicht der Gettobildung innerhalb der Sprachkultur der Gesamtbevölkerung. Eine Vielzahl von Sprachen, die mit einer zentralen Kultursprache verbunden sind, ist keine Belastung für die Sprachkultur der Menschen, sondern sie tendiert vielmehr dazu, das kulturelle Niveau der Gesamtbevölkerung anzuheben.

Die Hauptquelle sinnloser Streitereien über Fragen der so definierten nationalen Sprachkultur liegt in jener Ignoranz, welche durch Versuche verbreitet wird, das Sprechen und Schreiben so zu standardisieren, daß die Bedeutung von Worten, Sätzen, Absätzen auf eine enge Wörterbuchauslegung beschränkt wird, wie z.B. durch strenge Stilfibeln. Das „Style Book" der [i]New York Times[/i] ist ein einschlägiger Fall.

Die geistige Entwicklung des menschlichen Individuums ist eng mit dem Prinzip der klassischen Ironie verbunden, wie dies bei William Shakespeare, Percy B. Shelley und John Keats deutlich wird, wenn deren englische Werke von intelligenten Sprechern vorgetragen werden. Nur durch Ironie - und zwar klassische Konzepte der Ironie - erzeugt und kommuniziert der menschliche Geist Ausdrücke seiner kreativen Fähigkeiten gegenüber gebildeten Angehörigen einer Sprachkultur.

Die Bedeutung der klassischen Bildung für die Kunst ist letztlich die gleiche, die auch im Unterschied zwischen dem verkrüppelten Geist eines Götzenanbeters mathematischer Formeln und einem kompetenten wissenschaftlichen Denker zum Ausdruck kommt. Der verkrüppelte Geist sucht eine Idee in Begriffen von Gleichungen; der intelligente Bürger betrachtet eine Formel nur als Schatten eines universellen, physikalischen Prinzips, wie das Werk von Bernhard Riemann verdeutlicht.[footnote]„... Es führt dies hinüber in das Gebiet einer andern Wissenschaft, in das Gebiet der Physik, welches wohl die Natur der heutigen Veranlassung nicht zu betreten erlaubt." Aus Riemanns Habilitationsschrift von 1854, „Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen", in [i]Bernhard Riemanns Gesammelte Mathematische Werke[/i], H. Weber, ed. (New York: Dover Publications reprint, 1953).[/footnote]

Die buchstäblich deduktive Denkmethode ist - ob in Naturwissenschaft oder in der Anwendung von Grammatik - nicht nur Kennzeichen eines durch sich selbst beschädigten Geistes, sondern eine Praxis, die den menschlichen Geist dadurch beschädigt, daß sie die dem Individuum angeborene Fähigkeit zur echten Kreativität verkrüppelt.

Wir sehen schon jetzt, wie der Prozeß der Globalisierung eine verkrüppelnde Wirkung auf ein Individuum hat, das sich der Tendenz zu einem neuen Turmbau zu Babel als Ersatz für eine gebildete Sprachkultur unterwirft. Der Fortschritt und die Moralität einer Gesellschaft hängen von der Bereicherung der kreativen Fähigkeiten des individuellen Geistes durch die Förderung der kreativen Kräfte ab, die man mit Ironie verbindet.

[head]V. Phädon: Was ist Unsterblichkeit?[/head]

Nun ist in diesem Bericht die Zeit gekommen, von mir selbst zu schreiben.

Der größte aller gewöhnlichen Fehler bisheriger Gesellschaften war das Unvermögen, die wirkliche Bedeutung des gemeinsamen Themas in Platons [i]Phädon[/i] und in dem Werk des großen Moses Mendelssohn zum gleichen Thema zu erkennen: die wahre Bedeutung der Unsterblichkeit der Seele eines sterblichen, menschlichen Individuums. Leider sehen selbst jene, die nach vermeintlicher Unsterblichkeit streben, diese nicht als Fortsetzung von etwas, was dem menschlichen Leben auf ganz besondere Art eigen ist, sondern eher als eine Vorbemerkung an der erwarteten Schwelle des Todes: „Und dann?"

Was den Rest der Menschheit angeht, so sind sie von der furchtsamen Vorahnung auf den eigenen Tod so eingenommen, daß sie nicht einmal den Zweck erahnen, den sie mit ihrem sterblichen Leben anstreben sollten. Der beste Teil an ihnen ist der, welcher eine furchtsame Ahnung hat, daß da etwas ist, wonach sie suchen sollten.

Die tierische Seite des Individuums verleugnet solches Wissen; aber das, was man die Seele nennt, verbleibt, wie es aussieht, immer da. Wie ich darüber bei früheren Gelegenheiten gesagt und geschrieben habe, deutet das Weiterleben der Seele auf eine Ansammlung von Seelen aus vergangenen Zeiten hin, wie es in Raphael Sanzios Gemälde [i]Die Schule von Athen[/i] darstellt ist.

Das Problem ist, daß die meisten Menschen (wie z.B. Empiriker) auch heute noch nicht glauben, daß sie eine wirkliche „Seele" besitzen, außer vielleicht als Sonntagsausgehkleidung, die sie sich für einen bestimmten Anlaß ausgeliehen haben.

Es gibt einen Grund für dieses Phänomen, nämlich den, daß die Opfer jener Anschauung sich als loyale Untertanen des olympischen Zeus verstehen, wie ihn Aischylos im [i]Gefesselten Prometheus[/i] beschrieb. Sie akzeptieren die Verpflichtung, das eigentliche Prinzip individueller menschlicher Kreativität zu verleugnen, welche den Menschen vom Tier unterscheidet und außerhalb der Grenzen der den Tieren eigenen Sterblichkeit liegt. Sie akzeptieren praktisch den Status als Vieh, welchen der britische Empirismus etwa des Sklavenhalters John Locke den Menschen zuschreibt. Sie akzeptieren die Sicht eines willigen Sklaven, der nichts erschafft, sondern vielmehr hofft, daß gute Dinge, insbesondere Geld oder das, was man damit kaufen könnte, auf ihn hernieder regnen möge - wie jene in den USA, die den Schwindel der sogenannten „Glaubens-Initiativen" für bare Münze nehmen.

Dort, wo man Wahrheit kennt, können große volkswirtschaftliche Errungenschaften, wenn sie auftreten, oft ein „Leben" von etwa einem Jahrhundert oder mehr haben. Wichtige Entwicklungen von Energiesystemen und wesentliche Investitionen in Produktionsanlagen haben wirtschaftliche Lebensspannen, die der Länge eines Menschenlebens vergleichbar sind, wenn nicht länger. Die Entwicklung der Technologien, die für Fortschritte unentbehrlich sind, erfordert eine Entschlossenheit, diese Wirkung über mehrere aufeinanderfolgende Generationen zu produzieren. Die Mission der Gesellschaft ist in dieser Hinsicht unsterblich, da jede Generation eine nachfolgende produziert, und diese wieder die nächste. Wir vermitteln unserer Jugend, wenn wir vernünftig und moralisch sind, die Voraussetzungen für die Leistungen, die einmal von unseren Kindern und Enkelkindern erreicht werden.

Aber jene Entdeckungen universeller physikalischer Prinzipien, die alle großen Verbesserungen hervorbrachten, leben ewig weiter, so wie das Gute jener relativ langlebigen, vom Menschen gemachten Wohltaten zeitweise, für eine Generation oder länger, unserem Vorteil dienen.

Deshalb sollten wir schon allein auf dieser Erfahrungsgrundlage davon ausgehen, daß das menschliche Individuum im Unterschied zu den Funktionen im Tierreich unsterblich ist.

[subhead]Ein oder zwei höllische Tatsachen[/subhead]

Ich habe dies weiter oben in diesem Aufsatz erläutert, als ich das spezifische Erbe Paolo Sarpis als zentralen anglo-holländischen, liberalen Bestandteil des heutigen britischen Liberalismus hervorhob. Bei der Geschichte des britischen Liberalismus seit dessen Entstehen im Umkreis Sarpis während der letzten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts haben wir es mit es mit einer geistig-moralischen Krankheit zu tun, die sich in moralischer und intellektueller Stagnation äußert - so wie bei dem Übergang von Marlowe und Shakespeare zu den verkommenen Kreisen um Bacon und Hobbes. Unter glücklicheren Umständen sollte man einen hohen Zuwachs an geistigem Fortschritt von Generation zu Generation erwarten.

Wenn man sich überlegt, welche Armut auf ganzen Kontinenten wie Afrika und Asien heute herrscht, und wenn man weiter überlegt, welche bekannten Mittel notwendig wären, um diese Zustände zu überwinden, muß eine moralische Gesellschaft nach ihrer jahrhundertelangen Ausrichtung auf erkennbare allgemeine Entwicklungsziele definiert werden, um die Qualität nicht nur der Arbeitsproduktivkräfte als solcher, sondern der schöpferischen Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen zu erhöhen. Somit leben unsere verstorbenen Vorfahren in uns, genauso wie wir in den Veränderungen zum Besseren leben, die wir an unsere Nachfahren weitergeben.

Wenn man den Begriff Produktivität auf diese Weise definiert, ergibt sich eine qualitativ andere Auffassung von Individuum und allgemeiner Moral, als wenn man nur die engen Interessen des Lebens in der Spanne zwischen Geburt und Tod im Auge hat.

Man kommt der Wahrheit näher, wenn man zum Beispiel von „unsterblichen" Kunstwerken spricht, etwa Filippo Brunelleschis Entwurf der Kuppel von Santa Maria del Fiore in Florenz, der die erste moderne Anwendung der Kettenlinie als physisches Bauprinzip war, die später durch Leibniz' Beweis des universellen Prinzips physikalischer geringster Wirkung definiert wurde.[footnote]Paolo Sarpis Gauner Galileo Galilei wußte beispielsweise nie, was eine Kettenlinie ist, obwohl er das Gegenteil behauptete.[/footnote] Auch Johannes Keplers Entdeckung des universellen Gravitationsprinzips, wie er es in seiner [i]Weltharmonik [/i]darstellt, ist ein wahres universelles physikalisches Prinzip; Albert Einsteins Aussage über die einzigartig gültige Universalität von Keplers Entdeckung als Prototyp eines wirklichen universellen physikalischen Prinzips ist hier wichtig.

Unsterblichkeit ist kein „Ding", sondern ein Prinzip des Universums, für das bestimmte Objekte Prädikate sind. Unsterbliche Prinzipien der Art, die einen Unterschied zwischen der menschlichen Seele und allen Formen tierischen Lebens darstellen, liegen in den fortschreitenden akkumulierten Erkenntnissen des menschlichen Geistes, den Fähigkeiten, die sich durch die Weitergabe solcher lebender Konzeptionen mit Hilfe des Nacherlebens solcher Entdeckungsakte entwickeln. Die großen Werke der Naturwissenschaft und klassischen Kunst sind Fußabdrücke des Fortgangs dieser Prinzipien. In der Replizierung solcher Entdeckungsakte universeller Prinzipien drückt sich die Unsterblichkeit der menschlichen Seele am unmittelbarsten aus. In den Fußabdrücken der sich bewegenden schöpferischen menschlichen Seele erkennt man am besten den Ort, wo die Werke liegen, die durch die Unsterblichkeit der menschlichen Seele hervorgebracht wurden.

Selbst bei gewandten individuellen Denkern besteht gewöhnlich die Schwierigkeit, daß sie furchtsam den sterblichen Akt, der einen Fußabdruck der Unsterblichkeit ausdrückt, mit dem tatsächlichen Fuß verwechseln, der diesen Abdruck hinterläßt.

Der wahre Staatsmann, den wir brauchen, um die vor uns liegende große Herausforderung zu bestehen, erkennt und handelt nach diesem spezifischen geistigen Unterschied, der den wahren Helden durch die augenblickliche Wirkung bewegt, die der Geist ausgedrückt hat. Ein langes Leben von Männern und Frauen, die Großartiges beigetragen haben, ist gut; aber die Unsterblichkeit ist alles, was wirklich Bestand hat. Solche Männer und Frauen sind die wahrhaft Unsterblichen unter uns Menschen.

Jene von uns, die dieser Überzeugung sind, nehmen es als die unsterbliche Mission ihres Lebens an, der Zukunft der Menschheit zu dienen. Und dieses Eigeninteresse müssen wir bewahren. Und wir weigern uns, dieses Eigeninteresse zu verraten.

Der heutigen Menschheit stellt sich die Herausforderung einer großen Mission. Die Mission besteht darin, die besonderen Souveränitäten der Völker unterschiedlicher Nationen zu akzeptieren, wobei jeder Versuch eines „Turmbaus von Babbel" verboten ist. Die Existenz jedes souveränen Volkes hat ihre Funktion in der gesamten zukünftigen Menschheit.

Die Zeichen sind klar. Die schrecklichen Zeiten, die unmittelbar vor uns liegen, mahnen uns, uns als Souveräne zusammenzuschließen, um die angemessenen gemeinsamen Ziele der Menschheit zu verteidigen.