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Führt uns Macrons „Koalition der Willigen“ in den Atomkrieg gegen Rußland?

Von Alexander Hartmann

„Wen die Götter vernichten wollen, den stürzen sie erst in den Wahnsinn“, sagte schon Euripides. Nun treibt der drohende Zusammenbruch der ukrainischen Streitkräfte, der sich nach dem Fall der Festung Awdijiwka abzeichnet, führende Vertreter des Westens zu Äußerungen, aus denen man schließen muß, daß sie von allen guten Geistern verlassen sind. Anstatt die Ukraine zu drängen, ein schnelles Ende des Krieges durch Verhandlungen mit Moskau anzustreben, bevor die militärische Lage noch ungünstiger wird, fordern sie den direkten Einsatz westlicher Truppen in der Ukraine im Kampf gegen Rußland. Damit würde der Konflikt faktisch zu einem Weltkrieg ausgeweitet, in dem der Einsatz von Atomwaffen wahrscheinlich wird.

Der französische Präsident Emmanuel Macron lud 27 Länder zu einem eilig zusammengetrommelten Treffen am 26. Februar nach Paris ein, um darzulegen, wie er alle Kräfte bündeln und alles Notwendige tun will, um der Ukraine zum Sieg zu verhelfen – einschließlich der Stationierung von Langstreckenraketen, um Rußland tief im Landesinneren zu treffen. Sogar über die Entsendung europäischer Bodentruppen in die Ukraine wurde diskutiert. Macron behauptete, dies sei notwendig, weil Rußland immer brutaler vorgehe.

Auf einer Pressekonferenz am späten Abend nach der Kriegskonferenz erklärte Macron, Frankreich führe eine neue Koalition an, die es der Ukraine ermöglichen soll, „mit Raketen und Bomben mittlerer und langer Reichweite … tiefe Schläge“ innerhalb Rußlands zu führen. Die Konferenz habe einen breiten Konsens geschaffen, gemeinsam noch mehr und schneller für Kiew aktiv zu werden.

Er mußte zwar einräumen, daß „heute kein Konsens über den offiziellen Einsatz von Bodentruppen“ erzielt wurde, doch das tat seinem Enthusiasmus keinen Abbruch. Macron erklärte vollmundig: „Aber in der Dynamik kann nichts ausgeschlossen werden. Wir werden alles Notwendige tun, damit Rußland diesen Krieg nicht gewinnen kann.”

Viele, die dazu heute „niemals“ sagen, seien dieselben Leute, die vor zwei Jahren gesagt hätten: „Niemals Panzer, niemals Flugzeuge, niemals Langstreckenraketen.“ Diese Haltung sei verschwunden, und jetzt gehe es nur noch darum, Panzer und Raketen immer schneller und effektiver zu liefern. Das war ein klarer Seitenhieb auf Bundeskanzler Olaf Scholz, der eine deutsche Beteiligung an Macrons Kriegskoalition und die Lieferung von weitreichenden Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine verweigert, aber früher in ähnlichen Fällen letztendlich doch immer nachgegeben hatte. „Alles ist möglich, wenn es uns hilft, unser Ziel zu erreichen“, sagte Macron. So spricht ein Besessener.

Schon am Tag zuvor hatte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg für Schlagzeilen gesorgt, als er in einem Interview sowohl die F-16-Kampfflugzeuge erwähnte als auch erklärte, daß „die Ukraine das Recht hat, Ziele außerhalb ihrer Grenzen anzugreifen“. Damit gibt die NATO dem Kiewer Regime praktisch grünes Licht, mit den F-16, die einige NATO-Staaten an die Ukraine liefern wollen, Ziele in Rußland anzugreifen.

Mögliche Folgen

Was ein offizieller Einsatz von NATO-Truppen und -Waffensystemen gegen Rußland bedeuten würde, machte Kremlsprecher Dmitri Peskow deutlich. Er antwortete auf Macrons Äußerung, in diesem Fall müsse man nicht über die „Wahrscheinlichkeit“ eines direkten Konflikts zwischen der NATO und Rußland sprechen, sondern über dessen „Unvermeidlichkeit“. Die Entsendung von NATO-Truppen in die Ukraine, bekräftigte er, wäre „absolut gegen die Interessen dieser Nationen“ und ihrer Bevölkerung, zitierte ihn RT.

Präsident Putin selbst warnte am 29. Februar in seiner jährlichen Rede vor der russischen Bundesversammlung, Angriffe des Westens auf Ziele in der Russischen Föderation und die Entsendung von NATO-Truppen zur Verstärkung der schwindenden ukrainischen Streitkräfte vor Ort könnten zu einem nuklearen Flächenbrand führen. Er drohte mit Konsequenzen, die noch furchtbarer wären als der Zweite Weltkrieg:

„Wir erinnern uns an das Schicksal derer, die einst ihre Kontingente auf das Gebiet unseres Landes schickten. Aber jetzt werden die Folgen für mögliche Interventionisten noch viel tragischer sein. Sie müssen endlich begreifen, daß wir auch über Waffen verfügen – ja, sie wissen das, ich sagte es gerade –, die Ziele auf ihrem Territorium treffen können. Und sie sollten verstehen, daß das, was sie jetzt tun, um die ganze Welt zu erschrecken, einen Konflikt mit Atomwaffen riskiert, der die Zerstörung der Zivilisation bedeutet. Verstehen sie das, oder was?“

Der ehemalige Vorsitzende des NATO-Militärausschusses (2002-05), General a.D. Harald Kujat, brachte die Debatte über den Einsatz europäischer Truppen in der Ukraine in Verbindung mit der unvermeidlichen militärischen Niederlage der Ukraine. Im Deutschlandfunk antwortete er auf eine Frage zum Vorschlag der Pariser Konferenz, europäische Truppen in der Ukraine zu stationieren: „Zunächst muß man sagen, das ist eine Diskussion, die ich seit Monaten befürchtet habe. Je näher die militärische Niederlage der Ukraine rückt, desto mehr taucht auch die Frage auf: Sollen denn NATO-Truppen unseren Waffen, den westlichen Waffen, in die Ukraine folgen oder nicht?“

Kujat, der von 2000-02 auch Generalinspekteur der Bundeswehr war, betonte: „Wir wissen, ich weiß es zumindest von drei Ländern, daß diese Option ernsthaft diskutiert wird. Die Russen wissen das übrigens auch. Und nach meinem Eindruck treffen sie operative Vorbereitungen für diesen Fall, bereits seit einigen Wochen.” Die Länder, die Truppen in die Ukraine entsenden, müßten sich auch darüber im Klaren sein, „daß, wenn es zu Kampfhandlungen kommt, mit ihren Streitkräften in der Ukraine, das dies nicht der NATO-Fall, nicht der Bündnisfall ist...“

Kujat unterschied zwischen der gegenwärtigen Praxis einer „inoffiziellen“ Präsenz amerikanischer, französischer und britischer Truppen in der Ukraine und einer offizielleren Rolle, die eine direkte Konfrontation zwischen Rußland und den europäischen Staaten provozieren würde. Die letztgenannte „Kriegsbeteiligung“ sei ein ernst zu nehmender Auslöser für eine Eskalation.

Kujat betonte außerdem, der Vorstoß für die Lieferung von Langstreckenraketen an Kiew (sowohl für die deutschen Taurus-Marschflugkörper als auch – vermutlich – für die von Macron angekündigte Koalition) erfolge zwar unter dem Vorwand, „die russischen Kampftruppen von ihrer Versorgung aus dem Mutterland abzuschneiden“. Aber „darum geht es nicht, das können auch die französischen und britischen Marschflugkörper. Nein, es geht ausschließlich darum, strategische Ziele in Rußland anzugreifen.“

Als Beispiel nannte er den ukrainischen Drohnenangriff vom 26. Dezember 2022 auf einen russischen „interkontinental-strategischen Flugplatz, nämlich Engels in der Nähe von Saratow angegriffen, wo die nuklearstrategische Bomberflotte der Russen stationiert ist. Das ist so ein strategisches Ziel. Stellen Sie sich vor, man hätte mit diesen Drohnen das Nuklearwaffenlager getroffen. Dann würden wir beide heute nicht mehr miteinander telefonieren.“

Auch der Vatikan ist äußerst besorgt über die Diskussionen zum Einsatz westlicher Truppen in der Ukraine. Laut Vatican News vom 28. Februar sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zu Macrons Aussage, Europa könne Bodentruppen in die Ukraine entsenden: „Das ist ein Szenario, das Angst macht… Das würde diese Eskalation bedeuten, die wir von Anfang an immer zu verhindern versucht haben. Das wäre – ich sage nicht ‚apokalyptisch‘, weil das vielleicht übertrieben wäre, aber es wäre furchtbar. Furchtbar.“ Kardinal Parolin sprach am Rande einer Preisverleihung am 27. Februar in Rom, wo er betonte: „Dabei wäre das wirklich ideal: einen Weg finden, der dazu führt, daß beide Seiten miteinander reden und verhandeln. Ich glaube, wenn man erst einmal miteinander spricht, dann findet man auch eine Lösung… Das Wichtige ist, daß es auch den Willen dazu gibt.”

Die Bürger müssen protestieren

Helga Zepp-LaRouche forderte die Bürger am 28. Februar in ihrem wöchentlichen Internet-Dialog auf, ihre Stimme gegen die Eskalationspläne des Westens zu erheben: „Es sollte eine Gegenreaktion geben, denn wenn man sich anhört, was die führenden politischen Kreise in diesen Tagen sagen, gibt es größtenteils nur eine Schlußfolgerung: daß sie kollektiv völlig verrückt geworden sind und daß wir sie von diesem Kurs abbringen müssen. Denn wenn das so weitergeht, wird es in sehr naher Zukunft zu einer direkten Konfrontation zwischen der NATO und Rußland kommen.“

Sie stellte die Pariser Konferenz in einen Zusammenhang mit Forderungen der westlichen Kriegspartei, Deutschland solle der Ukraine Taurus-Marschflugkörper liefern, „die mehr als 500 km weit fliegen können und daher theoretisch Moskau und strategische Ziele wie den Kreml und andere Ministerien erreichen könnten“. Bundeskanzler Scholz habe dies glücklicherweise vorerst abgelehnt, „denn er sagte, er werde unter keinen Umständen zulassen, daß Deutschland als Kriegspartei in den Krieg hineingezogen wird. Und er war auch nicht damit einverstanden, deutsche Truppen in die Ukraine zu schicken, und so gab es einen offenen Bruch zwischen Macron und Scholz.“

Sie betonte: „Ich kann nur sagen, die Leute, die diese Eskalationen vorantreiben, sind verantwortungslos. Es ist, als ob ihr Verstand komplett ausgeschaltet wurde und ein böser Geist ihr Gehirn übernommen hat und ihnen Dinge diktiert, die die Welt, wenn sie dem folgen würden, direkt in das Armageddon und ein nukleares Ende der Zivilisation führen…

Es ist wirklich höchste Zeit, daß die Menschen in Europa und anderswo aufwachen und dem Einhalt gebieten und dagegen auf die Straße gehen.“