06131-237384info@bueso.de

Griechischer Ex-Ministerpräsident Karamanlis greift US/NATO-Politik der Regierung an

Der ehemalige griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis hat am 1.6.  in einer von politischen Beobachtern als "schockierend" bezeichneten Rede die Politik der griechischen Regierung gegenüber dem Ukraine-Krieg, der NATO und den USA kritisiert. Karamanlis gehört derselben Partei an wie der amtierende griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis, aber einer ganz anderen Fraktion. Unter seiner Amtszeit (2004-2009) unterzeichnete Griechenland den Vertrag mit China über den Hafen von Piräus und entwickelte gute Beziehungen zu Russland, wodurch die Partei der Neuen Demokratie zu einer Schwesterpartei der Partei "Einiges Russland" von Präsident Vladimir Putin wurde. Nach einem Attentat und seinem Ausscheiden aus dem Amt schwieg er, obwohl er weiterhin dem griechischen Parlament angehört. Dies ist die erste ausführliche Rede, die er seit mehr als einem Jahrzehnt gehalten hat, und angesichts der Tatsache, dass in Griechenland gerade Wahlen anstehen, ist sie von großer Bedeutung. Karamanlis sprach anlässlich der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestages der Panhellenischen Frauenorganisation Panathinaiki in Athen.

Obwohl es sich um eine "diplomatische" Rede handelt, die den Premierminister oder seine Politik nicht direkt angreift, haben politische Beobachter die Zielrichtung verstanden. Die Karamanlis nahestehende Website Pronews.gr, die (neben vielen anderen griechischen Webseiten)  das EIR-Interview von US-Oberst a.D. Richard Black veröffentlicht hat*, nannte die Rede  "schockierend". Er habe „Blitze geschleudert,  indem er sagte: 'Die USA haben kein Motiv für den Frieden in Europa. Die EU muss die Initiative ergreifen!' ... Das Ende des Krieges in der Ukraine ist dringend.... Mit anderen Worten, er hat die Politik der Regierung, die 'den USA alles gibt' und alles abnickt,  praktisch für ungültig erklärt.“

Ohne die Anglo-Amerikaner direkt zu erwähnen, verwies er auf deren Kriege der Vergangenheit. "Die nutzlosen und aussichtslosen Kriege in Afghanistan und im Irak, der sogenannte Arabische Frühling und etwas früher die Bürgerkriege im ehemaligen Jugoslawien beweisen das." Nun sei das "Undenkbare" geschehen, ein "groß angelegter Krieg auf europäischem Boden". Während er die "illegale, inakzeptable und verwerfliche" Aggression Russlands anprangerte, sagte er: "[W]ir müssen uns der Folgen und Gefahren eines Krieges und vor allem seiner Verlängerung bewusst sein." Dann zählte er auf: "[D]er Krieg wird sich wahrscheinlich über das ukrainische Territorium hinaus ausweiten. Entweder in der weiteren Nachbarschaft oder anderswo. Absichtlich oder versehentlich, durch Fehlkalkulation oder Provokation ... würde dies eine Verbreitung des Krieges mit unkontrollierbaren Ausmaßen bedeuten, sogar im globalen Maßstab. Von der Möglichkeit des Einsatzes von Atomwaffen brauchen wir gar nicht erst zu reden".

Karamanlis warnte vor einem neuen Kalten Krieg, der "keine Wiederbelebung des alten sein wird. Er wird viel schlimmer und viel unberechenbarer sein... Die Spannungen und Konflikte von heute werden sich in ein viel unsichereres und instabileres Umfeld verwandeln." Er warnte außerdem vor einer „Konfrontation zwischen dem Westen und einer breiten antiwestlichen Front.  Also von Ländern, die aus ihren eigenen Gründen der Ansicht sind, dass das internationale System nach dem Kalten Krieg - politisch, wirtschaftlich und währungspolitisch - von westlichen Prioritäten geprägt ist und weitgehend von diesen kontrolliert wird, zum Nachteil ihrer eigenen Interessen...".

Karamanlis wies dann auf die katastrophalen Auswirkungen des Krieges auf die Wirtschaft hin, einschließlich des Energieschocks, der Nahrungsmittelkrise usw., die sich nicht nur auf den "sozialen Frieden und die Qualität der Demokratie" auswirken werden, denn die Verteilung des Reichtums werde immer mehr auf „weniger Hände beschränkt, während immer mehr soziale Gruppen ...an den Rand gedrängt werden.... Die Aussicht auf Ruhe und Normalität, bei gleichzeitiger Ausgrenzung und Entzug der Hoffnung vieler auf ein besseres Morgen, ist ein Sommernachtstraum."

Deshalb müsse der Krieg beendet werden. Karamanlis warnte aber vor den Motiven der USA: "Es ist nicht klar, ob sie ebenso starke Motive für eine schnelle Beendigung des Krieges haben...". Deshalb forderte er Europa auf, "auf allen Ebenen Initiativen zu ergreifen, um eine diplomatische Lösung zu finden."

* Dieses Interview zirkuliert in vielen Sprachen international und hat mittlerweile fast eine Dreiviertelmillion Aufrufe.

Bestellen Sie unsere neue Broschüre:  https://www.bueso.de/neue-bueso-broschuere-stoppt-dritten-weltkrieg-fuer-neue-entwicklungs-sicherheitsarchitektur

Werden Sie aktiv!

Die Bürgerrechtsbewegung Solidarität erhält ihre Finanzmittel weder durch staatliche Parteienfinanzierung noch von großen kommerziellen Geldgebern. Wir finanzieren uns ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden,

deshalb brauchen wir Ihre Unterstützung!

JETZT UNTERSTÜTZEN