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Die Jugend braucht nicht Arbeitslager, sondern Perspektiven!

[i]Der Landesvorsitzende und Spitzenkandidat der BüSo Hessen bei der hessischen Landtagswahl am 27. Januar, Alexander Hartmann, gab am 4. Januar die folgende Erklärung zur jüngsten Debatte über die Jugendgewalt ab.[/i]

Nach mehreren schlagzeilenträchtigen Zwischenfällen mit gewalttätigen Jugendlichen brach am Jahresende eine Debatte los über eine Verschärfung des Jugendstrafrechts, wofür sich u.a. auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch ausgesprochen hat. Andere Vorschläge gingen sogar bis hin zur Einrichtung von „Erziehungslagern".

Abgesehen von der ironischen Tatsache, daß sich hier im konservativen Lager einige für Methoden einsetzen, wie sie in der Sowjetunion praktiziert wurden, während ihr Möchtegern-Koalitionspartner, die FDP, auf ihren Wahlplakaten mit dem Franz Josef Strauß'schen Motto „Freiheit oder Sozialismus" wirbt, gehen diese Vorschläge völlig am Problem vorbei.

Die wachsende Jugendgewalt hat meiner Meinung nach vor allem zwei Ursachen. Die eine liegt darin, daß ein immer größerer Teil der Jugendlichen ihre Freizeit mit gewalttätigen Videos, insbesondere Gewalt-Videospielen verbringt, und dabei zunehmend die Fähigkeit zu normalen sozialen Beziehungen verliert, in denen Konflikte gewaltfrei gelöst werden. Wenn der Gesetzgeber einschreiten soll, dann bitteschön zuerst in diesem Bereich, wo er schon längst hätte tätig werden können und müssen. Die Bundesvorsitzende der Bürgerrechtsbewegung, Helga Zepp-LaRouche, forderte bereits 2002 - nach dem Schulmassaker von Erfurt - ein Verbot von Gewaltvideos, bisher haben die Gesetzgeber in dieser Hinsicht aber sehr wenig getan.

Die zweite wichtige Ursache der Jugendgewalt liegt in der völligen Perspektivlosigkeit eines großen Teils der Jugend, die nicht von diesen Jugendlichen zu verantworten ist. Wie ich erst kürzlich in einem Interview[sup]1[/sup] sagte, „ist die Zukunftsperspektive fast aller Jugendlichen: entweder bekommt man überhaupt keine vernünftige Bildung und dann auch keinen vernünftigen Arbeitsplatz, oder man findet irgend etwas in irgendeinem Dienstleistungsbereich und hat dann eben irgendeinen Dienstleistungsjob."

Der Weg zu einer wirklich sinnvollen und interessanten Lebensaufgabe ist für einen viel zu großen Teil der Jugend von vornherein verschlossen. Und wenn diese Perspektive fehlt, „dann schlägt man im Grunde nur die Zeit tot, und sieht entweder fern oder geht ins Internet, und macht da irgendwelche verrückten Chats oder irgendwelche noch viel verrückteren Videospiele, wo man dann lernt, wie man seine Lehrer umbringt, oder ähnliche Dinge."

Aber damit die Jugend eine Perspektive bekommen kann, brauchen wir eine vollständige Wende des wirtschaftspolitischen Kurses, weg von Globalisierung, Dienstleistungsgesellschaft und zunehmendem sozialen Chaos, hin zu einem Wiederaufbau der produktiven Wirtschaft im Rahmen eines neugeordneten Weltfinanzsystems und großer Aufbauprojekte. „Ich glaube, was für diese Generation sehr wichtig wäre, ist das, was ich mal salopp als Kennedy-Effekt bezeichnen will. Denn in dem Moment, als Kennedy 1961 gesagt hat, wir bringen einen Mann auf den Mond, vor dem Ende des Jahrzehnts, da ging ein Ruck nicht nur durch die amerikanische Bevölkerung, es ging ein Ruck durch die ganze Welt. Die Welt wurde besser, weil die Menschen besser wurden, weil die Menschen optimistischer wurden."

Dazu müßten Koch & Co. mit ihrer neoliberalen Ideologie brechen, wozu sie aber offenbar nicht bereit sind. Statt dessen wollen sie die Gelegenheit nutzen, um die Rechte der Bürger weiter zu beschneiden, ohne daß dies an der Jugendgewalt viel ändern würde. Es liegt am Bürger, seine Rechte zu verteidigen; am 27. Januar haben Sie dazu Gelegenheit.

[i]            Alexander Hartmann[/i]

1 Das vollständige Interview mit Alexander Hartmann werden wir in der kommenden Ausgabe der [i]Neuen Solidarität[/i] abdrucken.