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Woher kommt die Hyperinflation bei Nahrungsmittelpreisen?

Die US-Einzelhandelspreise für eine Gallone (3,78 Liter) Milch haben sich allein in den letzten sechs Monaten mehr als 15 Prozent erhöht (von 3,29$ im Januar auf 3.80$ im Juli), und einige Preise für Milchprodukte stiegen gar um 50%. In Frankreich steigen die Milchpreise um 5-10%. Deutschland, größter Milchproduzent der Europäischen Union, mußte eine Preiserhöhung für 250 Gramm Butter innerhalb von zwei Wochen von 0,79 Euro auf 1,19 Euro hinnehmen, während im gleichen Zeitraum der Preis für frischen Weißkäse um 40% anstieg!

Die Preishyperinflation bei Milch ist ein Indikator für den Nahrungsmittel-Warenkorb insgesamt, angefangen von Getreideprodukten, über Fleischwaren, Süßigkeiten und alles andere. Die Inflationsrate bei Nahrungsmitteln in den USA für die erste Hälfte des Jahres 2007 übertrifft das gesamte Jahr 2006. Ein Anstieg von 8% bei den US-Nahrungsmittelkosten in diesem Jahr ist vom Statistischen Amt (Bureau of Labor Statistics), das für die Angabe zu geringer Zahlen berüchtigt ist, hochgerechnet worden. Welthilfsorganisationen kürzen ihre Nahrungsmittelhilfen, da sie nicht ausreichende Mengen der plötzlich teurer werdenden Versorgungsgüter einkaufen können. Auf einer Konferenz in Manila zum Thema weltweite Armut vergangene Woche wurde die Bedrohung durch Hungerkatastrophen diskutiert.

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Die kontrollierten globalen Medien posaunen einheitlich zwei Argumente heraus: 1) China verschlingt die ganze Nahrung - sowohl was die Gesamtmenge angeht, als auch durch das Konsumieren neuer Spezialitäten - z.B. Yoghurt und Milchprodukte; 2) der Äthanolboom braucht all das Getreide auf. Während das „Schuld ist China"-Argument Unsinn ist, sind die Biokraftstoffe als Übeltäter tatsächlich zur Verantwortung zu ziehen, aber das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Hier sind noch einige zusätzliche Aspekte:

* Die weltweiten Getreidevorräte nehmen bereits seit Jahren ab, schon vor dem Getreide-zu-Äthanol-Rausch. Die Reisvorräte sind auf dem niedrigsten Niveau seit den 1970er Jahren. Unter den GATT/WTO-Spielregeln wurden Nationen angewiesen, ihre Politik der Getreidevorräte aufzugeben und sich auf den "Weltmarkt" zu verlassen.

* Milchbauern sind in vielen Ländern scharenweise aus dem Geschäft gedrängt worden, und zwar durch hohe Anschaffungskosten und niedrige Erlöse für ihre Rohmilch. In Frankreich, das immer noch über 3,8 Million Milchkühe verfügt, die von 100000 Bauern bewirtschaftet werden, geben etwa 5000 Milchwirte pro Jahr den bäuerlichen Betrieb auf, um sich einen weniger harten und besser bezahlten Lebensunterhalt zu suchen. Stattdessen werden im Namen des „Global Sourcing" von Nahrungsmitteln nahezu durch Sklavenarbeit in Gang gehaltene Milchfarmen in ausgewählten Bereichen der Welt eingerichtet, z.B. in Haiti, dem US-Staat Idaho, und anderswo.

Am 12. März hielt der US-Senator Patrick Leahy, Demokrat aus Vermont, Anhörungen zu Gunsten von Absicherungsmaßnahmen für US-Milchbauern ab, bei denen er bemerkte, daß Milchhöfe nicht überleben können, wenn sie nicht faire Preise für die von ihnen produzierte Milch erhalten. Er führte die stetig steigenden Kraftstoffkosten, und die hohen Futtermittelkosten auf, die die Landwirte zur Aufgabe des Geschäfts zwingen.

* ADM, Cargill, Bunge, Kraft, und einige andere Mega-Nahrungskonzerne machen Rekordprofite, was durch Preisabsprachen geschieht. Der Bauer erhält vom Verkaufspreis so gut wie nichts. Ein Laib Brot, das für 2,00 $ verkauft wird, enthält Getreide im Wert von 6 Cent. Während US-Milchbauern einst 60-70 Prozent vom Verbraucherpreis erhielten, sind es heute weniger als 33 Prozent, mit fallender Tendenz.

* Neben der Verdrängung der Landwirtschaft bringt schlechtes Wetter geringe Erträge. Die Trockenheit in diesem Jahr in Australien verursachte einen Rückgang der Produktion um eine Milliarde Liter Milch. Von 620 Milliarden Liter Milch, die weltweit hergestellt wurden, wurden nur 7% exportiert, und die Preisanhebungen waren spektakulär: Im letzten Jahr nahm der Preis für Milchpulver um 80% zu, und der von industriell hergestellter Butter um 50%.

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