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Warum die Ökonomen versagt haben: Wirtschaft und Kreativität

[pretitle]Warum die Ökonomen versagt haben[/pretitle]

[title]Wirtschaft und Kreativität[/title]

[author]von Lyndon LaRouche[/author]

[date]10. Oktober 2008[/date]

[hr]

[i]Die beiden Anhänge dieses Berichts[sup]1[/sup] waren wichtiger Bestandteil von Diskussionen über die Bedeutung der Kreativität in den heutigen krisengeschüttelten Volkswirtschaften. Die Gespräche fanden in der Woche des 7.-10. Oktober in meinem Politischen Aktionskomitee LPAC und unserer philosophischen Vereinigung National Caucus of Labor Committees (NCLC) statt. Dieser Aufsatz und die beiden Anhänge zusammengenommen erläutern, welche Wirtschaftsprinzipien erforderlich sind, um sich der allgemeinen Zusammenbruchskrise der Weltwirtschaft, die seit meinem Internetforum vom 25. Juli 2007 in Gang ist, entgegenzustellen. Diese Krise ist jetzt in eine äußerst kritische Zusammenbruchsphase eingetreten: Sie strahlt auf die ganze Welt aus, und sie erinnert an den hyperinflationären Zusammenbruch in der Weimarer Republik vor genau 85 Jahren, im Oktober-November 1923.[/i]

[hr]

Im gegenwärtigen, kurzen Augenblick der Geschichte wird die Welt, in der wir leben, vom unheilvollen Termin des 10. Oktober beherrscht, an dem zahlreiche Finanzgeschäfte fällig sind. Das Finanzsystem dieser bereits sehr angeschlagenen Welt leidet unter der gefährlichen Todesagonie eines globalen Systems von Las-Vegas-artigem Glücksspiel, den sogenannten Finanzderivaten. Die Besitzer solcher Finanzderivate haben auf der virtuellen Pferderennbahn der Finanzspekulation gespielt und verloren, und sie sollten keine Abfindung erhalten. Streicht ihre wertlosen Spielgeldforderungen und geht daran, von dieser Last befreit die Realwirtschaft der Welt wiederaufzubauen! Die Menschen dieser Erde sollen leben - ob das Prinz Charles und seinem verqueren World Wildlife Fund paßt oder nicht.

An diesem unheilvollen 10. Oktober stellt sich also die Frage: „Wie geht es jetzt mit der Welt weiter?"

Wie ich in diesem Bericht zeigen werde, findet man die einzig richtige Antwort auf die jetzige Herausforderung für die Zivilisation unter der Überschrift „wissenschaftliche Kreativität" (Schöpferkraft) - Kreativität (im Unterschied zur bloßen Innovation) in dem Sinne, wie dies in der Praxis durch die Entdeckung des in unserem Sonnensystem wirksamen Gravitationsprinzips beispielhaft definiert wird. Diese Entdeckung stammt einzig und allein von Johannes Kepler, einem erklärten Anhänger des Nikolaus von Kues. Wie schon John Maynard Keynes warnte: Vergeßt die falschen Behauptungen des Spinners Isaac Newton - schließt Newtons Truhe voller bösem, wertlosem Zauberkram für immer! Diese Entdeckung Keplers war ein weiterer herausragender Triumph der Wissenschaftsmethode des Kardinals Nikolaus von Kues und der platonischen Methode, die der von ihr zutiefst eingenommene Cusanus in seiner [i]De Docta Ignorantia[/i] der europäischen Zivilisation zurückgab.

Wenn dieser Weg zur Überwindung des heutigen globalen Wirtschaftszusammenbruchs jetzt nicht beschritten wird, dann gibt es keine Hoffnung, daß unsere akut bedrohte Weltzivilisation einem plötzlichen, tiefen und lang anhaltenden Absturz in ein planetares neues dunkles Zeitalter entgehen könnte.

Beginnen wir also unseren Bericht, wie folgt.

Derzeit ist der gesamte Planet von einer sich beschleunigenden, erdrutschartigen, allgemeinen, physischen Zusammenbruchskrise erfaßt. Es ist nicht nur ein Zusammenbruch der Finanzmärkte, die sich nach den jetzigen Regeln bereits in einem hoffnungslosen Zustand befinden. Alle Teile der Welt leiden außerdem unter einem zunehmenden, zwar von den Finanzmärkten angestoßenen, aber im wesentlichen physischen Zusammenbruch der bereits schrumpfenden realen Überlebensmöglichkeiten der Menschen auf dem gesamten Planeten.

Kommt zurück in die Wirklichkeit! Das jetzige internationale Finanzsystem ist nicht zu retten! Es ist schon zu spät, die Märkte an sich retten zu wollen - die sind schon lange, lange tot und lassen sich in ihrer bisherigen Form nicht wiederbeleben. Die einzige vernünftige Alternative ist, durch eine Konkursreorganisation die Kontinuität des täglichen, realwirtschaftlichen Lebens auf der Erde sicherzustellen. Aus einer solchen Neugestaltung muß ein globales Kreditsystem mit festen Wechselkursen hervorgehen, befreit vom Kadaver eines ruinierten, verrückt gewordenen Währungssystems mit freien Wechselkursen.

Insbesondere muß der Realwirtschaft wieder auf die Beine geholfen werden, und das sehr dringend, solange es überhaupt noch eine nennenswerte Realwirtschaft auf der Welt gibt. Für eine solche dringliche Rettungsaktion muß ein an der amerikanischen Verfassung orientiertes „Hamiltonisches" Kreditsystem als Kern eines Weltsystems fester Wechselkurse eingeführt werden, mit Präsident Franklin Roosevelts Bretton-Woods-Plan von 1944 als Vorbild.[sup]2[/sup]

Die Krise, die heute die gesamte Welt erfaßt, ist weitaus schlimmer als die Krise, aus der Roosevelt die Welt vor 75 Jahren herausführte. Aber die von ihm angewandten Methoden bewahrten die Zivilisation vor einem Absturz in ein schreckliches „neues finsteres Zeitalter", welches die zeitweise nazifreundlichen britischen und anderen „Freihändler" jener Zeit (wie der Großvater des jetzigen US-Präsidenten) herbeigeführt hätten, wenn man sie gelassen hätte. Die heutige Zusammenbruchskrise ist weitaus schlimmer als die, mit der Franklin Roosevelt es tun hatte, doch von seiner Einstellung und Hingabe sollten wir uns auch heute leiten lassen.

Im Falle der Vereinigten Staaten läßt sich der Beginn der immer schneller rollenden realwirtschaftlichen Lawine auf das Haushaltsjahr 1967-68 datieren, als erstmals ein langfristiger realwirtschaftlicher Abwärtstrend pro Kopf und pro Quadratkilometer einsetzte, der bis heute anhält. Es war der Beginn einer anhaltenden Nettoschrumpfung des Realkapitals in der grundlegenden Infrastruktur der Wirtschaft, u.a. erhebliche Kürzungen von Investitionen in die Luft- und Raumfahrt, die damals der wichtigste Faktor steigender tatsächlicher und potentieller Arbeitsproduktivität waren. In den seither vergangenen 40 Jahren - seit den Ereignissen im Frühjahr 1968, seit Präsident Nixon 1971-73 das Brettons-Woods-System auflöste und seit die abstoßende Trilaterale Kommission Amerikas Binnenwirtschaft ruinierte - ging es mit jeder Legislaturperiode des US-Kongresses scheinbar unerbittlich weiter bergab, bis hin zu der schrecklichen, weltweiten wirtschaftlichen Katastrophe heute.

Dieser Rückgang über 40 Jahre hinweg, Jahr für Jahr, von einem Präsidenten zum nächsten, bedeutete nicht nur ein ständiges Versagen der Gestaltung der nationalen Politik, das Tempo dieses realwirtschaftlichen Abstiegs hat sich auch über den gesamten Bogen der letzten vier Jahrzehnte hinweg ohne Unterbrechung immer weiter beschleunigt.

Auch wenn heute die aufgeblasenen blinden Optimisten in der Regierung und den Spitzen der Parteien in Amerika noch so sehr daherblöken: Für uns alle hätte eigentlich offensichtlich sein sollen, was die Ursachen dieses vierzigjährigen Abstiegs waren. Das eigentliche Prinzip hinter diesen Ursachen des Niedergangs läßt sich ohne weiteres wie folgt festmachen.

[head]1. Unterschied zwischen Tier und Mensch[/head]

Auf den ersten Blick mag viele Bürger erstaunen, was man in all diesen 40 verrückten Jahren leicht und umfassend hätte erkönnen können: daß der Reichtum jeder einzelnen Volkswirtschaft und der Weltwirtschaft insgesamt darauf beruht, die Arbeitsproduktivkraft pro Kopf und pro Quadratkilometer zu steigern. Aber bisher haben nur sehr, sehr wenige der sogenannten „maßgeblichen" Ökonomen in Nord- und Südamerika und in West- und Mitteleuropa erkannt, daß die noch heute vorherrschenden albernen Theorien des Wirtschaftswachstums, welche die ruinöse Politik der großen Nationen in diesen 40 Jahren leiteten, keinerlei Aussicht auf wirklichen Erfolg hatten.

Die Voraussetzung für jeden Wirtschaftsaufschwung heute ist eine Rückkehr zu der früheren Politik einer allgemeinen Zunahme der Kreativität auf der Grundlage von Wissenschaft, ohne die es keine Steigerung des realen (nicht bloß Geld-) Wohlstands der Nationen pro Kopf und pro Quadratkilometer gibt. Das bedeutet insbesondere eine obligatorische Rückkehr zu Präsident Franklin Roosevelts Politik, die leider schon Präsident Harry Truman wieder umzustürzen begann, weil er Winstons Churchills Feindschaft gegen die Methoden von Roosevelts erfolgreichem Wirtschaftsaufbau in vieler Hinsicht teilte.

Ähnlich wird zwar von einem beträchtlichen Teil der wirtschaftswissenschaftlichen Profession mit wahren oder falschen Begründungen anerkannt, daß die Infrastruktur eine gewisse Bedeutung für den Erhalt der Arbeitsproduktivkraft hat, doch die meisten von ihnen übersehen die eigentlich entscheidende Rolle der Infrastruktur in einer lebensfähigen Form der Volkswirtschaft. Die Wahrheit ist aus wissenschaftlicher Sicht: [i]Der geforderte Nutzen stellt sich nur ein, wenn die Infrastruktur die Arbeitsproduktivkraft am Produktionsort realer Güter steigert, aber auch überall dort, wo notwendige Dienstleistungen die Arbeitsproduktivkraft in der wissenschaftsorientierten Produktion und ihrer Beschäftigten erhöhen.[/i]

In Zeiten wie der heutigen internationalen Zusammenbruchskrise müssen wir endlich von der falschen Lehre wegkommen, deren Grundzüge sogar Karl Marx, wie er selbst stolz verkündete, von niemand anderem als dem britischen Imperialisten Adam Smith übernommen hatte. Am besten wäre es, Adam Smiths vergiftenden Einfluß vollkommen auszumerzen und statt dessen den Leibnizschen Prinzipien des Amerikanischen Systems der physischen Ökonomie zu folgen, wie sie der erste Finanzminister der Vereinigten Staaten, Alexander Hamilton, in seinen berühmten drei Briefen an den Kongreß beschrieben hat. Dieses Amerikanische System der politischen Ökonomie hat noch heute politisch höchste Autorität, weil es sich in der Praxis aus den Vorgaben der Präambel der US-Verfassung ergibt.[sup]3[/sup]

Das Amerikanische System hat eine bestimmte Vorgeschichte. Es fußt auf dem Erbe Platons und hat seine späteren Ursprünge in dem großen ökumenischen Konzil von Florenz und dem daraus folgenden Aufstieg der ersten modernen Nationalstaaten und Volkswirtschaften unter König Ludwig XI. in Frankreich und dessen Bewunderer König Heinrich VII. in England.[sup]4[/sup]

Was die Geschichte der Vereinigten Staaten betrifft: Die USA sind noch immer der Hauptfeind des bösartigen global-imperialistischen Britischen Systems. Dies ist schon in der Gründung unserer Republik an sich als ein wesentlicher, stetiger kultureller Faktor der Weltgeschichte angelegt: Die USA sind ihrem Wesen nach der stärkste Widersacher des imperialen, anglo-holländischen liberalen finanzoligarchischen Systems, des derzeit weltbeherrschenden britischen Empires von 1763-2008. Insofern verkörpern wir Amerikaner kulturell etwas, wofür es bisher in der Geschichte keinen Ersatz gibt. Das notwendige internationale Abkommen, ohne das der nun akut drohende Absturz in ein „neues finsteres Zeitalter" unabwendbar würde, kann nur zustande kommen, wenn wir dieses Erbe unserer Vereinigten Staaten wiederbeleben.

[subhead]Europa seit Karl dem Großen[/subhead]

Eine der vordringlichsten politischen Aufgaben ist heute, besonders in den Nationen beiderseits des Atlantiks, ein genaues Studium der wichtigsten Methoden von Augustinus-Anhängern wie Isidor von Sevilla und anderen Vorgängern des Kardinals Nikolaus von Kues, die auf der Grundlage der Reformen Karls des Großen den Funken für den Aufbau einer modernen europäischen Zivilisation entfachten.

Obwohl viel vom Werk Karls des Großen (768-814) nach seinem Tod von seinen damaligen und späteren Gegnern ruiniert wurde, überdauerten seine wichtigsten Leistungen in Form von realen wirtschaftlichen Verbesserungen und auch von Änderungen im politischen Denken, die Nikolaus von Kues und andere bei der Gründung des modernen Europas in der Renaissance des 15. Jahrhunderts wiederbelebten. Ähnlich war die Verfassungsordnung der Vereinigten Staaten, die im Widerstand gegen die menschenfeindliche Kultur des anglo-holländischen finanzoligarchischen Imperialismus von 1763-2008 erkämpft wurde, eine einzigartige Errungenschaft in der Tradition des Erbes des Florentiner Konzils während der Renaissance Mitte des 15. Jahrhunderts.[sup]5[/sup]

Lenken wir einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit darauf, was uns an den Reformen Karls des Großen bei der Suche nach Lösungen für die heutige Krise helfen kann. Betrachten wir die grundlegende Funktion echter wirtschaftlicher Infrastruktur (nicht das letztlich ruinöse, betrügerische Mussolini-Modell öffentlich-privater Partnerschaft, für das widerliche Kerle wie Felix Rohatyn, George Soros und New Yorks Bürgermeister Bloomberg werben).

Karl dem Großen und seinem Umfeld gelang zum Beispiel eine große Steigerung der Arbeitsproduktivkraft pro Kopf und pro Quadratkilometer insbesondere durch den Aufbau eines Netzes von Flüssen und Kanälen, das zum Hauptträger der europäischen Binnenschiffahrt wurde. Die Aufgabe dieser Schiffahrtswege übernahmen später gegen Ende des 19. Jahrhunderts die transkontinentalen Eisenbahnen, wobei unter US-Präsident Abraham Lincoln der Anfang gemacht wurde. Ähnlich führte danach Edisons Entwicklung des Elektromotors - gegen den Widerstand der [i]New York Times [/i]- in der Zeit vor dem sog. „Ersten Weltkrieg" zu einer allgemeinen Produktivitätssteigerung in der Industriefertigung, auch wenn es zu der Zeit keine anderen, vergleichbar bedeutenden Verbesserungen der Produktionsmethoden gab.

In der Sprache des großen russischen Akademiemitglieds W.I. Wernadskij: Die Arbeitsproduktivkraft nimmt zu, indem man Herstellung, Transport und Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen in den fördernden Rahmen qualitativer Verbesserungen der Biosphäre durch den Menschen stellt, wie sie ihrerseits durch die qualitative Verbesserung der Noosphäre zustande kommen.

Die Keimzelle aller dieser Verbesserungen in den Lebensumständen und der Produktivität liegt in [i]grundlegenden Entdeckungen physikalischer Prinzipien - wofür Johannes Keplers ureigenste Entdeckung der universellen Gravitation beispielhaft steht. [/i]

Die Bedeutung dieses wichtigsten Elements jeder kompetenten Sicht der physikalischen Ökonomie läßt sich am besten verdeutlichen, indem man den typischen Zuwachs der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte erfolgreicher Gesellschaftssysteme und die relativ unveränderliche Bevölkerungsdichte irgendeiner Tierart oder einer auf gleichbleibenden Traditionen beruhenden Gesellschaft einander gegenüberstellt. Diese [i]Steigerung der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte von Gesellschaften[/i], die durch die schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Geistes erreicht wird, findet sich innerhalb der Grenzen niederer Lebensformen in vergleichbarer Weise nicht. Die Fähigkeit des Menschen, das „ökologische" Potential unserer Gattung willentlich zu steigern, läßt sich als „ökologischer" Effekt unter den niederen Lebensformen nur mit den antientropischen, biologischen Evolutionsprozessen vergleichen.

Das ist, in realwirtschaftlichen Begriffen ausgedrückt, die eigentliche Bedeutung von [i]Entdeckungen universeller physikalischer Prinzipien.[/i]

[subhead]Kreativität als solche[/subhead]

Somit kommt es seit dem Auftreten unserer menschlichen Gattung auf diesem Planeten zu einer fortschreitenden Evolution [i]menschlicher [/i]Ökologie ausschließlich durch Entwicklungsprozesse, die mit den schöpferischen Fähigkeiten des einzelnen verbunden sind. Die Entdeckung und Umsetzung universeller Naturprinzipien durch einzelne - und damit durch die Gesellschaft - ist die einzig kompetente, antientropische Form menschlicher „Ökologie" überhaupt. Eine wachstumsfeindliche menschliche „Ökologie" bedeutet immer ein tragisches Scheitern daran, sich in einer dem Menschen angemessenen Weise zu verhalten, was immer auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit Vorschub leistet; ein Beispiel dafür sind Prinz Philip und sein WWF.

Die Menschheit ist die einzige heute bekannte Gattung, die bewußt kreativ-schöpferisch ist - ausgenommen nur den Schöpfer aus der [i]Genesis 1[/i], der uns dort anweist, sein Schöpfungswerk fortzuführen. Das ist nicht nur etwas, wozu uns die [i]Genesis [/i]verpflichtet, darin kommt auch unser gesamtes Wissen über die Pflichten und Fähigkeiten unserer Gattung zum Ausdruck. Die Besonderheit des Menschen als höhere Art im normalen, vernünftigen Sinn liegt darin, daß wir uns als Gattung ohne irgendwelche biologischen Veränderungen selbst in eine höhere Art weiterentwickeln, indem wir uns durch unsere schöpferischen Fähigkeiten, die sich an der Entdeckung und revolutionären Anwendung universeller Naturprinzipien ablesen lassen, immer wieder selbst grundlegend verändern.

Diesen Unterschied zwischen Menschen und beispielsweise Affen oder Mäusen nennen wir richtig - [i]potentielle - menschliche individuelle Kreativität[/i]. Wer sich heute einen kompetenten Volkswirtschaftler nennen will, der sollte auch den erbitterten Konflikt um dieses Prinzip spezifisch menschlicher Kreativität in der Neuzeit ausmachen: auf der einen Seite die Anhänger von Paolo Sarpi und René Descartes, auf der anderen Seite Kardinal Nikolaus von Kues und seine Anhänger und Nachfolger wie Leonardo da Vinci, Johannes Kepler, Gottfried Wilhelm Leibniz und Bernhard Riemann.[sup]6[/sup]

Der Streitpunkt läßt sich kategorisch in der [i]ontologischen Äquivalenz[/i] von Leibniz' Konzept des [i]ontologisch Infinitesimalen[/i][sup]7[/sup] festmachen; dem gegenüber steht die Inkompetenz der Gegner von Leibniz' Konzept (des [i]universellen Prinzips der physikalischen geringsten Wirkung),[/i] wie etwa de Moivre, D'Alembert, Euler, Lagrange und der Schule von Cauchy und Clausius im 19. Jahrhundert und später der Positivist Ernst Mach sowie der noch radikalere, numerologische Positivismus von Betrügern wie Bertrand Russell und seinen sklavischen Verehrern Norbert Wiener und John von Neumann.

Typisch für dieselbe cartesische moralische Verdorbenheit des Geistes sind auch alle bekannten Veröffentlichungen des berüchtigten Adam Smith zum Thema der Methode - am deutlichsten in dessen [i]Theorie der moralischen Empfindungen[/i].[sup]8[/sup]

Wenn ich hier diese empiristischen Schurken erwähne, dann um zu verdeutlichen, daß die „Liberalen" wahre Kreativität in wissenschaftlichen Dingen systematisch unterdrücken. Dieses Sortiment von Anhängern der empiristischen Methode ist für diese Unterdrückung typisch. Wenn ich dieses gerade angesprochene Thema der wissenschaftlichen (und wissenschaftsfeindlichen) Methode im folgenden erörtere, wird das einige Leser wegen der unvermeidbaren wissenschaftlichen Natur der Ausführungen vor Schwierigkeiten stellen; wenn man die Hintergründe des derzeit international stattfindenden Zusammenbruchs angemessen verstehen will, lassen sich diese wissenschaftlichen Fragen aber nicht umgehen.

Doch bevor wir zu diesem nächsten Kapitel übergehen, wollen wir kurz den Problemfall Adam Smith behandeln.

[subhead]Der Fall Adam Smith[/subhead]

Wenn ganze menschliche Kulturen der neueren Zeit Tragödien erleben - wie die Zusammenbruchskrise des Weltfinanz- und -währungssystems heute -, lag und liegt das immer vor allem an den tragischen, kulturell ererbten Folgen eines Verbots schöpferischen Denkens für die vermeintlich „unteren" Gesellschaftsschichten. Ein solches Verbot findet sich in einer Vielzahl von Kulturen, und es gilt sogar bis hinauf in weite Bereiche höherer Bildung in Amerika und Europa heute. Ein solches Verbot ist beispielhaft dargestellt im [i]Gefesselten Prometheus [/i]des Dramatikers Aischylos, wo der böse Tyrann, der olympische Zeus, Prometheus zu ewiger Folter verdammt, weil der den gewöhnlichen Menschen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen wie der Beherrschung des „Feuers" verschafft hat - heute sollte man in dem Zusammenhang an Dinge wie Kernspaltung und Kernfusion denken. Genau das wirft Zeus Prometheus vor - er habe in den Augen der Tyrannei des Olymps das Verbrechen begangen, ihren sklavenähnlichen Untertanen, den gewöhnlichen Sterblichen, das Geheimnis der Nutzung des Feuers (etwa der Kernkraft) zu lüften.[sup]9[/sup]

In Adam Smiths Gesellschaftstheorie - seiner [i]Theorie der moralischen Empfindungen[/i], auf der seine gesamte Wirtschaftslehre beruht - spiegeln sich nicht nur diese Herrschaftsprinzipien des olympischen Zeus aus dem [i]Gefesselten Prometheus[/i] wider, sondern auch die Lehre des mittelalterlichen Irrationalisten Wilhelm von Ockham, auf dem der venezianische Reformer Paolo Sarpi aufbaute, als er das typisch liberale Dogma des anglo-holländischen liberalen Systems der Neuzeit begründete.[sup]10[/sup]

Die europäische Zivilisation hatte einen Vorgeschmack darauf, wie die Gewalt der Tragödie über Generationen hinweg wirkt, wenn man an den Bogen von Homers Argumenten in der [i]Ilias [/i]zu dem gemeinsamen Thema der Tragödien des antiken „klassischen" Griechenlands denkt.

Das Individuum in der Geschichte, so wie es in der [i]Ilias [/i]und in der späteren griechischen Tragödie dargestellt wird, ist kein kleines cartesisches Bausteinchen, sondern Ausdruck eines dynamischen Prozesses, in dem Sinne, wie die Pythagoräer und Platon Dynamik (griechisch [i]dynamis[/i]) als Grundlage ihrer wissenschaftliche Methode verwendeten und wie Leibniz diese Auffassung der Dynamik gegen den Betrug hinter der Methode von René Descartes bekräftigte. Das war derselbe Schwindel wie in der reduktionistischen Methode Paolo Sarpis und des Cartesianers Antonio Conti sowie dessen Anhängern wie der Neocartesianer Isaac Newton, Voltaire, de Moivre, D'Alembert, Euler, Lagrange, Laplace, Cauchy, Clausius u.a.

Nachdem das dazu gesagt ist, müssen wir, um die Hintergründe der entscheidenden Fragen der heutigen Weltwirtschaft zu verstehen, die beiden unterschiedlichen, aber verwandten Themen ansprechen, die sich aus diesem Konflikt der Wissenschaftsmethode ergeben; hier stehen in der Geschichte Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, Kepler, Fermat und Leibniz gegen die Methoden der mittelalterlichen Aristoteliker und der Anhänger des Denkmodells von Wilhelm von Ockham wie Paolo Sarpi, von dessen Philosophie der moderne Liberalismus des anglo-holländischen Imperialismus von 1763 bis heute abgeleitet ist.

Der erste dieser Streitpunkte ist die moderne Methode kompetenter Naturwissenschaft, eine Methode, die hauptsächlich durch das Eingreifen des Nikolaus von Kues mit seiner [i]De Docta Ignorantia[/i] entstand, aber auch die antike Wissenschaftsmethode der Pythagoräer und Platons widerspiegelt.

[head]2. Über menschliche Kreativität[/head]

Euklid hat als Jünger der aristotelischen Lehre daran mitgewirkt, die klassische Wissenschaft seiner Zeit zu zerstören, indem er die von kompetenteren und aufrichtigeren Entdeckern früher aufgestellten Theoreme in ein Schema preßte und so abänderte, daß dieses gesamte frühere Wissen an die von ihm als Definitionen, Axiome und Postulate verwendeten [i]Apriori-[/i]Annahmen angepaßt wurde. Claudius Ptolemäus, der Schwindler aus der römischen Epoche, benutzte den Betrug der Euklidschen Methode, um die klassische griechische Astronomie bewußt zu verzerren.

In die neuzeitliche europäische Kultur kam eine neue Variante ähnlicher Verdinglichung praktischen Wissens, ein noch irrationaleres System, das im Mittelalter mit Wilhelm von Ockham verbunden war. Dieses System wurde von der „neuen venezianischen Fraktion" Paolo Sarpis und seines Lakaien Galileo Galilei übernommen und verbreitet. Daraus wurde schließlich das, was wir heute als Empirismus und dessen Abkömmlinge wie den Positivismus kennen.

Sarpi verfolgte dabei eine doppelte Absicht: Erstens wollte er seiner venezianischen Fraktion eine Begründung dafür liefern, bestimmte technische Neuerungen zuzulassen, was die damalige aristotelische Lehre eigentlich untersagte; aber zum anderen sollte dabei nicht zugelassen werden, daß wirkliches schöpferisches Denken des menschlichen Geistes ins Spiel kam. Dieses sog. empiristische Dogma von Sarpi, Galileo, René Descartes, Antonio Conti u.a. legte die Grundlage für die absonderlichen Spinnereien des Anhängers der „schwarzen Magie" Isaac Newton, die John Maynard Keynes später aufdeckte.

Der Schlüssel zum Verständnis, wie sich Sarpis Dogma auf die Naturwissenschaften und die wirtschaftliche Praxis auswirkte, liegt in einer Gemeinsamkeit der Euklidischen Lehre der Antike und von Sarpis Empirismus der Neuzeit: [i]wirkliche universelle physikalische und vergleichbare Prinzipien werden grundsätzlich nicht berücksichtigt[/i], indem man ausschließlich von bestimmten Apriori-Annahmen wie denen von Euklid bzw. Descartes ausgeht. An die Stelle universeller Prinzipien, wie sie Johannes Kepler entdeckte, setzten die Empiristen eine bloße Beschreibung, eine mathematische Formel oder etwas Vergleichbares, manchmal sogar einen noch unverschämteren Schwindel wie den mechanistischen Positivismus Ernst Machs und seines Anhängers Ludwig Boltzmann oder die verrückte Zahlengläubigkeit in Bertrand Russells [i]Principia Mathematica[/i] und davon abgeleitete Betrügereien der Russell-Anhänger Norbert Wiener und John von Neumann.

Um den modernen Positivismus von Leuten wie Mach und Russell zu verstehen, ist es nützlich, diese mit den Mitteln und Wirkungen des früheren Euklidischen Schwindels zu vergleichen.

In beiden Fällen findet man dort, wo eigentlich experimentell bestätigte Entdeckungen universeller Prinzipien stehen sollten, willkürliche Anrufungen der gängigen Vorstellung von Sinneswahrnehmungen als Ersatz für die Wirklichkeit. Im alten Euklidischen System wird diese Funktion den Definitionen, Axiomen und Postulaten übertragen. Im Fall von Sarpis Empirismus war es schwieriger, ein überzeugendes Gebäude willkürlicher Annahmen zu schaffen. Die Antwort auf dieses Problem war die mystische Lehre von den Apriori-Formen, auf die Descartes' falsche Mathematik sich gründet. Der gesamte gängige moderne Empirismus und seine Ableger beruhen auf dieser cartesischen Grundidee eines apriorischen Formenrasters.

Descartes und seine Anhänger, wie Conti, Voltaire, de Moivre, D'Alembert, Leonard Euler und Eulers Schützling Joseph Louis Lagrange, traten dann als die wichtigsten Anhänger eines Sarpischen, gegen Leibniz gerichteten Empirismus-Kults in Erscheinung, wovon die neo-cartesische, angeblich „Newtonsche" britische Empirismusschule bloß das abgeleitete Warenzeichen ist. Die „Abkömmlinge" dieser Zucht sind so amüsant zu lesen wie Comicseiten irgendwelcher Zeitungen, doch nur wenige haben tatsächlich eine Ahnung von dem, was sie in einer solchen Parodie eines gelehrten Gespräches von sich geben.

Die wesentliche an Sarpis Empirismus zeigt sich - nach seinem Lakai Galileo - bei Descartes, dessen mathematische Lehren lediglich eine Projektion eines Systems mathematischer Apriori-Formen sind, eine Reduzierung im Sinne des modernes Empirismus.

Bei Euklid wie Descartes geht es um eine Reihe mathematischer Apriori-Formen, die Sinneswahrnehmungen, aber nicht physikalischen Prinzipien zugeschrieben werden. So erklärt Descartes ausdrücklich - insoweit den Anhängern Euklids folgend -, daß das menschliche Wissen über das Universum sich auf eine solche Reihe apriorischer Formen beschränke. Damit wiederholt Descartes den Schwindel Euklids und seiner Anhänger. Beide Schulen gehen von der Annahme aus, es gebe eine unüberwindliche Barriere, wo der menschliche Geist Formen auf dieser Seite angeblich korrekt wahrnehme, ihm aber der Zugang zur eigentlichen Wirklichkeit, jenseits der Sinneswahrnehmung, verwehrt sei. Diese andere Seite sei der menschlichen Geisteserfahrung unzugänglich.

Auf der anderen Seite steht die Wissenschaft der Pythagoräer, Platons u.a., die Sinneswahrnehmungen lediglich als Schatten auffaßt, welche unsere Sinnesorgane werfen, während die experimentell nachweisbaren universellen Prinzipien, die diese für die Sinne wahrnehmbaren „Schatten" werfen, etwas anderes sind. Die Kreativität, welche die Fähigkeiten des Menschen grundsätzlich von denen der Tiere unterscheidet, ist die Grundlage der systematischen Erkenntnisse dieser Naturwissenschaft, wie sie uns von den alten Pythagoräer und Platon überliefert wurde, ebenso wie der neuzeitlichen europäischen Naturwissenschaft seit den grundlegenden Entdeckungen von Nikolaus von Kues und seinen Anhängern und Nachfolgern wie Luca Pacioli, Leonardo da Vinci, über Johannes Kepler, Fermat, Leibniz und Bernhard Riemann bis hin zu Max Planck und Albert Einstein im 20. Jahrhundert.

Die universellen physikalischen oder vergleichbaren Prinzipien als solche, als tatsächlich wirkende Substanz, existieren ontologisch nur auf der „anderen Seite", jenseits der Sinneswahrnehmung. Folglich existieren diese eigentlichen Naturprinzipien ontologisch nicht im Bereich der Sinneswahrnehmung als solcher, sondern nur als experimentell definierbare, wirksame Universalien. Die beste Veranschaulichung dieser Definition für ein heutiges Klassenzimmer ist, wie Kepler die Entdeckung der universellen Gravitation in seiner [i]Weltharmonik [/i]dargestellt hat: Sie läßt sich weder durch Sehen noch durch Hören (Harmonien) wahrnehmen, sondern wird erst durch den ontologischen Widerspruch deutlich, wenn man beide experimentell übereinander projiziert.

In solchen Entdeckungen zeigt sich die Fähigkeit, wirklich universelle Prinzipien zu entdecken und zu nutzen, die unter allen bekannten lebenden Arten nur dem menschlichen Individuum eigen ist.

[subhead]Das Thema Unsterblichkeit[/subhead]

Keplers Darstellung des Weges hin zur Definition eines universelles Gravitationsprinzips, welches das gesamte Sonnensystem regiert, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf eine verwandte Frage, die Albert Einstein aufgeworfen hat, und damit auf die wahre Definition des [i]Infinitesimals[/i], wie Gottfried Leibniz es definierte und benutzte. Die Klärung dieser Verbindung zwischen dem Werk des Kepler-Anhängers Leibniz und Einsteins Zustimmung und Würdigung Keplers definiert die richtige Anwendung des Begriffs „Infinitesimal" in der naturwissenschaftlichen Praxis.

Der Begriff „Infinitesimal" ist in diesem Sinne nicht das, was der Schwindler Leonhard Euler fälschlich als „Kleinheit in der Raumzeit" bezeichnet. Die relative Kleinheit eines Wirkintervalls in einem Gravitationsfeld ist in Wirklichkeit das Verhältnis zwischen der Größe des Universums, wie es das universelle Gravitationsprinzip definiert, und jedem beliebigen Kleinheits- oder Kürzegrad des beobachteten Teilstücks, das man messen will. In diesem Sinn, und nur in diesem Sinn, ist das kleinste gewählte Wirkintervall Ausdruck der Tatsache, daß das Universum von dem Prinzip umschlossen wird, so wie Einstein das Universum dargestellt hat: als endlich, aber nicht begrenzt durch irgend etwas davon außerhalb liegendes.

Alle kompetenten Vorstellungen über universelle Naturprinzipien stellen uns vor diese gleiche Ironie, die Einstein in Keplers einzig sinnvoller Herangehensweise an die Gründung einer universellen experimentellen Naturwissenschaft erkannte.

Wenn Leibniz (und auch Einstein) eine cartesischen Mannigfaltigkeit ablehnen, heißt das also nicht, daß das Universum durch unerklärliche Formen definiert wäre, die den Geist von allem abschotten, was nicht bloße Sinneswahrnehmung ist. Es definiert sich durch die universellen physikalischen Prinzipien, die es begrenzen, in dem Sinne, wie Einstein nach Darstellung der physikalischen Prozesse, die sich aus Keplers Entdeckung der Gravitation ergeben, für das Universum als System argumentiert.

Mit Hilfe der Entdeckungsmethode, die sich von den alten Pythagoräern und Platon bis zu den fundamentalen Entdeckungen des Nikolaus von Kues and seinen Nachfolgern unter den Großen der neuzeitlichen europäischen Wissenschaft zurückverfolgen läßt, hat der Mensch, mit Wernadskij gesprochen, die Noosphäre sozusagen von oben nach unten transformiert und auf diese Weise die allgemeine Umgebung geschaffen, in der der einzelne Mensch Veränderungen bewirken kann.

Nur mit einem Denken, das die Wirtschaft naturwissenschaftlich und nicht buchhalterisch auffaßt, lassen sich die durch den Wirtschaftsprozeß erzeugten relativen Werte verstehen und erklären.

Die Aufrechnung des gesamten bisherigen Fortschritts der Menschheit ist mit dem Werk von Bernhard Riemann verbunden - Riemann so verstanden, wie Einstein es in seinem Fachgebiet tat und ich es in meinem tue. Beide Herangehensweisen führen in gewisser Weise zum gleichen Ergebnis: Die Revolutionierung der gesellschaftlichen Praxis durch die Förderung schöpferischer Erkenntniskräfte, die einzig dem menschlichen Geist eigen sind. Fortschritt kommt nicht aus Gewohnheiten, sondern aus Revolutionen im Verhalten der Gesellschaft als Ganzer (näheres dazu in den beiden Anhängen).

[hr]

[h3]Anmerkungen[/h3]

1. „Change the Subject", 8. Oktober 2008, und „How the Human Mind Works ([url:"artikel/wie-menschliche-geist-arbeitet-sehen-und-horen-wissenschaft"]Wie der menschliche Geist arbeitet: Sehen und Hören in der Wissenschaft[/url])", 9. Oktober 2008.

2. Nicht das imperialistische Währungssystem, das damals als Ersatz für das von Roosevelt angestrebte anti-imperialistische Kreditsystem eingeführt wurde, also nicht das Währungssystem von John Maynard Keynes, das dann unter dem Churchill-Bewunderer Präsident Harry Truman zustande kam.

3. Was die Probleme der US-Wirtschaft seit 1968 angeht, könnte es nur einem Dummkopf einfallen, ein Vergewaltigungsopfer für eine anschließende Schwangerschaft verantwortlich zu machen.

4. Generationen, die seit 1945 in den USA oder im Ausland geboren wurden, haben das nur schlecht oder gar nicht verstanden. So gibt es in Amerika z.B. praktisch keinen einzigen kompetenten Geschichtsprofessor mehr, der an einer Hochschule lehrt. Statt dessen haben wir mehr oder weniger ehrliche Chronisten, die Fakten als isolierte Daten interpretieren und solche Übungen mit der weitaus gründlicheren und ernsthafteren Tätigkeit des qualifizierten Historikers verwechseln, der Geschichtsprozesse vom Standpunkt des klassischen Tragödienbegriffs untersucht, wo der Verlauf sich entfaltender Prozesse über mehrere aufeinanderfolgende Generationen geprägt wird. Der Umstand, daß sich die US-Wirtschaft in jedem einzelnen der letzten 40 Jahre ununterbrochen real rückentwickelte, verdeutlicht dies.

5. Das Geschichtsprinzip, das darin zum Ausdruck kommt, ist unter Theologen als „die Gleichzeitigkeit der Ewigkeit" bekannt. Wir verweisen hier auf das große ökumenische Konzil von Florenz, auf dem Filippo Brunelleschis Geniestreich bei der Anwendung des Kettenlinienprinzips beim Bau der Kuppel von Santa Maria del Fiore gefeiert wurde.

6. Ich lasse die „Scholastiker" aus meiner Überlegung heraus, um hier das Schwergewicht ganz auf die cartesische Weiterführung der Ockhamschen Methode der empiristischen und anderen Anhänger Paolo Sarpis zu legen.

7. Genau dieses, und nicht das rein mathematische Infinitesimal der Empiriker nach de Moivre, D'Alembert, Euler, Lagrange u.a.

8. Smiths antiamerikanisches Traktat [i]Der Reichtum der Nationen[/i] von 1776 ist über weite Strecken ein Plagiat aus dem Werk des Franzosen A.R.J. Turgot, das später in Turguts [i]Réflexions[/i] [i]sur la formation et la distribution des richesses [/i]erschien. Der Verweis gilt hier mehr der [i]Theorie der moralischen Empfindungen [/i]als diesem antiamerikanischem Traktat, welches der Plagiator Smith freizügig aus dem ursprünglichen dilettantischen Werk eines zu vertrauensseligen Turgot abgeschrieben hat.

9. Somit wäre es nicht falsch, sich die „umweltbewegten" Kernkraftgegner von heute als „kleine Gehilfen des Teufels" vorzustellen.

10. Aus pädagogischen Gründen habe ich die Behandlung dieser äußerst wichtigen Verbindung einer Stelle weiter unten vorbehalten.